Читать книгу Das Glück liegt hinterm Hühnerstall - Veronika Bicker - Страница 7
Vorstellungsgespräch
ОглавлениеTatsächlich war es fast drei Uhr, als der Caddy der Thalmanns auf den Hof gerollt kam. Jody hatte inzwischen begonnen, den Vorgarten zu jäten, allerdings ganz vorsichtig. Sie wollte ihre saubere Jeans nicht gleich wieder mit Erde verdrecken, jetzt, wo sie den Schleifstaub aus ihren Haaren gewaschen hatte.
Balu bemerkte das Auto als Erster. Laut bellend sprang er ihm entgegen. Erst bei Jodys drittem Pfeifen ließ er von seiner Beute ab und kam wieder zu ihr zurück. Sie lächelte entschuldigend, packte Balu am Halsband und hielt ihn fest, während aus dem Auto zwei Erwachsene und drei Kinder stiegen. Zwei blonde Jungen und ein rothaariges Mädchen, der älteste – fast schon ein Teenager – trug einen betont gelangweilten Gesichtsausdruck zur Schau, der Jüngste überschäumend vor Freude. Noch bevor seine Eltern auch nur den ersten Schritt auf Jody zugemacht hatten, kam er auf sie zugewirbelt, baute seinen ganzen Meter Körpergröße vor ihr auf und sagte: „Hallo, ich bin Marlon und schon so alt.“ Strahlend streckte er ihr drei schokoladenverklebte Finger entgegen. „Und es gibt hier Schafe.“ Er verkündete es, als wäre es eine großartige Neuigkeit für sie.
Jody musste lächeln und ging vor dem kleinen Kerl in die Hocke. „Ich bin Jody“, sagte sie. „Willst du denn die Schafe gleich mal sehen?“
Seine leuchtenden Augen sprachen Bände, doch in diesem Moment erreichten sie die Eltern.
„Marlon, du sollst doch nicht einfach …“, begann die Mutter, brachte den Satz allerdings nicht zu Ende, sondern sah Jody nur mit einem hilflosen Schulterzucken an.
Ihre anderen beiden Kinder trotteten langsam auf sie zu wie von unsichtbaren Gummibändern gezogen. Jody schenkte allen ein Lächeln, selbst dem gelangweilten Beinah-Teenager, und streckte ihre Hand aus. „Judith Sperling. Herzlich willkommen auf dem Sperlingshof. Hatten Sie eine gute Fahrt?“
Der Vater warf einen vielsagenden Blick auf die drei Kinder und lächelte verlegen. Dann griff er ihre Hand und drückte sie. „Michael Thalmann. Tut mir leid, dass wir so spät kommen. Wir sind ein bisschen später aufgebrochen.“ Er hatte einen angenehmen, festen Händedruck. „Schön, dass wir es jetzt geschafft haben.“ Er streckte sich ausgiebig und sah sich um. „Es sieht toll aus“, versicherte Frau Thalmann und strahlte. „Es riecht sogar nach Land. Also … nicht nach … Sie wissen schon … Nach Tieren und Heu.“
Jody lachte. „Wir haben unseren Misthaufen ein gutes Stück vom Haus entfernt angelegt“, versicherte sie. „Und bei Schafen und Ponys ist der Geruch sowieso nicht so schlimm wie bei Kühen oder Schweinen.“ Sie beobachtete aus den Augenwinkeln, wie der bis eben noch gelangweilte Junge neugierig zu der Weide hinüberspähte, wo sich gerade der dicke Kopf von Alec, dem Esel, über den Zaun geschoben hatte. Jody schmunzelte. Alec konnte auch Bauernhofmuffel weich werden lassen mit seinen riesigen braunen Augen. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Wohnung. Und wenn Sie möchten, erzähle ich Ihnen auch gleich ein wenig von unseren Angeboten.“
„Das wäre …“, begann die Mutter, doch Marlon zupfte schon an ihrem Hosenbein.
„Mama, ich will die Schafe jetzt sehen. Und die Kaninchen. Du hast gesagt, es gibt Kaninchen.“
Der Älteste verdrehte die Augen, als gäbe es nichts Langweiligeres auf der Welt als Kaninchen, aber das Mädchen horchte ebenfalls auf.
