Читать книгу Der Augenschneider - Valentina Berger - Страница 8

Оглавление

Kapitel 3

Inspektor Rainer Moser trat auf der Stelle. Er hatte zwei ungelöste Mordfälle zu bearbeiten und war keinen Schritt weitergekommen. Das wurmte ihn. Dieser Heinz Martin, der glaubte doch tatsächlich, er hätte alle Weisheit für sich gepachtet. Was verstand der schon von fundierter polizeilicher Ermittlungsarbeit?

Moser ging zum fünften Mal die Tatortfotos durch. Es musste etwas geben, das ihm weiterhelfen konnte. Irgendetwas.

Der Gerichtsmediziner hatte ihn darauf hingewiesen, dass die zwei toten Frauen eine ähnliche Statur hatten. Beide groß und schlank. Und beide hatten eine sehr helle Hautfarbe gehabt, bestimmt waren sie darauf bedacht gewesen, sich vor der Sonne zu schützen. Sehr vernünftig, aber ihre Lebenserwartung hatten sie dadurch auch nicht erhöhen können. Und dann natürlich die fehlenden Augen bei beiden. Der Täter hatte sie herausgetrennt.

Nun, die deutlichen Parallelen sah er selbst, dafür brauchte er Heinz Martin nicht. Er tippte auf einen Sammler. Einen, der Freude daran hatte, seine Opfer zu quälen.

Kaum zu glauben, dass sie das überlebt hatten, um danach noch erdrosselt zu werden.

Aber zu diesem Zeitpunkt sollte man sich auf keinen Fall zu der Annahme verleiten lassen, es mit einem Serientäter zu tun zu haben. Die Unterschiede, die es durchaus gab, hatte Martin nicht erwähnt: Vivian Steiner hatte schwarzes Haar. Kinnlang. Die andere langes blondes Haar.

Die Leiche von Vivian Steiner hatte Schnittwunden am Gesäß, entlang des ganzen Rückens und an beiden Oberschenkeln.

Bei der zweiten Toten war fast das ganze Gesicht zerschnitten worden. Ihre Brüste gänzlich abgetrennt. Beide Oberschenkel, der Bauch und der Rücken wiesen zahlreiche Schnitte auf. Außerdem hatte sie eine Prellung am Jochbein, zugefügt vor ihrem Tod, wie Martin festgestellt hatte. Das hieß, der Mörder hatte sie geschlagen. Das war ein gravierender Unterschied zwischen ihr und Vivian Steiner.

Natürlich konnte es ein und derselbe Täter gewesen sein, wie Martin meinte. Oder ein Nachahmungstäter. Das konnte Moser keinesfalls ausschließen. Die Presse hatte den ersten Mordfall ausgeschlachtet. Woher die Zeitungen all die Informationen hatten, war ihm schleierhaft, und er würde sich wohl oder übel auch noch mit diesem Problem herumschlagen müssen. Als hätte er nicht schon genug am Hals. Irgendein Irrer konnte erst durch die Medien auf die Idee gebracht worden sein. So sah er das. Auf jeden Fall würde er nicht den Fehler begehen, die Ermittlungen schon zum jetzigen Entwicklungsstand in eine eingefahrene Richtung zu lenken und alles andere außer Acht zu lassen. Das hatte er bereits einmal getan. Bis heute verzieh er sich das nicht, denn es hatte zwei Menschen das Leben gekostet.

Damals hatte er sich geschworen, keine voreiligen Schlüsse mehr zu ziehen. Vielleicht gab es so etwas wie Intuition. Vielleicht gab es auch Glück und Zufall, aber nicht für ihn.

Moser stieß seufzend die Luft aus und widmete sich wieder den Bildern.

Heinz Martin entdeckte Wagner sofort. Sein Freund überragte die anderen Fluggäste um gut einen Kopf. Über seiner rechten Schulter hing eine Laptoptasche, links zog er eine Reisetasche auf Rollen hinter sich her.

Heinz atmete erleichtert auf. Wie es aussah, hatte sein Kollege sich auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet.

Helmut Wagner trat durch die Absperrung und steuerte auf Heinz Martin zu.

