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Eine Tote und andere kaputte Sachen

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Seit einigen Jahren schon lebte ich in einer Wohngemeinschaft mit meinem Herrchen Kai Brodersen. Der hatte einen wirklich aufregenden Job bei der Polizei. Manchmal musste er sogar nachts raus. Das war gar nicht schön, weil ich dann immer mit musste.

Wir wohnten ganz nett in einer kleinen Straße, gleich gegenüber vom Kommissariat, mitten in Itzehoe.

Unsere Behausung mit einigen Bäumen in der Nähe und einem Supermarkt um die Ecke war nett. Ich brauchte gar nicht weit laufen, wenn ich mal pieseln musste. Für den ›kleinen Druck‹ zwischendurch gab es eine kleine Terrasse mit einer Buchsbaumhecke als Begrenzung zur Straße. Im Sommer war es in der Wohnung schön kühl – im Winter auch.

Manchmal musste ich mir über dem Toaster meine Pfoten wärmen.

Neben Herrchens Sofa schlief ich in einem süßen Weidekorb, der mit einer kuscheligen Decke ausgestattet war. Hier hatte sich Kai viel Mühe gegeben, um es mir so angenehm wie möglich zu machen. Wir hatten ja nur noch uns beide. Heike hatte, bis vor einigen Jahren, auch bei uns gewohnt. Sie und Kai waren verheiratet. Doch immer häufiger stritten die beiden. Und immer häufiger ging es um Kleinigkeiten. Er hätte zu wenig Zeit für sie, er ließ den Klodeckel oben, Zahnpasta-Flecken rund um das Becken, Buntwäsche in der Weißwäsche … also immer das gleiche.

Irgendwann war sie dann plötzlich weg … wegen unüberbrückbarer Differenzen … und mit einem anderen Rüden (Kerl). Bevor sie verschwand, regelten sie noch meine Erziehungsberechtigung. Mich fragte natürlich keiner.

Wir sind immer noch nicht über die Trennung weg. Herrchen hatte danach eine schwierige Zeit. Er musste nicht nur sein Frauchen gehen lassen, sondern ließ sich auch körperlich gehen. Er duschte nicht mehr und müffelte manchmal wie ich, wenn mein Fell nass wurde. So manches Mal musste ich sogar schon das Zimmer verlassen, weil ich es nicht mehr ausgehalten hatte. Konnte mir ja schlecht mit der Pfote die Nase zuhalten.

Ich dachte immer, Menschen wären reinlich.

Kurze Zeit später verließ ihn dann auch noch sein letztes Fell auf dem Kopf.

Mein schönes, hellbraunes Fell ist Gott sei Dank pflegeleicht. Das macht mich unabhängig von den Menschen und deswegen auch ein wenig stolz. Wäre ich auf´ s tägliche Bürsten meines Herrchens angewiesen, sähe ich inzwischen aus wie ein Chow-Chow unter Strom.

Sorry, wollte niemanden meiner Artgenossen beleidigen.

Auch ich selbst litt unter der Trennung von Heike und tue es eigentlich immer noch.

Schließlich hatte Heike damals auch mich verlassen. Moment bitte … ich muss mal kurz … schnief, schnief.

Manchmal zuckten meine Pfoten im Schlaf, wenn ich träumte. Das hatte ich selbst nie bemerkt, aber Kai erzählte es einem Mann auf der Straße, der mit einem weißen Königspudel unterwegs war. Beide Männer (also Kai und der andere Mann) lächelten mich an. Der Pudel hingegen zeigte mir die kalte Schulter. Dieser Köter war total arrogant, würdigte mich keines Blickes. Er schnupperte noch nicht einmal an meinem Hinterteil. Das nahm ich als persönliche Beleidigung auf. Was glaubte er eigentlich, wer er war.

Dieser Dummbratze hätte ich gerne ein Graffiti in Pink verpasst.

Ein Schriftzug auf den Flanken wäre toll gewesen. Zum Beispiel: ›Werbeflächen zu vermieten‹ oder ›keine heiße Asche einwerfen‹ oder ›Hohlraumversiegelung‹.

Ich schnupperte ganz unverbindlich an einem Fahrrad und stieß dabei mit dem Kopf gegen die Pedale. Fahrräder sind tückisch. Wir Hunde geraten da schnell mal in die Speichen.

Kai plauderte weiter mit dem Herrchen von … jetzt kommt´ s … halten sie sich fest … Attila. Ich musste mich so zusammenreißen, dass ich nicht vor Lachen über meine Beine stolperte.

Kai petzte, ich würde im Traum vor etwas weglaufen. Da musste ich ihn leider korrigieren, ich lief nicht weg, sondern hinter jemandem her … und zwar hinter Heike.

Ich träumte viel von ihr – auch heute noch.

Der Pudel grinste nur doof über diese höchst private Insider-Information.

Irgendwann, mein Lieber, irgendwann … knirschte ich.

Die angeblich schlauen Menschen sagten, dass man sich am nächsten Morgen an die meisten Träume nicht erinnern kann. Was wussten die schon.

