Читать книгу Umweg ins Glück - Ute Dombrowski - Страница 6

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Katja, Nelly und Marie genossen den Pool, den Strand, waren zum Shopping, machten einen Ausflug mit Joshua im Boot, besuchten die roten Felsen, legten wie immer eine Rose hin und stellten eine Kerze auf. Katja erzählte Daniel an der Gedenkstelle unter Tränen, was passiert war, bis Nelly sie tröstete.

Am mittleren Wochenende waren sie nach Fréjus zu den Heises eingeladen. Dort machte die Geschichte auch schnell die Runde. Sharya legte einen Arm um Nelly und erklärte, wenn sie Abstand bräuchte, wäre sie immer willkommen, und sie bot ihr auch an, nach dem Abitur für ein Jahr nach Fréjus zu kommen.

„Du kannst die Sprache verbessern und dich mit dem Wein beschäftigen. Vielleicht übernimmst du ja mal euer Weingut. Mein Angebot steht und auch wenn bis dahin noch Zeit ist, überlege es dir.“

Nelly sah sich um und konnte sich sehr gut vorstellen, hier ein Jahr zu verbringen. Sie nickte begeistert.

„Das wäre wirklich toll! Gerne komme ich für das Jahr nach dem Abitur her und lerne.“

Zufrieden fuhren sie am Sonntagabend zurück nach Sanary. Die Perspektiven für die Zukunft lenkten wunderbar von dem Unglück ab, das Nelly beinahe das Leben gekostet hätte. Sie fühlte sich gut und befreit.

In der zweiten Woche genossen Katja und sie noch einmal das schöne Wetter am Strand und machten abends lange Spaziergänge. Jeden Abend vor dem Einschlafen telefonierte sie mit Marius. Auch mit Simona hielt sie den wieder gewonnenen Kontakt aufrecht. Die Freundin versorgte sie mit den neuesten Geschichten aus dem Ort und vom Weingut.

„Oliver ist so süß. Wenn ich Noah nicht hätte, würde ich ihn mir schnappen. Er ist hübsch, nett, höflich und nimmt mich ernst. Das will schon etwas heißen. Warum hat er eigentlich keine Freundin?“

„Ich weiß es nicht“, sagte Nelly nachdenklich, „er hatte noch nie eine, jedenfalls weiß ich von keiner.“

„Ob er auf Männer steht?“, hörte sie ihre Freundin fragen.

„Bist du bekloppt? Er hat auch keinen Freund, falls du das denkst. Er ist immer nur alleine. Manchmal ist das eben so.“

„Vielleicht steht er ja heimlich auf dich.“

Nelly musste lachen.

„Nein, auf keinen Fall. Wir sind Freunde und das schon immer. Wir haben auch schon zusammen gespielt und er hat mich geärgert. Nein, schlag dir das aus dem Kopf. Was macht denn Noah?“

Simona war froh, nun endlich wieder über ihren Musiker schwärmen zu können und plapperte munter drauflos. Nach einer Stunde sagten sie Gute Nacht und Nelly schickte Marius noch einen virtuellen Gute- Nacht-Kuss.

Am letzten Abend führte Marie sie groß aus und lud die ganze Familie zu Weihnachten ein.

„Wenn du dann verliebt bist, bring ihn mit. Egal, wen. Hoffentlich Marius.“

„Mal sehen, Marie, erstmal muss er auch in mich verliebt sein. Aber wenn, dann kommt er mit oder wir kommen alleine, wenn die Erwachsenen keine Zeit haben. Danke für die tollen zwei Wochen. Schade, dass wir morgen wieder los müssen, aber wir kommen wieder. Und ich freue mich auf zuhause.“

Sie gingen zeitig schlafen, denn der Flieger flog schon sehr früh am Morgen in Richtung Heimat. Sie hatten sich noch umarmt.

„Alles Gute, ihr Lieben!“, rief Marie und winkte.

In Frankfurt wartete Christian und war sichtlich froh, seine Familie wieder in die Arme zu schließen. Er küsste Katja, als wären sie frisch verliebt, bis sich Nelly räusperte.