„Gerne …“, begann Jody, doch sie unterbrach sich, als sie die Erschöpfung auf den Gesichtern der Eltern erkannte. Es war offensichtlich, dass sie erst ihre Unterkunft sehen wollten. Glücklicherweise bog in diesem Moment Mats um die Scheunenecke, Michel ihm dicht auf den Fersen. Mit ein paar Schritten war er bei Jody und schenkte allen Anwesenden ein herzliches Lächeln. „Guten Tag“, sagte er in keine bestimmte Richtung. „Ich bin Mats Sperling.“ Michel spähte hinter seinen Beinen hervor, und stupste Marlon mit seiner weichen Nase an.
„Ein Schaaaaf.“ Von diesem Moment an war für den Jungen alles andere unwichtig. Er ließ sich auf die Knie fallen und schlang Michel die Arme um den Hals.
„Das ist Michel“, stellte Mats ihn in ernsthaftem Ton vor.
„Er ist so … klein“, meinte Frau Thalmann und sah verwundert auf Michel herunter. „Ist er noch nicht ausgewachsen?“
„Er ist ein Ouessantschaf. Das ist die kleinste Schafrasse Europas“, erwiderte Mats. Wie meistens klang seine Stimme so leise und freundlich, dass sich niemand an der Belehrung störte. Er fuhr sich mit den Fingern seiner Rechten durchs Haar, dann wandte er sich an die Kinder. „Wollt ihr mitkommen? Ich muss die Ponys und Kaninchen füttern.“
Herr und Frau Thalmann blickten etwas besorgt hinterher, als ihre Kinder wie ein Schwarm ausgelassener Spatzen hinter Mats und Michel herliefen.
Der Anblick versetzte Jody einen kleinen sehnsüchtigen Stich, doch sie blieb gefasst. „Keine Sorge“, meinte sie. „Unsere Tiere sind vollkommen brav.“ Sie ahnte, dass das vermutlich nicht die Hauptsorge der Eltern war. Inzwischen wusste sie, dass es vielen schwerfiel, ihre Kinder allein zu lassen. Doch sie ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Sollten sie ihre Sprösslinge ruhig einmal ein wenig loslassen. Das tat ihnen sicher gut.
„Ich zeige Ihnen jetzt die Wohnung.“ Sie führte die Thalmanns zur blauen Treppe. Aus den Augenwinkeln erhaschte sie einen Blick auf Charlie, die in einem blumenbedruckten rotorangefarbenen Kleid an der Eingangstür des Tagelöhnerhauses stand und neugierig herübersah, aber sie beschloss, ihre Schwester vorerst mal zu ignorieren. Mit den Gästen hatte sie nun wirklich nichts zu schaffen.
Während sie die Treppe hinaufstiegen, konzentrierte sich Jody auf ihre übliche Empfangsrede. „Den Garten hinter dem Haus dürfen Sie nutzen, und im Schuppen finden Sie unseren Fuhrpark: Fahrräder, Bobbycars, ein Dreirad und zwei Kettcars. Bei uns wurden schon richtige Wettrennen gefahren.” Sie lächelte. „Unser Gelände geht bis zum Bach runter. Über die Brücke kommt man bis zur alten Mühle, da können die Kinder unbesorgt langbrausen, da fahren keine Autos. Höchstens mal eine Pferdekutsche. Draußen gibt es außerdem ein Trampolin, eine Nestschaukel, ein Klettergerüst und zwei Sandkästen. Tagsüber sind auch die Tiere draußen und dürfen besucht werden. Abends bringen wir sie in den Stall. Wenn die Kinder mögen, können sie dabei gerne helfen. Aber danach brauchen auch unsere Tiere ihre Ruhe.“
Sie machte eine Pause auf dem obersten Absatz und sah sich nach den Thalmanns um, die ihr bisher schweigend gefolgt waren. Frau Thalmann wirkte etwas überwältigt, aber Herr Thalmann lächelte breit und zufrieden. Jody machte eine Geste den Flur entlang. „Am Ende dieses Flurs wohnt bereits eine andere Familie. Vielleicht begegnen Sie sich heute Abend im Garten, und die Kinder können sich kennenlernen. Sie haben zwei Mädchen, ein bisschen älter als Ihr Großer. 15 und 11.“
