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Wesenstest

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Freuen sie sich auch immer so, wenn die Müllmänner kommen? Ich schon.

Die rochen so gut und sahen in ihren knallig-leuchtenden Anzügen lustig aus. Ich kriegte mich gar nicht wieder ein. Das wäre auch ein Job für mich gewesen, wenn ich nicht schon im Polizeidienst tätig und mit verantwortungsvollen Dingen betraut wäre. Auch der Briefträger war mein Freund, glaube ich. Regelmäßig sprang ich an ihm hoch und half beim Austragen. Auch die kleinen Menschen-Welpen auf der Straße – die heißen wohl Kinder – sprang ich manchmal an. Es löste sich auch schon mal ein Knurren, aber nur weil ich mich so freute.

Kai wollte nicht, dass ich das tat, er war jedes Mal böse mit mir. Mit den Worten:

»Der beißt nicht, der will nur spielen.« versuchte er die Sache wegzulächeln. Er stand mental und menschlich nicht mehr hinter mir. Und als ob das noch nicht schlimm genug gewesen wäre, schleppte er mich zu einem so genannten Wesenstest. Eine Erklärung für diejenigen, die das nicht kennen: hier musste geklärt werden, ob ich weiterhin am Straßenverkehr teilnehmen durfte oder sofort eingeschläfert werden musste.

Für Menschen wäre so ein Test manchmal auch sinnvoll, finde ich.

Wir bekamen Post. Die Mitteilung über die Regeln dieses Tests war gekommen. Ich habe sofort gewusst, dass es um mich ging. Kai las den Wisch und schüttelte mit dem Kopf, während er zu mir herunter schaute. Aber das war nicht etwa so ein normales Schauen – nein – das war ein verächtliches Schauen, so von oben herab. Traute er mir das etwa nicht zu. Dem werde ich´ s schon zeigen.

Ein paar Tage später und höchst motiviert – meinerseits – zogen wir los. Kai war eher lustlos. Der soll sich mal bloß nicht so anstellen. Schließlich machte ich den Test, nicht er.

Mal sehen, was die von mir wollen, dachte ich.

Wir standen mit anderen meiner entfernten Verwandten auf irgendeiner Wiese herum und warteten. »Lasst die Spiele beginnen!« rief ein Mann im Hintergrund.

Ein Mensch näherte sich nun, blieb vor mir stehen und starrte mich an. Ich wusste nicht, was der Quatsch sollte, also habe ich einfach mitgespielt und zurück gestarrt. Jetzt wurde ich festgebunden und derselbe Hirni, der mich eben anstarrte, lief ganz nah an mir vorbei. Fast hätte ich geknurrt. Der roch so komisch. Als der mir auch noch seine Hand entgegenstreckte, hätte ich am liebsten zugebissen, obwohl ich ein eher freundliches Gemüt habe. Seine Hand roch unangenehm nach Fisch. An diesem Tag waren ganz merkwürdige Leute unterwegs. Einige stanken nach Alkohol, bedrohten mich und schrien mich an. Einfach aus dem nichts heraus, ich hatte gar nichts gemacht. Ein weiterer Mann lief ganz schnell an mir vorbei, dann kam auch noch en Fahrradfahrer.

Richtig gefährlich war das. Menschen sind so dermaßen unvernünftig. Doch als jemand leichtsinnig mit Feuer spielte und einen Stock gegen mich erhob, war Schluss! Ich mach ja viel Scheiß mit, aber nicht jeden. Ich musste etwas unternehmen, bevor noch Menschen zu Schaden kämen. Wenn Kai schon nichts dagegen tat und nur blöd in der Gegend herumstand, dann musste ich eben die Welt retten. Schließlich war Gefahr in Verzug.

Ich griff an – alle – den Stock hab ich zuerst zerlegt. Ich war mächtig stolz auf mich, hatte ich doch alle Menschen und die anderen Hunde auf der Wiese gerettet. Doch anstatt sich zu freuen und mir zu danken, war Kai sauer, die anderen auch.

Insgesamt war das ein Scheiß Tag.

Aber dessen nicht genug – einige Tage später warf uns der Paketbote aus fünf Metern

Entfernung eine Lieferung vor die Haustür. Ich bedankte mich, indem ich ganz viel bellte.

Ich liebte Postboten. Kai öffnete das Päckchen. Der Inhalt sah kompliziert aus.

Vergitterte Fenster kannte ich schon, aber dass man auch Hundeschnauzen vergittern konnte, war mir neu. Und genau das geschah mit mir. Kai stülpte mir eine Zwangsjacke über den Kopf. Ich konnte nicht mehr richtig hecheln, außerdem kratzte die so. Ich weiß nicht, wie es ihnen gehen würde, aber damit kann man ja nur aggressiv werden.

Das war jetzt also die Quintessenz der lustigen, aber auch gefährlichen Spiele auf der Wiese.

Klaus

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