Читать книгу Der Augenschneider - Valentina Berger - Страница 6
ОглавлениеKapitel 1
Heinz Martin hatte als Gerichtsmediziner schon viel gesehen. Doch das, was er in den letzten Wochen auf dem Seziertisch gehabt hatte, schlug alles bisher Erlebte. Bei diesem Opfer waren beide Augen herausgetrennt worden. Das Gesicht war kaum mehr als solches zu erkennen. An manchen Stellen blitzten weiße Knochen hervor. Dort, wo normalerweise die Augen sein sollten, waren nur zwei dunkle, blutverkrustete Höhlen.
Erst vor drei Wochen hatte Heinz eine ähnlich zugerichtete Leiche obduziert: Vivian Steiner. Er brauchte nicht in seinen Unterlagen nachschauen, sie war ihm im Gedächtnis geblieben.
Er und sein Assistent Kramer hatten den Körper der Unbekannten bereits nach Fasern und Fingerabdrücken untersucht. Nichts. Auch kein Sperma, lediglich etwas Laub, kleine Zweige und Halme vom Fundort. Nun fotografierte Kramer die Tote. Jedes winzige Detail wurde festgehalten, jeder Zentimeter Haut vergrößert und auf einer Datenkarte gespeichert.
Menschen, die einem Verbrechen zum Opfer fallen, haben keine Intimsphäre mehr. Alles wird zutage gezerrt, bei den Ermittlungen und dann später vor Gericht. Keine Heimlichkeiten!
Tote konnten nicht mehr reden, ihre Geheimnisse nicht selbst preisgeben.
Dafür war Heinz zuständig. Er war es, der versuchte, Antworten auf Fragen zu finden, die ihm niemand mehr beantworten konnte. Er schaffte eine Verbindung zwischen den Toten und den Lebenden, den Beamten, die den Täter überführen und vor Gericht bringen sollten. Heinz fragte sich manchmal, ob sein Beruf nicht voyeuristisch war, und jedes Mal kam er zu dem Schluss, dass es so sein musste. Er tat es im Namen der Gerechtigkeit. Immerhin, ein guter Grund. Der beste, der ihm einfiel.
Nachdem Kramer mit den Aufnahmen fertig war, wurde die Leiche mit einem Schlauch gereinigt, das Blut abgewaschen, das mit dem Wasser vermischt eine rosa Färbung angenommen hatte und laut gurgelnd durch den Abfluss verschwand.
Dann griff Heinz mit seiner behandschuhten Rechten zum Skalpell und öffnete mit einem großen Y-Schnitt den Oberkörper der jungen Frau. Seine Gedanken richteten sich nun ganz auf die Aufgabe, die vor ihm lag. Konzentration, Routine. Organe heraustrennen, begutachten, vermessen, wiegen. Mit monotoner Stimme kommentierte er sein Tun, damit alles auf Band festgehalten wurde und damit der anwesende Ermittlungsbeamte mithören konnte, wenn er schon nicht hinsah. Die wenigsten waren mehr als körperlich bei einer Autopsie anwesend. Man sollte meinen, das seien alles hartgesottene Burschen, die nichts so leicht aus der Bahn warf, aber wenn es um Leichenöffnungen ging, sträubten sie sich. Nur die Ergebnisse interessierten sie möglichst rasch.
Die Frau war, soweit er das auf den ersten Blick sagen konnte, gesund gewesen. Ein bisschen untergewichtig für ihre Größe, immerhin 1 Meter 80. Vivian Steiner war ebenfalls überdurchschnittlich groß und schlank gewesen, fiel Heinz ein. Auch sie war, wie diese Unbekannte, zuerst verstümmelt und dann erdrosselt worden. Was veranlasste jemanden dazu, Frauen derartige Schmerzen zuzufügen? Bei Vivian Steiner hatte er Reste von Betäubungsmitteln gefunden. Heinz nahm der Toten Blut ab und schickte Kramer damit in das Labor. Doch er wusste schon jetzt, dass es in ihrem Fall nicht anders sein würde. Er hatte eine vage Vorstellung davon, was sich abgespielt hatte. Die Frauen wurden mit Medikamenten willenlos gemacht und dann an irgendeinen Ort gebracht, an dem der Täter sie foltern und töten konnte, ohne dass es jemand mitbekam.