„Henri, unser Ältester ist ebenfalls 11“, gab Frau Thalmann zurück. „Und Jessica ist 6.“
„Na, das passt doch gut“, meinte Jody. Sie bemerkte, wie sie sich mehr und mehr entspannte und ihr die Worte leichter von der Zunge gingen. „Und für die Kleineren finden wir sicher auch was. Ich zeige Ihnen nachher gerne das Spielzimmer für Regentage, und es gibt natürlich den Heuboden. Wir haben es aufgegeben, die Kinder davon fernzuhalten, und haben einfach eine Seite zum Höhlenbauen und Herumwühlen abgegrenzt. Außerdem – das haben Sie ja wahrscheinlich schon in der Broschüre gesehen – biete ich kleine Kreativkurse an. Da ist bestimmt auch etwas für die Kinder dabei, vielleicht die Dekopatch-Figuren oder Seifengießen. Heute Abend wollen wir mit Schablonen T-Shirts bemalen, das macht den meisten Kindern auch Spaß. Ich habe ein kleines Programm zusammengestellt, was wir alles in den nächsten zwei Wochen veranstalten. Es hängt unten an unserer Pinnwand.“
„Auf die Kurse freue ich mich besonders“, meinte Frau Thalmann und sah kurz zu ihrem Mann. „Ich fürchte nur, mein Mann …“
„Ach, ich sehe mir die auch gerne an“, unterbrach dieser lächelnd. „Im Zweifelsfall genieße ich einfach meine Freiheit, während ihr euch austobt.“
Sie stieg noch ein paar Stufen hinauf, zog den Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Wohnungstür mit der weißen Henne darauf. „Das ist die Hühnerstiege“, sagte sie. „Ihr Zuhause hier.“
Sie glühte beinahe vor Stolz, als die Eingangstür den Blick auf den hellen Holzboden und die frischen, kräftigen Farben der Sitzecke im Wohnraum freigab. Die Hühnerstiege war zu dieser Tageszeit von Licht durchflutet, und die schrägen Decken und der Geruch nach frischem Holz schlugen Jody immer noch in ihren Bann. Die Wohnung war erst Anfang des Jahres fertig geworden, und sie staunte immer wieder, wie schön sie war.
„Hier geradeaus geht es in die Wohnküche.“ Jody zeigte den Flur entlang. „Weiter hinten haben sie zwei Schlafzimmer mit Doppelbetten und hier vorn eines mit einem Stockbett. Gleich gegenüber vom Bad.“ Sie öffnete die Tür, die einen Blick auf das Badezimmer mit seiner großzügigen Wanne und den grünen, blauen und weißen Fliesen freigab. Ein Hauch Lavendelduft wehte ihr von dem Sträußchen auf dem Fenstersims entgegen.
Die Thalmanns lächelten zufrieden. „Vielen Dank“, sagte Frau Thalmann. „Eine tolle Wohnung.“ Sie sah sich glücklich um. Ihre Freude an der Wohnung war so ansteckend, dass sich in Jodys Bauch gleich ein warmes Gefühl ausbreitete.
„Wenn Sie etwas unternehmen wollen, es gibt hier eine Menge Ausflugsziele, auch für Familien. Wandertouren, Badeseen, Zoos, Höhlen, da finden Sie bestimmt was. Unten auf dem Tischchen neben dem Eingang stehen zwei Ordner mit unseren Ausflugsideen. Wenn Sie etwas Neues entdecken, teilen Sie uns das aber gerne mit. Und auf dem Küchentisch finden Sie noch eine kleine Überraschung. Aus Eigenproduktion meines Mannes.“ Sie lächelte. Mats hatte seine letzten Puddingpralinen und Kaffeetrüffel geopfert und sich scherzhaft beschwert, dass ihm jetzt noch mehr Arbeit bevorstand.
„Wie schön“, meinte Frau Thalmann. „Eine richtige Idylle. Ich freue mich schon so auf die nächsten zwei Wochen.“ Sie sah sich einmal mehr anerkennend in der Wohnung um. „Hier kann man sich so richtig entspannen.“
Es folgte der Moment, der sich trotz aller Erfahrung Jodys noch immer ein wenig seltsam anfühlte. Alle standen auf der Türschwelle herum und niemand wusste so recht, was er noch sagen sollte und ob die Veranstaltung nun zu Ende war.
