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Weihnachten …


Kinderfreude, heil’ger Glanz!

Du strahlst in unsre Herzen ganz,

Du machst uns wieder Kindern gleich,

Und unser ist das Himmelsreich.


Wir suchen Freude allezeit.

Doch oft umgibt uns Traurigkeit.

Die Menschheit strebt mit ganzem Sinn

Nach Glück und Freude sehnend hin.


O schönes Bild, sei Wirklichkeit!

O Welt, sei endlich doch befreit!

O Erde, sei das schöne Haus,

Drin Friede gehet ein und aus!


Noch ist sie’s nicht, noch gibt es Streit.

Doch sieh, es tagt die bessre Zeit!

Fühl erst in dir ihr Glück und Heil,

Dann wird sie auch der Welt zuteil.


Gustav A. Wislicenus


… demnächst in Düren


Fast ist es so wie jedes Jahr.

Ich will hier nur erwähnen:

Der braten ist nicht richtig gar

Die Messe ist zum Gähnen

Und auch mein Schwiegerelternpaar.

Sie sind aus Hückeswagen

Und haben es am Magen.


Der Lichterglanz von RWE,

Der Rotwein kommt vom ALDI.

Dann stapf ich frierend durch den Schnee

Mit meinem Dackel Waldi.

Bevor ich nachher Fernsehs eh

Da brauch ich noch Bewegung

Und keine Weihnachtsregung.


Zu Hause lass‘ ich Frau und Kind

Mit meinen Schwiegereltern

Die morgen eingeladen sind

Bei ihrem Sohn in Keltern

Mit Onkel Paul aus Schwäbisch Gmünd

Da gibt es Sauerbraten

Mit Nudeln und Salaten


Es war fast so wie jedes Jahr

Bei uns zu Haus in Düren.

Doch als ich auf der Straße war

Und führ‘ den Hund spazieren,

Kommt eine Frau mit schwarzem Haar,

Ein Säugling in den Armen

Es war zum Gott Erbarmen.


Ihr Kind, so hat sie mir erzählt,

Sei diese Nacht geboren.

Sie sei vom Herrgott auserwählt

Der sie zum Weib erkoren,

Doch sei sie nicht mit ihm vermählt.

Ein Wunder sei geschehen:

Sie kriegte gleich die Wehen!


Nun da sie keine Bleibe hat

Und nichts vom Vater höre

So fragt sie mich, wo in der Stadt

Die Babyklappe wäre.

Da war ich aber wirklich platt!

Wenn’s gar der Heiland wäre?

Er war es auch, ich schwöre!


Ich hab die beiden in der Nacht

Zur Babyklappe hingebracht

Und später alles klar gemacht

Bald wird der Heiland adoptiert

Und dann als Detlev Kunz geführt.

Das gibt ein Jubilieren

Demnächst bei uns in Düren!


Ottmar Kunz


… Ein Besinnungsaufsatz


Weihnachten ist das Fest der Freude und der Liebe. Das altmodische Wort leitet sich von „Weinen“ ab, wo wie „Wahrheit“ von „Waren“ herkommt. Nach der Rechtschreibreform werden beide Begriffe darum heute ohne „h“ geschrieben. Man kann also erkennen, dass dieses schönste Fest des Jahres mit den Waren zu tun hat, die um diese Zeit vermehrt gekauft und verschenkt oder ausgetauscht werden. Und was man mir am Heiligabend beschert, ist oft zum Weinen.

Tränen der Rührung, aber auch der Enttäuschung werden dann vergossen. Ich selber verschenke meistens Bücher, die ich selber einmal als Weihnachtsgabe bekommen hatte, die aber noch wie neu aussehen, weil ich sie im Geschenkpapier eingewickelt in einem Karton verwahre, und lege ein frisches Lesezeichen aus der Buchhandlung hinein. Es gibt aber kaum noch Leute, die Bücher aus Papier geschenkt haben wollen. Vor der Agneskirche machen sie aber im Dezember an jedem Samstag einen Bazar, und da bringe ich jetzt so Zeugs hin und tausche es gegen selbst gemachte Marmelade.

Höhepunkt der Vorweihnachtszeit ist ein Spaziergang auf die Christkindlesmarkt, wo ich ganz viel Glühwein trinke. Meiner kleinen Schwester gebe ich auch heimlich immer einen Pappbecher voll. Sie hat deshalb das Wort „Glühweinacht“ erfunden, aber meine Eltern glauben, das hätten die Wunderkerzen am Tannenbaum bewirkt.

Besonders gefallen hat mir auf dem Weihnachtsmarkt ein Schild mit der Aufschrift: „Eines ist doch sonnenklar Deppert’s Wurst ist wunderbar!“ Es war von zwei großen bunten Engeln eingerahmt. Alles Wesentliche steckt in dieser Reklame. Darin habe ich auf einen Blick wieder erkannt, was unser Religionslehrer über das Fest erzählt hat. Es war nämlich ursprünglich ein heidnisches Sonnwendfest. In der längsten Nacht des Jahres wird die Sonne neu geboren und das Licht nimmt wieder zu. Später wird dann der Herr als die neue Sonnen bezeichnet („sonnenklar“). Und das ist wirklich „wunderbar“.

Aber zum Wunder und zum Wunderbaren gehört ebenfalls, sagt unser Religionslehrer, das Geheimnisvolle. Geheimnisvoll ist auch die Vergangenheit seines eigenen Lebens. Hier auf den Weihnachtsmarkt wird es in Gestalt der Bratwurst sehr schön zum Ausdruck gebracht. Denn „der Inhalt einer Worscht ist bis heute nicht erforscht“, wie Goethe sagt. Zwei Güldene Engel mit leuchtendem Flitter kommen vom Himmel herab, um mit uns gemeinsam Wurst zu essen. Oben am Dach von Deppert’s Bude schweben sie hernieder und halten in ihrer Rechten jeder eine leckere Thüringer, in denen ein rotes Lämpchen blinkt.

Man kann aber die Art, wie wir heute Weihnachten feiern, auch kritisch sehen, sagt unser Lehrer. Weil es wird nämlich zu viel gefressen bei uns wie es Ochs und Esel im Stall den ganzen Tag tun statt wie mein Vater auch an die Neger in Afrika zu denken und eine Spende an Brot für die Ratz zu machen, die er von der Steuer absetzen darf. Denn Weihnachten ist auch das Fest des Friedens. Mein älterer Bruder mag es trotzdem nicht, obwohl er ein Gedicht darüber geschrieben hat. Es heißt „Heiligabend“. Mit diesem möchte ich hier schließen und Euch zum Fest alles Erdenkliche wünschen.


Egon Dahms


Lichter aus und Kerzen an

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