Ach, war das schön. Wir machten immer tolle Ausflüge. Sind stundenlang im Auto irgendwo hingefahren. Die A7 und die A23 waren ein Garant für Staus aus dem Nichts heraus. Ständig wurde dort irgendetwas gebaut oder repariert. Dann schoben sich lange Autoschlangen hintereinander her. Der Vorteil, nun hatte auch der Fahrer, meistens Kai, genügend Zeit an der Natur teilzuhaben. Ich stellte mich dann immer auf die Hinterpfoten und stützte mich am Seitenfenster ab. So konnte auch ich hinaussehen. Rechts und links Wiesen, Felder und diese riesigen Windkrafträder, die den Menschen für den elektrischen Strom dienlich waren. Diese Windkrafträder vermehrten sich in der letzten Zeit so unkontrolliert wie Kaninchen. Fast jeden Morgen waren scheinbar neue dazugekommen (Windräder).

Schäfchenwolken tanzten am blauen Himmel. Alles sah so friedlich aus.

Menschen glaubten es zwar nicht, aber Schafe sind gut organisiert.

Kühe übrigens auch. Die lungern nicht nur so rum und fressen den ganzen Tag die Wiese leer, nein, die sind sehr konzentriert und nehmen mental viel mehr auf als man denkt – bevor sie auch viel mehr Methan abgeben, als gedacht.

Manchmal fuhren wir auch an die Nordsee. Im Gegensatz zu mir war mein Kai eine Wasserratte. Allerdings erinnerte mich sein Geplantsche manchmal eher an einen gestrandeten Wal.

Das Klima an der Nordsee soll gesund sein, sagten die Menschen. In der Luft soll Jod vorkommen. Hier am Meer wurde das wohl in die Luft gesprüht und vom Wind automatisch verteilt.

Die Luft war so sauber, wegen Jod wahrscheinlich, dass ich zuerst gar nichts gerochen hatte, null, nada, niente.

Ich vermutete schon, ich wäre geruchsblind. Für einen Hund das Schlimmste, was man sich vorstellen konnte. Doch als eine West-Highland-Terrier-Dame an mir vorbeiging, roch es verführerisch. Da war ich so froh. Ich dachte sogar kurz mal an Sex. Dieses kleine Luder war aber auch schnuckelig.

Herrchen verhielt sich nach der Trennung sehr auffällig.

Er fraß mir manchmal mein Dosenfutter unter der Schnauze weg. Ich vermutete allerdings, dass es weniger mit Heike zu tun hatte, als viel mehr mit dem Besuch bei seinem Arzt vor einigen Tagen. Seitdem kauften wir weniger Fleisch und mehr Gemüse. Holla, das wär ja nichts für mich. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste nur noch vegetarisch fressen, könnte ich gleich ganz das Fressen einstellen.

Kai erzählte den Menschen auf der Straße, ich wäre auffällig geworden. Na, das sagte der Richtige, dachte ich. Nur weil ich manchmal zu Hause großes Interesse an Sofakissen und Schuhen hatte? Dogshit! Alles was geschah, war aus Langeweile geschehen. Ich hasste es, den ganzen Tag alleine zu sein. Das machte mich traurig. Ich bin eben ein Rudeltier.

Doch ich hatte Glück, bevor ich unsere Wohnung komplett zerlegen konnte, nahm mich Kai irgendwann mit in sein Büro. Dort durfte ich unter seinem Schreibtisch vor mich hinkauern und manchmal streichelte er mir den Kopf. Er hätte mich ja auch in eine Hundepension abschieben können. Dorthin, wo man als Hund bis zum Tod dahinvegetierte oder irgendwann eingeschläfert wurde, wenn man nicht mehr vermittelbar war. Für Menschen gab es das auch. Da hieß es Pflegeheim.

Dort blieben die Menschen, bis man sie zu Tode gepflegt hatte.

Aber ich will nicht klagen, ich hatte es gut bei meinem Herrchen.

Juhu, Kai und sein Kollege Gunnar nahmen mich mit zu einem Ausflug. Auf dem Weg zum Auto tänzelte ich vor den beiden her. Wie sich herausstellte, fuhren wir auf´ s Land. Leider konnte ich vom Auto aus nicht so viel erkennen, ich war zu klein, um aus den Fenstern schauen zu können, aber den langsam aufgehenden Sternenhimmel konnte ich durch das Glasdach erkennen. In nahezu Lichtgeschwindigkeit raste Kai mit uns über die Landstraße durch die Dunkelheit. Die Baumkronen rechts und links der Straße fegten nur so an uns vorbei. Fast hätten wir die Sternschnuppe eingeholt, die sich aus dem Dunkel der Nacht der Erde näherte.

Wildwechsel war schon eine ganze Weile angezeigt. Selbst ich hatte das Schild gesehen.

