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Am Samstagabend schlich Luna bedrückt nach Hause. Sie hoffte, ihr Bruder würde mit seinen Kumpels unterwegs sein, aber noch mehr hoffte sie, dass er nicht gepetzt hatte. Doretta bereitete gerade das Abendessen zu, Piet war auf der Arbeit.

„Hallo, mein Kind“, rief die Mutter fröhlich.

„Hallo, Mama“, murmelte Luna und wollte sich in ihrem Zimmer verkriechen.

Doretta hatte die Augenbrauen hochgezogen und legte das Salatbesteck beiseite. Das Essen konnte warten, denn ihre Tochter hatte anscheinend Kummer. Sie klopfte und trat ein, als sie ein leises Ja gehört hatte. Luna lag auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen.

„Was ist denn los, Süße? Bist du krank?“

Luna musste plötzlich losheulen, denn am Nachmittag war Lia bei den Mädchen aufgetaucht und hatte stolz berichtet, dass André ihre Hand gehalten hatte. Gianna hatte Luna angesehen und sich jeglichen Kommentar gespart, denn sie ahnte, wie es in der Seele ihrer Freundin aussah. Lia schwärmte noch eine Weile von dem coolen Jungen, dann lief sie eilig heim, weil sie noch mit André telefonieren wollte.

Jetzt setzte Luna sich auf und wischte die Tränen ab.

„Nein, Mama, ich bin nicht krank. Es ist nur …“, stotterte sie, „es … der André und Lia … sie …“

„Oh weh“, sagte Doretta sanft und nahm ihr Kind in den Arm. „Liebeskummer? Du magst André?“

Luna nickte und schon wieder rannen die Tränen über ihre Wangen. Sie schlang die Arme um den Hals ihrer Mutter und wurde bald ruhiger.

„Süße, wenn er lieber mit Lia ausgeht statt mit dir, dann ist er selbst schuld. Er weiß gar nicht, was ihm entgeht. Und Lia ist keine gute Freundin, wenn sie sich an den Jungen heranmacht, den du magst.“

„Ach Mann, sie wusste es ja nicht. Ich war so blöd und habe gesagt, sie könne ihn haben. Ich war so dumm! Und jetzt hat er ihre Hand gehalten.“

„Das tut mir leid, aber es gibt doch sicher noch andere nette Jungs in deiner Schule.“

„Nein! Ich will keinen anderen Jungen, ich will André!“

Doretta musste sich mühsam das Lachen verkneifen, so sehr erinnerte sie dieser Ausruf an ihre eigene Jugend: Es musste unbedingt dieser eine Junge sein, Frank aus der Parallelklasse, kein anderer war gut genug. Erst Piet hatte sie umgestimmt, denn der hatte sie damals im Schwimmbad einfach geküsst, als sie sich vom Fünfmeterbrett stürzen wollte. Sie hatte sich noch viele Wochen gewehrt, sich in den stillen Piet zu verlieben, aber irgendwann war es einfach geschehen.

„Ich verstehe dich sehr gut, mein Mädchen. Sei nicht traurig, komm essen, das lenkt dich ab. Joago ist auch nicht da, wir können uns also einen wunderbaren Mädelsabend machen.“

Luna war froh, dass ihr Bruder sie anscheinend nicht verraten hatte, also folgte sie der Mutter nach unten in die gemütliche Küche. Die beiden deckten den Tisch, Doretta nahm die Hähnchenteile aus dem Backofen und stellte die Salatschüssel dazu. Luna hatte keinen Appetit, aber da es nur Gesundes gab, füllte sie sich den Teller.

„Können wir am Montag endlich die neue Hose kaufen?“

Die Mutter nickte. Sie versprach Luna von der Schule abzuholen und einen ganzen Nachmittag mit ihr auf Shoppingtour zu gehen. Nach dem Essen räumten sie den Tisch ab, beluden den Geschirrspüler und setzten sich hinaus auf die Terrasse.

