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3. KAPITEL Angebote
ОглавлениеAls ich am nächsten Morgen aufwachte, war Logan schon fort. Die Sonne, die durch die Fensterläden schien, hatte mich aufgeweckt. Ich drehte mich zu meinem neuen Ehemann, um ihm einen Guten-Morgen-Kuß zu geben, doch sein Kissen war leer. »Logan!« rief ich. Ich sprang aus dem Bett, lief zum Badezimmer und klopfte leise an die Tür. »Logan?« Doch kein Geräusch war zu vernehmen, kein Plätschern der Dusche, kein fröhlicher Gesang von einem glücklichen Ehemann bei seiner Morgentoilette. Als ich noch ein kleines Mädchen war, hatte ich von dieser glücklichen Szene immer geträumt, wie ich auf dem Badewannenrand hocken und meinem Gatten beim Rasieren zuschauen würde. Nun war mir dieser Morgen gestohlen worden – der erste Morgen meiner Flitterwochen! Und ich glaubte auch zu wissen, wer ihn gestohlen hatte – derjenige, der schon immer meine Liebe gestohlen hatte, um sie einzig für sich selbst zu behalten – Tony.
Mir fiel wieder ein, daß Tony gestern beim Essen darauf bestanden hatte, Logan heute die Spielzeugfabrik zu zeigen. »Oh, und du mußt mitkommen, Heaven. Schließlich wird das alles mal dir und Logan gehören«, fügte er mit einem Wink auf Logan hinzu. Ich wollte es nicht zulassen, daß Tony mich wieder in seinen alten Plan verwickelte, daß ich ins Geschäft einsteigen sollte. »Nein«, beharrte ich, »Logan und ich haben vor, im Bett zu frühstücken und den Tag auf dem Gelände von Farthy zu verbummeln, nicht wahr, Liebling?« Aber Logan war geschmeichelt von der Aufmerksamkeit, die Tony ihm schenkte, fasziniert, wie Tony ihn als ein Mitglied der Familie behandelte und als zukünftigen Erben.
Ich zog ein mit großen Blumen bedrucktes Voile-Kleid an und ging hinunter. Ich hoffte, daß ich Tony und Logan noch beim Frühstück antreffen würde. Gerade, als ich die Treppe betreten wollte, hörte ich die schrille, kindische Stimme von Jillian.
»Sehe ich heute nicht besonders schön aus? Das ist ein ganz besonderer Tag. Sagen Sie, ich bin doch heute die Allerschönste? Das bin ich doch, oder?«
»Auf jeden Fall, meine Liebe, Sie sind die Allerschönste«, hörte ich Martha Goodman zustimmen.
Da ich meinen Mann nicht in der Nähe hatte, merkte ich, wie die eigenartigen Klänge, die aus Jillians Zimmer drangen und die Welt von Farthy so seltsam verzerrten, mich wieder in ihre knorrigen Fänge nahmen. Fast gegen meinen Willen wurde ich zu Jillians Zimmer hingezogen. Oh, wo war nur Logan? Warum hatte ich überhaupt die Einwilligung gegeben, unsere Flitterwochen hier zu beginnen? Ich hätte es wissen sollen, daß die Zustände nicht besser, sondern schlimmer geworden waren.
»Martha?« rief ich. Martha Goodman erschien an der Tür. »Martha, was ist los?« fragte ich.
»Oh, das ist nichts Ungewöhnliches, Heaven«, antwortete sie, als ob es normal wäre, daß Jillians Stimme durch den Flur hallte. »Gestern abend war Mr. Tatterton hier, und er hat Miss Jillian sehr aufgeregt wegen des Empfangs. Ich hätte nicht gedacht, daß sie sich überhaupt daran erinnert, aber sie ist schon seit Tagesanbruch dabei, sich zu schminken.«
»Dann versteht sie also, daß ich hier bin und geheiratet habe?« fragte ich hoffnungsvoll.
»O nein.« Martha schüttelte traurig den Kopf. »Leider nicht.«
»Ja... wie hat Tony dann den Empfang erklärt?«
»Er hat ihr den wahren Anlaß erklärt«, antwortete Martha und lächelte. »Aber Jillian hat gehört, was sie wollte.«
»Was meinen Sie damit?«
»Nun, ich fürchte, sie denkt, es ist der Empfang zu ihrer eigenen Hochzeit.«
»Wie bitte?« Ich verschränkte meine Arme über der Brust, preßte sie an mich, als wäre ich ein Kind, das sich vor der entsetzlichen Wahrheit von Jillians Eifersucht und Wahnsinn schützen mußte. »Das verstehe ich nicht. Ihre eigene?«
»Sie meint den Empfang, der für sie gegeben wurde an dem Tag, an dem sie Tony heiratete und in Farthinggale einzog«, sagte Martha.
»Oh... ja, ich verstehe.«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird schon gut gehen. Beinahe jeder, der kommt, weiß, wie sie inzwischen ist«, versicherte mir Martha.
