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Von Zwillingen, Muskelpaketen und Egomanen

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Habeck Wegener sah aus wie jemand, mit dem man keinen Streit anfangen wollte. Wer ihn nicht kannte, kam leicht auf den Gedanken, dass der große, breitschultrige Glatzkopf mit den vielen Tätowierungen und den Ringen im Ohr jede freie Minute in einem Fitnesscenter verbrachte, doch Habeck hatte weder die Zeit noch das Geld dafür. Er arbeitete als Maurer auf dem Bau und fuhr seit der Trennung von seiner Frau Andrea Doppelschichten, um den Unterhalt für seine Kinder zahlen zu können. In seinem Leben hatte er viele Dummheiten begangen, aber die beiden größten waren die Tätowierungen, die seinen Körper wie ein Wandgemälde eines untalentierten Künstlers überzogen, und die Hochzeit mit seiner Jugendliebe Andrea. Beides hatte er schon mehr als einmal bereut, auch wenn aus seiner Ehe die Zwillinge Jill und Jelly hervorgegangen waren, für die er töten würde. Was die Mädchen heute jedoch von ihm verlangten, war weitaus schlimmer.

»Die Wildwasserbahn?« Habeck versuchte, sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen. Er mochte keine Höhen und diese Wildwasserbahn war wirklich hoch!

»Klar«, nickte Jill und Jelly griff nach seiner Hand. »Komm, das wird lustig!« Er ließ sich von ihr mitziehen.

Jelly war die Ältere, wenn auch nur um zwölf Minuten, und diejenige, die ständig auf solche absurden Ideen kam. Die Zwillinge hatten im letzten Monat ihren dreizehnten Geburtstag gefeiert und er hatte seine Ersparnisse zusammengekratzt und ihnen einen unvergesslichen Tag in Nanopark versprochen. Habeck hatte nicht ahnen können, wie sehr er damit recht behalten sollte.

Vor der Warteschlange der Wildwasserbahn blieben sie stehen. Sie schauten hinauf zu dem gewaltigen grauen Oktopus, der wie aus einem Katastrophenfilm auf dem höchsten Punkt der Strecke thronte, die riesigen Augen weit geöffnet, und mit seinen Fangarmen die Bahn in Stücke zu reißen schien. Gerade raste wieder ein Boot heran. Im Inneren saßen eine blonde Frau und zwei Kinder und schrien, dass ihre Stimmen bis hinunter zu den Wartenden zu hören waren.

»Cool«, sagten die Zwillinge, während Habeck spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Im letzten Moment löste der Oktopus seine Fangarme und das Boot fuhr unter ihnen hindurch in die Tiefe. Rechts und links der Bahn spritzte das Wasser meterhoch. Ein Schwall traf die näherstehenden Menschen, die zuerst erschrocken die Köpfe einzogen und dann erleichtert lachten. Das Boot verschwand in einer Röhre auf der gegenüberliegenden Seite und Habeck verlor es aus den Augen.

»Im Chat schreiben sie, dass es wie in einem Film sein soll«, sagte Jill, ihr Handy in der Hand.

Jelly klatschte begeistert. »Das wird toll!«

Habeck sagte nichts.

Die Warteschlange setzte sich in Bewegung und sie betraten einen hölzernen, aus einfachen Eichenbohlen gezimmerten Steg, der zum Eingangsbereich der Wildwasserbahn hinüberführte. An seinem Ende erwartete sie ein Gebäude, das aussah, als hätte man es aus den Resten einer gestrandeten Galeere errichtet. Im Inneren nahm alle neunzig Sekunden ein Boot neue Besucher auf. Aus Schießscharten schauten die Rohre von Kanonen hervor und in dem Ausguck, der neben dem Eingang aus dem Boden ragte, hielt ein menschliches Skelett Ausschau.

»Schade, dass Mama nicht hier ist«, rutschte es Jill heraus.

»Ja«, sagte Habeck, ohne es so zu meinen.

Über ihren Köpfen raste ein Boot die Fahrrinne der Wildwasserbahn entlang. Es schob eine Bugwelle aus Wasser vor sich her, die über den Rand schwappte und auf sie herabstürzte. Habeck zog den Kopf ein, die Zwillinge kreischten.

