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Kapitel 3. Schlecki Leckermaul


Konditor Kremissimo lebte in seinem alten Haus einsam und allein vor sich hin. Er hatte weder Frau noch Kinder, weder Hund noch Katze. Aber er war an seine Einsamkeit gewöhnt.

Außerdem hatte er von früh bis spät alle Hände voll zu tun. Kein Wunder, versorgte er doch die ganze Stadt mit Süßigkeiten! Stets und ständig kreisten seine Gedanken um Kuchen, Torten, Marzipan und Pralinen. Viele Jahre lang war alles andere für ihn unwichtig gewesen.

Seit einiger Zeit bemerkte er allerdings an sich seltsame Gefühle. Ging er die Straße entlang und sah Kinder fröhlich spielen, blieb er stehen und konnte sich nicht losreißen von ihrem Anblick. Traf er unterwegs einen streunenden Hund oder eine womöglich herrenlose Katze, dann bedachte er sie erst einmal mit Streicheleinheiten und gab ihnen zu fressen. Dabei wurde ihm jedes Mal das Herz traurig und froh zugleich.


Das kommt wohl von der Einsamkeit, dachte er. Und er beschloss, sich einen Hund anzuschaffen.

Bald jedoch verwarf er den Plan. Ein Hund bräuchte viel Aufmerksamkeit, Kremissimo dagegen hatte wenig Zeit. Dann dachte er an eine Katze. Aber dann verwarf er auch diesen Plan. Auf eine Katze müsste man immerfort ein Auge haben, damit sie nichts anstellte. Sie brächte es fertig, die ganze Sahne wegzunaschen, die er für den Kuchen zubereitete.

Plötzlich kam ihm eine Idee: Was, wenn ich nun einfach aus Teig eine Katze forme? Auf sie muss ich nicht aufpassen, denn Sahne rührt sie nicht an. Artig wird sie zu meinen Füßen sitzen und mich mit ihrem Miau erfreuen.

Einen ganzen Monat lang ließ dieser Gedanke Kremissimo keine Ruhe, doch nie fand er die Zeit, eine Katze zu backen. Irgendwann machte er sich dennoch ans Werk. Und zwar genau an dem Tag, an dem Senfira mit ihren Mäusen zu seinem Haus schlich.

Er nahm sein bestes Mehl, mischte es mit allerlei Zutaten und formte aus dem Lebkuchenteig eine Katze. Sie war recht niedlich, hatte eine schmale Schnauze, hübsche Ohren und einen Puschelschwanz. Er setzte ihr zwei Rosinen als Augen ein, bestreute Rücken und Pfoten mit Zimt, sodass man sofort die Streifen erkennen konnte, und schob die Katze in den Backofen. Nach einer Weile wollte er probieren, ob sie gut durchgebacken war, und stach sie vorsichtig mit einem Holzstäbchen an.

Das hätte er lieber nicht tun sollen! Mit Gekreisch sprang sie auf ihn zu und krallte sich an seiner schneeweißen Schürze fest. Wie gut, dass ihre Pfoten noch nicht ganz durchgebacken waren, sonst hätte es für Kremissimo übel ausgehen können! Mit Mühe löste er die Krallen von der Schürze und schob die heiße Katze zurück in den Backofen. Laut rief er: „Oha, die hat ja wohl Charakter!“

Schließlich war die Katze fertig. Kremissimo öffnete die Backofentür einen Spaltbreit und trat vorsichtshalber einen Schritt zur Seite. Wie ein geölter Blitz schoss die Mieze heraus, sauste im Kreis durch die Küche, sprang auf den Zubereitungstisch, fegte mit dem Schwanz einen Holzlöffel zu Boden und schnurrte: „Heiiiß, murrmiau! Will Milch! Aber kalte!“

„Wie wär’s denn mit Sahne?“, schlug Kremissimo lächelnd vor.

„Ja, Sahne auch, murrmiau!“

„Das ist seltsam“, murmelte der Konditor. Dass diese Katze sogar Sahne wollte, hatte er nicht erwartet, goss ihr aber welche in ein Schälchen. „Bitte sehr, dann schleck mal schön!“

Das ließ sich die Katze nicht zweimal sagen. Schwuppdiwupp hatte sie mit ihrer rosa Zunge die ganze Sahne aufgeschleckt, bis das Schälchen glänzte. Ein Dunstwölkchen erhob sich über ihr, es duftete nach Zimt und Milchteig.

