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KAPITEL 3

Hinein in die Nacht

Trotz des Vorfalls zwischen Harley und Chase war die Party wundervoll. Chase erntete Mitgefühl von allen Mädchen und sogar von einigen seiner Kumpels, als er mit einer eindrucksvollen Bandage an der Hand aus dem Haus kam. Ich wusste, dass Daddy das genauso gut konnte wie jeder Arzt.

Daddy klingelte mit einer Kuhglocke als Signal, aus dem Wasser zu kommen, uns umzuziehen und an die Tische zu kommen, wo uns ein üppiges Mahl mit Hummern, Shrimps, Roastbeef und Truthahn serviert wurde. Mrs Geary beklagte sich bei Mommy darüber, dass genug Essen vorhanden sei, um ein kleines Dorf in Irland zu sättigen.

»Allein was übrig bleibt reicht dafür aus«, murrte sie, aber ganz eindeutig in Daddys Hörweite. Er und Mommy lächelten einander an.

Während wir aßen, spielte die Band und die meisten meiner Freunde standen auf, um zu tanzen. Chase tat so, als hätte er große Schmerzen in der Hand, um sicherzugehen, dass ich mich auch nicht amüsierte. Tante Alison kam herüber und scharwenzelte um ihn herum. Mit voller Absicht beugte sie sich so weit über den Tisch, dass alle Jungen ihre Blicke am Anblick ihres Busens weiden konnten, der fast bis zu den Brustwarzen entblößt war. Ich sah, wie die Jungen sie anstarrten und dann einander anschauten. Einige von ihnen wurden sogar rot.

»Schau dir die Hand dieses armen Jungen an. Du musst ihn besser beschützen«, ermahnte sie mich.

Die anderen am Tisch lachten.

»Er kann schon ziemlich gut auf sich selbst aufpassen, Tante Alison«, sagte ich und beobachtete, wie er all diese Aufmerksamkeit in sich aufsaugte.

»Männer sind nicht so stark, wie sie vorgeben, Summer«, belehrte sie mich, wandte sich dabei aber hauptsächlich an meine Freundinnen, die ihr mit weit aufgerissenen Augen zuhörten. »Sie brauchen uns mehr, als sie zugeben möchten. Sie brauchen uns besonders, um ihnen zu sagen, wann sie sich zum Narren machen.

Ihr müsst bei euren Freunden die Zügel stramm angezogen halten, sonst trampeln sie in alles hinein. Ihr wisst, dass ich Recht habe, nicht wahr?«, fragte sie sie. Einige nickten. Andere lachten nervös. Amber schaute mich schockiert an und warf mir immer wieder Blicke zu.

Tante Alison wandte sich wieder an Chase.

»Der einzige Grund zu kämpfen, Schätzchen, ist deine Dame zu verteidigen. Du willst doch nichts tun, um dein hübsches Gesicht zu ruinieren, oder?«

»Nein, Ma’am«, antwortete Chase und betrachtete sie verzückt.

»Du wirst doch meinen guten Ratschlag nicht vergessen, nicht wahr, mein Süßer?«, fragte sie ihn.

Chase ließ sich von nichts überraschen. »Nein, Ma’am«, sagte er und zwinkerte seinen Kumpels zu, »ich werde nichts an Ihnen vergessen.«

Ich sah ihr Lächeln und hörte ihr Gelächter. Tante Alison merkte nicht, wie sie sich zum Narren machte. Sie hielt sich für das Gelbe vom Ei und schlenderte zufrieden zum Tisch der Erwachsenen zurück.

»Wow!«, machte Chase und tupfte sich die Stirn mit einer Serviette ab. »Wenn ich so eine Tante hätte, würde ich mich auf Thanksgiving freuen.«

Alle außer Amber und mir lachten. Ich wusste, dass Tante Alison bereits zu viel Champagner getrunken hatte, und ich wusste auch, dass meine Großmutter Megan und mein Großvater Grant der gleichen Ansicht waren, aber Alison war sehr schwer zu bremsen, sobald sie einmal in Schwung gekommen war. Wenige Minuten später war sie mit zwei von Chase’ Kumpels auf der Tanzfläche und bewegte sich so lasziv, dass sie in einem Striplokal hätte auftreten können.

Schließlich brachte Großvater Grant sie dazu, sich hinzusetzen, aber sie reagierte darauf mit Bitterkeit und Sarkasmus, was noch unangenehmer war. Mommy sagte oft, Alison sei eine lebenslange Last für die Großeltern. Jetzt verstand ich das.

Das Highlight der Party war Mrs Gearys Geburtstagstorte. Mr Lynch musste ihr helfen, sie herauszutragen. Es war wirklich ein spektakulärer Anblick, ganz in Bonbonrosa und in Etagen wie eine Hochzeitstorte. Sie bestand darauf, sie selbst in Stücke zu schneiden. Alles was mit Kochen und Servieren zu tun hatte, war für sie eine besondere Kunst, und von der liebevollen Sorgfalt, die sie auf all das verwendete, wurde mir ganz warm ums Herz.

