Читать книгу Der Pferdeversteher - Uwe Weinzierl - Страница 44

»Endlich«, seufzt Anja, als ein beiger Volvo-Kombi langsam an uns vorbei auf den Hof zusteuert. Als der Wagen zum Stehen kommt, sind wir mit den Pferden wieer im Stall angekommen. Der Tierarzt trägt Schlapphut, Daunenweste und Winerstiefel. Ich möchte ihm zur Begrüßung die Hand schütteln, doch seine Unterare sind längst in einem Paar Gummihandschuhe verschwunden. Also nicken wir uns nur kurz zu und reden auch nicht lange. Er will sich gleich Samson ansehen und mustert ihn von Kopf bis Fuß, hebt seine Lider, macht sich ein Bild von der Farbe der Mundschleimhaut.

»Aha« und »hmm« murmelt er dabei immer wieder und bestätigt dann seine Ferndiagnose: »Klassische Kolik, wie sie im Lehrbuch steht«.

Schließlich greift er in seinen Koffer, kramt eine Spritze mitsamt Kanüle und eier kleinen Glasampulle hervor. »Wird schon wieder«, sagt er mit ruhiger Stime, zieht die Spritze auf und schiebt die Nadel routiniert in eine Hautfalte an Samsons Hals. Das Pferd lässt die Behandlung regungslos über sich ergehen.

Ich bin erleichtert, aber gleichzeitig immer noch perplex: »Wie kann die denn so plötzlich kommen, so eine Kolik?« Der Tierarzt bückt sich, greift nach einem Büchel Stroh und hält es mir direkt vors Gesicht: »Riechen Sie das?« Ich weiche iritiert zurück, atme dann aber vorsichtig ein. Ein modrig-fauliger Geruch strömt mir in die Nase, und plötzlich wird mir alles klar. »Ich Idiot!«