Sein Kollege Gunnar warnte ihn mehrfach, aber Kai wollte einfach nicht hören. Immer hatte er seinen eigenen Kopf. Pfeilschnell schossen wir durch die Nacht. Sein Fuß klebte auf dem Gaspedal. Ganz plötzlich und wie aus heiterem Himmel knallte es heftig. Ein ohrenbetäubender Lärm verstopfte meine Gehörgänge. Nach Vollbremsung, mehrfachem hin und her schlingern und mit quietschenden Reifen stoppten wir abrupt. Meine Schnauze bremste meinen Salto unsanft an Gunnars Rückenlehne ab. Ich sah schon mein kurzes Hundeleben vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen: Susi, der Labrador aus der Nachbarschaft, ein Schäferhund und eine Katze winkten mir in meinen scheinbar letzten Gedanken zu – dann wurde es kurz dunkel um mich herum.

Ein dumpfes Krachen holte mich in die Gegenwart zurück.

Etwas Großes, Dunkles rutschte von vorne, mit den Beinen zuerst über die Kühlerhaube, weiter auf´ s Dach und blieb darauf liegen. Während Kai und Gunnar in ihre großen Kissen schrien, die sie scheinbar vorsorglich mitgenommen hatten, bellte ich … und bellte … und bellte. Meine kurzen Nackenhaare stellten sich auf. Meine Krallen schossen blitzschnell aus den Ballen und tackerten sich im Sitz fest.

Dann wurde es still um mich herum. Ich hatte Angst, ich winselte, schaute die beiden panisch an und verkroch mich, leicht taumelnd, bei Gunnar im Fußraum. Kai, dieser Idiot, hatte uns mit seiner riskanten Fahrweise in Gefahr gebracht. Unverantwortlich! Ich glaube, er sagte noch so etwas wie: Heidewitzka, gut dass wir nicht offen gefahren sind. Meiner Meinung nach war das Humor an der ganz falschen Stelle.

Auf dem Panoramadach des Wagens lag ein Hirsch. Und das war keinesfalls zu unterschätzen. Die weit aufgerissenen Augen des toten Tieres schauten mich durch das Dach direkt an. Mich schauderte. Ich versuchte seinem starren Blick auszuweichen. Von der Kühlerhaube bis über das Dach konnte ich seine Blutspur erkennen. Sein großes Geweih hinterließ auf dem Weg dorthin dementsprechend große Krater.


Warum wir nach diesem Schock tatenlos herumsaßen, war mir schleierhaft.

Hatten die beiden denn nicht bemerkt, dass ein riesiger Hirsch auf dem Dach lag? Gerade, als ich die Initiative ergreifen wollte, erschien ein Mann mit einem Geländewagen und in Tarnkleidung. Sein Beruf: Förster. Er managte den laufenden Betrieb im Wald. Nun reduzierte sich leider die Betriebsamkeit um einen seiner Waldbewohner. Der Förster trug ein Gewehr über der Schulter. Ich begriff schnell, dass das Gewehr für das Tier bestimmt war, nicht für uns. Denn wenn noch irgendwo lebendige Synapsen gezuckt hätten, wäre das Tier mit einem Schuss von seinem Leiden erlöst worden. Allerdings vermutete ich, dass der Hirsch bei der großen, klaffenden Wunde, die einen flüchtigen Blick in sein Inneres zuließ, sofort tot gewesen sein musste. Gemeinsam zogen die Männer das arme Tier vom Dach. Ich hätte auch helfen können. Wahrscheinlich traute man mir das nur nicht zu. Aber ich konnte das. Ich zog mal ganz alleine ein totes Kaninchen von der Straße.

Doch während dieser Bergungsaktion blieb ich dann doch lieber im Wagen. Nie im Leben wäre ich ausgestiegen. Puh, hatte ich einen Schiss. Hatte das auch gleich mitgeteilt, indem ich einen Pups machte, genau in dem Moment, als Kai und Gunnar wieder einstiegen. Für mich nicht weiter schlimm, aber ich glaube, Gunnar und Kai fanden das nicht so prickelnd. Die schimpften mit mir, obwohl ich nichts dafür konnte. Menschen stellten sich aber auch immer an.

Der Gunnar war eigentlich ein ganz netter. Er war größer als Kai und hatte auch viel mehr Fell – krauses Fell wie ein Terrier. Er hatte nur nicht so viel zu sagen wie mein Herrchen. Ich glaube, Kai war der Chef vom Ganzen. Ich war stolz auf ihn.

Überraschenderweise blieben die Windschutzscheibe und das Glasdach unversehrt und zum Glück war das Auto noch fahrbereit. Langsam, aber mit schleifenden und quietschenden Geräuschen setzten wir die Fahrt fort. Ich versuchte zu entspannen. Auch mein Schließmuskel entspannte sich. Meine Güte, da gab es wieder ein Theater. Kai schrie irgendetwas von Erstickungstod. Der Fahrtwind danach war für mich gar nicht gesund. Auf der Rückbank zog es heftig. Ich musste mehrfach hintereinander niesen. Wenn ich jetzt krank werden würde und nicht zur Arbeit könnte – na, dann Prost Mahlzeit!