»Natürlich. Wenn es irgend etwas gibt, was ich tun kann, lassen Sie es mich wissen«, murmelte ich und lief nach unten. Ich suchte Logan, ich sehnte mich nach seiner Umarmung, nach der Sicherheit, daß ich zu ihm gehörte und nicht hierher.
Der Frühstückstisch war von den Dienstboten schon abgeräumt worden. Ich suchte Logan in der Küche. Er war doch sicher nicht aufgebrochen, ohne sich von mir an diesem Flitterwochenmorgen zu verabschieden. Aber in der Küche fand ich nur meinen alten Freund Rye Whiskey.
»Miss Heaven!« rief er aus. Er freute sich, mich zu sehen, aber ich merkte auch, daß er sich erschreckt hatte, als ich durch die Tür trat. Er ging schnell zum Salzstreuer und streute ein paar Körner über die Schulter. Ich lachte nicht darüber. Rye war abergläubisch, er hatte eine Menge Überzeugungen und Rituale von seinen Vorfahren, den Sklaven, geerbt.
»Ich freue mich, Sie zu sehen, Miss Heaven«, sagte er, »aber einen kurzen Moment lang glaubte ich, ich sähe einen Geist.«
Er hatte mir immer erzählt, wie gern er meine Mutter gemocht hatte. Nun, da mein Haar die gleiche Farbe hatte wie einst ihres, war auch er darüber überrascht, wie ähnlich ich ihr sah.
»Erzähl mir doch nicht, daß es immer noch Geister gibt auf Farthy«, neckte ich ihn. Er verzog keine Miene. »Hast du meinen Mann oder Tony gesehen, Rye? Sie haben sich doch sicher nicht über Nacht in Geister verwandelt?«
»Ja, Miss Heaven, sie sind vor einer Stunde aufgebrochen, ganz aufgeregt, weil Master Tony Mr. Logan die Fabrik zeigen wollte. Master Tony ist richtig begeistert von diesem neuen Mann von Ihnen, nicht wahr, Heaven?«
»Es sieht ganz so aus«, sagte ich ruhig und merkte, daß ich mehr Angst hatte, als man sich vorstellen konnte. Aber ich wollte nicht, daß Rye Whiskey mir meine Sorgen ansah, und so kam ich auf sein Lieblingsthema zurück. »Und welche Geister hast du zuletzt gesehen? Tonys Ur-Ur-Urgroßvater oder seine Urgroßmutter?«
»Sprechen Sie nicht so über die Verblichenen, Miss Heaven. Wenn Sie ihre sorgenvolle Vergangenheit aufwühlen, stören Sie ihren Schlaf, und sie werden Sie verfolgen. Auch ich werde in diesen Tagen verfolgt«, fügte er hinzu.
Ich zweifelte nicht daran, daß Rye wußte, wo die Geister und Gespenster in Farthy hausten. Aber wie alle alten, treuen Dienstboten der Familie behielt er seine Geheimnisse für sich. Er war genauso diskret wie die alten Familienporträts – er sah und hörte alles, aber er sagte nichts.
»Du siehst aber trotzdem recht gut aus«, sagte ich. Zwar hatte er ein bißchen zugenommen, und sein grauer Haaransatz war ein wenig weiter zurückgegangen, aber sonst sah er nicht viel anders aus als an dem Tag, an dem ich fortgegangen war. Er war schon Ende Sechzig, aber er sah nicht älter aus als Mitte Fünfzig.
»Vielen Dank, Miss Heaven. Aber«, sagte er und zwinkerte mir zu, »ich tue ja auch was für meine Schönheit.«
»Und nimmst du immer noch hin und wieder ein Schlückchen?«
»Nur gegen die Schlangen, Miss Heaven. Und wissen Sie was?«
»Sie haben mich noch nie gebissen«, sagte ich im selben Moment wie er, und wir lachten.
»Das wird ein großes Fest morgen für Sie und Ihren Mann. Ich freue mich darauf. Farthy braucht ein bißchen Glück, braucht Menschen und Musik. Ich bin froh, daß Sie da sind, Miss Heaven, wirklich.«
»Danke, Rye.« Wir sprachen noch über die Vorbereitungen, dann ließ ich ihn allein.
Allein am Tisch zu essen mit Curtis neben mir, der mir jeden Bissen vorlegte, ließ die Erinnerungen aufsteigen. Selbst als es Jillian noch gut ging, hatte ich allein gefrühstückt. Nun war ich eine verheiratete Frau, ganz anders als damals das ängstliche, verletzliche Mädchen, das vor Curtis Angst hatte und nicht einmal wußte, wie man sich einem Dienstboten gegenüber verhielt. Oh, ich hatte es gelernt, wie sich die Reichen benehmen. Aber das verängstigte, kleine Mädchen lebte in mir weiter, war immer noch eingeschüchtert von Farthy und seiner Macht.