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, wünschte sie mir, als sie mir das erste Stück reichte. Ich umarmte und küsste sie, was ihr peinlich war, sie aber auch freute.

Nachdem wir Kuchen gegessen hatten, packte ich die Geschenke aus. Dabei schaute ich hin und wieder zu Harleys Haus. Ich sah das Geschenk mit seinem Namen darauf, öffnete es aber nicht, sondern legte es beiseite. Nur Mommy schien bemerkt zu haben, was ich tat, lächelte und nickte.

Das Geschenk, das Onkel Roy und Tante Glenda mir gekauft hatten, überraschte mich wirklich. Onkel Roy hatte mir eine sehr teure Perlenkette mit einem goldenen herzförmigen Medaillon in der Mitte ausgesucht. In das Medaillon hatte er Bilder von sich und meiner Mutter gesteckt. Ich war natürlich überwältigt von diesem Geschenk, aber die Vorstellung, ein Medaillon zu besitzen mit den Bildern von Mommy und Onkel Roy und nicht von Daddy, fand ich seltsam. Als Mommy das sah, erstarrte ihr Lächeln, noch bevor sie über das ganze Gesicht strahlte, und ihr Blick wurde ein wenig finster. Sie warf Onkel Roy einen Blick zu, der mich anschaute und lächelte.

»Das ist wunderschön, Schätzchen«, lobte sie rasch. »Roy, du hättest nicht so viel ausgeben sollen.«

Onkel Roy presste die Lippen zusammen und nickte.

»Es ist mir ein Vergnügen. Ich meine, uns ein Vergnügen«, erwiderte er. »Noch einmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Prinzessin.«

»Prinzessin?«, flüsterte Chase in mein Ohr. »Ich wusste, ich sollte dir die Füße küssen.«

»Hör auf«, warnte ich ihn, aber er lachte nur und versprach, mir die Zehen mit der Zungenspitze zu kitzeln.

Nachdem ich alle Geschenke ausgepackt hatte, wurde weitergetanzt bis zum frühen Abend. Als in der Abenddämmerung die ersten Sterne am Himmel aufgingen, verabschiedeten sich meine Freunde. Alle sagten, sie hätten sich hervorragend amüsiert. Niemand erwähnte auch nur beiläufig den Vorfall mit Harley und Chase.

»Wie wäre es jetzt mit einer kleinen Spritztour, damit ich dir mein besonderes Geschenk überreichen kann?«, fragte Chase mich.

»Ich kann nicht«, sagte ich. »Ich kann die Familie jetzt nicht allein lassen, und außerdem bin ich müde, Chase.«

»Du machst Witze. Die achten doch gar nicht darauf. Sie würden das verstehen. Es ist dein besonderer Tag, Summer. Soll ich deinen Vater um Erlaubnis fragen? Das würde ich tun«, bot er an.

»Nein.«

»Warum nicht?«, fauchte er wütend. Er hasste es, enttäuscht zu werden, weil das in seiner Welt so selten geschah. Er starrte mich an und wartete auf meine Reaktion. »Du bist doch nicht sauer auf mich wegen dem, was auf dem Floß passiert ist mit Hardly, oder?«

»Du hast angefangen, Chase, als du Amber vom Floß geschmissen hast, und ich habe dir doch gesagt, dass ich es nicht mag, wenn du ihn so nennst.«

»Ich habe mich nur etwas amüsiert. Er musste doch nicht den Mr Macho geben und mich dann beißen. Warum ergreifst du eigentlich seine Partei? Du hast doch alles gesehen.«

»Ich ergreife niemandes Partei.«

»Doch, das tust du. Du magst ihn, nicht wahr? Und ich meine nicht nur als Cousin.« Er reagierte auf mein Zögern. »Ich habe Recht, stimmt’s?«

»Hör auf, Chase.«

»Das ist es«, sagte er. »Das ist doch krank. Das ist wie all diese Witze, die sie über Leute machen, die ihre Schwester heiraten.«

»Er ist doch gar nicht richtig mit mir verwandt«, stöhnte ich, »also hör auf.«

Er nickte.

»Gehst du jetzt mit mir aus oder nicht?«, fragte er im Ton eines Ultimatums.

»Ich habe dir doch gesagt, dass ich bei meiner Familie bleiben muss. Außerdem möchte ich bei ihnen bleiben«, fügte ich hinzu. »Das ist nur recht und billig. Meine Großeltern sind von so weit hergekommen, und sie reisen morgen wieder ab.«

»Toll«, meinte er. Er schaute hinüber zu den anderen. »Vielleicht kann ich bei Amber etwas wieder gutmachen.«

»Wie meinst du das?«

»Ich sorge dafür, dass sie auf ihre Kosten kommt als Entschädigung dafür, dass ich sie in Verlegenheit gebracht habe. Betrachte das als weiteres Geburtstagsgeschenk für dich«, sagte er und schlenderte auf sie zu.