Endlich blieben wir vor einem großen Haus stehen. Es sah aus wie ein Bauernhof – und genauso roch es hier auch. Beißender Gestank stieg in meine empfindliche Nase und zog meine Gesichtszüge zusammen. Ich wusste nicht, wo genau wir waren, was auch nicht weiter schlimm war, Hauptsache die beiden wussten es. Dort war alles mit Scheinwerfern hell erleuchtet und ich war so aufgeregt, dass mein Schwanz wie eine Wünschelrute heftig ausschlug. Trotz des Gestankes konnte ich es kaum erwarten, bis sich die Tür öffnete und Kai mich befreite. Hier standen wir auch sogleich im Modder und Kai fluchte: »Was für ne Scheiß Gegend.«

Gummistiefel wären jetzt natürlich praktisch gewesen. Während er weiterhin meckerte, begann ich sofort mit dem Schnuppern. Von weitem sah ich einige Menschen, die sich wie ein Rudel Hyänen um einen Trecker drängten. Zwei von ihnen machten Fotos mit dem Handy und wurden von dem Dorfpolizisten zusammen geschissen. (Bevor Sie sich Ihre Gedanken machen: der Begriff Handy und die Dinge, die Menschen damit machen konnten, wurden mir von meiner Ghostwriterin vorab erklärt.)

Als ich näher kam, konnte ich die Füße einer Frau erkennen, die unter riesigen Traktor-Reifen im Matsch lagen. Der Rest von ihr war auch Matsch. Grässlich. Neben ihr lag ein Fahrrad – auch Matsch. Ich wusste nicht, dass Fahrradfahren auch für Menschen so gefährlich sein konnte.

Kuhfladen lagen wie Tretminen herum. Bunt-schillernde Fliegen tummelten sich darauf, um die letzten verwertbaren Spurenelemente aufzusaugen. Ein einziger Kuhfladen ist für Fliegen … wie soll ich sagen … wie ein ›Tischlein deck dich‹ … die haben ja tagelang was davon.

Ich schnupperte weiter und beobachtete, wie der Verursacher dieser abscheulichen Tat verarztet und in einem Krankenwagen abtransportiert wurde. War das ein Unfall? Zufall? Sekundenschlaf? Oder vielleicht doch überhöhte Geschwindigkeit?

Ich weiß nicht genau, aber wieviel macht so ein Trecker? Dreißig Km/H?

Leider wurde ich an weiteren Ermittlungen gehindert, da mich Kai wie einen Rucksack unter den Arm klemmte. Ich wollte gar nicht mit, konnte mich aber nicht dagegen wehren. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre riesig wie ein Riesenschnauzer, ein irischer Wolfshund oder ein Pony. Ja – die konnte man nicht so leicht zusammenfalten und auf dem Arm herumtragen.

Kai ging mit mir zu der Gruppe Menschen hinüber, die dort herumlungerten und fragte, wer die Frau gefunden hätte. Ein kleiner Mann, schwarz gekleidet, graues, struppiges Fell meldete sich. Er sah aus wie Gevatter Tod selbst und so roch er auch – moderig. Er schien der Bestatter und gleichzeitig der Pastor zu sein. Mein Gott, was für eine passende Kombi. Sozusagen eine Win-win-Situation.

Ich musste mal dringend, was kein Wunder war, denn Kai drückte mit seinem Arm gegen meine Blase. Sollte ich mich irgendwie äußern? Gott sei Dank setzte er mich in diesem Moment auf dem Weg ab.

Oh oh, jetzt schnell … bevor ich überlaufe. Schnell noch … oh, ganz schön dünn.

Gut, dass mich Kai rechtzeitig aus seiner Umklammerung gelöst hatte. Wer weiß, wie lange ich meinen Schließmuskel noch unter Kontrolle gehabt hätte. Das mussten noch die Nachwirkungen der Aufregung sein. Langsam ging es mir besser. Ich war nun abgelenkt und schaute mich ein bisschen um. An die tote Frau kam ich sowieso nicht mehr ran, dort war für ihren Abtransport schon alles vorbereitet. Die Hardware rollte an. Ein Kranwagen fuhr auf den Hof. Man kann es auch übertreiben, dachte ich, bis ich schnallte, dass der für den Trecker bestimmt war.

Mmm … das Leben ist schön. Was ist das? Kleine Krabbeltiere weckten nun mein Interesse. Cool, wie die so hintereinander herlaufen. Mal sehen, wo die hin wollen. Ist ja spannend. Und wie schnell die sind. Ich werde mal näher rangehen und ein bisschen schnuppern. Herrchen rief mich. Ich kann jetzt nicht. Er rief mich schon wieder. Ich tat, als würde ich ihn nicht hören.

Och Männo, hab keine Lust. Ist grad so lustig hier. Der Boden riecht so gut. Und die Blätter rascheln toll. Na gut, werde mal lieber schnell zu ihm rüber laufen, bevor er meckert. Ich liebte das Herumtollen im Grünen und das Laub mit meiner Nase wie eine Bugwelle vor mir her zu treiben.