„Hallo Papa, schön, dass ihr euch so lieb habt, aber muss das in aller Öffentlichkeit sein?“

Christian packte seine Tochter und schleuderte sie herum, was ihr nun noch peinlicher war. Als er sie wieder auf den Boden stellte, war Nelly sehr froh.

„Gibt es Neuigkeiten?“, fragte sie vorsichtig.

„Was denn für Neuigkeiten? Es ist alles beim Alten.“

„Mann Papa, du weißt doch genau, was ich meine.“

„Schatz, wenn du Marius meinst, er sitzt seit heute früh auf der Bank unter der Kastanie und sehnt dich herbei. Danach wolltest du doch fragen, oder?“

Nelly errötete und nickte.

„Ich habe ihn ganz schön vermisst, obwohl wir nicht zusammen sind.“

„Er dich auch, glaube mir.“

Sie machte sich auf den Heimweg und Christian hatte recht: Marius wartete auf sie und strahlte über das ganze Gesicht, als Nelly ihm um den Hals fiel.

„Herzlich willkommen daheim, Nelly!“, rief nun Benjamin, der schon Katja auf die Wange geküsst hatte. „Kommt mit rein, der Kaffeetisch ist gedeckt.“

„Ja, wir kommen gleich nach“, sagte Nelly und setzte sich mit Marius auf die Bank.

Wuschel wuselte um sie herum und legte sich dann zufrieden in die Sonne. Marius hatte die ganze Zeit Nellys Hand gehalten. Nun legte er einen Arm um sie.

„Was bin ich froh, dass du wieder da bist.“

„Ich freue mich auch. Die ganze Zeit musste ich an dich denken. Du hast mir sehr gefehlt, auch wenn es nur zwei Wochen waren.“

Aufmerksam schaute sie in seine Augen und versuchte in ihnen seine Gefühle zu lesen. Sie sah Liebe, aber auch eine Traurigkeit, die sie nicht einordnen konnte. Am liebsten hätte sie ihn jetzt geküsst, aber Marius war sehr zurückhaltend. Das, was er in Nellys Augen las, war so eindeutig, dass ihm ganz schwindelig wurde.

„Komm, wir gehen rein“, sagte er nun und lief los.

Stirnrunzelnd stand Nelly auf und folgte ihm hinein an den gedeckten Tisch. Wuschel rollte sich zu Nellys Füßen zusammen. Es hatte ihr einen Stich ins Herz gegeben, dass Marius ihr ausgewichen war. Was war passiert? Hatte sie sich seine Liebe nur eingebildet?

Marius sah sie noch ein paarmal traurig an, legte aber seine Hand auf ihre. Nelly wusste nicht, was sie denken sollte. Verwirrt starrte sie auf ihren Teller. Katja hatte bemerkt, dass etwas nicht so war, wie es sein müsste und nahm sich vor, am Abend mit Nelly zu sprechen.

Nach dem Essen verabschiedete sich Marius bis zum nächsten Tag bei Benjamin, küsste Nelly flüchtig auf die Wange und war fort.

Benjamin schüttelte den Kopf.

„Da geht er uns seit drei Tagen auf den Wecker, wann du endlich wieder da bist und nun rennt er weg? Das soll mal einer verstehen. Oliver, weißt du, was los ist?“

Oliver kaute und schüttelte nun auch den Kopf. Christian zuckte mit den Schultern. Nelly war enttäuscht und wollte nur noch nach Hause. Christian fuhr Katja und sie heim. Sie sahen, wie Nelly sich in ihr Zimmer verzog und nahmen sich vor, sich nicht einzumischen. Katja seufzte.

„Sie liebt ihn.“

„Ich weiß. Er sie auch.“

„Aber?“

„Keine Ahnung. Wir werden es herausfinden. Nur nicht heute. Ich bin froh, dass du wieder bei mir bist, Schatz. Komm mit ins Bett, wir haben viel nachzuholen.“

Mit diesen Worten legte er sich seine lachende Frau über seine Schulter und trug sie ins Bett.


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