„Ich lasse Sie jetzt erst einmal in Ruhe ankommen“, sagte Jody endlich. „Wenn Sie noch Fragen haben, mein Mann oder ich sind immer irgendwo auf dem Hof unterwegs. Oder im Laden. Und wenn nicht, dann können Sie einfach an unserer Tür klingeln.“ Ihr fiel noch etwas ein. „Möchten Sie eigentlich unseren Brötchendienst in Anspruch nehmen? Frisch geliefert, direkt auf die Türschwelle.“
Frau Thalmann schüttelte den Kopf. „Wir sind eher Müsliesser. Höchstens sonntags mal …?“
„Kein Problem. An welchen Tagen Sie auch wollen. Die Liste für die Brötchen hängt ebenfalls an unserer Pinnwand. Sie können einfach eintragen, was Sie möchten.“
„Danke“, erwiderte Herr Thalmann und nickte bekräftigend. „Dann sehen wir besser mal nach unseren Kindern und bringen das Gepäck hoch.“
Jody nickte ihren Gästen noch einmal freundlich zu, dann zog sie sich zurück. Ein wenig müde stieg sie die Stufen hinunter. Es fühlte sich an, als wäre es schon ein unendlich langer Tag gewesen. Und sie wollte noch im Laden einspringen. Gerade am Nachmittag kamen öfter mal Kunden aus dem Dorf oder vereinzelte Urlauber, da war es gut, wenn sie nicht erst jemanden aus dem Haus zu klingeln mussten, um etwas kaufen zu können.
Jody seufzte. Sie wäre gerne zu ihrem Tisch zurückgekehrt. Und die Handwerker hatte sie noch immer nicht angerufen. Vielleicht lag das auch daran, dass sie ein wenig Angst vor den neuen Kostenvoranschlägen hatte.
Sie trat auf den sonnenüberfluteten Hof hinaus, blieb einen Moment stehen, und wandte das Gesicht zur Sonne, um Licht und Wärme zu tanken. Sie fühlte sich, als begänne ihr ganzer Körper von innen heraus zu glühen. Vom Stall her wehte der Geruch nach frischem Heu in ihre Nase, hinter dem Haus klang Kinderlachen und Geschrei und auf dem Feld der benachbarten Erdbeerfarm sang jemand ein Lied.
So sollte es sein. Das Leben. Voller Düfte und Töne und Wärme. Es war friedlich. So friedlich, dass sie von einem ungeheuren Glücksgefühl durchströmt wurde. Dann hörte sie eine Tür quietschen, und ein paar Fetzen eines Liedes wehten zu ihr herüber.
„Zisch, zisch, zisch … der Tischler hobelt glatt den Tisch …“
Sie blinzelte, drehte den Kopf und sah zum Tagelöhnerhaus hinüber. Neben der Eingangstür stand ein Möbelstapel. Drei Stühle, ein Esstisch und die Polster eines Sofas türmten sich kreuz und quer. Gerade schleppte Charlotte einen kleinen Ecktisch nach draußen, und ließ ihn unsanft neben dem ganzen Haufen auf den Boden krachen. Der Lärm ging Jody durch und durch.