„Guten Flug gehabt?“

Die beiden schüttelten sich die Hände, dann ein freundschaftliches Schulterklopfen.

„Komm, wir gehen essen und dabei erzähl ich dir von Emilia.“

Sie liefen zu Heinz’ Wagen. Wagner wuchtete sein Gepäck in den Kofferraum und stieg auf der Beifahrerseite ein. Unzählige Stunden hatten sie in diesem Auto verbracht, waren von einem Tatort zum anderen, von einem Zeugen zum nächsten gefahren.

„Und wie gefällt dir Innsbruck?“, fragte Heinz seinen Freund, während er sich Richtung Stadtzentrum einfädelte.

„Es ist anders, als ich erwartet hatte.“

Heinz streifte Helmut mit einem kurzen Seitenblick und schaltete in den vierten Gang.

„Ich glaub, wir haben uns viel zu erzählen“, meinte er.

Er fragte nicht, wohin er fahren sollte. Es gab nur ein Lokal, ihr Lieblingsitaliener, das für diesen Anlass in Frage kam. Das „Traviata“ lag bloß dreihundert Meter von Heinz’ Wohnung entfernt, und wenn er das Fenster öffnete, roch es nach Knoblauch und Pizza und ließ einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Die Bedienung begrüßte beide mit Namen. „Herr Wagner, wir haben Sie hier schon lange nicht mehr gesehen.“

„Ja, ich war in Innsbruck.“

Sie suchten sich einen Tisch im hinteren Bereich des Restaurants, wo es etwas ruhiger war und sie ungestört miteinander reden konnten.

Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, drängte Wagner: „Jetzt sag schon. Was hat es mit dieser Schwester auf sich. Ich wusste gar nicht, dass du eine hast.“

„Ich hab nur diese eine, und meistens nicht einmal die. Sie ist sechzehn Jahre jünger als ich und genau genommen meine Halbschwester. Mein Vater hat uns wegen ihrer Mutter verlassen. Ich brauche sie nicht und sie braucht mich nicht, außer wenn sie knapp bei Kasse ist. Oder wenn sie sich von ihrem Exlover verfolgt fühlt, der sich zufällig in denselben Kreisen bewegt wie sie, sodass es also nur eine Frage der Zeit ist, dass sie sich über den Weg rennen.“

„Und jetzt? Du hast doch Kontakt zu ihr.“

„Ja, und ich wünschte, das wäre nicht nötig.“ Heinz’ Stimme klang ernst. Heinz Martin und Helmut Wagner hatten vor langer Zeit eine Abmachung getroffen. Beide führten ein Leben, in dem es oft um Grausamkeiten wie Mord und Totschlag ging. Da vergaß man allzu leicht die ganz alltäglichen Dinge, die normalen Gespräche, die sich um Belanglosigkeiten drehen, Dinge, die man sich erzählt, um etwas voneinander zu erfahren, um sich näher kennenzulernen, um Freundschaften zu pflegen und zu festigen. Deshalb sprachen sie während des Essens nie über ihre Fälle. Das war ein ungeschriebenes Gesetz. Eines, das Heinz trotz aller Ungeduld nicht zu brechen gedachte. So erzählte er über seine schwierige Beziehung zu Emilia. Darüber, dass er ihr nie verziehen hatte, dass sie einen Vater hatte. Seinen Vater, der nicht einmal während der vierzehn Jahre, in denen er mit ihnen gelebt hatte, für ihn da gewesen war.

„Nicht, dass er mich nicht eingeladen hätte. Er versuchte mich an seinem Leben teilhaben zu lassen. Aber gerade dafür hasste ich ihn. Es hätte umgekehrt sein müssen. Er hätte sich für meine Belange interessieren müssen.“