Es war ein heller Sommertag ohne eine einzige Wolke am türkis leuchtenden Himmel, und ich beschloß, trotz allem den Tag zu genießen. Nach dem Frühstück ging ich nach draußen. Vom Ozean her wehte eine leichte Brise, und es würde nicht zu heiß werden. Ich sog den frischen Duft des Meeres tief in mich hinein und trat hinaus in das Sonnenlicht.
Draußen herrschte bereits lebhafte Aktivität. Die Gärtner trimmten noch ein letztes Mal die üppigen grünen Wiesen und schnitten die Hecken in herrliche kunstvolle Figuren wie Löwen, Zebras und geheimnisvolle Fabeltiere. Ein knallrotes, riesiges Zirkuszelt, größer, als Pa es jemals besitzen würde, wurde gerade auf der Wiese vor dem Haus aufgestellt. Eine Bühne für das Orchester, groß genug für das Bostoner Symphonieorchester, stand vor dem tiefen Swimming-pool. Wagenladungen von weißen, geschmiedeten Tischen und Bänken wurden um das Zelt herum verteilt. Ich sah, daß Tony die wunderbaren Blumenbeete mit gelben, roten und weißen Rosen, mit blutrotem Mohn und elegantem blauen Rittersporn nicht genügt hatten und er noch zusätzliche ovale und hufeisenförmige Blumenkörbe bestellt hatte, die von jedem geeigneten Pfosten und Pfeiler herabhingen. Die Worte: Herzlichen Glückwunsch waren aus roten Rosen gebildet und sollten in einer Elfenbeinfassung direkt über der Bühne hängen.
Ich ging fort von dem Haus und von dem Lärm der Männer, die sich Anweisungen zuriefen. Ich ging los, ohne darüber nachzudenken wohin, und fand mich schließlich am Strand. Seit wir angekommen waren, verfolgte mich Troy. Vielleicht tat er es so lange, bis ich mich von ihm, meinem Liebsten, der in diesem Meer ertrunken war, verabschiedet hatte. Einen Moment lang raubte mir die Erkenntnis den Atem, daß dies der Ort war, wo er verschwunden war. Die grauen, sich überschlagenden Wellen sahen gefährlicher aus denn je. »Auf Wiedersehen, Troy«, flüsterte ich den Wellen zu, die niemals antworten würden. »Auf Wiedersehen für immer, Troy, für immer und ewig.« Ich setzte mich an den Strand und betrachtete den grenzenlosen Horizont. So, wie der Himmel im Meer verschwamm, so verschwammen meine Vergangenheit und meine Zukunft.
Plötzlich hörte ich, wie jemand meinen Namen rief, und ich sah Logan, wie er barfuß und mit aufgerollten Hosenbeinen auf mich zukam.
»Was machst du hier, Heaven? Ich suche dich schon seit einer halben Stunde«, rief er.
»Aber Logan, ich habe dich gesucht. Wo warst du heute morgen?«
»Ich war viel zu aufgeregt, um zu schlafen, und ich wollte dich nicht aufwecken. Ist es nicht wundervoll? All diese Aufregung, all diese Anstrengungen! Als ich nach unten kam, war Tony schon aufgestanden, und wir beschlossen, die Fabrik gleich zu besichtigen, damit ich den Tag mit dir verbringen kann. O Heaven, es war großartig! Und die Fabrik... das Stammgeschäft... es ist wunderbar... das System, das Tony erfunden hat, daß jedes Tatterton-Spielzeug einen ganz besonderen, einzigartigen Stil hat! Er hat so viele gute Ideen. Ich möchte sie hören. Ich möchte darüber nachdenken.«
»Hören? Nachdenken? Logan, was meinst du damit?«
»Laß uns hineingehen«, sagte er. Er war so aufgeregt, daß er kaum stillstehen konnte. Er führte mich direkt zu Tonys Büro und riß die Tür auf.
»Tony ist eigen mit seinem Büro«, warnte ich ihn. »Er mag es nicht, wenn jemand hineingeht, außer er hat ihn ausdrücklich darum gebeten«, fügte ich erklärend hinzu. Aber Logan rührte sich nicht.
»Es geht schon in Ordnung. Er sagte, ich darf sein Büro benutzen.«
»Tatsächlich?« Ich war verwirrt. »Was geht hier vor, Logan?« fragte ich. Ich war noch mehr verwirrt, als er Tonys lederbezogenen Chefsessel herumwirbelte und sich darauf niederließ, als wäre es sein eigener.
»Was tust du da?« fragte ich.
Er lehnte sich zurück und legte seine Füße auf Tonys antiken Eichenschreibtisch und grinste, als fühlte er sich wie ein großer Firmenchef.
»Es ist in Ordnung. Glaub mir! Setz dich!«
Ich schüttelte verwundert den Kopf und setzte mich auf das pechschwarze Ledersofa.