Nachdem Heinz alles erledigt hatte, blieb ihm noch ein Letztes: Er nähte den Brustkorb zu.
Kramer würde etwas später die Schädeldecke öffnen, damit Heinz sich das Gehirn ansehen konnte. Er hoffte, dass es jemanden gab, der diese Frau vermisste. Jemanden, der wusste, wer sie gewesen war. Jemanden, der helfen konnte, ihr einen Namen zu geben, der ihre Vorlieben und Gewohnheiten kannte – und vielleicht sogar ihren Mörder.
Er drehte sich zu dem Ermittlungsbeamten um, der während der Autopsie stumm, möglichst weit vom Tisch entfernt gestanden hatte, und sagte:
„Kommen Sie, Moser! Ich habe eine Theorie.“
Er führte den Kripomann in sein Büro, wo sich medizinische Zeitschriften auf dem Schreibtisch stapelten. Das war ein Zeichen dafür, dass Heinz Martin überarbeitet war, denn normalerweise herrschte in seinem Reich Ordnung. Er nahm einen Stoß Akten von einem Stuhl und bedeutete Moser, sich zu setzen. Er selbst nahm hinter dem überladenen Schreibtisch Platz, rollte ein Stück mit seinem Chefsessel nach hinten, legte seine Füße auf den massiven aber bereits reichlich schäbigen Eichentisch und fixierte sein Gegenüber. „Es ist die gleiche Vorgehensweise wie bei Vivian Steiner. Zuerst schneiden und die Augen entfernen, dann erdrosseln. Ich schätze, wir haben hier ein Serienproblem.“
Der Kriminalpolizist starrte ihn einen kurzen Moment wortlos an. „Und das können Sie jetzt schon sagen?“
Heinz winkte ab. „Ich weiß, ich weiß. Aber ich sehe die Zeichen und folge meinem Gefühl.“
„Finden Sie nicht, dass bei einer solchen Untersuchung Gefühle fehl am Platz sind?“ Moser verzog das Gesicht als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Meine Intuition hat mich schon oft in die richtige Richtung geleitet. Solange man darüber nicht die Fakten vergisst“, beharrte Heinz.
„Schön und gut, allerdings bin ich ein methodischer Mensch und habe auch meine Erfolge. Für mich zählt die Realität und das, was wissenschaftlich belegbar ist. Wenn Sie mir nicht mehr geben als Intuition und Gefühle, kann ich nichts damit anfangen.“
„Also gut, Fakt ist, dass ich zwei Leichen innerhalb von drei Wochen obduziert habe, die ähnliche Verletzungen davongetragen haben. Die bei lebendigem Leib gefoltert und zerschnitten worden sind, als wären sie ein Stück Stoff. Bei beiden fehlen die Augäpfel und beide wurden anschließend erdrosselt, ein Gnadenakt, wenn Sie mich fragen. Beide Frauen waren groß und schlank. Was sagt Ihnen das, Moser? Ich bin überzeugt, dass wir hier einen Täter haben, der den gleichen Typus vorzieht und der nach dem gleichen Schema vorgeht.“ Trotz Mosers verkniffenem Gesichtsausdruck fuhr Heinz fort: „Beim ersten Opfer haben wir ein Betäubungsmittel nachweisen können, nur die Konzentration hat nicht gereicht, um herauszufinden, um welche Substanz es sich handelt. Bei dem zweiten haben wir vielleicht mehr Glück.“
„Dann verlassen Sie sich auf Ihr Glück, vielleicht eilt ja auch noch der Zufall zu Hilfe, während ich mich darum kümmere, das Opfer zu identifizieren.“ Moser stand auf und ging.
Heinz Martin schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass einer der Zeitschriftenstapel ins Wanken geriet.
