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Am nächsten Morgen frühstückten Undine und Reiner zusammen, anschließend brachte er sie zu ihrem Marktstand. Sie wurden freundlich gegrüßt und winkten zurück. Undine zog die Seitenteile des Pavillons auseinander und rückte die Keramik in das rechte Licht. Sie dekorierte die Vasen mit Zweigen aus dem Garten, die ihr Jasmin vor die Tür gestellt hatte.

Ein kleiner Tischbrunnen sprudelte los, als Undine den Motor, der mit Batterien lief, einschaltete. Zufrieden ließ sie ihren Blick über die Ausstellungsstücke wandern, küsste Reiner und sah zu, wie er um die Ecke verschwand. Er wollte sofort nach Hause gehen und sich um den Haushalt kümmern.

In seiner Wohnung roch es abgestanden und er riss alle Fenster auf, um die milde Herbstluft einzulassen. Er rieb sich entschlossen die Hände und ging ins Schlafzimmer, um den Wäscheberg in einem Korb zur Waschmaschine zu transportieren. Danach holte er den Staubsauger aus der Abstellkammer und saugte die gesamte Wohnung. Langsam breitete sich Kaffeeduft aus, denn er hatte im Vorbeisaugen in der Küche die Maschine angestellt.

Als er mit der Tasse am Fenster stand, fielen ihm diese leidigen Schuhe wieder ein, die überall gestohlen wurden. Sollte er wirklich eine Ermittlung be­ginnen? Sein Chef würde ihn auslachen. Er wusste, dass Jennifer Undine unterstützte und griff nach dem Handy. In dem Moment klingelte es an der Wohnungstür.

„Wer ist das denn?“

Er warf das Handy auf den Tisch und öffnete.

„Jennifer! Eben wollte ich dich anrufen. Komm rein. Willst du Kaffee? Ich habe ihn frisch gemacht.“

Jennifer lachte und trat ein.

„Gerne. Bist du beim Putzen?“

„Dachtest du, das erledigt Undine für mich?“

„Nein, schon gut.“

Reiner stellte zwei Kaffeetassen auf den Tisch und gab Jennifer einen Wink. Sie setzten sich.

„Was willst du wegen der Schuhe machen?“, überfiel ihn Jennifer direkt.

„Oh Mann, du auch noch!“

„Ja und? Ich finde, das ist schon ein Problem. Wenn wir die Leute nicht ernstnehmen, kommen wir in Teufels Küche.“

„Wir kommen in Teufels Küche, wenn wir dem Chef davon erzählen.“

„Ich finde, die Leute haben ein Recht darauf, dass wir ermitteln. Auch wenn es nur Schuhe sind. Dahinter muss doch etwas stecken!“

„Ja, ich weiß“, lenkte Reiner ein. „Ich habe auch schon darüber nachgedacht. Dann hat mich gestern vor dem Feuerwerk noch eine Alina Dingsbums angesprochen. Und Undine hackt auch ständig darauf herum, sodass wir uns beinahe wieder gestritten hätten.“

„Das tut mir leid, aber ich denke, Undine hat recht. Lass uns mal eine Liste machen, wer alles betroffen ist.“

„Ich habe frei.“

„Ich auch.“

Widerwillig ging Reiner zum Schreibtisch und holte Block und Stift. Er goss Kaffee nach und schrieb Undines Namen auf den Zettel.

„Undine, Herbert, Alina Barolsen hieß die von gestern. Die Krinkmanns.“

Es läutete erneut an der Haustür. Reiner runzelte die Stirn und öffnete. Der große Mann mit dem freundlichen Lächeln kam ihm bekannt vor.

„Guten Morgen, Herr Kommissar, ich bin Martin Lähgrich, der Bürgermeister.“

Jetzt wusste Reiner wieder, wo er den Mann zuletzt gesehen hatte: Er hatte gestern Abend den Markt eröffnet. Der Kommissar hatte nur kurz hingeschaut, denn der Redner stand ein Stück entfernt auf einer Bühne. Reiner wohnte schon eine Weile hier, aber dem Bürgermeister war er noch nicht begegnet.

„Herr Bürgermeister, was kann ich für Sie tun?“

„Darf ich reinkommen? Es ist mir ein bisschen peinlich …“

Reiner ließ Martin eintreten und führte ihn in die Küche, wo auch Jennifer ihn begrüßte. Reiner nahm eine weitere Tasse aus dem Schrank, goss Kaffee ein und bot dem Bürgermeister einen Platz an.

„Was ist denn so peinlich, dass Sie an meinem freien Tag in meiner Privatwohnung auftauchen?“

Reiner wusste, dass das nicht sehr höflich klang, aber er fand den Besuch schon merkwürdig.

„Also … ich … ich fange mal ganz vorne an. Vor einer Woche hat sich meine Frau neue, teure Schuhe gekauft. Die wollte sie ein bisschen auslüften und hat sie vor die Tür gestellt. Am nächsten Morgen waren sie weg. Daneben standen meine Laufschuhe. Auch sie sind weg.“

Reiner und Jennifer sahen sich an.