»Nun hör dir alles an, ehe du etwas sagst!« wies er mich an, stellte seine Füße wieder auf den Boden und lehnte sich vor, »und versprich, daß du unvoreingenommen bleibst! Versprichst du mir das?«
Ich wußte schon, daß ich etwas zu hören bekommen sollte, was mir nicht gefiel – irgendeinen Trick von Tony, wie er unser Leben kontrollieren konnte. Aber ich wollte die große, bunte Seifenblase von Logans Freude nicht zerstören. »Ich verspreche es!« sagte ich.
Er holte tief Luft: »Tony hat mir ein Angebot gemacht, und ich denke, wir sollten es annehmen«, schoß es dann aus ihm heraus.
»Ein Angebot? Was für ein Angebot?« fragte ich mißtrauisch.
»Du hast doch gehört, was er gestern beim Essen gesagt hat. Er sprach von seinen Plänen. Nun, er kann nicht alles allein erledigen.«
»Er hat sehr fähige Mitarbeiter«, sagte ich. Mein Herz begann zu klopfen. Ich ahnte schon, was kommen würde.
»Aber er hält gern alles in der Familie. Er sagt doch immer... was nützt es einem, all das zu besitzen, wenn man keine Familie hat, mit der man es teilen kann«, sagte Logan und wies auf eine unsichtbare Kinderschar.
»Was hat das alles mit dir zu tun? Du bist Apotheker und arbeitest im Geschäft deines Vaters.« Ich sah, daß er vom kalten Ton meiner Stimme überrascht war, doch ich konnte es nicht ändern, wie ich mich anhörte. Ich konnte auch nicht ändern, wie ich mich fühlte. Genau in diesem Büro hatte Tony mir gestanden, daß er mein Vater war. Und weil es in diesem Raum ausgesprochen wurde, war Troy zu meiner verbotenen Liebe geworden. Wieder einmal, so schien es mir, streckte Tony seine Fänge aus, um sich einzumischen, Dinge zu verändern, mein Leben zu kontrollieren.
»Ich weiß, was ich bin. Die Frage ist... reicht das aus? Wirst du auf Dauer damit zufrieden sein, nachdem du diesen Reichtum und Luxus kennengelernt hast? Glaubst du wirklich, daß du damit zufrieden sein wirst, in Winnerow zu leben und mir im Geschäft unserer Familie zu helfen mit der einzigen Aussicht, daß ich eines Tages das Geschäft übernehme? Natürlich wäre es in Ordnung, wenn wir keine anderen Möglichkeiten hätten, aber...«
»Winnerow hat uns genügt, ehe wir hierher kamen, Logan. Ich verstehe nicht, warum du deine Meinung so gründlich geändert hast. Was genau bietet Tony dir an?« fragte ich.
Logan lehnte sich mit einem selbstbewußten Lächeln zurück. Sein Gesicht war mir plötzlich fremd geworden. Anders als das Gesicht, das ich so gut und so lange kannte, war es ein Gesicht voller Ehrgeiz. Er straffte die Schultern und schaute sich in dem Büro um, als wäre er schon seit Jahren hier.
»Den Vizepräsidentenposten für den Verkauf«, verkündete er. »Ich habe einige Vorschläge gemacht, und er war recht beeindruckt. Und das war erst der Anfang, Heaven.« Er beugte sich wieder nach vorn. »Es hat sich einfach so ergeben. Ich habe nur nachgedacht über Verkaufszahlen, Strategien, Werbung... und es floß mir geradezu über die Lippen«, ergänzte er mit leuchtenden Augen und belebtem Gesicht. Ich blickte ihn einen Moment an.
»Du meinst, du möchtest kein Apotheker mehr sein«, fragte ich leise.
»O Heaven, was gebe ich denn auf? Denk doch einmal darüber nach! Denke darüber nach, was wir haben und was wir haben könnten!«
»Ich weiß, was wir haben und was wir haben könnten«, sagte ich. Ich fühlte, wie meine Augen sich mit Tränen füllten, aber ich unterdrückte mein Verlangen zu weinen. »Was werden deine Eltern sagen? Es wird ihnen das Herz brechen.«
»Bist du verrückt?« Er begann zu lachen. »Wenn sie sehen, was ich verdiene! Sie sind doch nicht dumm. Sie werden in dem Geschäft arbeiten, bis mein Vater sich zur Ruhe setzen möchte, und es dann einfach verkaufen.«
Ich setzte mich auf. Ich fühlte, wie mein ganzer Stolz zurückkehrte und meine Enttäuschung Flammen heller Wut entfachte.
»Das ist vielleicht kein Problem für dich, Logan. Aber ich bin Lehrerin«, sagte ich. »Auf meine Weise habe ich viel für die Leute in Winnerow getan. Es war immer mein Traum, dort etwas Bedeutendes zu leisten, und ich will das auch weiterhin tun.« Ich lehnte mich zurück und sah die Leute aus den Bergen in der Kirche bei meiner Hochzeit vor mir. Ich erinnerte mich an den Ausdruck von Stolz in ihren Gesichtern, von Hoffnung in ihren Augen. Es bedeutete ihnen etwas, daß ich mich um sie kümmerte und daß ich zu ihnen zurückgekehrt war und dablieb. Und nun schlug Logan vor, daß ich von meinen Träumen einfach Abschied nehmen sollte.