»Chase, nicht!«, rief ich. Er blieb stehen und schaute sich lächelnd um.

»Kommst du mit mir oder nicht?«

»Du Bastard«, murmelte ich und wandte mich von ihm ab. Mein Herz klopfte.

Als ich mich wieder umdrehte, redete er mit Amber. Sie schaute erst mich und dann ihn an. Er hatte seinen Charme und seine Überzeugungskraft überschätzt, als es um unsere Freundschaft ging. Sie schüttelte den Kopf und ging weg. Ich stieß einen Schwall heiße Luft aus.

Noch frustrierter und wütender tat er, was Amber mir prophezeit hatte. Er steuerte auf Catlin Stoffer zu, die mit jedem geflirtet hatte, besonders mit ihm.

»Du glaubst es nicht, was Chase mich gerade gefragt hat«, sagte Amber.

»Du brauchst es mir nicht zu sagen. Ich weiß, was er dich gefragt hat. Er ist wütend, weil ich mich geweigert habe, mit ihm wegzugehen«, sagte ich. »Ich bin froh, dass du genug Verstand hattest, es ihm auch abzuschlagen.«

Wir beide beobachteten, wie er mit Catlin zu seinem Auto ging.

»Sie verdienen einander«, sagte ich.

Amber sah aus, als täte ich ihr Leid.

»Ausgerechnet an so einem Tag mit seinem Freund Schluss zu machen«, stöhnte sie.

»Schon gut. Cupido hat mir auch ein Geburtstagsgeschenk gemacht. Er hat Chase’ vergifteten Pfeil auf eine andere gerichtet.«

Amber lachte und schaute dann traurig zu Harleys Haus hinüber.

»Ich fühle mich seinetwegen ganz schlecht. Wenn ich nicht geschrien und mich so angestellt hätte, wäre es vielleicht nicht zu diesem Kampf gekommen und er hätte keinen Ärger bekommen. Sag ihm, dass es mir Leid tut«, sagte sie.

»Ich habe so ein Gefühl, dass er sich auf jeden Fall mit Chase geprügelt hätte, ganz gleich was passiert wäre, Amber. Gib dir nicht die Schuld daran«, sagte ich. »Und mach dir keine Sorgen, dass Harley dir die Schuld gibt.«

Wir umarmten uns, und sie ging mit den anderen. Ich beschloss, Harley ein Stück von meiner Geburtstagstorte zu bringen und sein Geschenk auszupacken, wenn er dabei war.

»Wo gehst du hin, Schätzchen?«, fragte Daddy mich, als ich ein Stück Kuchen auf einen Teller legte und zu Onkel Roys Haus gehen wollte.

»Ich bringe Harley ein Stück von meinem Kuchen, Daddy.«

»Vielleicht wartest du besser bis morgen, Liebling.«

»Ich würde das lieber heute tun, Daddy. Ich komme sofort zurück«, sagte ich.

Der Rest der Familie war bereits ins Haus gegangen. Daddy schaute mich besorgt an.

»Lass dich nicht zu sehr da hineinziehen«, warnte er mich. »Er muss seine Probleme mit seinen Eltern selbst lösen, Summer. Da darfst du dich nicht einmischen.«

»Er ist kein schlechter Mensch, Daddy.«

Daddy sah nicht aus, als wollte er mir zustimmen.

»Er ist es nicht!«, beharrte ich.

»Okay. Komm sofort wieder, und wenn sie sich streiten, lass sie in Ruhe«, befahl er.

»Das werde ich«, versprach ich, nahm mein Geschenk von Harley und ging auf das Haus zu.

Ich klopfte an die Fliegengittertür und wartete. Es war sehr ruhig, aber ich glaubte Tante Glenda leise weinen zu hören. Ich klopfte noch einmal, und schließlich kam Onkel Roy heraus, um mich zu begrüßen.

»Prinzessin? Was ist los? Warum bist du nicht bei deiner Familie?«

»Ich wollte Harley ein Stück von meiner Geburtstagstorte bringen, Onkel Roy. Kann ich ihn bitte sehen?«

»Ich fürchte nicht«, sagte er.

»Bitte, Onkel Roy. Ich werde nicht schlafen können, wenn ich ihn nicht gesehen habe.«

Er zögerte, dann schaute er mich an und schüttelte den Kopf.

»Er ist nicht hier«, sagte er.

»Was?«

»Er hat es schon wieder getan«, sagte er. »Zu allem Überfluss.«

»Was hat er getan?«

»Er ist weggelaufen.«

Alle schauten auf, als ich das Haus betrat, aber nur Mommy bemerkte sofort, dass ich kurz davor stand, in hysterische Tränen auszubrechen. Ich hielt immer noch den Teller mit dem Stück Geburtstagstorte in der Hand und hatte mein Geschenk von Harley unter dem Arm.