Augenblicklich waren sie völlig durchnässt. Ihre Kleidung sog sich mit Wasser voll. Alle drei spürten, wie die Kälte ihren Rücken hinunterlief. Habeck schmeckte Salz auf den Lippen.

Dann versickerte das Wasser zwischen den Bohlen unter ihren Füßen und mit einem Mal waren sie völlig trocken. Sie schauten sich verdutzt an.

»Das war gar nicht echt«, lachte Jill und Jelly stimmte mit ein.

Habeck hasste die Wildwasserbahn schon jetzt.

Überraschend schnell saßen sie in einem der Boote und fuhren von Magneten im Boden gezogen einen dunklen Schacht aus nacktem Gestein hinauf. An seinem Ende drehte sich ein Strudel aus Licht und Wasser, in den sie mit einem Ruck eintauchten. Habeck spürte, wie sich unsichtbare Sicherungsbügel um seinen Körper legten und ihn fixierten. Sein Magen grummelte.

Plötzlich trieb ihr Boot auf einem azurblauen Ozean. Sanft schlugen die Wellen gegen die Bordwand. Jill und Jelly tauchten die Hände ins Wasser und bespritzten sich gegenseitig. Sie kreischten vor Freude. Habeck entspannte sich. Vielleicht würde sich seine Befürchtung einer Horrorfahrt ja doch nicht bewahrheiten. Die Mädchen entdeckten in der Nähe eine Insel. Palmen wuchsen an einem schneeweißen Sandstrand, als hätte Nanopark sie direkt in das Motiv einer kitschigen Postkarte gebeamt. Der Anblick war so fantastisch, dass Habeck sogar seine Angst vergaß. Er erwartete, dass sie anlegten, doch sie ließen die Insel hinter sich. Ein Schwarm Delfine tauchte auf und schwamm neben ihnen her. Jetzt hatten die Kinder nur noch Augen für sie. Habeck bemerkte, dass ihr Boot immer schneller wurde. Eine Zeitlang versuchten die Tiere mit ihnen mitzuhalten. Schließlich gaben sie auf und blieben zurück. Nach einer Weile kam Wind auf und er wurde rasch kälter. Der Himmel zog sich zu. Dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne und mit einem donnernden Krachen ritt ein Blitz über die Köpfe der Familie hinweg, durchschnitt die Wolken und ließ einen dunklen Himmel zurück, an dem ein Meer aus Sternen funkelte. Einen Moment später regnete es. Und immer noch wurden sie schneller. Habeck hielt sich krampfhaft an der Bordwand ihres kleinen Bootes fest, ohne es zu bemerken. Die Mädchen blickten sich in einer Mischung aus Furcht und Vorfreude immer wieder um.

»Da!«, rief Jill. Sie deutete nach vorn.

Jelly versuchte, sich aufzusetzen, ohne dass es ihr gelang. »Was ist das?«

Habeck kämpfte gegen das Entsetzen an, das ihn in diesem Moment befiel. »Das Ende der Welt«, brachte er noch heraus. Dann endete vor ihnen der Ozean. Einen Augenblick später stürzten sie senkrecht die nach unten führende Wasserwand hinunter, in ein Meer aus Sternen. Hinter sich hörte er die Zwillinge schreien. Er schrie nicht. Habeck brauchte seine ganze Kraft, um sich festzuhalten. Himmel, worauf hatte er sich da nur eingelassen?

Im freien Fall ging es in die Tiefe. Neben ihnen tauchte ein Oktopus aus dem Wasser auf. Seine Tentakel fuhren durch die Luft und suchten vergeblich nach Halt. Einer der Fangarme sauste knapp über ihre Köpfe hinweg. Ein anderer traf die Bordwand und versetzte ihnen einen Stoß. Abrupt bog ihr Boot zur Seite ab und sie verloren das Tier aus den Augen. Nun glitten sie über den Meeresgrund, durch einen Garten aus Korallen. Ein Schwarm aus bunten Fischen brachte sich vor ihnen in Sicherheit. Habeck bekam keine Gelegenheit, durchzuatmen. Schon wechselten sie erneut die Richtung. Vor ihnen tauchte das Wrack einer gesunkenen Galeere auf, über dem ein Schwarm Haie kreiste.