»Das weiß ich doch, Heaven«, sagte Logan, stand auf und kam um den Schreibtisch herum. »Das habe ich auch Tony erklärt. Er versteht das auch. Er hat einen wunderbaren Vorschlag gemacht, etwas, was dir sicher auch gefällt.«
»Und was ist das?« fragte ich eisig.
»Er möchte eine Fabrik in Winnerow bauen und möchte Tatterton-Spielzeuge entwickeln, die den Schnitzereien der Einheimischen ähnlich sind, der Art von Schnitzerei, wie sie dein Großvater immer hergestellt hat. Stell dir einmal vor, was das für Winnerow und die Leute aus den Bergen bedeutet! Wir würden sie einstellen für die kunsthandwerklichen Arbeiten. Wir hätten Arbeitsplätze für Leute, die heute kaum das Nötigste für ihre Existenz zusammenkratzen können. Sie könnten sich dann anständige Häuser bauen und ihren Kindern etwas Vernünftiges zum Anziehen kaufen...«
»Eine Fabrik? In Winnerow?«
»Ja.« Er begann, im Zimmer auf und ab zu gehen, und redete voller Begeisterung weiter. »Was wir als erstes herstellen werden, ist eine Spielzeugausgabe der Berghütten: mit kleinen Schaukelstühlen, mit Nachbildungen von den alten Leuten wie deinem Großvater und deiner Grandma, mit ihrem Strickzeug, von den Haustieren, den Kindern, die zur Schule aufbrechen...«
»Das ist der Grund, weshalb er mir gestern abend so viele Fragen über Winnerow gestellt hat«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu Logan. Er nickte. Ich mußte mir eingestehen, daß dieser Vorschlag meinem Widerstand den Wind aus den Segeln nahm. Ich lehnte mich tief in Gedanken versunken zurück. Logan faßte wieder Mut und kam auf mich zu.
»Ist das nicht ein wunderbarer Gedanke? Wir nennen den neuen Satz die ›Willies‹, und bedenke die Ironie, die dahintersteckt, wenn die reichen Leute das Abbild vom Leben der Armen kaufen! So findet ihr Geld seinen Weg in die Taschen der Armen, die in den Tatterton-Spielzeugwerken arbeiten, Heaven«, sagte er dann, und seine Stimme klang ein bißchen frustriert, »wie kannst du nur so dasitzen und mich anstarren? Findest du das nicht aufregend?«
»Doch, ich finde es aufregend«, gab ich zu. »Aber es kommt alles so schnell. Ich muß über vieles nachdenken. Ich hatte so etwas nicht erwartet. Wir wollten einfach nur für ein paar Tage vorbeikommen und dann nach Virginia fahren. Ich hatte keine Ahnung, daß dieser Kurzbesuch in eine vollständige Änderung unseres Lebens münden würde.«
»Aber sicher, ich verstehe, wie du dich fühlst«, sagte er. »Es ist ziemlich viel auf einmal, aber das ist bei großen und wichtigen Entscheidungen immer so.«
»Das hört sich mehr nach Tony an.«
»Das hat er auch gesagt.«
»Das habe ich mir gedacht«, sagte ich. »Wo ist er überhaupt?« Ich schaute auf die Tür.
»Er kümmert sich um ein paar Einzelheiten wegen des Empfangs.«
»Wie passend«, sagte ich. »Er wußte schon, was er getan hat, als er dich schickte, um mich zu überzeugen.«
»Er hat mich nicht geschickt, Heaven. Ich wollte auf jeden Fall zuerst mit dir reden.«
Ich schüttelte den Kopf. Ich war verwirrt und wußte nicht, ob ich nur eine Schachfigur in einem Spiel war oder ob sich hier die Chance meines Lebens bot. So ging es mir jedes Mal, wenn Tony mich in seine Vorstellungen einbezog.
»Männer wie Tony kriegen immer das, was sie wollen«, murmelte ich.
»Wirklich, Heaven«, sagte Logan, »was ist daran falsch?« Ich schaute zu ihm auf. Ich verstand Logans Aufregung und Freude. Aber die Veränderung, die sich bei ihm schon deutlich zeigte, gefiel mir gar nicht. Er war zu geblendet von Tony und von allem, was man mit Geld machen konnte. Logan war früher nie an Macht und Reichtum interessiert gewesen. Es erstaunte mich, wie überzeugend und von welch starkem Einfluß Tony sein konnte.
