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Kapitel 4

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MAYA

Das kann doch einfach nicht wahr sein! Wie zur verdammten Hölle hat Marc mich gefunden?

„Marc.“

Langsam drehe ich mich zu ihm um. Er steht viel zu dicht hinter mir und ich kann es nicht vermeiden ihn dabei zu berühren, bevor ich einen Schritt zurückgehe. Wenn ich könnte, würde ich noch einen Schritt weiter gehen, aber mir drückt bereits die Haustür in den Rücken. In meinen Ohren rauscht das Blut und einmal mehr verfluche ich das Licht über der Tür, dass bereits seit einigen Wochen defekt ist.

„Maya, Maya, Maya. Meine schöne Maya.“

Ich spüre wie mir der letzte Drink wieder hochkommt vor lauter Ekel über dieses „Meine schöne Maya“. Wie konnte ich nur so dämlich sein und mich von diesem Kerl blenden lassen?

„Ich bin nicht deine schöne Maya.“, zische ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.

„Oh, doch das bist du. Du bist meine Maya. Und du weißt, dass ich es gar nicht mag, wenn mir meine Sachen abhanden kommen.“

Marc baut sich drohend vor mir auf. Verdammt, warum kommt hier gerade niemand vorbei? Warum muss es hier nachts so ausgestorben sein?

„Maya, hast du wirklich geglaubt, dass du mir so einfach entkommen kannst?“

Ja, ich war so dumm das zu glauben.

„Wie hast du mich gefunden?“

„Das wüsstest du wohl gerne. Aber wie du auch weist, verrate ich nur ungern meine kleinen Geheimnisse. Und Maya, wir wissen beide, dass du eh schon viel zu viele meiner kleinen Geheimnisse kennst.“, spricht Marc mit einem leicht bedrohlichem Unterton in seiner Stimme. Die Stimme, die mir noch immer einen wohligen Schauer über den Rücken jagt. Doch dieser Schauer hält nur kurz an und verwandelt sich schnell in eine Gänsehaut, die wenig mit Wohlsein und vielmehr mit Angst zu tun hat. Mir war immer klar, dass ich ihm besser nie wieder über den Weg laufe und ich habe gebetet und inständig gehofft, dass Marc mich vergisst. Mich ziehen lässt. Mir nicht nachstellt. Und ein weiteres Mal war ich naiv.

„Marc, bitte. Was willst du von mir?“

Er hebt seine Hand und streicht mit seinem Daumen über mein Gesicht. Angewidert drehe ich meinen Kopf soweit wie möglich von ihm fort.

„Fass mich nicht an!“

„Maya, so kenne ich dich ja gar nicht. So kratzbürstig. Du hast mir früher eindeutig besser gefallen.“, haucht er mir in mein Ohr.

„Das kann ich mir vorstellen. Also, was willst du von mir?“

„Ich will, dass du wieder mitkommst, Maya. Weißt du, dein Verschwinden lässt mich in keinem guten Licht da stehen. Wie sieht denn das aus, wenn mir meine Freundin wegläuft? Was sollen denn meine Geschäftspartner denken?“

„Ha, deine Geschäftspartner! Das ich nicht lache! Du meinst deine dreckigen Drogendealer!“, ich spucke Marc meine Antwort förmlich ins Gesicht und bin selbst erstaunt, dass ich das so einfach sagen konnte.

Doch schon in der nächsten Sekunde schnellt Marcs rechte Hand wieder vor und packt mich fest am Kinn. Seine Finger drücken mir ins Gesicht und mir schießt ein Schmerz in den Rücken, weil er mich fester gegen die Eingangstür drückt.

„Wage es nicht, dich über mich lustig zu machen oder mir mit deinen dummen Lügen drohen zu wollen! Du bist eine ganz arme kleine Maus und wenn ich will, zertrete ich dich mit meinem Stiefel! Und glaube nicht, dass dir auch nur einer hinterher weinen wird. Oder dich überhaupt vermissen wird!“, flüstert Marc bedrohlich. „Wenn ich sage, dass du mit mir zurückkommst, dann machst du das! Und wenn ich dir sage, dass du dich zum Teufel scheren sollst, dann tust du das auch! Ich bestimme hier, wer was, wann tut und nicht du! Du kleines dreckiges Luder! Ohne mich wärst du gar nichts!“

In diesem Moment sehe ich eine Seite von Marc, die ich noch nie gesehen habe. Ich habe davon gehört, ich konnte es mir auch jederzeit vorstellen, aber ich habe diese Art von ihm noch nie erlebt. Der Charmeur, der jeden um den Finger wickeln kann, ist verschwunden. Stattdessen kommen ich gerade in den fragwürdigen Genuss seine wütende Art kennenzulernen. Das bisschen Selbstbewusstsein, das ich hatte, ist komplett verflogen. Mein Herz schlägt immer schneller und ich könnte heulen, wenn ich daran denke, dass mein Zuhause nur wenige Schritte erwähnt ist. Das ich so nah an der Sicherheit bin. Und mir wird noch etwas klar. Die ganze Zeit über war mein Bauchgefühl richtig. Ich wurde beschattet, aber es war nicht Alexander. Es war Marc.