Heinz legte sein Besteck auf den Teller und nahm einen Schluck aus seinem Bierglas. Dann wischte er sich den Mund mit der Serviette ab und fuhr fort: „Die neue Frau und er waren so glücklich, als Emma auf die Welt kam. Aber für mich war es eine Katastrophe. Da wurde mir vor Augen gehalten, was ich nicht hatte: eine glückliche, komplette Familie. Ich denke, mit sechzehn sollte man bereits klüger sein und über diesen Dingen stehen, aber ich schaffte es einfach nicht. Ich verzichtete auf weitere Besuche. Erst später, ich glaube es war Emilias Erstkommunion, schlug ich seine Einladung nicht aus. Danach sah ich seine Familie ein- bis zweimal im Jahr und bis heute ist dieses Gefühl nicht gewichen, diese Bitterkeit, dieser Zorn.“

Wagner nickte und schob seinen Teller beiseite. „Aber du hast mich sicher nicht herbestellt, um dich über deine Familie zu beschweren, auch wenn ich dich verstehe. Meine Eltern haben sich erst getrennt, als ich zwanzig war. Ich weiß heute noch nicht, wie ich reagieren soll, wenn ich meine Mutter mit ihrem neuen Ehemann treffe. Und ich frage mich, was der hat, was meinem Vater fehlt. Aber nun zu Emilia. Was ist denn mit ihr?“

Heinz erzählte Wagner alles, was er bisher in Erfahrung gebracht hatte. „Die zweite Leiche ist noch nicht zweifelsfrei identifiziert. Aber ich glaube, es ist Emilias Freundin Luisa. Umso mehr Sorgen mache ich mir nun um Emma.“ Helmut Wagner sagte vorerst nichts. Er dachte nach.

„Und meine Rolle in dem ganzen Gefüge?“, fragte er dann.

„Ich habe ihr versprochen, dafür zu sorgen, dass der fähigste

Ermittlungsbeamte sich um diese Fälle kümmert. Und das bist zufällig du.“

„Danke für die Blumen, aber du weißt, dass ich hier nichts tun kann. Sonja spinnt jetzt schon, weil sie sich mit dem Umzug allein gelassen fühlt. Warum überlässt du die Sache nicht Moser? Er hat beachtliche Erfolge vorzuweisen.“

„Er ist mit Erfolg ein Arsch. Auch sonst kann er bei mir nicht punkten. Moser ist unbelehrbar, egoistisch, von sich eingenommen ...“

„Na, das behauptet Sonja von mir auch.“

„Offenbar läuft es zwischen euch beiden nicht so gut.“

„Na ja, meistens schon. Aber wir sind es nicht gewohnt, Tag und Nacht

zusammen zu verbringen. Ich bin froh, wenn wir beide wieder arbeiten.“

Heinz nickte. Wagner hatte ihm einmal gesagt, die Beziehung zu einer Ärztin wäre für ihn als Kriminalbeamter die Ideallösung. Beide hätten unregelmäßige Arbeitszeiten. So könnten sie sich nicht auf die Nerven gehen. Verständlich, dass sie mit so viel Nähe schwer umgehen konnten.

„Und dein neuer Job?“

Wagner seufzte. „Das wird sich zeigen. Ich fürchte jetzt schon, in Innsbruck zu versauern, dabei leb ich noch nicht einmal richtig dort.“

Helmut Wagner drehte sich zur Kellnerin um und bestellte noch zwei große Bier. Heinz ahnte, dass der Abend länger dauern würde.

Heinz Martin setzte Wagner vor dessen Wohnung ab.

„Ich würde dich ja gern noch auf ein Bier hereinbitten, aber ich fürchte, es ist keines da. Es ist gar nichts da, wenn ich es mir genau überlege.“

„Ich muss eh noch fahren. Wir sehen uns morgen!“

Wagner nickte und schwankte ein wenig, als er die paar Stufen zum Hauseingang hinaufging. Sei’s drum. Die paar Bier und das Gespräch mit Heinz hatten ihm gutgetan.

Den Wohnungsschlüssel fand er auf Anhieb. Als er die Tür öffnete, kam es ihm vor, als wäre er nie fort gewesen. Alles stand auf seinem Platz und hieß ihn willkommen. Nur die dicke Staubschicht auf dem Fernseher schien ihm Vorwürfe zu machen, wo er denn so lange gewesen sei.

