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Die perfekte Reisezeit für Meknes: Am besten wenn der Mohn blüht

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Der Frühling ist sicherlich nicht nur für einen Ausflug ins Grüne, sondern überhaupt für eine Reise nach Marokko mit die beste Jahreszeit, vor allem wenn man mit dem Auto unterwegs sein möchte. Das Wetter ist bereits im März oft wunderbar sonnig, zumindest tagsüber angenehm warm und die Natur grünt und blüht ohne Ende. Die Felder mit feuerrotem Mohn, weiβen Margariten und anderen Wildblumen sind unbeschreiblich schön. Aber auch der Herbst ist angenehm. Das Land ist dann zwar völlig ausgetrocknet, alles ist gelblich bis ockerbraun und die Landschaft wirkt weit und hart, aber die endlose Weite und Kargheit haben auch etwas sehr Majestätisches und überwältigend Schönes. Im Sommer schließlich kann man es tagsüber eigentlich nur an der Küste oder aber drinnen aushalten. Die Hitze ist schon gnadenlos. Manchmal setzt sie mit dem Chergui ein. Das ist ein warmer Wind, der aus der Wüste kommt. Er fühlt sich für mich in etwa so an, als würde ich im deutschen Winter zum Enteisen der Windschutzscheibe das Gebläse im Auto mindestens auf die zweithöchste Stufe stellen. Trotzdem mag ich den Sommer sehr, den gelassenen Rhythmus des Lebens mit ausgiebiger Siesta, die Amosphäre am Abend, das Meer.

Richtig hart jedoch finde ich die Wintermonate in Marokko. General Lyautey, der oberste Franzose aus dem konlonialzeitlichen Marokko, hatte da schon Recht mit seiner Beschreibung Marokkos als kaltes Land mit heißer Sonne. Nachts gibt es winters manchmal Temperaturen um den Nullpunkt, an manchen Orten fällt auch Schnee, was besonders befremdlich wirkt, wenn er Palmen oder Wüstensand bestäubt. Eigentlich müsste man ja annehmen, dass der Winter für jemanden aus dem kalten Norden kein Problem sein dürfte. Mein erster Winter in Marokko war aber ziemlich leidvoll. Verstanden habe ich jedoch, warum man in marokkanischen Häusern selten eine Garderobe am Eingang zum Ablegen der Kleidung findet. Man braucht so etwas einfach kaum. Besucht man jemanden im Winter, so behält man die dicke Jacke oder den wärmenden Mantel beim Teetrinken im Wohnzimmer nur allzu gern an, denn die allermeisten Häuser haben noch immer keine richtige Heizung und sind dann oft richtig ausgekühlt, manchmal sogar feucht, denn der Winter ist auch Regenzeit. In gröβeren Hotels und Touristenressorts kann man natürlich auf Wärme und gewohnten Komfort vertrauen, aber ansonsten muss man sich an die winterliche Kälte erst gewöhnen und lernen, sich in viele Schichten Pullover und Hosen einzumummeln, vor allem wenn die schwache Wintersonne nicht die Nachmittage aufwärmt, weil es wieder einmal regnet.

Aber Regen ist gutes Wetter, zumindest aus marokkanischer Sicht. Man freut sich hier über Regen. Er ist gut für Land und Leute, füllt die zahlreichen Stauseen des Landes und verspricht den Bauern gute Ernten. Die können sich dann beim Metzger und Händler mehr dazukaufen, beim Arzt und Apotheker auskurieren lassen, bei Behörden und Ämtern die Dinge beschleunigen. Und die Händler, Ärzte und Beamte kaufen neue Autos, Waschmaschinen und bauen Häuser. So werden alle, Bauern wie Städter, Arme wie Reiche beglückt durch Regen. Er bringt Wohlstand und spült Geld in die Portemonnaies und in die Kassen. Bleibt der Regen dagegen aus, führt dies schnell zur Regierungskrise. Ganze Dynastien sind darüber schon gestürzt, denn „regieren heißt regnen“, wie es wieder einmal Lyautey auf den Punkt gebracht hatte und das gilt wohl nach wie vor. Denn die Landwirtschaft ist auch heute noch einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren des Landes. Um die Wasserversorgung und seine Macht sicher zu stellen, ließ daher schon König Hassan II Marokko vorsorglich zum Land der Stauseen ausbauen. Weltweit soll es heute in Marokko neben China am meisten davon geben.

