Читать книгу Jetzt oder nie - Ute Kruse-Fischer - Страница 2
ОглавлениеÜberall wird uns kundgetan: Mode kennt kein Alter. Wir schauen uns um und denken: Doch. Der Kontrast von fortgeschrittenem Alter und jugendlicher Verpackung schmerzte schon das Auge von Thomas Mann und ist heute leider weder ausgemerzt noch tut er weniger weh.
Im Gegenteil, das Phänomen scheint so alt wie die Angst vor dem Älterwerden selbst und hat Hochkonjunktur. Ein Blick in die Fußgängerzonen und Einkaufszentren unserer Städte zeigt zwei vorherrschende Verarbeitungsstrategien, die beide mehr als bedauernswert sind: Ignoranz in Form von zur Schau getragener Gleichgültigkeit oder Ignoranz in Form von forciertem Girlie-Look.
Wir sind der Überzeugung, dass sich jede Frau jeden Alters das Vergnügen gönnen sollte, gut gekleidet zu sein.
Nachlässigkeit ist eindeutig keine Option.
Denn die größte Gefahr, der wir spätestens ab 50 ausgesetzt sind, ist, im Nirwana der Unsichtbarkeit zu verschwinden oder in Klischees zu verfallen, indem wir die Erfolgreiche, die Intellektuelle, die Sportliche oder die Kreative spielen.
Ein unabhängiger Mut zur Mode ist gefragt, denn Mode ist ein Spiel mit dem eigenen Selbstbild, eine persönliche Ausdrucksweise, ein Vergnügen im manchmal tristen Alltag. In unserem Alter haben wir viele Erfahrungen gemacht, große Entscheidungen getroffen, manche Illusion verloren und jede Menge Freiheit gewonnen. Das sollten wir der Welt zeigen und nicht hinter langweiligen Farben, formlosen Kleidern, biederen Einheitshosen oder den immer gleichen Jeans verstecken.
Ziel unseres Style-Upgrades ist es, unauffällig-auffällig, lässig, selbstbewusst, inspirierend und unabhängig zu erscheinen. Den einen perfekten Look für alle Lebenslagen, den suchen wir nicht.
Es geht uns darum, für die eigenen körperlichen Vorzüge und ja, auch für die kleinen Fehler die bestmögliche Präsentation zu finden. Das bedeutet nicht, dass wir dann alle aussehen wie das 20jährige Topmodel. Dafür ist es eindeutig zu spät. Aber: Wir sehen dann auch nicht aus, als führten wir seit zehn Jahren Bürgerkrieg mit uns selbst oder seien vor einiger Zeit am Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom gestorben. Für ein paar grundsätzliche Überlegungen und
handfeste Ratschläge muss man weder Stylistin noch Chefin eines Modemagazins sein.
Gesunder Menschenverstand, ein gewisses Augenmaß, Selbstbewusstsein und der Sinn fürs Eigene reichen völlig hin.
Ab und an ein Gedanke daran, welches optische Vergnügen wir uns und unseren Mitmenschen bereiten möchten oder auch welche optische Zumutung wir für die sensibleren unter ihnen sein könnten, schadet keiner Frau in keinem Alter, keiner Lebenssituation und an keinem Ort dieser Welt.