Habeck hatte das Gefühl, dass die Fahrt ewig dauerte, doch irgendwann standen sie wieder an der Haltestelle. Er zitterte und ihm war übel. Seine Hoffnung, dass es den Zwillingen ebenso erging und sie diesen Höllentrip erst einmal verarbeiten mussten, erfüllte sich nicht, denn kaum hatten sie die Wildwasserbahn verlassen, überfielen sie ihn mit neuen Ideen. Jill wollte sich sofort wieder anstellen, während Jelly hinauf in den Themenpark zu der Loopingbahn wollte. Bevor eine von beiden ihn überreden konnte, deutete er auf einen Selbstbedienungsstand, der achtundneunzig verschiedene Eissorten anbot.

»Wollen wir nicht zuerst ein Eis essen? Die Attraktionen laufen uns doch nicht davon.«

Jill und Jelly sahen sich an und nickten gemeinsam. Es überraschte Habeck immer wieder, wie beide im selben Moment den gleichen Gedanken hatten. Das war ihm schon aufgefallen, als die Zwillinge noch nicht einmal laufen konnten. Wenn sie Hunger hatten, dann immer zur selben Zeit. Auch die Windeln mussten immer paarweise gewechselt werden. Sie hatten synchron geweint, gelacht und getobt – und damit Habeck und seine Frau in den Wahnsinn getrieben.

Kurz darauf hatte jeder von ihnen ein Eis in der Hand. Die Zwillinge exakt das gleiche.

»He, seht mal!« Jelly schleckte an ihrer Kürbis-Vanille-Schokoladen-Variante und deutete auf eine Gestalt in einem Tierkostüm, die hinter den Bergkristallen vor der Raftingbahn auf den Weg trat. Auch Habeck und Jill schauten hinüber und sahen einen Gorilla, dem weitere als Tiere verkleidete Gestalten folgten. Jede von ihnen trug eine Sporttasche. Zielstrebig bewegten sie sich an dem Eingang der Raftingbahn vorbei und schlugen den Weg ein, der sie zu einem der Ausgänge führen würde. Ein kleines Mädchen, das sie ebenfalls bemerkte und ansprach, ignorierten sie.

»Das ist wahrscheinlich die Ablösung für die Kinderbelustigung«, sagte Habeck. Er schaute den Gestalten in den Tierkostümen hinterher und fragte sich, warum sie hier im Park Springerstiefel trugen.


Hanna wählte Erics Telefonnummer. Sie erwartete nicht, dass er abnahm, doch zu ihrer Überraschung meldete er sich bereits nach dem zweiten Klingeln.

»Hallo Hanna«, hörte sie seine Stimme und sofort kehrten die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit zurück.

»Was meinst du damit, dass du keine Zeit für die Kinder hast?«, fuhr sie ihn anstatt einer Begrüßung an.

Eine Sekunde lang schwieg Eric. Dann sagte er: »Mir ist etwas dazwischengekommen.«

»Aber wir haben abgemacht, dass du dich die nächsten zwei Tage um sie kümmerst. Ich muss den Babysitter für einen Besucher spielen und bekomme keinen Urlaub.«

»Ich hätte auch gerne etwas mit ihnen unternommen, aber es geht eben nicht.«

Natürlich nicht, dachte sie. Wahrscheinlich traf er sich wieder mit seiner Freundin, oder er hatte einfach keine Lust auf Emma und Moritz. So war das schon immer gewesen. Nie hatte sie sich auf ihn verlassen können. Ständig hatte sie allein zu Hause gesessen, die Kinder bespaßt, während er mit seinen Freunden – oder Freundinnen – um die Häuser zog oder zum Fußball musste.

»Die beiden haben sich so auf dich gefreut.« Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen, und versuchte, nicht zu weinen.

»Und ich mich auf sie, aber den Besuch holen wir nach und dann bleiben sie das ganze Wochenende bei mir.« Eric zeigte nicht die geringsten Schuldgefühle. Insgeheim hatte Hanna gewusst, dass er sie wieder enttäuschen würde. Sie war inzwischen so oft von ihm verletzt worden, dass es ihr nichts mehr ausmachte, aber um die Kinder tat es ihr leid. Auch wenn ihr Vater ein Arschloch war, war er doch ihr Vater, und sie hatten sich wirklich auf ihn gefreut. Vor allem Moritz, der mit seinen acht Jahren am meisten unter der Scheidung litt.

