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Die Geburt

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Schon bei dem, was in der Überschrift geschrieben so einfach aussieht, gab es Komplikationen.

Meine Mama hatte sich mit ihren sechs Hundejahren mit einem alten Herrn gleicher Rasse eingelassen, ohne dass unsere Menschenfamilien etwas davon mitbekommen hatten.

Als meine Mama um ihre Hüften in kürzester Zeit immer fülliger wurde, beschloss unsere Menschenfamilie, den Tierarzt aufzusuchen. Dieser sorgte in der Familie erst einmal für große Trauer, denn seine Fehldiagnose lautete „Krebsgeschwüre“.

Als dann kurz vor der Niederkunft meiner Mama alle Vorbereitungen unserer Geburt hektisch vollzogen wurden, nutzte sie die Gunst der Stunde und brachte uns im Wäschefach eines Menschenkleiderschranks zur Welt.

Nach unserem Auffinden erschrak die Familie, weil meine Geschwister und ich noch immer in unseren Fruchtblasen verharrten. Erst ein langer Fingernagel half uns und begann, uns aus unserer misslichen Lage zu befreien.

Meine vier Brüder und ich mussten schnell feststellen, dass Menschen sich selbst oft viel zu wichtig nehmen. Denn anstatt uns in die Kiste mit dem Rotlicht in der Küche zu setzen und sich um unsere Mama zu kümmern, die so erschöpft war, dass sie uns nicht einmal sauber lecken konnte, bewunderten sie nur den Mut und die Entschlussfreudigkeit des Menschenkindes mit den viel zu langen Fingernägeln.

Nun gut, ich bin gerne bereit, mich für diese Tat im nachhinein herzlich zu bedanken, aber in diesen ersten Minuten meines Lebens war mir erst einmal nur kalt. Den Geruch von frisch gebügelten Laken liebe ich noch heute und wälze mich nur allzu gern in frisch gebügelte Laken oder Handtüchern.

Als wir dann – nach einer Ewigkeit – endlich unter dem Rotlicht hockten, nahm ich zum ersten Mal den eiskalten Blick meiner Mama wahr.

Mein Lebensherr war zu Besuch bei meiner Menschenfamilie, in die ich hinein geboren wurde. Doch wenn ich mich recht entsinne, verging kein Tag, an dem er nicht an unserer Kiste stand und immer wieder mich in seine großen, kräftigen Hände nahm, als gäbe es meine vier Brüder gar nicht. Er streichelte mich, sprach mit mir und lachte, wenn er mich wieder zurück in die Kiste setzte. Ich fühlte mich immer ein bisschen verloren, wenn er mich aus seinen Händen ließ, denn er schien der Einzige zu sein, der mich wirklich mochte. Meine Brüder und meine Mama behandelten mich wie eine Aussätzige, weil ich zart und klein war und viel, viel dünner als meine Brüder. Da meine Mama mich für lebensuntauglich hielt, schubste sie mich mehr als ein Mal in den Wassernapf, der in unserer Kiste stand, und versuchte, mich zu ertränken.

Wenn mich da nicht immer wieder eine menschliche Hand herausgezogen hätte, wäre dieses Buch nie geschrieben worden.

Oh ja, ich hatte eine schwere Kindheit …

Hallo, ich heiße Maxi

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