Wo bist du Kai! Wo bist du? Ich reckte meinen Hals gen Himmel. Auf meiner Nase kitzelte es. Ich wischte mit meiner Pfote darüber, aber es kitzelte immer noch. Ich wischte ein zweites Mal. Es hörte nicht auf.

Wieso gucken die mich alle an? Die sollen sich um ihre eigenen Sachen kümmern. Herrchen kam mir entgegen und nahm mich auf den Arm. Er lachte, während er mir mit seiner Hand über meine Nase wischte. Was sollte das? Wie ich erfuhr, hatten sich einige Ameisen darauf verlaufen.

Noch bevor der Tatort wieder freigegeben wurde, fuhren Kai, Gunnar und ich mit dem Schrotthaufen weiter. Es dauerte eine Zeit, bis wir auf einem großen Platz vor einem riesigen Gebäude stoppten. Ich stellte mich auf die Hinterpfoten und stützte mich an der Rückenlehne ab. Nun konnte ich hinaussehen. Mit dem Hochhaus, den langgezogenen Gebäude-Komplexen, den Taxen vor dem Haupteingang und den an- und abfahrenden Krankenwagen, musste es das Krankenhaus sein. Kai wollte den Raser verhören, der hier abgeliefert wurde. Inzwischen war es draußen komplett dunkel geworden, aber der Platz war beleuchtet und so konnte ich noch andere Autos entdecken. Cool, ich freute mich. Gleich könnte ich draußen weiterschnuppern und meine Duftmarke hinterlassen. Ich weiß noch, wie aufgeregt ich war. Was für ein Tag.

Ich hüpfte auf der Rückbank hin und her, hechelte und winselte.

Die vorderen Türen gingen auf, die beiden stiegen aus, knallten die Türen vor meiner Nase wieder zu … und gingen weg. Hallo! Ich bin noch hier! Hallo! Was soll das! Ich sprang auf dem hinteren Sitz hoch, immer wieder und bellte. Hochspringen und Bellen wechselten sich ab. Simultan ging irgendwie nicht. Vielleicht hatten sie mich nicht gesehen. Ich kratzte an der Tür und drückte meine Schnauze an das Seitenfenster, das sofort beschlug.

Es half nichts, mir wurde schmerzlich bewusst, dass man mich alleine zurückgelassen hatte. Und wenn sie nicht wiederkommen würden? Wenn Kai mich vergisst, genauso wie Heike mich vergessen hatte? Ich bekam Bauchschmerzen. Mein Herz raste. Angst machte sich über meinen Körper her. Ich musste mich zu erkennen geben. Ich sprang von der hinteren Bank nach vorne und wetzte meine Krallen. Dabei löste ich ungewollt die Warnblinkanlage aus.

Doch niemand wurde auf mich aufmerksam.

Vielleicht half noch lauteres bellen und noch mehr kratzen!?

Oh Gott, die kommen nicht zurück.

Wie lange saß ich hier schon alleine fest? Stunden? Ich war außer Atem, meine Zunge war ganz ausgetrocknet. Ich konnte nicht mehr hinaussehen … war ich blind? Oh nein, ich war blind! Diese spontane Einsamkeits-Erblindung, von der ich schon gehört hatte und die mich jetzt traf. Ich hatte Angst. War nur komisch, dass ich alles andere erkennen konnte – alles andere im Inneren des Wagens. Ich konnte dieses runde Dreh-Ding da vorne sehen (das Steuerrad), womit Kai das Auto und uns fast ins Verderben gesteuert hatte, die Sitze, das Dach … nur die Fenster waren blind.

Ich hörte Stimmen. Es war Herrchen, der meinen Namen rief. Hörte sich aggressiv an. Was sage ich ihm, dass die Sitze jetzt auch noch kaputt waren? Ich hatte sie kaputt gemacht – unbewusst. Vielleicht tue ich einfach so, als würde ich schlafen. Gute Idee. Schnell sprang ich auf den Rücksitz zurück, rollte mich zusammen und machte keinen Mucks.

Herrchen war sauer. Verstand ich gar nicht, ich war doch hier – ich lebte noch. Ich war nicht erstickt, nicht verhungert und dieses Mal hatte ich auch nicht gepupst. Anstatt darüber froh zu sein, guckte er mich noch nicht einmal an. Auch Gunnar ignorierte mich.

Aus Strafe fuhren wir nicht nach Hause. Wir blieben in dieser trostlosen Gegend und gingen gemeinsam mit Gunnar in ein Haus, das sich Hotel nannte. Zuerst hatte ich die Vermutung, Kai würde mich abschieben. Doch dann realisierte ich, dass hier Menschen schliefen, die kein eigenes Bett hatten oder mal alleine sein wollten. Wir blieben hier vor Ort, um weitere Verhöre durchzuführen. Die Fragen, ob Unfall oder Vorsatz mussten geklärt werden.

