Читать книгу Der Pferdeversteher - Uwe Weinzierl - Страница 47
ОглавлениеLöwenmähne auf dem Kopf – Frauen und Protest im Kopf: So sah ich in meinen Regensburger Jahren aus.
Verweigerung in der großen Stadt
Volljährig und voller Träume: Mit der Gitarre in der Hand mache ich erste Schritte in die Freiheit. Es geht nach Regensburg, die nördlichste Stadt Italiens.
Musik, Mädchen und Politik
1977 gibt es in Deutschland noch die Wehrpflicht. Selbstredend will ich verweigern. Ob dich darf, entscheidet ein Gericht; bei der Verhandlung steht mir mein Vater zur Seite. Ich sage, was ich sagen muss, dann zitiert mein Papa seinen Vater: »Wer es wagt, einen meiner Söhne einzuziehen, den werde ich mit meinem Karabinergewehr daran hindern!« Zum Glück gehe ich trotzdem als Kriegsdienstverweigerer durch und trete meinen Zivildienst in Regensburg an.
Flugblätter und Protestlieder
Ich ziehe in eine Zivi-WG und freue mich auf das Leben in der Stadt meiner Träume, die ich als Kind in den Ferien lieben gelernt habe. Abends spielen wir Gitarre, rauchen Gras und reden über Mädchen und Masturbation. Den Urlaub verbringe ich mit einer linken Jugendgruppe in Griechenland, die sich für den Widerstand gegen die Militärdiktatur starkmacht.
Wieder zu Hause verliebe ich mich dann in Jeannette und sympathisiere wie sie mit dem Arbeiterbund. Morgens verteilen wir Flugblätter vor den Betrieben, die viele nur widerwillig entgegennehmen. Dann wird Hanns Martin Schleyer entführt. Mit der BILD-Zeitung in der Hand kommentieren die Arbeiter das Geschehene: »Die Entführer sollte man am Sack aufhängen!« Plötzlich bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich diesen Menschen Protestlieder vorsingen will.