»Was ist, Summer?«, fragte sie und rollte auf mich zu.

»Harley ist weggelaufen«, sagte ich. Ich spürte, wie mein Kinn zitterte.

»Die arme Frau«, sagte Großmutter Megan. »Ein Kind zu verlieren und dann ständig Ärger mit dem anderen Kind zu haben.«

Sie warf einen Blick durch das Zimmer zu Tante Alison, die in einem Sessel eingeschlafen war. Alle, besonders Großvater Grant, dachten das Gleiche. Wer wusste besser als Großmutter Megan, was es bedeutete, ein Kind zu verlieren und mit dem schlechten Benehmen des anderen belastet zu sein?

»Er wird wiederkommen«, sagte Mommy, aber ich wandte mich schnell ab, um meine erste Träne zu verbergen, und rannte zur Treppe. Nicht ein Mal schaute ich mich um, als ich die Treppe hinauf in mein Zimmer rannte. Dort warf ich mich aufs Bett und vergrub das Gesicht in meinem Kissen, um die Tränen zu bremsen.

Wenige Augenblicke später hörte ich das sirrende Geräusch von Mommys Treppenlift und fühlte mich noch schrecklicher. Ich war schuld, dass sie sich der großen Mühe unterzogen hatte, nach oben zu kommen. Sie schaffte es schneller als üblich und klopfte binnen Minuten an meine Tür.

»Komm herein«, sagte ich, drehte mich um und wischte mir die Tränen vom Gesicht.

Die Tür ging auf, sie rollte herein und schloss die Tür hinter sich.

»Es tut mir so Leid, dass du an diesem Geburtstag so außer dir bist, Schätzchen. Bitte, sei nicht so verzweifelt«, bat sie.

Ich nickte, holte tief Luft und schaute sie an.

»Warum muss Harley so … so unglücklich sein?«, fragte ich sie.

Sie lächelte.

»Er ist nicht so sehr unglücklich, vielmehr hat er Angst«, sagte sie.

»Angst? Harley? Ich glaube nicht, dass er vor irgendetwas Angst hat. Das ist ja sein Problem.«

»Nein«, beharrte sie und kam näher zu meinem Bett, »ich weiß genau, wie er sich fühlt. Er hat Angst, weil er sich in einer Welt sieht, in die er seiner Meinung nach nicht hineingehört. Kannst du dir vorstellen, wie es für mich war, als Oberstufenschülerin hierher zu kommen, nachdem ich in Washington in einer Sozialwohnung gelebt hatte, im Ghetto, wo Drogen und Kriminalität so grassierten, dass du das Gefühl hattest, die Nachrichten im Fernsehen zu sehen, wenn du aus dem Fenster schautest.

Es ist leichter, wenn man jünger ist und die Gelegenheit hat, sich anzupassen, aber einfach in eine andere Welt geworfen zu werden mit wenig oder gar keiner Vorbereitung …«

»Warum hat deine Adoptivmutter das Geheimnis deiner Geburt so lange für sich behalten?«

»Oh, ich glaube, sie hoffte, ich würde es nie herausfinden, aber ihr Ehemann war ein Mann, der ständig in Schwierigkeiten geriet, seine Jobs verlor, keinerlei Verantwortungsbewusstsein zeigte, und das alles trat eines Tages zutage, als er betrunken einen tödlichen Verkehrsunfall verursachte. Ihr blieb keine Wahl. Ich weinte sehr, als ich herausfand, dass sie nicht meine leibliche Mutter war.«

»Ich würde sterben, wenn mir das passierte«, sagte ich.

»Das tat ich beinahe auch, aber sie war eine eiserne kleine Lady. Nach Beneathas Tod war sie entschlossen, mich aus dieser Welt zu retten. Sie trat Großmutter Megan gegenüber und bestand darauf, dass sie die Verantwortung für mich übernahm, das heißt, mich zurücknahm. Natürlich war sie, wie du weißt, sehr, sehr krank. Aber es sah ihr ähnlich, das ebenfalls geheim zu halten. Sie wusste, dass ich sie nie verlassen hätte, wenn ich die Wahrheit gekannt hätte.«

»Es muss ihr das Herz gebrochen haben zu sehen, dass du bei jemand anderem lebtest.«

»Es hat uns beiden das Herz gebrochen, aber sie vergoss in meiner Gegenwart nie eine Träne. Bestimmt hat sie geweint, wenn sie allein war«, seufzte sie und wurde einen Augenblick lang ganz still.