Hier im Hotel wurde scheinbar gerade umgebaut. Es roch nach frischem Holz und Farbe. Ich musste niesen. Die Chefin vom Ganzen stellte mir eine Schüssel mit Wasser hin. Richtig nett war die. Wenigstens eine kümmerte sich um mich.

Bevor ich ein wenig ruhen konnte, um mich von dem ereignisreichen Tag zu entspannen, fuhr Kai mit mir schon wieder los. Selbstverständlich hätte er mich auch bei Gunnar im Hotel lassen können, aber der litt seit der Kindheit an einer Fell-Phobie. Wenn ich ihn im Büro ein bisschen ärgern wollte, strich ich langsam an seinem Bein entlang und schupperte mich daran wie eine Katze. Wau … das war lustig, wenn er angeekelt aufsprang.

Nach kurzer Fahrtzeit erreichten wir einen merkwürdigen Platz, an dem es nach Benzin und Petroleum stank. Auch andere Wagen standen dort herum, die noch kaputter waren, als Kais Auto. Was wollte er mit mir hier? Würde er meine Strafe ausweiten? An diesem Gott verlassenen Ort zurücklassen?

Ich konnte mich beruhigen – unser Auto sollte hier repariert werden. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass da noch was zu machen wäre. Kai sprach mit einem Mann, der sehr bedrückt und blass wirkte, als er sich unserem Wagen näherte. Der sagte nichts mehr, der guckte nur noch. Der Außenspiegel auf der Fahrerseite fiel in dem Moment ab, als Kai die Autotür öffnete, um ihm den Innenraum zu zeigen. Bei dem Anblick strauchelte der Mann etwas.

»Wildunfall.« erklärte ihm Kai.

»Auch drinnen?«

»Jepp.«

»Und was soll ich jetzt mit der Karre machen? Schrottpresse?«

»Ausbeulen und innen kleben.«

Mit der Hand strich sich der Mann erst über seine Stirn, danach kratzte er sich ausgiebig am Kopf. Entweder er verstand nichts von dem, was Kai ihm auftrug oder er hatte Flöhe.

Und da weiß ich, wovon ich belle, die hatte ich nämlich auch mal. Das zwickte ganz fies und ich scheuerte mir fast das Fell weg. Mit einem speziellen Shampoo vom Tierarzt gingen die dann weg. Sollte der Mann auch mal ausprobieren.

Kai ließ unsere Karre dort zurück. Doch wie sollten wir jetzt zurück zum Hotel kommen? Wir gingen zu Fuß. Ein letztes Mal hob mich Herrchen hoch und zeigte mir zur Erinnerung noch einmal den zerfetzten Innenraum. Ich winselte – ich hatte verstanden.

Neben meinem Kai den Fußweg entlang zu trippeln war sehr schön. Ich war gerne in Kais Nähe. Wir waren Freunde – ein tolles Team, auch wenn er unser Leben auf´ s Spiel gesetzt hatte.

Unkraut drängte sich zwischen den Wegplatten hindurch. Kleine Käfer krabbelten umher. Doch mir blieb keine Zeit, dem näher nachzugehen, denn während Kai einen Schritt machte, brauchte ich vier. Ich freute mich des Lebens. Ab und zu schaute ich zu meinem Herrchen hoch und hechelte laut, damit er mich bemerkte. Tat er auch, manchmal. Dann schaute er zu mir hinunter und lächelte mich an. Ob er mir das mit dem Auto schon verziehen hatte?

Wir bogen um eine Hausecke und plötzlich duftete es verführerisch. Ich trippelte jetzt schneller voran und zog an der Leine. Natürlich war ich neugierig, was sich hinter dem Geruch verbergen würde.

Ich schnüffelte, hatte die Nase ganz nah am Boden. Das Grünzeug zwischen den Gehwegplatten war es nicht. Ein vorbeikrabbelnder Käfer auch nicht. Der Laternenpfahl ebenfalls nicht, da roch es nur nach Schäferhund und Dackel. Der Wind wirbelte einige Blätter direkt an meinem Gesicht vorbei. Ich versuchte sie mit meiner Pfote zu stoppen. Dabei blieb eines davon auf meiner Nase kleben. Ich wollte dieses blöde Blatt abstreifen, doch das war gar nicht so einfach. Ich musste niesen und dabei flog es von alleine weg.