»Es ist in Ordnung, wenn du das bekommst, was du willst«, sagte ich, »solange dabei nicht andere Leute verletzt werden.«
»Wer wird hierbei verletzt? Den Leuten wird geholfen, Heaven«, sagte Logan, jetzt mit ruhiger Stimme. »Früher oder später wäre etwas in dieser Art sowieso gekommen. Ob du es magst oder nicht, du bist nun einmal die Erbin der Tatterton-Spielzeugwerke und des Vermögens. Es gibt niemanden außer dir. Ich verstehe Tonys Wunsch und seine Entschlossenheit, uns einzubeziehen. Wie kannst du ihm das vorwerfen?«
»Ich weiß«, sagte ich. »Ich werfe es ihm nicht vor.«
»Was ist dann?«
Was sollte ich sagen? Wenn ich doch nur wie ein normales Mädchen aufgewachsen wäre, mit Mutter und Vater, die immer da waren, und Geschwistern, die immer zusammenhielten. Statt dessen war ich von einer schimpfenden Familie zur anderen gezerrt worden. Wäre es anders gewesen, würden mir solche Krisen und Entscheidungen nicht derartig schwerfallen, dachte ich. War ich eine Tatterton, wie Tony es wollte, oder war ich eine Casteel, wie ich es den größten Teil meines Lebens gewesen war? Lief ich immer noch vor meinem wahren Ich davon? Ich hatte gehofft, diese Probleme dadurch zu überwinden, daß ich Mrs. Logan Stonewall wurde. Ich wollte einfach Logans Frau sein und unsere eigenen Kinder aufziehen ohne Verbindungen zu der Vergangenheit. Jetzt aber, wenn ich mir Logan ansah und die Aufregung in seinem Gesicht, erkannte ich, daß das ein dummer Traum gewesen war.
»Laß mich einfach nur nachdenken, Logan. Bitte!«
»Natürlich.« Er schlug die Hände zusammen. »Und damit du soviel Ruhe und Gemütlichkeit hast beim Nachdenken wie nur möglich, kommt hier mein Vorschlag: Ich schlage vor, wir stornieren unsere Reservierungen in Virginia und verbringen unsere Flitterwochen hier auf Farthy.«
»Was?« Ich sah schnell auf. Sollte da eine Überraschung nach der anderen kommen?
»Aber sicher. Denk darüber nach! Wir haben hier alles, was man sich nur wünschen kann. Wir haben mehr als in einem Hotel. Wir haben einen eigenen Strand. Wir müssen nicht unter Touristen sein. Abends können wir uns mit dem Auto nach Boston fahren lassen, ins Theater gehen oder einkaufen oder schön essen gehen. Tagsüber können wir reiten, am Strand liegen oder ein Picknick machen. Niemand wird uns stören. Tony geht zur Arbeit, und deine Großmutter bleibt in ihrem Zimmer. Wir haben das Haus für uns ganz allein. Was sagst du dazu?«
»Ich weiß nicht. Ich...« Ich sah mich um. Das alles kam so schnell.
»Am Ende der Woche fahren wir nach Winnerow, und ich erzähle meinen Eltern von unseren Plänen.«
»Unseren Plänen? Aber... es gibt noch so viele Dinge, die entschieden werden müssen. Zum Beispiel: Wo werden wir leben?«
»Du bleibst natürlich hier«, sagte Tony. Er war so schnell in der Tür aufgetaucht, daß er mir wie ein Geist vorkam, der plötzlich Gestalt annahm. »Es tut mir leid, daß ich euch unterbreche, aber ich kam, um etwas zu holen, und hörte gerade deine letzte Frage.«
»Ich bleibe hier?« Fragend schaute ich Logan an. Er grinste wie eine zufriedene Katze. »Was soll das heißen?«
»Wir haben uns das als letzte Überraschung aufgespart«, sagte Logan.
Wir, dachte ich. Wir haben uns da aufgespart. Er dachte und handelte schon wie Tonys Partner.
»Welche letzte Überraschung?« Sie sahen sich an wie zwei Verschwörer. War Tony ganz zufällig im richtigen Moment hereingekommen oder hatte er draußen vor der Tür gestanden, unser Gespräch belauscht und auf das wir gewartet?
»Komm bitte mit«, sagte Tony. »Ich zeige es dir.« Logan nahm meine Hand.
»Komm mit, mein Dummchen. Schauen wir uns an, was Tony uns zu zeigen hat. Komm mit.« Er lächelte mich an.
Langsam, fast widerwillig, stand ich auf. Ich wußte, ich würde jetzt meine Zukunft sehen. Würden alle Menschen diese Abneigung spüren, wenn sie plötzlich ihr zukünftiges Leben sehen müßten? fragte ich mich. Im Augenblick wurde ich nur mitgerissen, von einer Kraft angetrieben, die nicht die meine war. Wie eine Marionette hielt ich Logans Hand, und wir folgten Tony die Marmortreppe hinauf.