Helmut Wagner ignorierte die stumme Mahnung, ging in sein Schlafzimmer und öffnete weit das Fenster. Der Straßenlärm würde ihn zwar in der Früh aufwecken, aber besser als jetzt noch das Bett frisch zu beziehen.

Er legte sich so wie er war aufs Bett, in der Hoffnung, schnell Schlaf zu finden. Doch vielleicht war er die Geräuschkulisse nicht mehr gewöhnt, vielleicht hatte die viele körperliche Arbeit während der letzten zwei Wochen für die nötige Müdigkeit gesorgt: Umzugskisten in den dritten Stock schleppen, ausräumen, Möbel aufstellen. Und immer noch war nicht alles fertig. Möglicherweise fehlte ihm auch Sonjas Gegenwart, wie er sich nun eingestand. Nicht die physische. Er hatte schon viele Nächte allein verbracht, wenn sie als Ärztin Dienst hatte. Es waren mehr die kleinen alltäglichen Dinge, die er jetzt vermisste: Ihr übergroßes T-Shirt, das sie als Nachthemd benutzte. Ihr aufgeschlagenes Buch auf dem Nachttisch. Ihre Kleidung, die sie auf dem Stuhl zwar abends sorgfältig zusammenlegte, aber immer vergaß, sie zur Schmutzwäsche zu schmeißen. Als sich Wagner von der einen Seite auf die andere drehte, ächzte das Bett. Das Geräusch vermittelte ihm ein unerwartetes Glücksgefühl. Er war wieder daheim.

Straßenlärm weckte ihn um 5 Uhr 30. Ziemlich früh, besonders angesichts der kurzen Nacht. Er schlurfte ins Bad, kramte im Schrank und zog etwas, das wie ein Handtuch aussah, heraus. Als er es gegen das Licht hielt, wusste er auch, warum er diesen Fetzen nicht nach Innsbruck mitgenommen hatte.

Er seufzte und ging ins Vorzimmer, um seine Tasche zu holen. Er wühlte zwischen seiner Wäsche nach einem Badetuch und nahm seinen Rasierapparat, seine Zahnbürste und die Zahnpasta auch gleich mit. So ausstaffiert begab er sich ein zweites Mal ins Badezimmer und trat unter die Dusche. Wagner fluchte, als ein Schwall kalten Wassers auf ihn niederprasselte. Er hatte vergessen, den Durchlauferhitzer anzuzünden. Bibbernd wusch er sich so schnell es ging und trocknete sich mit dem mitgebrachten Handtuch ab, während er das alte zum Draufsteigen benutzte. Wenigstens war nun der letzte Rest des Nebels in seinem Kopf verschwunden. Er hätte sich gerne einen Kaffee gemacht, war sich aber nicht sicher, ob das Pulver noch schmecken würde, zumal er die letzten Monate, auch schon vor dem Umzug, mehr in Sonjas Wohnung verbracht hatte, als in seiner eigenen. Also beschloss er, in seinem Stammcafé zu frühstücken, das schon um sechs Uhr geöffnet hatte.

Schmunzelnd dachte er an die Kellnerin und an deren Jubelschrei, wenn sie ihn so plötzlich wieder auftauchen sehen würde. Nur gut, dass um diese Zeit fast keine anderen Gäste anwesend waren.

Um halb acht betrat er das Gebäude, das ihm fünfzehn Jahre eine Heimat gewesen war. Der Wachbeamte am Eingang freute sich, ihn wiederzusehen.

„Na, wie steht’s in Innsbruck? Schon Heimweh gehabt?“

„Lässt sich mit Wien nicht vergleichen. Ist viel ruhiger dort.“

„Es werden alle aus dem Häuschen sein, dass Sie wieder da sind.“ Wagner hob grüßend die Hand und ging weiter, in den ersten Stock, wo sein Büro war – das jetzt von Moser benutzt wurde.

Er beschloss, zuerst doch lieber im Labor vorbeizuschauen. Als er durch die Glastür trat, blieb er stehen und beobachtete die typische hektische

Betriebsamkeit, die in dem Raum herrschte. Er war gespannt, wie lange es dauern würde, bis ihn jemand bemerkte.