»Auf jeden Fall«, fuhr sie fort, »war Großmutter Hudson, als ich herkam, alles andere als glücklich und zufrieden. Sie war eine Tyrannin mit all ihren Regeln und Drohungen, aber ich überraschte sie wohl. Ich war so gut in der Schule und schockierte sie mit meinem guten Benehmen. Bald vertraute sie mir mehr als ihren eigenen Töchtern. Schließlich brauchte sie mich ebenso, wie ich sie brauchte. Deshalb war ihr Opfer auch so groß.«

»Welches Opfer?«

»Sie arrangierte, dass ich in England bei ihrer Schwester lebte, um eine renommierte Schule für darstellende Künste zu besuchen. Gerade als wir uns kennen und lieben gelernt hatten, ließ sie mich gehen. Ich sah sie zum letzten Mal, als sie sich auf unserer Vordertreppe von mir verabschiedete. Ich habe mich oft gefragt, ob sie länger gelebt hätte, wenn ich hier geblieben wäre.«

Sie schwieg einen Moment und lächelte dann.

»Aber wenn wir in der Vergangenheit verharren, sind wir ihre Gefangenen«, sagte sie. »Das Gute war, ich gewann Selbstvertrauen und mir wurde klar, wer ich wirklich war. Sie gab mir mehr als nur meinen Namen, sie gab mir meine Identität und Selbstwertgefühl.

Das muss bei Harley noch geschehen. Trotz all seiner zur Schau gestellten Großspurigkeit ist er ein sehr verängstigter junger Mann. Er weiß noch nicht, wo er hingehört.«

»Warum ist Onkel Roy so gemein zu ihm, Mommy?«

»Das ist eine andere Geschichte«, sagte sie.

»Bitte erzähl sie mir, Mommy.«

»Ich wünschte, du würdest heute einschlafen mit dem Kopf voller Zuckerwatte, Schätzchen.«

»Ich kann nicht. Bitte, erzähl es mir«, bettelte ich. »Ich bin doch kein Kind mehr.«

»Nein, das bist du wohl nicht.« Sie schaute einen Moment zu Boden, dann holte sie tief Luft und fing an.

»Vor Jahren, als Roy und ich entdeckten, dass wir gar keine Geschwister waren, gestand er mir seine Liebe. Er wollte, dass wir Mann und Frau werden. Diese Hoffnung trug er noch in sich, als er zur Armee ging. Trotz der Tatsache, dass wir überhaupt nicht blutsverwandt sind, war er für mich immer nur mein Bruder. Ich versuchte ihn anders zu sehen, konnte es aber nicht. Für ihn war das eine große Enttäuschung. Immer gab er dem grausamen Schicksal die Schuld daran, nie mir. Er war am Boden zerstört, als er erfuhr, dass ich deinen Vater geheiratet hatte, aber du warst bereits geboren und er erkannte, dass es so hatte sein sollen.

Ich freute mich, als er anfing, Glenda den Hof zu machen. Ich dachte, vielleicht wäre er darüber hinweggekommen. Ich glaube, er war auf dem besten Weg, als sich diese Tragödie ereignete und sie Latisha verloren. Ich zweifle keinen Augenblick, dass er auch für Harley ein besserer Vater wäre, wenn er sie behalten hätte.

Urteile also nicht zu streng über ihn. Er versucht noch immer, sich selbst zu finden, etwas Frieden zu finden. Tante Glenda ist jetzt fast wie ein weiteres Kind für ihn, um das er sich kümmern muss.«

»Ich weiß nicht, warum wir alle so schnell älter werden wollen«, sagte ich und schob schmollend die Lippen vor. »Wir wussten gar nicht, wie gut wir es hatten, als wir erst sechs oder sieben waren.«

Mommy lachte.

»Ich meine das ernst. Als ich klein war, kam mir alles da draußen wie im Märchen vor, genau wie ich gehofft hatte, dass es heute sein würde, aber wenn du älter wirst, musst du der Realität ins Auge sehen und erwachsen werden, und all deine schönen Träume verfliegen.«

»Das stimmt, Liebling, aber du bist auf dem besten Weg, eine schöne, intelligente junge Frau zu werden, und auf dich wartet jetzt eine andere Sorte Märchen, ein Märchen, das du auf deine eigene Art und Weise erschaffen wirst.«

»Wie kannst du das sagen, Mommy, ausgerechnet du, nach allem, was dir passiert ist?«

»Ich bin gesegnet. Ich habe dich aufwachsen sehen. Ich sitze lieber in einem Rollstuhl, als überhaupt nicht hier zu sein. Ja, ich habe viele Möglichkeiten und meine Träume verloren, aber sie wurden schnell ersetzt durch neue, andere. Das Glück kommt wohl in ganz unterschiedlichen Verpackungen, Liebling, und wenn wir glauben, es könnte nur in einer kommen, sind wir wohl ein wenig blind.«

Ich lächelte sie an. Sie war wirklich die stärkste Frau, die ich kannte. Jeder andere, der sie anschaute, würde nur sehen, dass sie behindert war, und sie bemitleiden.