»Du erinnerst dich sicher an die Zimmer im Südflügel«, erklärte Tony, als er sich oben auf der Treppe nach rechts drehte. »Wir haben sie niemals als Gästezimmer benutzt. Meine Großeltern lebten auf dieser Seite von Farthy. Ich wollte immer, daß diese Räume etwas Besonderes bleiben.« Er drehte sich um und sah mich an. »Ich hoffe, du siehst das auch so, Heaven.«
»Ich verstehe nicht, was du meinst, Tony«, sagte ich. Er lächelte nur, und ein Funkeln kam in seine blaßblauen Augen, hell wie die goldene Flamme einer Öllampe, die sicher in ihrer Glaskugel brennt. Dann ging er zu den riesigen Mahagonitüren, die normalerweise verschlossen waren, und öffnete sie mit einer großartigen Pose. Er trat zur Seite und ließ mich hineinsehen.
»Die Räume von Mr. und Mrs. Logan Stonewall«, verkündete er.
»Was?« Schützend kreuzte ich die Arme vor meinem Körper und wandte mich an Logan. »Was soll das?« Ich ging nach vorn und betrat die Zimmer.
Fast alles war neu gemacht worden. Die provenzalische Sitzgruppe im Wohnzimmer war neu bezogen mit einem gestreiften Seidenbezug in meiner Lieblingsfarbe Dunkelrot. Ein großer Perserteppich lag auf dem Eichenparkett. Die Wände waren mit einer Tapete mit Blumenmuster tapeziert. Vor den zwei Fenstern hingen antike Seidenvorhänge, davor Stores.
Tony ging voraus und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. In dem riesigen Raum sah selbst das große Himmelbett verloren aus. Der gesamte Fußboden war mit einem flauschigen, beigefarbenen Teppich ausgelegt, so daß man das Gefühl hatte, auf Wolken zu gehen. Die Fenster an beiden Seiten des Bettes waren erneuert worden, man hatte sie größer und breiter gemacht. Jetzt konnte das Sonnenlicht ungehindert in das Zimmer hereinströmen und es hell und freundlich machen.
An den vier Ecken des Bettes stiegen helle, handgeschnitzte Eichenpfosten auf und trugen einen Baldachin aus milchweißem Stoff. Auf dem Bett lag eine dazu passende Tagesdecke mit gekräuselten Kanten und darauf einige rostrote Kissen. Rechts vom Eingang stand ein weißer Schminktisch aus Marmor, der nahezu die Länge des Raumes einnahm. In seine Seitenteile waren Schubladen eingelassen, deren Holz fast die gleiche Farbe hatte wie der Marmor. Die Wand darüber war ausgekleidet mit Spiegeln, deren Ecken in Gold gefaßt waren.
Der Eingang zu meinem zukünftigen Badezimmer war am Ende des Tisches. Dieses zusätzliche Badezimmer war offensichtlich auch jetzt erst eingebaut worden. Die Ausstattung war modern. Die Badewanne war in den mit karamelfarbenen Kacheln gefliesten Boden eingelassen. Alle Hähne und Knöpfe waren vergoldet. An jeder Wand hingen Spiegel und ließen den Raum noch größer aussehen, es war sowieso eines der größten Badezimmer, die ich je gesehen hatte. Selbst das von Jillian schien im Vergleich dazu klein.
Als nächstes ging ich in das Ankleidezimmer rechts vom Badezimmer. Es war so tief und so lang, daß es mir vorkam, als wäre es so groß wie unsere gesamte Hütte in den Willies. Es hing sogar schon Kleidung in den Schränken, Kleider, Röcke und Jacken, alle nach der neuesten Mode. Überrascht drehte ich mich zu Tony um.
»Ich habe neulich einen Einkaufsbummel gemacht. Was dir nicht gefällt, schicken wir zurück. Mach dir darüber keine Sorgen.« Er lächelte.
»Ich kann das alles nicht glauben«, sagte ich. Am Boden der Schränke stand sogar ein Sortiment passender Schuhe. Tony wollte immer alles unter Kontrolle haben, sogar meine Kleidung und mein Make-up.
Aber was mir am meisten auffiel, war das Gemälde, das über dem Bett direkt unterhalb des Baldachins hing. Es war ein Ölbild, das eine Szene in den Willies zeigte, mit einer Hütte vor dem Hintergrund eines Bergrückens. Zwei kleine Figuren saßen in Schaukelstühlen auf der Veranda vor der Hütte. Sie sahen Grandma und Grandpa recht ähnlich.
»Natürlich kannst du alles ändern«, sagte Tony.
Ich schaute ihn einen Moment lang an, dann schüttelte ich den Kopf. Offensichtlich hatte er mit den Renovierungsarbeiten schon vor längerer Zeit begonnen. Tony mußte das schon geplant haben, als er nur hoffen konnte, daß Logan und ich einmal hier wohnen würden. Ich wollte böse sein, ihn dafür hassen, daß er immer bekam, was er wollte. Aber die Schönheit und der Reichtum der Räume, die er geschaffen hatte, um meinem Geschmack zu schmeicheln und mir ein Gefühl von Glück und Heimeligkeit zu geben, milderten meinen Unwillen und brachten die Glut meines Ärgers zum Verglimmen.