Es war Laura, die um eine Ecke geschlittert kam, in ihrem weißen Laborkittel, der ihr um mindestens zwei Nummern zu groß war, und die so plötzlich stehen blieb, als sie Wagner entdeckte, dass ein anderer Mitarbeiter fast in sie hineingerannt wäre.

Sie waren einmal ein Paar gewesen, das heißt, er hatte es so empfunden. Sie hatte sich nicht binden wollen. Wie hatte sie es ausgedrückt? „Nur ein bisschen Spaß.“

Das lag zwar schon lange zurück, aber er wusste immer noch nicht, wie er ihr begegnen sollte. Wäre ein Händedruck nicht zu förmlich? Ein Küsschen auf die Wange zu intim?

Laura nahm ihm die Entscheidung ab, indem sie sich auf die Zehenspitzen stellte und mit ihren Lippen flüchtig seine Wange streifte.

„Helmut! Was um alles in der Welt verschlägt dich von der Idylle in die hektische Großstadt?“

„Zu viel Idylle wahrscheinlich.“

„Komm, ich wollt gerade einen Kaffee trinken. Dabei können wir uns ungestört unterhalten.“

Er folgte ihr in das kleine Nebenzimmer, das vollgestopft war mit

Aufzeichnungen und Fachliteratur.

Auf einer Arbeitsplatte standen hier gleich zwei Kaffeemaschinen, beide in Betrieb. Oberhalb in einem Regal befanden sich die Tassen. Keine passte hier zur anderen, keine zwei waren gleich.

Wagner sah dieses Sammelsurium immer als Parabel für die Mitarbeiter dieser Abteilung: ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Aber ein Haufen, der es draufhatte. Wie oft hatte einer der Mitarbeiter hier die entscheidende Spur gefunden, um einen verzwickten Fall zu lösen. Es waren alles hochkarätige Spitzentechniker und Laboranten, die hier arbeiteten – und Laura Campelli, die die ganze Abteilung leitete, war die beste von allen.

Laura fischte zwei Becher aus dem Regal, wofür sie sich erneut auf die Zehenspitzen stellen musste, sodass der große Laborkittel ein Stück hochrutschte. Geübt schenkte sie in beide Tassen heißen Kaffe ein, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. Er hatte sich schon oft überlegt, wie sie das anstellte. Er hatte das nie geschafft, ohne einen braunen See auf der Arbeitsplatte zu hinterlassen.

Sie fragte nicht, wie er seinen Kaffee wollte. Schwarz, mit wenig Zucker. Manche Dinge würden sich nie ändern.

Dazu gehörte auch, dass sie im Stehen trinken mussten, weil es hier keine Sitzmöglichkeiten gab, die nicht mit irgendetwas vollgeräumt waren.

Laura lehnte sich mit dem Rücken an einen Aktenschrank. „Also, was hat dich wirklich hergeführt?“

„Heinz hat mich angerufen.“

„Die zwei Frauenleichen?“

Wagner nickte. „Wobei ich ihm gesagt hab, dass eigentlich Moser jetzt dafür zuständig ist.“

„Warum bist du dann gekommen?“

Wagner seufzte und verfluchte Lauras Intuition im Speziellen und die der Frauen im Allgemeinen. Woher kam es, dass sie immer zu ahnen schienen, dass mehr dahintersteckte, als man sagte?

„Heinz ist privat involviert, das heißt seine Schwester. Oder noch genauer: Sie hat die erste Leiche gekannt und die zweite wahrscheinlich auch. Heinz glaubt, seine Schwester könnte die Nächste sein und nachdem meine Versetzung erst in drei Wochen wirksam ist ...“

Laura sah ihn durchdringend an. Das war der Blick, der ihm das Gefühl gab, sie sähe bis an den Grund seiner Seele. Als ob sie sichergehen wollte, dass er sie nicht belog. Als hätte er das jemals getan.

Dann drückte sie sich von dem Schrank ab und sagte: „Gut, dann hol ich mal unsere Ergebnisse. Aber mach dir keine großen Hoffnungen, viel ist es nicht.“

Der Augenschneider

Подняться наверх