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Die Geschichte von Goliath und David, in Reime bracht
von
Matthias Claudius

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War einst ein Riese Goliath,

gar ein gefährlich Mann!

Er hatte Tressen auf dem Hut

mit einem Klunker dran

und einen Rock von drap d’argent

und alles so nach advenant.


An seinen Schnurrbart sah man nur

mit Gräsen und mit Graus,

und dabei sah er von Natur

pur wie der – aus.

Sein Sarras war, man glaubt es kaum,

so groß schier als ein Weberbaum.


Er hatte Knochen wie ein Gaul

und eine freche Stirn

und ein entsetzlich großes Maul

und nur ein kleines Hirn;

gab jedem einen Rippenstoß

und flunkerte und prahlte groß.


So kam er alle Tage her

und sprach Israel Hohn.

„Wer ist der Mann? Wer wagt’s mit mir?

Sei Vater oder Sohn,

er komme her, der Lumpenhund,

ich bax’n nieder auf den Grund.“


Da kam in seinem Schäferrock

ein Jüngling zart und fein;

er hatte nichts als seinen Stock

als Schleuder und den Stein

und sprach: „Du hast viel Stolz und Wehr,

ich komm im Namen Gottes her.“


Und damit schleudert’ er auf ihn

und traf die Stirne gar;

da fiel der große Esel hin,

so lang und dick er war.

Und David haut in guter Ruh

ihm nun den Kopf noch ab dazu. —


Trau nicht auf deinen Tressenhut

noch auf den Klunker dran!

Ein großes Maul es auch nicht tut:

das lern vom langen Mann;

und von dem kleinen lerne wohl,

wie man mit Ehren fechten soll.


Deutsche Humoristen, 4. und 5. Band (von 8)

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