Ich schaute Logan an, der strahlend neben Tony stand. Ich hatte plötzlich einen beängstigenden Gedanken: Sollte er die ganze Zeit schon davon gewußt haben, schon lange, ehe wir nach Farthy kamen? Sollte er schon immer gewußt haben, daß Tony ihm die Vizepräsidentschaft anbieten würde, und seine Freude und Aufregung nur gespielt haben? War er zu solchen Täuschungen fähig? Ich konnte es mir eigentlich nicht vorstellen, aber unter Tonys Leitung war alles möglich.
»Wie konntest du wissen, daß wir deinen Vorschlag auch nur in Betracht ziehen?« fragte ich Tony. Er zuckte die Achseln. »Das ist doch egal. Wenn ihr nicht hier einziehen würdet, könnten die Räume einen anderen Zweck erfüllen – sie wären eben eure privaten Gästezimmer, für euch bereit, wann immer ihr sie benutzen wollt. Es war wohl kaum ein finanzielles Risiko«, fügte er lächelnd hinzu. Logan lachte.
»Ich habe mir keine Sorgen um das Geld gemacht«, sagte ich. Seine Augen wurden schmäler, aber sein Lächeln blieb, klein und fest. Ich blickte wieder auf das Gemälde. »Wer hat das gemalt?«
»Einer meiner Künstler aus dem Werk. Ich schickte ihn in die Willies, und er kam damit zurück. Ziemlich gut, finde ich. Wie gefällt es dir?«
»Es ist wunderbar«, gab ich zu. Wieder verschränkte ich die Arme. Es war ein wunderbares Bild. Immer, wenn ich es anschaute, füllte sich mein Herz mit Wärme und mein Geist mit Erinnerung. Fast konnte ich hören, wie die Schaukelstühle quietschten.
»Ja?« fragte er.
Ich schaute sie beide an. Logan hatte begonnen, Tonys Haltung und Tonys Lächeln zu imitieren.
»Ich weiß es nicht. Ich fühle mich wie jemand, der fortgerissen wird. Ich muß nachdenken... über vieles nachdenken.«
»Gut«, sagte Tony. »Kümmern wir uns besser um die Dinge draußen.« Er schaute auf seine Uhr. »Für den Empfang morgen bleibt uns nicht mehr viel Zeit.« Er ging los, blieb aber an der Schlafzimmertür stehen und wandte sich zu mir um. »Sei nicht böse mit mir, Heaven, daß ich mich um dich kümmere und möchte, daß du glücklich bist«, sagte er und ging hinaus, bevor ich antworten konnte.
»Logan Stonewall«, sagte ich, wirbelte herum und schaute ihm ins Gesicht, »hast du etwas davon gewußt, ehe wir nach Farthy kamen? Sag mir die Wahrheit!«
»Was... natürlich nicht... wie sollte ich denn?« Er hob seine Arme, um seine Unschuld zu unterstreichen. Ich beobachtete ihn eine Zeitlang und kam zu dem Ergebnis, daß er die Wahrheit sagte. »Warum bist du denn überhaupt so aufgeregt? Schau dich doch um! Ist es nicht schön hier?«
»Das sehe ich. Aber erinnere dich bitte an das, was ich vorhin zu dir sagte... über Männer wie Tony, die immer kriegen, was sie wollen. Verstehst du denn nicht? Er muß damit schon vor einiger Zeit angefangen haben. Er muß schon immer geplant haben, daß wir hierherkommen und du für ihn arbeitest.«
»Das kann ich nicht glauben«, sagte Logan. »Wie konnte er das wissen?«
»Ich glaube es«, sagte ich. »Aber vielleicht spielt das jetzt keine Rolle mehr. Vielleicht ist das alles ein Teil unseres Schicksals.« Ich blickte noch einmal über die Räume. »Komm«, sagte ich, »machen wir uns fertig zum Essen.«
Kopfschüttelnd folgte mir Logan aus dem Zimmer. Wie konnte ich erwarten, daß er verstand, welche Kräfte hier in Farthy am Werk waren? Es war die Macht jener Geister und Schatten, die Rye Whiskey fürchtete. Es war das Geheimnis von dem großen Haus und seinem verborgenen Untergrund. Selbst ich, eine geborene Tatterton und damit den Stimmen der Vergangenheit zugänglich, verstand nicht in vollem Ausmaß, wie groß die Macht war, die sie über mich hatten.
Ich sollte von diesem Ort fliehen, dachte ich. Ich sollte fortlaufen und zurückkehren in die Willies, wo ich mich in Grandpas Hütte sicher und geborgen fühlte. Aber das Echo dieses Gedankens verhallte schnell und wurde ersetzt durch das Echo Logans und meiner Schritte, als wir den Korridor entlanggingen.
Ich fühlte mich mitgerissen wie ein Blatt von einem Windstoß, mitgerissen von Kräften, die weitaus stärker waren als ich.