„Meine Frau hat sich mächtig aufgeregt und wollte sofort die Polizei rufen.“

„Und Sie nicht?“

„Nein, wollte ich nicht, denn es sind ja nur Schuhe. Sicher hat die irgendjemand aus Spaß versteckt.“

„Und warum kommen Sie ausgerechnet jetzt zu mir?“

„Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht stören. Ich war auf dem Markt und habe Undine getroffen. Als ich sie gefragt habe, wie ich Sie erreichen kann, wusste sie schon, um was es geht. Sie hat mir die Geschichte von ihren Schuhen erzählt und mich hergeschickt.“

„Na prima. Und was erwarten Sie jetzt?“

Martin hob abwehrend die Hände und lachte.

„Ich erwarte gar nichts. Gestern habe ich mir neue Laufschuhe gekauft. Aber meine Frau ist nun immer noch böse mit mir und ich will mal sehen, wie ich den Familienfrieden wiederherstellen kann. Ich möchte Sie aber bitten, das Ganze nicht an die große Glocke zu hängen.“

Reiner hob ebenfalls die Hände.

„Ich gebe es auf. Aber du, meine Liebe, gehst zum Chef und überzeugst ihn davon, dass wir einen Fall haben. Und Sie berichten mir jetzt mal ganz ausführlich, was vorgefallen ist.“

Martin grinste und schilderte die zeitlichen Abläufe. Danach versuchte er die Schuhe seiner Frau zu beschreiben.

„Und Ihre Laufschuhe?“, fragte Jennifer.

„Naja, so Laufschuhe eben. Ich weiß, ein bisschen alt waren sie schon. Schwarze Schnürsenkel. Also ich muss ja sagen, dass ich mir schon ein bisschen blöd vorkomme.“

„Gut, wir kümmern uns darum, aber machen Sie sich nicht allzu große Hoffnung, dass wir die Schuhe wiederfinden. Ich will den Täter fassen, denn es ist ein Unding, dass wir uns mit solchem Kram be­schäftigen müssen. Gestern wurde ich schon während des Feuerwerks darauf angesprochen.“

„Ich weiß, Alina hat mir gesagt, dass Sie nicht sehr freundlich waren.“

Jennifer lachte los und Reiner sah sie böse an.

„Ich wollte einfach meine Ruhe haben.“

Und wie auf Kommando klingelte es erneut.

„Mann! Wer will denn jetzt schon wieder was von mir? Es wissen doch gar nicht so viele Menschen, dass ich hier wohne.“

Jennifer und Martin zuckten mit den Schultern, während Reiner die Wohnungstür aufriss.

„WAS?“, rief er laut.

Vor der Tür stand Lene und lächelte freundlich. Reiner hielt die Tür auf und Lene transportierte ein großes Kuchenpaket in die Küche. Sie begrüßte Jennifer und Martin, als wären sie hier alle zum gemütlichen Kaffeeklatsch verabredet gewesen. Jennifer setzte die Kaffeemaschine ein weiteres Mal in Gang und stellte eine saubere Tasse auf den Tisch. Nachdem Lene den Kuchen vom Papier befreit hatte, holte Jennifer Teller aus dem Schrank. Martin zog sich die Jacke aus und Lene setzte sich.

„Fühlt euch ruhig wie zuhause“, knurrte Reiner.

„Schau mal, was ich für schönen Kuchen mitgebracht habe“, flötete Lene und schob ihm ein Stück Streuselkuchen auf den Teller.

„Was willst du von mir?“

„Ich war bei Undine und sie sagte mir, dass du ganz allein zuhause bist. Ich wusste ja nicht, dass du dich mit Jennifer und dem Bürgermeister triffst.“

„Jetzt rede nicht so geschwollen! Undine hat dich auf mich gehetzt wegen dieser verfluchten Schuh-Sache.“

Jetzt sah Lene aus dem Fenster. Sie war ertappt worden.

„Ja, du hast recht. Ähm … wir ermitteln ja schon eine …“

„Ihr macht was?“

„Wir ermitteln, weil du ja nicht wolltest. Hier ist eine Liste von Leuten, die bestohlen worden sind. Ein paar kennst du. Undine, Herbert und die Krinkmanns. Und heute Nacht bin ich Opfer des Täters geworden.“

„Willst du mir damit sagen, dass dir auch Schuhe abhanden gekommen sind?“

„Ich hatte mit Undine besprochen, dass ich sie absichtlich rausstelle. Erst waren sie morgens noch da, heute nicht mehr.“

„Was wolltest du denn damit erreichen?“

„Eigentlich wollte ich den Dieb auf frischer Tat ertappen, aber dann bin ich leider eingeschlafen.“

Reiner rollte mit den Augen und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht.

„Mann, Mann, Mann!“

Diebe in Nastätten

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