»Ich wollte doch nur, dass mein wunderschöner Tag für alle wunderschön ist«, stöhnte ich.

»Harley wird zurückkommen und sich selbst finden«, versicherte sie mir. »Ich gehe jetzt besser wieder nach unten.«

Ich umarmte und küsste sie, dann schob ich sie hinaus und half ihr auf den Treppenlift.

»Daddy hat all deine Geschenke ins Arbeitszimmer gestellt«, sagte sie. »Nimm sie mit nach oben, wenn du so weit bist. Ach, und ein Geschenk aus England ist für dich eingetroffen, von Großvater Ward.«

»Ja? Er vergisst mich nie. Ich kann es gar nicht abwarten, ihn wiederzusehen«, freute ich mich.

Mommy hatte ihren leiblichen Vater aufgespürt, als sie nach England gegangen war. Er hatte Amerika schon vor Jahren verlassen und war Professor geworden. Wir waren zweimal in London zu Besuch gewesen; er und seine Frau waren zu Mommys Hochzeit hergekommen, und einmal hatte er uns mit seiner Frau Leanna und ihren Kindern besucht, nachdem Mommy geheiratet hatte. Er war mit einer hübschen englischen Lady verheiratet, die Gedichte schrieb und sehr nett war. Oft hatte ich das Gefühl, unsere Familie war für sich genommen ein wenig wie die Vereinten Nationen.

»Ich freue mich auch darauf, ihn wiederzusehen«, sagte Mommy.

Ich sah zu, wie sie hinunterfuhr, ging dann in mein Zimmer zurück und zog mich um. Ich wollte nach unten gehen und mich zu den anderen setzen, bis sie beschlossen, in ihr Hotel zu fahren, aber als ich aus dem Fenster schaute und sah, dass die Partydekorationen verschwunden waren, alle Tische und Stühle zusammengeklappt und ebenso wie die Tanzfläche und die kleine Bühne weggebracht worden waren, wurde ich wieder traurig.

Alles war so schnell gekommen und wieder gegangen, dachte ich. Ich presste das Gesicht an die Scheibe und starrte zum See hinunter.

Plötzlich zeichnete sich eine Silhouette auf dem Bootssteg ab.

Es war Harley.

Er war zurückgekommen, und es sah aus, als säße er dort und schaute zu meinem Fenster herauf.

Binnen Sekunden packte ich sein Geschenk, war die Treppe hinunter und zur Tür hinausgelaufen in der Hoffnung, dass es sich nicht nur um Wunschdenken handelte.

»Hey«, sagte ich und ging rasch auf ihn zu.

»Hey.«

Er schaute ins Wasser hinab und dann zu mir.

»Wo warst du? Ich war bei euch, und Onkel Roy sagte mir, du wärst weggelaufen«, sagte ich und trat auf den Bootssteg.

»Das war ich auch, aber ich kehrte um wie üblich. Eines Tages werde ich das nicht«, schwor er.

»Tante Glenda war völlig außer sich. Ich hörte sie weinen, als ich bei euch war.«

Er grunzte.

»Woher weißt du, dass sie meinetwegen weinte?«

»Also hör mal, du warst weggelaufen, oder zumindest musste sie das glauben.«

»Vermutlich weiß sie es nicht einmal«, meinte er. Er setzte sich wieder auf den Bootssteg und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, um zu den Sternen hochzuschauen. »Vermutlich hasst mich jetzt jeder, hm? Ich hätte deine Party fast ruiniert.«

»Falsch«, sagte ich. »Aber Amber fühlt sich schlecht. Sie glaubt, sie sei verantwortlich dafür, weil sie so sehr geschrien hatte, als Chase sie ins Wasser warf.«

Er lachte. Dann drehte er sich zu mir um, weil er gerade etwas bemerkt hatte.

»Wie kommt es, dass du nicht irgendwo mit ihm unterwegs bist, um zu feiern?«

»Wir haben uns getrennt«, sagte ich.

»Getrennt? Du meinst endgültig?«

»Ja«, sagte ich.

»Meinetwegen?«

»Nein, ich meine, das gehörte auch dazu, aber es gab noch mehr Gründe, sich von ihm zu trennen.«

»Zum Beispiel?«

»Er ist zu sehr …«

»Ein Weichei?« Ich lachte.

»Vielleicht«, gab ich zu. »Manche Jungen tragen ihr Selbstbewusstsein wie einen schönen Anzug. Sie sehen darin besser aus. Aber in Chase’ Fall trägt er es wie eine Flagge, die er um sich gewickelt hat, die Flagge von Chase Taylor, und er will, dass alle strammstehen und Ergebenheit geloben, besonders die Mädchen.«

Harleys Lächeln wurde breiter. Er schaute weiter zum Himmel hoch.

»Wie ernst wurde es mit ihm?«

»Wie meinst du das?«

»Du weißt, was ich meine«, sagte er.

