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Er steckte die weiße Maske in die Jackentasche und lächelte seinem Spiegelbild zu. Dann drehte er sich um und verließ das Haus. Mit seinem schwarzen Auto machte er sich auf den Weg nach Kiedrich, wo er nahe einer Einfamilienhaussiedlung in den Weinbergen anhielt.

Im Schutz der einbrechenden Dunkelheit schlich er an einer Hecke entlang, bis er das Haus genau im Blick hatte. Der Zufall wollte es, dass die Seitentür zur Garage offenstand, die er jetzt betrat. Ein roter Kombi parkte in der Mitte der braunen Fliesen, Gartengeräte waren in einem Plastikschrank zu sehen, auch alle anderen Dinge, die man so in einer Garage abstellte, waren ordentlich in Regalen aufgereiht. Er versteckte sich in der Ecke hinter dem Schrank und verharrte regungslos. Der Mann hatte das Haus eine Zeit lang beobachtet und kannte den Tagesablauf der Familienmitglieder.

Maja Fringholm telefonierte mit ihrem Mann, der noch bei der Arbeit auf dem Weingut seiner Eltern war. Er war Winzer, die zweijährige Tochter Charlien war am Vormittag mit ihrem Vater dorthin gefahren. Die Oma betreute das kleine süße Mädchen, bis Maja nach der Arbeit zu ihnen stieß, um ihrem Mann und den Schwiegereltern zu helfen.

„Ach, Clemens, ich habe doch gesagt, dass ich das alles bestellt haben. Nun mach bitte nicht so ein Theater. Es wird sich zeigen, dass ich recht habe. Ich bin auf dem Weg. Wenn du mal aufhören würdest zu schreien, dann könnte ich schon längst im Auto sitzen.“

Am anderen Ende wurde gesprochen.

„Ja, das habe ich besorgt. Und jetzt lege ich auf. Bis gleich.“

Maja schnaufte wütend, denn ihr Mann hatte sie beschuldigt, eine wichtige Bestellung vergessen zu haben.

„Der soll froh sein, dass ich neben meinem Job überhaupt noch mitarbeite“, grollte sie vor sich hin.

Sie hatte eben die Einkäufe im Kühlschrank verstaut und rannte hoch ins Bad, wo sie sich auf die Toilette sinken ließ. Irgendwie habe ich immer Pech mit den Männern, dachte sie. Seit zwei Jahren waren sie verheiratet und bis dahin war Clemens nett und freundlich gewesen. Nach ihrer Hochzeit und der Geburt vom Charlien hatte sich einiges verändert. Er war schroff, kommandierte sie herum und seit Wochen war es zu keinen Zärtlichkeiten mehr gekommen. Ihr Leben bestand nur noch aus Arbeit und Kinderbetreuung. Vormittags arbeitete sie in einem Steuerbüro, dann kümmerte sie sich um Haushalt und Kind und abends war sie bis zum Umfallen im Weingut beschäftigt.

Die Eltern von Clemens hatten ihrem Sohn die Geschäftsführung übertragen und hätten es auch gerne gesehen, wenn sie dort eingezogen wären, aber die kleine Familie wohnte in einem Einfamilienhaus am anderen Ende des Ortes. Maja war froh darüber, konnte sie doch so manchmal abschalten. Die Kleine war oft und gerne bei ihrer Oma, aber irgendwie schaffte es die Mutter von Clemens immer, ihr ein schlechtes Gewissen einzureden.

Sie sagte fast jeden Abend mit vorwurfsvollem Blick: „Du brauchst doch diesen Bürojob gar nicht, hier gibt es genug Arbeit. Du solltest meinen Sohn wirklich mehr unterstützen.“

Maja musste sich dann jedes Mal eine böse Antwort verkneifen, aber sie wollte die angespannte Situation nicht noch schlimmer machen. Jetzt bediente sie die Spülung und wusch sich die Hände.

„Hör auf zu jammern“, forderte sie ihr Spiegelbild über dem Waschbecken auf. „Du hast es so gewollt.“

Seufzend ging sie hinunter, griff mit beiden Händen den schweren Einkaufkorb mit den Dingen, die ihre Schwiegermutter bestellt hatte und schleppte ihn zum Auto. Als sie vorher alles ins Haus getragen hatte, um es in zwei Teile zu sortieren, hatte sie die Seitentür der Garage offengelassen. Nun stemmte sie ihren Fuß dazwischen, schob sie ganz auf und trug den Korb zum Kofferraum. Sie stellte ihn auf den Boden, um nach dem Autoschlüssel zu suchen. Es klickte kurz, die Rücklichter blinkten und Maja öffnete die Klappe.

Stöhnend wuchtete sie den Korb über den Rand und wollte sich gerade den Schweiß von der Stirn wischen, als sich eine Schlinge um ihren Hals legte. Entsetzt versuchte sie, das weiße Seil wegzuziehen, aber der Angreifer riss mit einer Hand ihre Arme herunter. Er drückte weiter zu und presste seinen Körper gegen ihren, sodass sie beinahe in den Kofferraum fiel. Ihre Kraft ließ nach, sie bekam keine Luft und der Schrei, der aus ihrem verängstigten Körper wollte, erstarb mit einem Stöhnen. Sie spürte, wie ihre Beine nachgaben, dann wurde es dunkel um sie herum.

Der Mann ließ den leblosen Körper auf den Boden sacken, hob die tote Frau aber schnell hoch und packte sie in den Kofferraum. Leise drückte er den Deckel zu und verschwand eilig aus der Garage. Er vergewisserte sich, dass niemand auf der Straße war, nahm die Maske ab, steckte sie in die Tasche und lief zu seinem Auto zurück, wo er sich auf den Sitz fallenließ.

„Zwei.“

Ganz für mich allein

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