„Verbohrter Ignorant! Idiot!“
Mit Helmut Wagner hatte er nie solche Probleme gehabt. Der hatte ihm zugehört, Wert auf seine Meinung gelegt, ihn oft um Rat gefragt. Wie viele knifflige Fälle hatten sie gemeinsam gelöst? Sie waren Freunde, aber Wagner hatte sich verlieben müssen. Tja, und nun hatte Wagner Urlaub genommen, bevor seine Versetzung in ein paar Wochen wirksam werden würde, und richtete sich in Innsbruck ein, wo er sich während der kommenden Jahre mit Provinz-Bagatellen die Zeit vertreiben und seiner Verlobten beim Arztspielen zuschauen würde. Und Heinz musste sich deshalb in der Zwischenzeit in Wien mit diesem schwer zu ertragenden Moser herumschlagen. Heinz’ Hand tastete nach dem Telefonhörer. Wenigstens würde er Wagner ein schlechtes Gewissen bereiten, weil sie hier in Wien einen Serientäter jagten, während er nichts anderes zu tun hatte, als Umzugskartons auszupacken.
Da schrillte das Telefon und Heinz zuckte zusammen. Ein, zwei Sekunden ließ er verstreichen, bis er sich gefangen hatte. Er hob den Hörer ab und meldete sich.
Zuerst war außer heftigem Atmen nichts zu hören.
„Bitte, wer ist denn da?“
Dann eine leise Stimme, die er nicht gleich erkannte: „Heinz? Ich bin’s, Emilia.“
Schweigen.
„Heinz?“
„Ja, ich bin dran. Was kann ich diesmal für dich tun?“
Emilia Martin schluchzte ins Telefon: „Du musst mir helfen. Ich hab Angst. Diesmal ist es richtig ernst.“
„Das hast du das letzte Mal auch gesagt. Dann stellte sich heraus, dass du schlicht übertrieben reagiert und ein paar Dinge fehlinterpretiert hast.“
„Ja, ich weiß, und es tut mir auch leid, dass du umsonst herkommen musstest. Aber hör zu: Vivi war eine Kollegin von mir und jetzt ist sie tot. Im Fernsehen und in den Zeitungen haben sie Bilder gezeigt. Und nun ist Luisa auch verschwunden, und ...“ Emilia putzte sich geräuschvoll die Nase, „... ich glaube, dass ich die Nächste sein könnte.“
Heinz brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen. „Vivi? Vivian Steiner etwa?“
„Ja, und jetzt Luisa. Was, wenn mit ihr etwas Furchtbares geschehen ist? Was, wenn sie auch tot ist?“
Heinz kratzte sich am Nasenrücken, dort wo seine neue Brille einen Abdruck hinterlassen hatte. „Okay, Emma, das klingt tatsächlich nach Schwierigkeiten. Ich hol dich ab.“
Heinz legte auf, nahm seine Jacke und verließ das Büro.
„Für heute bin ich nicht mehr erreichbar“, sagte er zu seiner Sekretärin, die ihn verwundert anstarrte, aber zu perplex war, um etwas zu sagen. Es war noch nicht einmal Mittag. So früh war er in all seinen Dienstjahren noch nie gegangen.
Ob Jakob oder Theodor – er hatte schon viele Namen gehabt. Letztlich war es egal, einer war so gut wie der andere.
Für seine Schwester war er Christian. Sie hatte ihn, seit sie reden konnte, so genannt, ein Stück Zuhause an jedem beliebigen Ort.
Sie, Jana. Sein Ein und Alles, um die er sich kümmern musste, für die er seine Seele gab. Seine Bürde, seine Last.