Hanna brachte keinen Ton heraus und Eric sprach weiter: »Du musst sie auch nicht abholen. Ich habe sie schon zu dir in den Park gebracht.«

»Du hast … was?« Hanna glaubte sich verhört zu haben. »Du kannst doch die Kinder nicht einfach hierherbringen, ohne dass wir das vorher besprechen!«

»Du bist ja nicht ans Telefon gegangen.«

Ihr schoss ein Gedanke durch den Kopf. »Wie sind sie überhaupt in den Park gekommen? Du jammerst doch ständig, dass du pleite bist.«

»Ich habe ihre Eintrittskarten mit deiner alten Visakarte bezahlt. Die hast du mir mal gegeben. Erinnerst du dich?« Das tat sie, aber es kam ihr vor, als wäre das in einem anderen Leben gewesen. »Wie auch immer. Ich muss jetzt los. Grüß die Kinder von mir.«

Er legte auf.

Nun weinte sie doch.


Lutz Brendinger fühlte sich nicht mehr wie ein Jugendlicher, doch erwachsen war er auch noch nicht. Er war irgendetwas dazwischen und so voller Energie, dass er glaubte, explodieren zu müssen. Sein Körper kribbelte. Hitzeschübe wechselten sich mit Kältephasen ab. Wenn er zur Ruhe kam, pendelten seine Gefühle ständig von einem Extrem zum anderen. Mal war er den Tränen nahe, dann wieder so voller Euphorie, als hätte er sich mit bewusstseinserweiternden Drogen vollgepumpt. Doch die einzige Droge, die er konsumierte, war Liebe. Zumindest träumte er davon. Seit ihm einer seiner Kommilitonen von diesem speziellen Dienst in Nanopark erzählt hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken. Er hatte sein Geld zusammengekratzt, sich die fehlende Summe von seinen Eltern geliehen und eine Tageskarte gekauft. Die Zusatzoption, wegen der er den Park besuchen wollte, gab es nicht online, aber er hatte eine Mail mit einer Telefonnummer bekommen, die er anrufen sollte, sobald er im Park war.

An diesem Tag betrat Lutz als einer der Ersten die Kuppel. Gleich nach der Öffnung der Tore hatte er sich an allen anderen vorbei nach vorn gedrängt. Während die meisten Besucher vor einer der Eröffnungskammern auf Einlass warteten, rannte er zur Schleusenhalle hinüber und betrat durch sie die Kuppel. Er interessierte sich nicht für eine virtuelle Reise in einem Raumschiff, an deren Ende man Die Stadt der Zukunft betrat. Er wollte einfach nur so schnell wie möglich hinein.

Die virtuellen Parkcharaktere, die ihn begrüßten, ignorierte er. Er lief an ihnen vorbei und dachte unentwegt an die Mail, die er bekommen hatte. Mit dem Fahrstuhl fuhr er hoch zur Ebene der Piraten und gelangte in ein Gebäude aus roten und grauen Ziegeln, in dem man Andenken und Getränke kaufen konnte. Lutz nahm keine Notiz von dem einbeinigen Piraten und seinem sprechenden Papagei und rannte hinaus ins Freie.

Vor ihm tat sich eine mittelalterliche Stadt auf. Die Luft roch nach Salz und Meer. Rechts lag der Hafen, an dessen Kai drei Schaluppen und eine Kogge ankerten. Gegenüber sah er eine Spelunke, vor der sich zwei virtuelle Piraten zur Freude etlicher Besucher prügelten. Dann folgten mehrere Souvenirläden, ein Selbstbedienungsrestaurant, Getränke- und Eisstände und ein Karussell, in dem sich Minikoggen von Wellen getragen in einem ständigen Auf und Ab im Kreis bewegten. Manchmal schaute der Kopf eines Haifisches oder der Tentakel eines Kraken aus dem Wasser heraus und ließ die Besucher in den Booten laut aufschreien.

Lutz beachtete das Geschehen um sich herum mit keinem Blick. Er rannte über das Kopfsteinpflaster durch die Gassen der Stadt und dachte keine Sekunde daran, dass er sich in einer begrenzten Kuppel befand. Er ignorierte die Fahrgeschäfte und Restaurants, die Shows und die liebevoll gestaltete Umgebung. Seine Gedanken drehten sich um etwas anderes. Und wieder spürte er, wie ihn ein Schauer der Erregung überflutete.