Jetzt kamen wir geruchstechnisch der Sache schon näher. Ein Schwall verschiedener, leckerer Düfte umkreiste mich. Es war fast wie eine Droge. (Kenntnis natürlich nur durch Überlieferung.) Ich hatte meinen Kopf angehoben und schnüffelte in der Luft über mir. Kai blieb plötzlich vor einem Laden stehen und band mich an einem Haken an der Hauswand fest. Nun ging er – ohne mich – durch eine Tür aus Glas. Beim Öffnen dieser Tür wäre ich fast kollabiert. Ganz wundervolle Gerüche entwichen aus dem Geschäft und waberten unter meiner Nase vorbei. Eine Überreizung meiner sensiblen Flimmerhärchen hatte begonnen. Die nahmen alles an Informationen auf, die sie bekommen konnten und leiteten diese an mein Gehirn weiter. Nun wurden alle meine Sinne geschärft. Mein gesamter Speichel floss mittig in der Schnauze zusammen und sammelte sich auf meiner Zunge. Kai sagte im Hineingehen noch etwas von einem Laden der Tante Emma. Ich wusste gar nicht, dass er hier Verwandtschaft hatte. Schön für ihn. Ich wollte auch so gerne mit hinein, aber an der Tür war unmissverständlich ein Schild mit einem durchgestrichenen Hund zu erkennen. Inzwischen wusste ich, was das bedeutete. Eine ganze Hundenation wurde ausgesperrt. Aber so sind die Menschen – egoistisch.

Ich war so aufgeregt, dass ich die Wand anspritzte. Mein Speichel floss, simultan zum Pieseln, von meiner hechelnden Zunge, aus meiner Schnauze direkt auf die Gehwegplatten. Es hatte sich schon eine kleine Pfütze unter meinen Pfoten gesammelt. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür zum Paradies und Kai kam mit einer großen Tüte wieder heraus. Er atmete tief ein, pustete fest wieder aus und lächelte sogar. Ihm ging es scheinbar gut. Er roch nach Wurst, Käse und Brot. Mein Schwänzchen führte ein Eigenleben. Es wedelte in einer Tour. Ich hüpfte vor Kai herum, sprang ihn an und winselte. In diesem Moment kam seine Tante Emma aus dem Laden und rief mir ganz laut verschiedene Vokale entgegen, als sie mich sah. Zusätzlich quiekte sie vor Entzücken (was ich sehr gut verstehen konnte, ich war ja auch ein Süßer). Sie bückte sich zu mir hinunter, kraulte mit einer Hand meinen Kopf und mit der anderen hielt sie mir tatsächlich ein Würstchen unter die Schnauze. »Hier, möchtest du?« fragte sie mich und während ich kurz überlegte, ob das eine Fangfrage sein sollte, biss ich zu. Man soll eben nicht zu lange nachdenken. Ich kann nicht beschreiben, wie herrlich das war. Ich schwebte in Gedanken, mit meiner Wurst, auf einer Wolke gen Himmel und schlug einen Purzelbaum … und noch einen. Was für ein Genuss. Hoffentlich sollte das für heute nicht mein einziges Fressen bleiben. Doch so schnell ich mental aufgestiegen war, so schnell landete ich wieder im Jetzt.

Kai trug die Tüte mit den Leckereien knapp über meiner Schnauze spazieren und ich tänzelte direkt darunter neben ihm her. Vielleicht würde er etwas fallen lassen. Beinahe wäre ich gestolpert, weil ich kurz mal nicht auf den Weg geschaut hatte. Im Hotel angekommen, ließ ich die Tüte nicht aus den Augen. Kai stellte sie auf dem Bett ab und die Bescherung begann. Gunnar bekam etwas, Kai hatte sich schon auf dem Weg ins Hotel bedient und nahm sich noch mehr. Kein Wunder, dass sein Bauch immer dicker wurde. Und ich? Ich sollte das Vergnügen von Hundefutter in Dose mit Geflügelgeschmack haben. Na toll.

Kai und Gunnar mussten sich im Hotel ein Bett teilen. Aber auch für mich war die Nacht schrecklich. Kai schnarchte die ganze Zeit und Gunnar trommelte mit seinen Fingern im Takt auf der Bettkante herum. Am nächsten Morgen beschwerte er sich darüber, dass auch ich geschnarcht hätte. So ein Quatsch! Mit meiner kleinen flachen Schnauze kann ich gar nicht schnarchen. Außerdem hätte ich das ja wohl gemerkt. Hier zum Beweis im Profil – flache Schnauze – süß, nicht wahr!? Wenn ich überhaupt Geräusche machen würde, wäre das eher so ein … schnurren.

Nicht nur in meiner Blase war eine allgemeine Anspannung zu fühlen.

Wir alle hatten schlecht geschlafen. Ich ganz besonders, mein Magen hatte die halbe Nacht geknurrt.

Nach einem kurzen Pinkeln und einem minimalistischen Frühstück ging es zur hiesigen Wache. Eine unauffällige, heruntergekommene Klitsche war das. Hier residierte Polizeimeister Dirk Schwartz.

Der kam aus dem Dorf und kannte jeden persönlich.

Zu jedem Bürger, der am Tatort angetroffen wurde, konnte PM Schwartz genaue Angaben über Persönlichkeit, Beruf, Gehalt und soziale Kompetenz machen.

Immer mehr Menschen tauchten in der Wache auf und mussten ihre Beobachtungen zu Protokoll geben und ein Alibi nachweisen. Schließlich musste der Tod der Frau lückenlos aufgeklärt werden. Den Ablauf solcher Befragungen hatte ich schon mehrfach in anderen Fällen mitbekommen. Oftmals fuhr jemand direkt danach in Handschellen mit uns ins Präsidium und kehrte nicht zurück.

