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Das neue Zuhause

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In klugen Büchern über Welpenerziehung findet man den Rat, dem Hund in den ersten Nächten einen Wecker ins Körbchen zu legen. So soll der Herzschlag der Mutter vorgetäuscht und dem Welpen Geborgenheit vermittelt werden.

Nach meinem kleinen „Unfall“ im Plüschkorb musste der Bezug schon am ersten Abend gewaschen werden. Meine Lebensfrau brachte es nicht übers Herz, mich in einem kahlen Korb nächtigen zu lassen. Außerdem hatte sie das Schlafzimmer mit Zeitungspapier ausgelegt, um so jedem weiteren „Unfall“ vorzubeugen. Und so wurde es zu meinem Hundeschicksal, dass ich meine erste Nacht im neuen Heim im Bett meiner Lebensfrau verbringen durfte.

Vorher hatte ich mit meinem Lebensherrn auf dem bunten Teppich im Wohnzimmer herumgetollt und war von ihm die vier Stockwerke hinunter getragen worden, damit ich draußen mein Geschäft verrichten konnte. Der Durchfall war endlich vorüber, stellte ich begeistert fest.

So schlief ich tief und fest in dieser ersten Nacht quer über den Hals meiner Lebensfrau gestreckt und verschwendete keinen Gedanken an meine Mama oder meine Brüder.

Am nächsten Morgen sagte meine Lebensfrau, dass ich eine wahrlich kluge Hundedame sein müsse. Den einzigen klitzekleinen Schlitz zwischen all dem Zeitungspapier hatte ich mit sicherer Spürnase ausfindig gemacht, damit mein kleines Geschäft nur ja nicht die Zeitungen nass machte. Vielleicht wollte sie ja noch irgendwer lesen!

Nachdem sich damit der Gang die Treppen hinunter an diesem Vormittag vorerst erledigt hatte, konnte ich mir in aller Ruhe mein neues Zuhause bei Tageslicht ansehen. Sehr groß war die Wohnung ja nicht, aber sie lag über den Dächern des kleinen Vorortes und hatte eine riesengroße Terrasse – zumindest kamen mir die Steinplatten sehr zahlreich vor.

Meine Lebensfrau und mein Lebensherr schienen wirklich an alles gedacht zu haben, denn die kleinen Zwischenräume zwischen den einzelnen Betonbrüstungsplatten hatten sie mit Draht verschlossen. Sie schienen zu glauben, dass ich einen Fluchtversuch plane. Ich dachte aber gar nicht daran, zu fliehen. Es schien mir hier doch recht gut zu gehen.

Aus der Küche kam der Geruch von frisch aufgebrühten Kaffee, und mein Lebensherr verschloss die Tür nicht, als er aus dem Bad kam. Dann konnte ich mich dort ja einmal umschauen. Eine Badewanne und eine Dusche kannte ich nun schon von meiner Menschenfamilie. Aber dieses weiße Ding neben der Wanne war mir unbekannt. Es hatte einen Deckel, der offen stand.

Eines konnte ich von klein auf gut: Springen. So nahm ich all meinen Mut zusammen und – hops … Mit den Vorderpfoten versuchte ich mich abzustützen, während meine Hinterpfoten sich am Rand festklammerten. Vergeblich. Jetzt half nur noch mein quietschender Hilferuf, bevor meine Vorderpfoten ganz den Halt auf dem glitschigen Untergrund verloren. Vor meinen Augen gluckerte blau gefärbtes Wasser …

Es ist schon beachtlich, wie schnell Menschen bei einem kleinen Hundebaby sind, wenn dies nur die richtigen Laute von sich gibt. Eine Erfahrung an diesem Tag, die ich mit in mein Leben nahm.

Nach meiner Rettung aus der Toilette ging mein Lebensherr mit mir zum Frühstückstisch, und meine Lebensfrau verfasste mit großen Lettern auf einem Blatt Papier einen Text.

Von diesem Tag an stand auf dem Toilettendeckel zu lesen:

Den Deckel bitten wir zu verschließen, um weitere Selbstmordattacken unseres Hundes im Keim ersticken zu können.


Hallo, ich heiße Maxi

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