Kremissimo füllte Sahne nach. Wieder leerte die Katze das Schälchen im Handumdrehen. Dann sprang sie vom Tisch zu einem alten wackligen Stuhl, auf dem ein kleines Kissen lag, machte es sich darauf bequem und begann sich zu putzen, indem sie sich ausgiebigst Schnäuzchen und Pfoten leckte. Als sie damit fertig war, rekelte sie sich wohlig und gähnte herzhaft.

Kremissimo wandte keinen Blick von der Katze. Lachend meinte er: „Jetzt weiß ich, welcher Name zu dir am besten passt. Du heißt Schlecki, weil du so gern Sahne schleckst. Ja, du bist eine richtige Schlecki, Schlecki Leckermaul!“ Zärtlich streichelte er ihr über den Kopf. „Schlecki Leckermaul“, wiederholte die Katze mit schläfriger Stimme, rollte sich zu einem Knäuel zusammen und schlief ein.

Während Schlecki schlief, tat Kremissimo nichts, weil er fürchtete, sie aufzuwecken. Von Zeit zu Zeit nur strich er mit der Hand über ihren weichen, geschmeidigen und noch feuchten Rücken. Davon merkte sie aber nichts, weil sie tief und fest schlief.

Nach einer Viertelstunde wachte Schlecki auf, sprang vom Stuhl und begann, alles in der Küche zu beäugen und zu beschnuppern. Besonders aufmerksam beschnüffelte sie die Tür des Lebensmittelschranks. Schließlich schaute sie zum Konditor, schlich zu ihm und rieb sich behutsam an seinen Beinen.


„Möchtest du irgendetwas haben?“, fragte er.

„Mä-äuschen“, erwiderte sie. „Will Mä-äuschen, murrmiau!“

„Nun, damit kann ich nicht dienen. Mäuse gibt’s nicht in meinem Haus. Aber ein bisschen Sahne kannst du noch bekommen.“

„Will Mäuschen!“, wiederholte die Mieze unbeirrt.

„Hör mal, Schlecki, wenn du dich so aufführst, kriegst du gar nichts mehr“, wies Kremissimo sie in strengem Ton zurecht.

Gekränkt sprang Schlecki zur Seite und starrte ihn von dort aus unverwandt an. Ihre honigfarbenen Augen leuchteten.

Da hab ich mir was Schönes gebacken! Was kann ich ihr denn noch anbieten?, dachte der Konditor und trommelte seufzend mit den Fingern auf die Tischplatte. Auf einmal stürzte sich Schlecki mit wildem Miauen auf seinen Arm, als säße dort eine Maus, und kratzte ihn, dass es wehtat.

„Was machst du, Nichtsnutz?“, schrie Kremissimo, zog hastig den Arm zurück und holte unwillkürlich wie zum Schlag aus.

Im selben Moment jedoch sprang Schlecki zum Fenster hinüber und kletterte geschickt am Vorhang empor. Dabei schnurrte sie unablässig: „Will Mäuschen, will Mä-äuschen, murrmiau!“

Als sie schon ganz oben war, riss der Vorhang ab, und Schlecki fand sich auf dem Boden wieder, eingerollt in den Stoff.

„Mit dir wird’s nicht langweilig“, bemerkte Kremissimo, während er sie aus dem Gewirr der Falten befreite. „Und was hast du bloß mit den Mäusen? Es gibt ja wohl was Schmackhafteres auf der Welt!“

Aber auch jetzt ließ Schlecki immerfort nur hören: „Will Mäuschen, murrmiau!“ Plötzlich befreite sie sich mit einem Ruck aus Kremissimos Händen, flitzte zum offenen Fenster und hechtete hinaus.

„Schlecki! Komm zurück, das ist gefährlich!“, rief Kremissimo. „Du kennst dich doch noch gar nicht aus da draußen in der Welt!“

Doch von Schlecki war weit und breit nichts mehr zu sehen. Von fern hörte man noch schwach: „Will ... Mäuschen! Wiiill Määuscheeen!“

Oder war es der Wind, der in den Sträuchern am Straßenrand säuselte?

Warum nur hab ich das Fenster offen gelassen?, dachte Kremissimo betrübt. Dennoch schloss er es auch jetzt nicht, schließlich hoffte er doch, Schlecki würde zurückkehren.

Schlecki Leckermaul

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