»Du bist vielleicht neugierig«, neckte ich ihn.

»Du hast mir alles über deine anderen Freunde erzählt.«

»Ja, als ich zwölf war.«

»Vierzehn«, korrigierte er.

»Wohingegen du mir nie irgendetwas über deine Freundinnen erzählst«, entgegnete ich.

»Da gibt es nichts zu erzählen. Am längsten war ich einmal vier Stunden mit einem Mädchen zusammen, im Kino und danach.«

»Warum ist das so, Harley? Hat es nie eine gegeben, die du nett genug fandest, um länger mit ihr zusammen zu sein?«

Er schwieg, dann setzte er sich auf und schaute zu ihrem Haus hinüber.

»Ich hätte nicht zurückkommen sollen«, sagte er. »Ich hätte den Mumm haben sollen weiterzugehen.«

»Du musstest zurückkommen, zumindest wegen deiner Mutter. Du irrst dich in Bezug auf sie. Sie braucht dich auch. Jeder wäre völlig außer sich gewesen.«

»Genau.«

»Bestimmt!«

Er drehte sich zu mir um.

»Du auch?«

»Natürlich. Wenn ich dich nicht hier draußen gesehen hätte, wäre ich die ganze Nacht aufgeblieben und hätte mir Sorgen um dich gemacht«, gestand ich.

Im Sternenlicht sah ich sein sanftes Lächeln und das Funkeln in seinen Augen. Dann schaute er zur Auffahrt.

»Ich habe in der letzten Zeit einen Traum, einen, von dem ich noch keinem erzählt habe. Es gibt auch niemanden, dem ich es erzählen könnte«, sagte er.

»Es gibt doch mich.«

»Ich weiß. Deshalb erzähle ich es dir ja auch.«

»Okay.«

Ich wartete ruhig und kämpfte meine Ungeduld nieder, während er offensichtlich seinen Mut sammelte. Das machte mich so neugierig und so aufgeregt, dass ich ein heftiges Kribbeln in der Magengrube verspürte.

»Ich habe einen Traum, in dem ich meinen leiblichen Vater finde, und er ist ein toller Typ, der traurig ist, dass er mich nie kennen gelernt hat.«

»Hat dir deine Mutter in letzter Zeit etwas über ihn erzählt, Harley?«

»Nur ein ganz klein wenig mehr, als sie mir bereits erzählt hatte. Er arbeitete auf dem Bau, ein Zimmermann, der beim Wiederaufbau der City Hall mitwirkte.«

»Sie hat dir immer noch nicht seinen vollen Namen genannt?«

»Immer wenn ich sie danach frage, sagt sie, du willst doch den Mann, der uns verlassen hat, gar nicht kennen lernen. Einmal sagte ich, vielleicht wusste er gar nicht, dass sie schwanger war, aber sie behauptete, er wusste es ganz bestimmt. Dann verschließt sie sich völlig und weigert sich, weiter über ihn zu reden. Ich habe schon lange nicht mehr versucht, sie irgendetwas über ihn zu fragen, vielleicht ein Jahr nicht mehr, aber der Traum kehrt immer wieder zurück.

Ich denke immer, wenn ich herausfände, wer er ist, würde er sich vielleicht für mich interessieren und mir helfen, und vielleicht wäre ich dann nicht so ein Verlierer, zumindest nicht für ihn. Ich weiß, für alle anderen bin ich das.«

»Für mich bist du kein Verlierer, Harley.«

»Das werde ich aber sein«, beharrte er.

»Nein, wirst du nicht. Du wirst alle Widerstände überwinden und für deine Abschlussprüfungen lernen und sie bestehen, damit du deinen Schulabschluss bekommst. Dann kannst du versuchen, Architekt zu werden, genau wie dein Kunstlehrer dir geraten hat.«

»Aber klar«, sagte er.

»Ich helfe dir zu lernen.«

»Ehrlich?«

»Wenn du mir versprichst, es wirklich zu versuchen. Wirst du das?«

»Ich könnte es«, sagte er. »Nur um Roy zu beweisen, dass er Unrecht hat«, fügte er lächelnd hinzu.

»Onkel Roy möchte nicht, dass du ein Versager bist, Harley. Er hat nur Angst.«

»Roy? Angst? Er ist der einzige Mensch unter der Sonne, dessen Schatten einen Meter zusätzlichen Sicherheitsabstand hält.«

Ich lachte.

»Ich mache ihm daraus keinen Vorwurf«, fuhr Harley fort. »Soll ich dir noch was sagen, was ich dir noch nie erzählt habe? Früher war Roy mein Idol. Ich habe richtig zu ihm aufgeschaut. Nichts wollte ich mehr als so stark und gefürchtet sein wie er. Ich dachte immer, es sei besser, wenn die Leute Angst vor dir haben. Deshalb arbeitete ich mit ihm auf dem Bau. Ich dachte, ich müsste genauso hart und unerbittlich werden wie er und alles wäre in Ordnung.