Landwirtschaftliches Zentrum des Landes ist der Nordwesten, am Fuβe des Mittleren Atlasgebirges. Hier liegt die Stadt Meknes, eine der vier Köngisstädte, vielleicht sogar die Imposanteste, Schönste, auch weil sie am wenigsten Aufsehen darum macht und hier findet alljährlich Ende April auch Marokkos groβe Landwirtschaftsmesse, die SIAM statt. Etwas auβerhalb, im Süden der Stadt gelegen, lehnt sich das Messegelände direkt an die historischen Stallungen Heri-es-Souani mit dem groβen Wasserbecken zum Tränken der vielen tausend Pferde und Kamele, die hier unter dem Sultan Moulay Ismail einst untergebracht waren. Die Messe befindet sich somit an einem bedeutungsträchtigen Ort und ist, falls Sie gerade Ende April in Meknes sein sollten, durchaus ein Besuch Wert, denn es bietet sich hier wohl die beste Möglichkeit, von Safran über Datteln, Rosenwasser bis zu Arganöl sämtliche produits du terroir, regionale Köstlichkeiten, direkt bei landwirtschaftlichen Kooperativen zu erwerben, die als Aussteller hierzu aus ganz Marokko angereist sind. Danach kann man vor dem Messegelände gleich noch eine Fantasia, ein traditionelles Reiterspiel, erleben, das wie ein Jahrmarkt in vielen Orten stattfindet und bei dem es im Wesentlichen darauf ankommt, in einer geraden Linie nebeneinander, mit exakt gleicher Geschwindigkeit zu galoppieren und am Ende möglichst synchron einen Schuss abzugeben, so dass man bei guten Reitern nur einen einzigen Knall hört.

Die Stallungen Heri-es-Souani am Messegelände sind zwar schon lange sehr zerfallen, aber die sich daran anschlieβenden, besser erhaltenen tonnengewölbten Speicherhallen für Getreide und andere Vorräte beeindrucken noch heute, nicht durch ihr Dekor, sondern durch ihre schiere Gröβe. Sie machen deutlich, dass Sultan Moulay Ismail im 17. Jahrhundert wirklich groβes mit Meknes als seiner neuen Palaststadt, ville impériale, vorgehabt hatte. Er war gewissermaβen der marokkanische Sonnenkönig und derjenige, der die Hauptstadt vom beengten, nur rund 60 Kilometer entfernten Fes nach Meknes verlegte. Denn Ismail dachte groβ und baute imposant, wie auch die 40 Kilometer langen Mauern und berühmten Tore der Stadt, das Bab Mansour und das Bab El Khems, zeigen. Am Ende wurde er seinem Städtetraum auch begraben und seine letzte Ruhestätte ist natürlich auch eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt. Sie besticht durch ihre Zellige und Stuckarbeiten und verwundert durch ihre an diesem Platz fremd wirkenden zwei hölzernen Standuhren, die ein Geschenk von seinem groβen Vorbild und Seelenverwandten, dem französischen Sonnenköng sein sollen.

Doch zurück zur Landwirtschaft. Deren Erzeugnisse kann man in all ihrer Fülle aufgestapelt und einladend präsentiert auf dem überdachten Markt am groβen Platz, direkt vor dem berühmten Tor Bab Mansour in Augenschein nehmen. In groβem Stil werden in der Region Meknes vor allem Oliven, Getreide und, ja, Wein angebaut. Die 'Celliers de Meknes', die hier mehr als die Hälfte des gesamten Weins Marokkos produzieren und dabei vor allem französische Rebsorten wie Chardonney, Cabernet Sauvignon oder Merolt anbauen, stellen mittlerweile wohl so manchen europäischen Betrieb in den Schatten und können sich schon mit Produzenten aus Übersee messen. Auch die Qualität stimmt, denn die Sonne verwöhnt die Trauben, Regen fällt ausreichend und der Wüstenwind Chergui kommt selten. Produziert wird vom einfachen Landwein bis zum Spitzenwein 'Château Roselane 1er cru' und getrunken wird das allermeiste nach wie vor im eigenen Land und das zu vergleichsweise stattlichen Verkaufspreisen. Prost! Auf die Widersprüche im Land!


Foto: Frühling ist sicherlich die schönste Jahreszeit in Marokko

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