Bevor Charlie wieder im Haus verschwinden konnte, rannte Jody los. „Was tust du da?“
Charlie war bereits an der Treppe, drehte sich jedoch vergnügt zu Jody um. „Ich habe doch gesagt, ich würde euch ein bisschen unter die Arme greifen. Vorhin war ich in deiner Werkstatt und habe mir den Tisch angesehen, den du gerade restaurierst. Und mit ein bisschen Übung bekomme ich das bestimmt auch hin. Ich werde die Stühle und Tische ein wenig aufmöbeln. Ich habe da neulich im Netz ein ganz tolles Projekt gesehen – etwas mit Dekopapier und Kunstharz. Das sah toll aus, wie in einem Aquarium. Und später kommen dann die Bodendielen dran.“
Jody blinzelte verwirrt. „Und … was machen die Möbel vor der Tür?“
„Na, ich muss sie doch in die Werkstatt bringen. Außerdem stehen sie nur im Weg, wenn ich die Dielen abschleifen will“, verkündete Charlie. „Ich habe mich schon informiert, morgen kann ich die Schleifmaschine im Baumarkt abholen. Dann muss ich mich natürlich noch ein bisschen einarbeiten, aber das dauert ja nicht lange. Und anschließend kann ich loslegen. Du wirst sehen. Ende der Woche ist die Wohnung wie ausgewechselt.“
Jody fand keine Worte. Sie sah Charlie nur ungläubig an. „Denkst du nicht …“, begann sie, aber sie wusste nicht, wie sie den Satz zu Ende bringen sollte. Was könnte sie auch sagen? Charlie war Charlie, und sie würde sich mit voller Energie in die nächstbeste Arbeit stürzen, die sie gerade wichtig fand. Hatte sie das nicht in Kauf genommen, als sie ihr erlaubt hatte, hier einzuziehen?
Nein, murrte eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf. Willst du dich dein Leben lang von Charlie einfach überrollen lassen?
Wieder sah sie Charlie vor der Tür stehen. In der Nacht. Mit ihrer Reisetasche zu Füßen. Das eine Mal, als Jody Nein gesagt hatte. Wie wäre Charlies Leben gelaufen, wenn Jody sie nicht draußen hätte stehen lassen?
Nein, das konnte sie nicht noch einmal machen. Sie musste es einfach geschickt angehen. Charlies Energie in eine Richtung lenken, in der sie nicht viel Schaden anrichten konnte. Sie sah Charlies Gesicht. So voller Eifer. Wie ein Kind mit einem neuen Lieblingsspielzeug. Angetrieben von einem Tatendrang, den Jody oft nicht verstand und auf den sie fast ein wenig neidisch war. Auf einmal musste sie schmunzeln.
Vielleicht war es das Beste, ihre Schwester einfach machen zu lassen. Spontane Entscheidungen waren manchmal doch die Richtigen.
Zur Hölle mit meinen Plänen, dachte sie. Charlie kann es ja zumindest versuchen. Eine helfende Hand mehr ist ja nicht schlecht. Sie seufzte, fragte sich, ob sie einen gewaltigen Fehler beging, und sagte schließlich: „Gut, einverstanden. Neben Mats’ Küche führt eine Treppe nach unten. Dort ist der Werkkeller für die Gäste. Dorthin kannst du sie bringen. Wenn du so weit bist, will ich dir zeigen, wie das mit dem Schleifer funktioniert.“
„Toll!“ Charlie strahlte und wirkte einmal mehr wie ein glückliches Kind. „Ich hätte da natürlich auch Ideen für das Farbschema der Wände …“
Jody schüttelte den Kopf. „Nicht noch mehr jetzt“, bat sie. „Ich wollte noch in den Laden, und später muss ich meinen Kurs vorbereiten. Lass uns morgen beim Frühstück darüber reden, ja? Es reicht ja auch erst mal, wenn du dich an die Möbel machst.“
Charlie wirkte schon wieder ein bisschen enttäuscht. Doch dann konnte Jody geradezu sehen, wie sie sich zusammenriss. Sie nickte. „Gut. Beim Frühstück. Ich werde alles aufschreiben, was ich mir ausgedacht habe. Dann können wir das auch Mats zeigen.“
„Ja … na gut“, stimmte Jody vorsichtig zu und war insgeheim ein bisschen erleichtert. Solange Charlie noch Pläne machte, lief sie zumindest nicht in die falsche Richtung los.
Vom Ort her schlenderte ein Pärchen auf den Hof und steuerte auf den Laden zu.
„Ich muss jetzt wirklich los“, sagte Jody. „Sag Bescheid, wenn du mit den Möbeln so weit bist.“
Sie hatte ein etwas schlechtes Gewissen dabei, Charlie mit dem Möbelstapel allein zu lassen. Doch die Arbeit ging vor. Als sie einen Blick zurück zum Tagelöhnerhaus warf, war Charlie schon wieder in der Tür verschwunden. Vermutlich, um den nächsten Stuhl zu holen.