Christian trank den letzten Schluck seines Frühstückskaffees und wischte sich die Lippen mit einer Serviette ab. Zu jedem Essen gehört ein Mundtuch, es ist ein Zeichen von Kultur, pflegte seine Mutter zu sagen. Das war eines von vielen Dingen, die er von ihr übernommen hatte. Auch, dass man das benutzte Geschirr nicht stehen lässt, weil sonst alles eintrocknet, und man danach viel mehr Zeit, Spülmittel und Wasser braucht, um es zu säubern. Ja, seine Mutter war eine kluge Frau. Ihr Tod hatte eine große Lücke hinterlassen. Wäre sie noch hier, hätte sie gewusst, wie man Janas schrille Stimme ausschaltete, die ihn immerzu rief: „Chris! Christiaaan!“
„Ja, ich komme!“ Er stellte seufzend das heiße Wasser ab, das noch nicht einmal die Hälfte des Abwaschbeckens füllte, trocknete sich seine Hände an einem Geschirrtuch ab und eilte in den oberen Stock. Er durfte sie nicht warten lassen. „Und der Abwasch?“, fragte die Stimme seiner Mutter in seinem Kopf. Er hielt sich die Ohren zu. Er wollte weder sie noch das fordernde
„Christiaaaan“ hören, das immer dringlicher wurde.
Er schüttelte die dicken Kissen auf Janas Bett auf und zog die Decke zurecht. Dann setzte er sich auf den Stuhl daneben und schloss die Augen. Jeden Tag betete er aufs Neue, die Zeit zurückdrehen zu können, den Morgen des Unfalls anders zu beginnen, die Nacht zuvor nicht bis zur Bewusstlosigkeit zu trinken, Jana mit dem Taxi fahren zu lassen und nicht mit ihm, weit unter der Fahrtauglichkeitsgrenze, alkoholisiert und übermüdet. Eine andere Route zu nehmen, auch wenn Jana sich dann verspätet. Was sind schon zehn Minuten im Vergleich zum Rest des Lebens? Weniger als eine Sekunde entscheidet über Sieg oder Niederlage, über Abhängigkeit oder Freiheit, über Leben oder Tod. Weniger als eine Sekunde hatten ausgereicht, um ihm Fesseln anzulegen, die gedacht waren für die Ewigkeit.
Weil seine Gebete unerhört blieben, musste er handeln. Helfe dir selbst, dann hilft dir Gott, pflegte seine Mutter zu sagen. Und sie hatte recht, wie immer.
Christian erhob sich und verließ das Zimmer. Er bereitete Janas Frühstück und brachte es ihr hoch, schenkte den Tee ein, gab einen Löffel Zucker dazu und rührte um. Pfefferminze. Ihr Lieblingstee. Er kostete vorsichtig. Heiß und süß, genau, wie sie ihn mochte. Noch einmal blickte er auf das Tablett, um sich zu vergewissern, dass er nichts vergessen hatte. Er musste los.
„Ich bin bald wieder da“, sagte er.
Emilia Martin seufzte erleichtert auf. Heinz würde kommen, er hatte es versprochen. Sie wickelte sich das feuchte Taschentuch um den Zeigefinger und tupfte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Der Mascara hinterließ schwarze Spuren auf dem weißen, weichen Material. Aber noch mehr Mascara klebte auf ihren Wangen, und an den Stellen, an denen sie versucht hatte, ihn wegzuwischen, entstanden graue Schlieren.
Heinz war ein guter Mensch, ein guter großer Bruder, auch wenn sie kaum mehr Gemeinsamkeiten hatten als ihren Erzeuger.
Sie wusste, er handelte ihr gegenüber nur aus Pflichtbewusstsein, nicht aus Zuneigung. Er war der, den sie anrief, und er kam. Er hatte sich noch nie gefreut, von ihr zu hören, schon früher nicht. Aber an wen sollte sie sich sonst wenden?
Emilias Partner wechselten im wöchentlichen Rhythmus, von ihren Freundinnen – viele hatte sie ohnehin nicht – war eine tot, die andere spurlos verschwunden. Der Gedanke an sie bewirkte, dass Emilias Hals sich anfühlte, als hätte sie eine Gräte verschluckt. Sie bekam kaum noch Luft und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen.
Ich hätte die wasserfeste Wimperntusche nehmen sollen, dachte sie, als es an ihrer Wohnungstür läutete. Sie streckte ihre nackten Beine, stand von der Couch auf, wickelte sich den Gürtel des seidenen Kimonos enger um ihre schmale Mitte und ging, um zu öffnen.