„Warst du schon immer in Papa verliebt?“, begann Luna, die sich neben ihrer Mutter auf der Liege ausgestreckt hatte.

„Wo denkst du hin? Nein! Er war ja vier Jahre älter und ich war in Frank verknallt. Aber der war eigentlich ein Arsch.“

„Also stimmt es, dass man sich immer in die bösen Jungs verliebt?“

Doretta grinste und sagte: „Ein bisschen stimmt das, aber dann hätte ich mich nie in deinen Papa verlieben können, denn der war ganz brav. Bis auf den ersten Kuss …“

Luna war ganz aufmerksam.

„Erzähl!“

„Nun, ich war mit meinen Freundinnen im Schwimmbad, um in Franks Nähe zu sein, aber der knutschte auf einmal mit einer Blondine im Bikini. Ich wollte mich umbringen und von Fünfer springen. Als ich dort oben stand und heulte, kam plötzlich Piet und wollte vorbei. Es sah mich heulen und wusste nicht, was er machen sollte, also hat er mich geküsst.“

„Oh wie cool“, sagte Luna, „das war ja voll mutig.“

„Ich habe mich noch ein paar Wochen angestellt, aber er hatte mein Herz längst erobert.“

Luna seufzte. Das war sehr romantisch, fand sie. Ich werde das niemals erleben, dachte sie traurig, denn nun kamen die Gedanken an Lia und André mit ganzer Macht zurück. Und mit ihnen kam die Wut.

„Vielleicht hast du recht und ich habe einen Besseren verdient. Der kann mir mal gestohlen bleiben. Und für die Schule kann er in Zukunft auch mit Lia lernen! Punkt!“

Doretta nickte und erklärte: „Das ist eine gute Entscheidung, dann muss er schon zu dir kommen, wenn du ihm wichtig bist.“

In diesem Moment klingelte Lunas Handy und sie erkannte Andrés Nummer auf dem Display. Erschrocken hörte sie das Läuten.

„Geh dran!“, forderte Doretta.

„Es ist André.“

Sie drückte auf das kleine grüne Telefon und meldete sich, als hätte sie gar nicht gesehen, wer der Anrufer war.

„He, Luna, alles in Ordnung bei dir?“

„Ja, natürlich“, rief Luna betont fröhlich. „Was gibt es denn? Ich habe wenig Zeit.“

Doretta grinste.

„Ich wollte dich fragen … nein …“, hörte Luna Andrés unsichere Stimme, „ich wollte mit dir morgen Eis essen gehen. Hast du Lust?“

„Tja, ich muss mal nachdenken, was ich morgen noch alles machen muss. Nein, ich denke nicht, dass ich es schaffe mit dir Eis essen zu gehen. Tut mir leid.“

„Schade“, murmelte er und es klang echt.

„Frag doch Lia, die hat sicher Zeit und Lust“, kam es Luna über die Lippen und in dem Moment tat es ihr auch schon leid.

„Ja, gut, wenn du nicht magst. Dann gehe ich eben mit Lia. Entschuldige die Störung.“

„Ei, ei, ei“, sagte Doretta, „dem hast du es aber gezeigt. Der guckt dich nie wieder an.“

„Meinst du?“, fragte Luna und schon bereute sie ihre herbe Abfuhr.

Jetzt war es zu spät. Sie hatte André in die Flucht geschlagen, obwohl sie ihn liebte. Mehr als sie es zugeben wollte. Am Abend vor dem Schlafengehen fühlte sie sich nicht besser, also rief sie Gianna an und berichtete.

„Das war richtig. Sag mal, hat Joago was gesagt?“

„Nein, wir haben uns heute nicht gesehen. Ich habe ziemliche Angst, dass er alles verpetzt. Dann denkt ja meine Mutter sonst was. Wir hatten so einen schönen Abend. Vielleicht sollte ich es ihr beichten?“

„Nein, bloß nicht! Vielleicht hält Joago auch die Klappe.“

„Drück die Daumen! Wir telefonieren morgen, ja?“

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