Nachdem er die Stadt der Piraten durch ein Tor auf der gegenüberliegenden Seite verlassen hatte, blieb er stehen und sah sich suchend um. Als er keine Kameras entdeckte – die er sowieso nicht gesehen hätte, weil der Parkcomputer sie nicht zeigte –, zog er die mitgebrachte Flasche Rum aus der Tasche seiner Jacke und trank sich Mut an. Er schwankte zwischen Vorfreude und Bedauern wegen des vielen Geldes, das er ausgeben würde. Nachdem der Alkohol den letzten Rest an Hemmungen hinweggespült hatte, zog er sein Empathiephone aus der Tasche. Die Telefonnummer, die er anrufen sollte, hatte er eingespeichert und so drückte er nur auf die Schnellwahltaste und wartete.

Eine leise, unfreundliche Männerstimme drang aus dem Lautsprecher: »Ja?«

»Ich … äh …«, stammelte Lutz. »Spreche ich mit Herrn Gloeckner?«

»Was wollen Sie?«, antwortete sein Gegenüber schroff, ohne auf seine Frage zu reagieren.

»Ich habe Ihnen eine Mail geschickt. Es geht um …« Lutz zögerte. »… eine Zusatzbuchung«, ergänzte er im verschwörerischen Tonfall.

»Das mache ich nicht mehr.«

Lutz erschrak. »Aber nur deswegen bin ich hier. Außerdem haben Sie mir doch die E-Mail mit Ihrer Telefonnummer geschickt.«

»Das war eine automatische Antwortmail, die eigentlich nicht mehr aktiv sein sollte.«

»Können Sie dieses eine Mal nicht noch eine Ausnahme machen? Ich bin doch schon im Park. – Und ich zahle auch einen Aufschlag!«, fügte Lutz hinzu, obwohl er keine Ahnung hatte, woher er weiteres Geld nehmen sollte.

Der Mann am anderen Ende der Leitung schwieg so lange, dass Lutz schon dachte, er hätte das Gespräch beendet. Dann hörte er den leisen Ton einer Systemmeldung. »Sie stehen am südlichen Stadttor von Port Royal. Ihr Name ist Lutz Brendinger. Ich habe Sie auf meinem Schirm.«

Lutz nickte heftig. »Ja, das bin ich!«

»Was genau möchten Sie denn dazubuchen?«

»Eine Begleitung!«, stieß er heraus. »Ich möchte eine weibliche Begleitung!« Lutz zog ein animiertes Foto aus der Tasche und hielt es hoch, als könnte sein Gesprächspartner es durch sein Telefon sehen. »Sie soll wie Charlize-Zoe Watson aussehen, die Influencer-Queen, und ich will Sex mit ihr!«

Aus dem Lautsprecher drang ein gequältes Stöhnen. »Sie wissen aber schon, dass Ihre Begleitung nur ein virtueller Charakter sein wird? Sie können sie weder küssen noch sonst etwas mit ihr anstellen.«

»Aber … ich dachte, Sie haben … spezielle Möglichkeiten.«

»Dann müsste ich das Aussehen Ihres virtuellen Charakters auf eine lebende Person projizieren, aber das können Sie vergessen. So kurzfristig kann ich niemanden in den Park holen, der sich mit Ihnen amüsiert. Ich kann Ihnen Ihre Traumfrau höchstens als virtuellen Charakter anbieten.«

Lutz überlegte. Jetzt war er schon so weit gegangen, dass es keinen Sinn ergab, umzukehren. »Gut, es reicht schon, wenn sie mir dabei zusieht.«

»Na schön, ich versuche, die 3D-Daten Ihrer Filmschauspielerin in einer der Künstlerdatenbanken zu finden, aber ich kann nichts versprechen. Bezahlen müssen Sie natürlich trotzdem.«

»Natürlich! Soll ich Ihnen das Geld überweisen?«

»Das ist nicht nötig, ich buche es von Ihrer Eintrittskarte ab. Haben Sie sonst noch irgendwelche Wünsche? Soll ich Ihr Aussehen verändern? Hätten Sie gerne einen größeren Penis oder bunte Haare?«

Lutz fiel die Ironie in seiner Stimme nicht auf. »Das wäre toll«, sagte er.

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