Читать книгу Jetzt oder nie - Ute Kruse-Fischer - Страница 6

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Das Phänomen, mit Kleidung zu protzen, ist alt, vergleichsweise neu ist das Phänomen der Label-Manie. Häufig wird für ein groß aufgedrucktes Logo auf einer Tasche, einem Shirt oder einem Gürtel viel Geld bezahlt, nur um der Umwelt kund zu tun, wie erfolgreich und finanzstark man ist. Widerstandslos verwandeln Millionen Trägerinnen sich in kostenlose Werbeflächen. Ralph Lauren hat frühzeitig mit diesem Phänomen gearbeitet und ein Vermögen damit verdient. Louis Vuitton drängt seine Initialen jedem auf, für den die eigenen keinen Wert haben.

Der Drang, sich mit einem teuren Etikett zu versehen, ist gewöhnlich, weil er für alle, ob mit oder ohne Geschmack, zu haben ist. Guter Geschmack spricht für sich. Doch was genau ist eigentlich guter Geschmack?

Mit Sicherheit nicht die Antwort auf die Frage, ob ein Rock lang oder kurz, schwarz oder blau, kariert oder gestreift sein muss. Guter Geschmack ist vielmehr eine Frage des sozialen Verhaltens.

„Guter Geschmack hat etwas mit Höflichkeit zu tun, mit meinem Verhältnis zum anderen. Will ich ihn in maßlose Bewunderung ob meiner finanziellen Verhältnisse versetzen, ihn verletzen, ihn als impotent in den Schatten stellen? Negiere ich den Blick des anderen? Das gilt nicht als guter Geschmack. Oder möchte ich mich zu ihm in ein Verhältnis setzen? Ihn amüsieren, ihn reizen, ihn auf Distanz halten? Dem anderen Raum geben — das ist guter Geschmack."

Barbara Vinken


Richtig, genau richtig, doch wenn wir vor unserem Kleiderschrank oder in einer Umkleidekabine stehen, sind harte Fakten gefragt und eindeutige Antworten. Also im Klartext: Röcke, die zu kurz und Blusen, die zu eng sind, Schmuck, der zu sehr glitzert, Tops mit überdimensionierten Ausschnitten, Jerseykleider, die Speckrollen nachzeichnen, Farben, die Neonlampen Konkurrenz machen, Stoffe, die Durchblicke gestatten an Stellen, wo sie gnädig verhüllen sollen, kurzum: Alles, was zu sehr ins Extreme geht, wirkt gewöhnlich.


Vorsicht ist auch geboten bei Details, die auf mangelnde Qualität hinweisen, wie schlecht genähte Säume, zippelnde Nähte, zu große Knöpfe aus Plastik, Futterstoffe, die hervorlugen, durchscheinende Dessous. Nicht zu vergessen: Erkennbare Label, die die Finanzkraft herausschreien. So weit, so klar. Doch wie finden Sie jetzt heraus, wann das richtige Maß überschritten ist? Seien sie einfach ehrlich.

Wenn Sie Zweifel haben und jemanden um Rat fragen möchten, dann lassen Sie die Finger von einem Kleidungsstück.

Sie liegen völlig richtig. Der Zweifel, auch der leise, wäre nicht da, wenn Sie sich rundherum wohl fühlen würden. Also ist das Orange zu leuchtend, die Hose zu eng und der Mantel lässt Sie aussehen, als hätten Sie ihn angezogen und danach zugenommen. Ist so ein Gedanke erst einmal in Ihrem Kopf, lässt er sich nicht mehr vertreiben. Verlassen Sie sich auf Ihr Gefühl, Sie können nicht gut aussehen, wenn Sie sich nicht auch so fühlen. Der größte Luxus ist Komfort und der offenbart sich sehr subtil in der Art wie Sie sich bewegen, wie Sie ihre Kleider so einsetzen, dass Sie und nicht die Kleider ins rechte Licht gerückt werden.

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