Christian war zufrieden. Bald war es vollbracht. Eine noch, dann wäre es vorbei, stellte er mit Bedauern fest. Er hatte die Gesellschaft einer jeden genossen. Und sie die seine ebenfalls. Insgeheim hatten ihn alle diese Frauen geliebt. Ja, sie hatten ihn angefleht, aufzuhören. „Sag, wie sehr du mich liebst“, forderte er, bevor er sich ihren Augen widmete, den wunderbaren, faszinierenden Augen. Keine hatte sich ihm widersetzt, bloß Luisa, dieses Biest. Ihre Zahnabdrücke waren immer noch auf seiner Hand zu sehen.
Wahrscheinlich hatten alle gedacht, er würde sie verschonen, wenn sie ihm ihre Liebe gestanden. Aber er hatte ihnen nicht geglaubt, hatte sich nicht für dumm verkaufen lassen. Erst zum Schluss. Erst, wenn er seine Hände um ihre Hälse gelegt und zugedrückt hatte. Da liebten sie ihn. Dafür, dass er sie erlöste. Ihnen die Schmerzen nahm. Dafür, dass nun alle Qual ein Ende hatte.
Gleichgültig putzte er den Keller. Blut hatte ihm noch nie etwas ausgemacht. Es gehörte dazu. Aber weg musste es von hier. Schließlich sollte es die Nächste sauber und ordentlich haben. Er wusste, er ging ein Wagnis ein. Er hatte noch nie mehr als zwei Frauen an denselben Ort gebracht. Aber jetzt war er so kurz vor der Vollendung. Nur noch einmal, schwor er sich. Das musste reichen. Er hatte sich alles viel einfacher ausgemalt. Aber wie er es auch anstellte, er war mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Die Augen hatten nicht den Glanz, den er sich vorstellte. Ihnen fehlte die Lebendigkeit. Nun, er hatte aus den Fehlern gelernt, wusste, was er beim nächsten Mal anders machen würde. Schade, die Frauen waren alle umsonst gestorben. Das heißt, nicht ganz. Sie hatten der Erfahrung gedient. Ihr Tod hatte einen guten Zweck gehabt. Mehr als sie von ihrem Leben behaupten konnten.
Nur einmal noch, und dann hatte er es geschafft. Jana würde wieder sehen können. Seine Fesseln würde er abstreifen können. Der Gedanke daran beflügelte ihn und er tauchte den Mopp enthusiastisch in den Putzeimer. „Du solltest endlich das Wasser wechseln“, hörte er seine Mutter sagen. „Ja!“, antwortete er. Er erschrak, als seine Stimme von den Betonwänden widerhallte. Bisher hatte er mit seiner Mutter nur still kommuniziert.
„Und tu reichlich von der Bleiche rein, sonst kriegst du die Flecken nie weg. Du hättest sie nicht eintrocknen lassen sollen.“
„Ich weiß, Mutter!“ Diesmal war kein Laut zu hören. Vielleicht hatte er es nur im Kopf gesagt, vielleicht hatte er auch nur so leise gesprochen, dass die Wände es nicht hören konnten.
Er leerte den Kübel aus, füllte ihn frisch, kippte großzügig von der Chlorbleiche hinein und wischte den Boden. Noch zwei Mal wechselte er das Wasser, dann hatte er das Gefühl, dass alles sauber war. Er ließ seinen kritischen Blick durch den Raum wandern. Als er bei der Zimmerdecke angelangt war, bemerkte er in einer Ecke ein Netz mit einer Spinne.
Die waren aber auch überall. Er hob den Mopp und stieß ihn kräftig gegen die Decke. Das kleine Tier blieb mit angezogenen Beinen leblos auf dem Aufwaschfetzen kleben. Angewidert tauchte er ihn in den Kübel und wusch in aus. Das Wasser samt dem Ungeziefer spülte er im Klo hinunter.