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Kaltes Kreischen

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Es war Nacht. Doch es war keine gewöhnliche Nacht. Ich war unruhig und vor meinem geistigen Auge flimmerte die Gefahr.

Ich stand bei mir zuhause im Halbdunkeln, vor mir die offene Haustür. Draußen lauerte die Dunkelheit. Und nicht nur die Dunkelheit...

Ich wusste nicht, wie ich hier hingekommen war. Hätte mich jemand gefragt, so wüsste ich keine Antwort. Doch in diesem Moment war mir Einsamkeit lieber als jemand, der zu mir spricht. Denn ich wusste, da draußen ist jemand. Ein kalter Windhauch berührte mich und ließ die Blätter im Gebüsch vor meinem Haus leise rascheln. Sie klangen verzweifelt und seltsamerweise verdorrt.

Ich trat einen Schritt zurück und drückte die Tür zu.

Doch sie ließ sich nicht schließen. Jedes Mal, wenn ich sie losließ, ging sie langsam, wie von selbst, wieder auf.

Auf einmal hörte ich ein leises Säuseln. Ich hoffte, dass es verschwinden würde. Aber das grässliche Geräusch schien nicht aufhören zu wollen. Da begriff ich: Es kommt näher.

Ich griff zu einigen Kisten, die noch im Flur standen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, sie je dort hingestellt zu haben. Doch was heißt das schon, dachte ich mir, schließlich kann ich mich an nichts erinnern.

Die Kisten stapelte ich hinter der Tür und drückte diese fest zu. Sie sollte wenigstens nicht sperrangelweit offen stehen, auch wenn diese Kisten keinen aufhalten würden.

In diesem Moment stoppte das Säuseln. In der Totenstille hörte ich meinen Atem und sah weiße Wolken in der Luft vor mir entstehen und sich wieder auflösen, im Takt meines schnellen Atems. Die Temperatur war drastisch gesunken. Ich zitterte. Da roch ich einen seltsamen Geruch, der mich erschaudern ließ. Ich musste mich beeilen.

Ich sah auf die Uhr. Die Uhrzeit verstand ich nicht, denn die Uhr spielte verrückt.

Ich begann, einen Gedanken zu fassen. Was ist, wenn das alles hier...

Plötzlich zerbarst die Haustür in Millionen von Splittern. Das Krachen wurde begleitet vom selben Säuseln, nur war dieses bereits zu einem Kreischen herangewachsen.

Kaltes Entsetzen schnürte mir den Atem zu. Ich bekam keine Luft mehr und die Kälte würde unerträglich.

Ich hob den Blick. Da draußen war etwas und es kam näher.

Es bewegte sich auf mich zu. Das Blut gefror in meinen Adern.

Das Wesen hatte den Körperbau eines Menschen, und doch war dies das einzig Menschliche an seiner Erscheinung. Es war die Quelle der Kälte und des Kreischens und die rohe, brutale Kraft, die von ihm ausstrahlte, schien unüberwindbar.

Ich bewegte den Blick langsam zur Seite. Auf dem Tisch neben mir bemerkte ich einen Gegenstand, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Er schimmerte metallisch und sah aus wie die Spitze einer Klinge, wahrscheinlich die eines Dolches.

Blitzschnell ergriff ich das kalte Metall und es fühlte sich sofort merkwürdig vertraut an. Die Kälte der Waffe in meiner Hand war nicht erstickend und schmerzhaft wie die Kälte um mich herum, sondern gab mir vielmehr ein Gefühl der Sicherheit.

Da betrat das unbekannte Wesen den Raum.

Langsam richtete ich die Waffe in seine Richtung.

Ab diesem Moment begann alles zu verschwimmen.

Der Strom der Zeit zerbrach in Bruchstücke, Inseln und Rauchschwaden.

Es rannte in meine Richtung.

Ich stieß zu und wusste, dass ich getroffen hatte.

Das Wesen löste sich auf und ich sank zu Boden.

Alles wurde schwarz.

Ich wachte auf.

Eiswolken

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