Und während mir diese Gedanken durch den Kopf schießen, merke ich, dass sich Marcs Griff lockert und er seine Hand schließlich wegnimmt.

„Lass dir eins gesagt sein: das ist noch nicht vorbei!“, droht er mir ein letztes Mal und geht einfach weg. In der nächsten Sekunde ist mir klar, warum Marc so plötzlich in der Dunkelheit verschwindet. Da kommt ein Auto die Straße entlang und ich bin so unendlich dankbar dafür. Meine Hände zittern noch ganz schön und bei dem Versuch diese blöde Tür aufzuschließen, fällt mir der Schlüssel zwei Mal aus der Hand. Jetzt rollen mir die ersten Tränen das Gesicht runter. Ich will doch einfach nur in mein Bett!

„Verdammte Scheiße!“, fluche ich jetzt laut und möchte am liebsten losschreien.

„Maya?“

Ich drehe mich langsam um und schaue, wer mich da jetzt noch ruft. Das Auto, das dafür gesorgt hat, dass Marc abhaut, hat auf der Straße vor unserem Haus gehalten. Ich wische mir meine Tränen aus dem Gesicht und erkenne, dass das Jacobs Wagen ist. Und jetzt erkenne ich auch, wer mich gerufen hat. Mason.

Ich atme kurz tief ein und schicke ein Stoßgebet zum Himmel. Ich hätte nicht gedacht, dass mich der Anblick von Mason glücklich machen könnte.

„Was macht ihr denn hier?“, frage ich Mason und gehe zum offenen Beifahrerfenster.

„Ich hab mein Handy bei euch oben vergessen. Aber was machst du noch hier unten? Wir sind doch schon vor zehn Minuten gefahren. Hast du deinen Schlüssel vergessen?“, Mason schaut mich etwas besorgt an.

„Äh, nein. Ich…also ähm. Du hast dein Handy bei uns vergessen?“

„Maya, ist alles bei dir in Ordnung? Du siehst irgendwie, naja, fertig aus.“

„Ja, alles gut, ich hab nur die Tür nicht aufbekommen und ich bin etwas müde und will eigentlich nur in mein Bett.“

„Okay, ist es in Ordnung wenn ich kurz mit hoch komme und mein Handy hole?“

„Ja, ja klar. Komm mit hoch.“

Ich mache Mason Platz damit er aussteigen kann und werfe kurz einen Blick auf Jacob, der mich skeptisch mustert. Ich kann gar nicht glauben, dass es noch keine Stunde her ist, dass ich ihn geküsst habe. Es fühlt sich völlig surreal an und wie gerne würde ich jetzt einfach zu ihm gehen und mich in seine Arme kuscheln.

Doch stattdessen drehe ich mich um und gehe zurück zu unserem Haus, um mit Mason zusammen hoch zu gehen.

Immerhin bekomme ich jetzt die Tür direkt auf. Als wir die Treppe hoch gehen, schweigen wir beide. Mason weiß vermutlich nicht was er sagen soll und ich habe keine Lust zu reden. Mir geht der Gedanke an mein Bett einfach nicht mehr aus dem Kopf. Bei jeder Stufe, die ich nehme, denke ich: Bett. Bett. Bett.

Oben angekommen schließe ich unsere Wohnungstür auf und Mason folgt mir zögerlich.

„Ich glaube kaum, dass sie wach ist und dir jetzt über den Weg läuft.“, sage ich matt zu Mason, der daraufhin auf unseren Esstisch zugeht. Dort liegt tatsächlich sein Handy.

„Euer Licht an der Tür ist kaputt und ich habe damit Licht gemacht, damit ich das Schloss finde.“, er hält sein Handy hoch um es mir zu zeigen. „Ich geh dann jetzt. Gute Nacht.“

Mason geht und zieht hinter sich die Tür zu. Ich schließe hinter ihm ab, obwohl ich das eigentlich nie mache, aber ich glaube, ansonsten mache ich heute gar kein Auge zu.

Und so sehr ich mich eben noch nach meinem Bett gesehnt habe, so wenig will ich gerade schlafen. Erholsamer Schlaf wird wohl anders aussehen. Mich werden wohl am ehesten Albträume erwarten. Wahr gewordenen Albträume.

*****

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