Einmal sah ich, wie er einen erwachsenen Mann mit einem Arm hochhob und ihn fast erwürgte. Er schüttelte den Burschen hin und her wie eine Stoffpuppe, bevor er ihn wieder absetzte.«

»Warum hat er das getan?«

»Er hörte, wie der Mann ihn mit einem dreckigen Schimpfwort bezeichnete. Ich wette, jedes Mal, wenn dieser Typ wieder so ein Wort benutzt, erinnert er sich daran, wie er in Roys starken Händen hing und fast erstickte«, meinte Harley lächelnd. »Er hat eine Kraft in sich, die ihm überhaupt nicht bewusst ist.«

»Manchmal hörst du dich an, als wäre er immer noch dein Idol, Harley.«

»Ich will überhaupt keine Idole haben. Menschen lassen dich doch ständig im Stich. Mein Motto lautet: Vertraue keinem außer dir selbst«, verkündete er.

»Ich werde dich nicht im Stich lassen, Harley.«

»Das wirst du, aber du wirst nichts dafür können, Summer. Das ist der einzige Unterschied«, prophezeite er.

Eine ganze Weile sprach keiner von uns. Dann fiel mein Blick auf das Geschenk in meiner Hand.

»Ich wollte es erst öffnen, wenn ich mit dir zusammen bin«, sagte ich.

»Ach, das ist nichts im Vergleich zu all den anderen Geschenken, die du bekommen hast«, warnte er mich. »Du solltest nicht so ein großes Theater darum machen.«

»Es ist mir egal, was es ist, Harley. Für mich ist das eine große Sache. Und sag mir nicht, was in meinem Leben wichtig ist und was nicht«, fauchte ich.

Er lachte.

»Okay. Tut mir Leid. Und da beschuldigen die Leute mich, ein hitziges Temperament zu haben.«

Behutsam entfernte ich das Geschenkpapier. Es war eine dünne flache Schachtel. Ich hob den Deckel hoch. Wir hatten nicht viel Licht, aber im Schein der Sterne sah ich, dass es eine Zeichnung war.

»Was ist das?«

Ich betrachtete es eingehend und hielt es schräg, damit ich jede Einzelheit erkennen konnte. Binnen weniger Augenblicke war mir klar, dass es ein Bild von mir und Mommy war, wie wir uns an den Händen hielten und über den See schauten. Eine Schwarzdrossel schwebte über der Mitte des Sees. Vor langer Zeit hatte ich Harley von unserer Zeremonie erzählt, aber ich hätte nie gedacht, dass er sich daran erinnern würde, wie wichtig sie mir war.

»Wer hat das gezeichnet?«

»Ich habe dich und Rain ein paarmal dabei beobachtet, nachdem du mir davon erzählt hattest. Es ist wohl nicht besonders toll, aber zumindest bekommt man mit, worum es geht.«

»Toll? Das ist mehr als toll, Harley, das ist wunderbar. Du hast so viel Talent.«

»Ein bisschen was kann ich vielleicht«, gab er zögernd zu.

»Hör auf, Harley Arnold. Hör auf, dich wie ein Niemand klingen zu lassen. Das ist das beste Bild …«

Mir schnürte sich der Hals zu, weil mir das Herz wehtat.

»Oh, Harley«, rief ich und Tränen strömten mir über die Wangen. »Das ist das beste Geschenk von allen!«

Ich warf die Arme um ihn, umarmte ihn und küsste ihn auf die Wangen. Er hatte die Arme um meine Taille gelegt, und einen Augenblick lang, als hätten wir gerade eine Tür geöffnet, starrten wir in die Augen des anderen. Keiner wich vor dem unausweichlichen Kuss zurück, der zarten Begegnung unserer Lippen, der Kapitulation unseres Selbst in einer so sanften und dennoch vollkommenen Zärtlichkeit, dass ich spürte, wie mein Herz sich emporschwang. Eine Weile, nachdem wir uns voneinander gelöst hatte, hielt ich die Augen geschlossen, als würde das seine Lippen auf meinen halten und die Erinnerung für immer in mein Herz einschließen.

»Ich muss gehen«, sagte er rasch und sprang auf.

»Harley.«

»Ich gehe jetzt besser zurück und stelle mich dem Donnerwetter«, sagte er.

Als müsste er vor seinen wahren Gefühlen fliehen, eilte er davon; er rannte fast.

Dann blieb er noch einmal stehen, drehte sich um und winkte.

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, rief er.

»Danke.«

Er ging weiter. Wenige Augenblicke später durchquerte er einen Schatten und tauchte auf der Veranda auf. Ich sah ihn zögern, die Tür öffnen und nach drinnen verschwinden.

Endlich.

Ich holte tief Luft.

Im Schein des Mondes

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