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Würzburg, Montag, den 24. Oktober

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Am Morgen fuhr Agnes Schneider, eine der Mitarbeiterinnen des Redaktionsteams des Bayerischen Rundfunks, Abteilung Fernsehen, kurz vor 7 Uhr mit dem Aufzug hinauf auf die Ebene der Redaktionsräume. Aus ihrer Handtasche ragte die heutige Ausgabe der Mainpostille heraus, in der Hand hielt sie einen Kaffee to go, den sie sich in der Kaiserstraße mitgenommen hatte. In der Regel war sie täglich die Erste, die die Büroräume des Senders betrat. Als ausgesprochene Frühaufsteherin hatte sie um diese Zeit bereits eine Stunde Jogging hinter sich. Wie jeden Morgen öffnete sie zunächst einmal einige Fenster, um frische Luft in die Räume zu lassen. Dabei fiel ihr Blick auf den Bahnhofsvorplatz, der von hier aus dem höchsten Stockwerk des Postgebäudes, in dem der BR untergebracht war, bestens eingesehen werden konnte. Sie nahm einen Schluck von dem heißen Kaffee, dabei drückte sie den Einschaltknopf ihres Computers. Mit Schwung warf sie die Mainpostille auf ihren Schreibtisch, dann schnappte sie sich ihre Handtasche und den Kaffeebecher und verschwand auf der Toilette, um etwas an ihrem Make-up zu arbeiten, solange der Computer hochfuhr. Als sie zurückkam, zeigt der Bildschirm das Logo des Bayerischen Rundfunks. Sie setzte sich in ihren Bürostuhl und klickte sich ins E-Mail-Programm, dass der BR nutzte, ein. Sofort wurde angezeigt, dass unter info@brfernsehen-unterfranken.de fünfzehn neue Nachrichten eingegangen waren. Diese E-Mail-Adresse war öffentlich und alle Zuschauer konnten sich über diese Adresse mit ihren Anliegen an die Redaktion wenden. Sie überflog die Betreffzeilen, ob auf dem ersten Blick eine wichtige Nachricht zu erkennen war. Eine Betreffzeile machte sie stutzig. „WARNUNG!“ stand da in großen Lettern zu lesen. Sofort klickte sie auf die Mitteilung und öffnete sie. Mit aufgerissenen Augen las sie die Nachricht:

An die Fernsehverantwortlichen der Sendung Die Närrische Weinprobe

Wir haben erfahren, dass bei der Aufzeichnung der Auswahl des diesjährigen Narrenweins durch Bürgermeister Andy Farmer schon vorher feststand, dass der Wein eines bestimmten Weinguts aus Maindorf zum Zuge kommen soll. Wir finden das absolut korrupt, skandalös und kriminell.

Wir werden unter allen Umständen die Kür dieses Weins zum diesjährigen Narrenwein zu verhindern wissen. Wenn es sein muss, mit Gewalt!

Fränkische Weinpatrioten

Sie las die Botschaft zum zweiten Mal, dann klickte sie auf das Druckersymbol und der Laserdrucker in der Ecke erwachte aus dem Schlafmodus. Noch während der Drucker die E-Mail ausspuckte, griff sie nach dem Telefon und drückte die Kurzwahltaste für den Privatanschluss des Redaktionsleiters. Sie erwischte ihn offenbar gerade beim Frühstück. Mit knappen Worten erläuterte sie den Grund ihres Anrufs, dann las sie dem Mann die E-Mail vor.

„Ich bin in ein paar Minuten da!“, stöhnte der Redaktionsleiter, dann beendete er das Gespräch.

Der Schoppenfetzer und der Narrenwein

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