Читать книгу Die Plastikflasche - Valérie Guillaume - Страница 4

Ich lag auf der Wasseroberfläche und entfernte mich von der Strömung getrieben, in rasanter Geschwindigkeit von der Stelle, an der ich im Fluss gelandet war. Mein schönes Etikett löste sich allmählich ab. Ich spürte, wie es weg glitt. Es war unmöglich es festzuhalten. Damit hatte ich meine Identität verloren. Nun war aus mir ein einfaches, anonymes Stück Müll geworden. Schutzlos den Elementen ausgesetzt, trieb ich auf dem Fluss, der seine Farbe immer wieder wechselte. Mal war seine Oberfläche unergründlich dunkel dann wieder leuchtend grün oder schlammig braun. Dabei bahnte ich mir meinen Weg durch Styroporverpackungen, Becher, Flaschen und durch die vielen übrigen Plastikteile, die ebenso wie ich, auf diesem schmutzigen und sehr übelriechenden Gewässer schwammen. Während wir alle weiter den Fluss hinuntergetragen wurden, blickte ich auf die Palmen, die am Flussufer entlang wuchsen. Zu ihren Füßen stapelte sich achtlos weggeworfener Kunststoff aller Art, der anscheinend das gleiche Schicksal erlitten hatte wie ich. Plastiktüten flogen wie verirrte Schmetterlinge im Wind herum. Einige von ihnen verfingen sich an Baumstämmen und Ästen, andere fielen ebenfalls in den Fluss. Die Strömung trug mich mit hoher Geschwindigkeit davon, als unvermittelt ein gewaltiger, schwimmender Müllhaufen meinen Weg versperrte. Dutzende neuer Plastikbecher und Plastikflaschen drängten sich zusätzlich hinter mir zusammen. Der ganze Unrat hatte fast so etwas wie einen Staudamm gebildet, der drohte, mich zu verschütten.