Wiedermal musste ich draußen warten. Es nieselte ein wenig. Mein Fell wurde nass und ich müffelte wie ein räudiger Kater. Ich musste mich plötzlich hinter dem linken Ohr kratzen. Hoffentlich waren die Flöhe nicht zurückgekommen und hoffentlich hatten wir noch etwas von dem Shampoo.

Drinnen in der Wache wurde es laut, alle riefen durcheinander. Am lautesten war ein Typ mit tiefer Stimme, der wohl der oberste Chef im Dorf war, der Bürgermeister. Danach ertönte ein schriller und ohrenbetäubender Lärm – hörte sich an wie eine Trillerpfeife. Selbst ich wurde kurz taub. Menschen waren schon komisch. Die stritten sich und hatten immer noch Zeit für Späßchen. Es marschierte plötzlich ein Mann an mir vorbei und betrat die Wache. Ich erkannte den – ich sage mal – ›Unfallfahrer‹ sofort wieder, der nach der Tat ins Krankenhaus gebracht und dort eine Nacht beobachtet wurde. Kaum war er hineingegangen, ging das Krakeelen weiter und wieder ertönte die Pfeife. Es hatte etwas von Welpen-Schule. Als Kai und Gunnar wenig später die Wache wieder verließen, ahnte ich bereits, dass es Probleme geben würde. Das war an ihren Gesichtern abzulesen. Ich bin eben ein sensibler Hund.

Auf dem Weg zurück ins Hotel fiel mein Blick unverbindlich auf Kais Füße. Ich bemerkte, dass er zwei verschiedene Socken trug – blau und braun. Ging es jetzt schon los? Hatte der geistige Verfall begonnen? Ich könnte ihn nicht pflegen, wenn es soweit wäre. Ich konnte keine Türen öffnen (Haustür, Kühlschrank), kein Telefon bedienen … kein Auto fahren.

Instinktiv schaute ich hinunter auf meine Pfoten und entdeckte angetrockneten dunklen Matsch auf denen Blätter hafteten. Ich schüttelte abwechselnd die Beine aus, aber Schmutz und Blätter saßen fest. Überhaupt hatte mein Äußeres Schaden genommen.

Ich sah ungepflegt aus und meine Pfoten hinterließen schwarze Abdrücke auf dem Gehweg. Wenn es ganz schlimm kommen würde, müsste ich heute Abend noch baden. Ich hoffte, dass Kai die schwarze Spur, die ich hinterließ, nicht bemerken würde. Deswegen versuchte ich, mich mehr auf den Zehenspitzen fortzubewegen und tänzelte dadurch unnatürlich neben ihm her. Es war sehr schwierig, nicht mit den ganzen Ballen aufzusetzen.


Da mein Kai aber nicht doof war, bemerkte er meine anormale Körperhaltung und meine hüpfende Vierfußtechnik. Er hielt inne und schaute zu mir hinunter.

»Was ist los? Hast du dir was in die Pfoten gedrückt? Lass mal sehen.«

Er beugte sich zu mir hinunter, untersuchte abwechselnd meine Pfoten und saute sich dabei ein. Na toll. Es ist alles gut, bellte ich, lass uns einfach weitergehen.

»Wo hast du dich denn so eingesaut!?«

Wieso müssen die Menschen allem immer auf den Grund gehen. Kai wischte sich den Schmutz an seiner Hose ab – und in meinem Fell. Hallo!? Geht´s noch? bellte ich.

Ich tänzelte, ich steppte, in der Hoffnung, der Dreck würde sich abschütteln lassen, bis wir ins Hotel zurückkehrten.

Es war erniedrigend. Hier stand ich nun in der Wanne, mit Schaum auf dem Kopf und roch nach Veilchen. Die Hotelchefin hatte Kai mit Shampoo versorgt, als sie uns kommen sah.

Eigentlich eher, als sie mich kommen sah. Die Badewanne war so gut mit Wasser gefüllt, dass mein Körper schon etwas Auftrieb bekam. Dabei waren nur meine Pfoten schmutzig gewesen. Ein nasser Lappen hätte auch gereicht. Ein an Wasser mehr und ich hätte schwimmen müssen. Folter war das. Was käme als nächstes? Waterboarding?

Am Abend holten wir das Auto aus der Werkstatt ab. Gott sei Dank, denn ich hatte keine Lust mehr zu Fuß zu laufen. Die Karosserie wurde notdürftig ausgebeult und die vordere Stoßstange hielt das ganze Auto zusammen. Der Innenraum war zugeklebt. Plastikfolie lag über den Sitzen. Ganz tolldas hatte es ja gebracht. Hoffentlich musste Kai für diese stümperhafte Arbeit nicht noch bezahlen. Also, ich hätte mich geweigert.

Endlich konnten wir aus dem Hotel auschecken und nach Hause fahren – pünktlich zum Müll-Abhol-Tag.

Klaus

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