Читать книгу Bier vor Ort - Volker R. Quante - Страница 15
ОглавлениеPrivatbrauerei Märkl, Freudenberg
»Na, Du bist aber nicht von hier – Du bist doch a Preiß?« Ich spüre den Ellenbogen meines Tischnachbarn in meinen Rippen. »Was machst denn Du hier in Freudenberg? Zufällig kommt man hier nicht vorbei, das liegt hier doch abseits von allem!«
Wir sitzen an einer Art Katzentisch, einem übriggebliebenen Tisch in der Mitte des Raums. Schankraum und Restaurantbereich des Landgasthofs Dotzler sind überfüllt, es ist Sonntagmittag, und wer ohne Reservierung als Einzelperson kommt, wird an den großen Tisch in der Mitte geschickt. »Da können Sie sich noch dazusetzen«, heißt es seitens der resoluten, aber freundlichen Bedienung. Gelegenheit für neue Kontakte.
»Nun sag schon!«, bohrt mein Tischnachbar nach. Und ich erzähle, was ich immer erzähle. Dass ich viel auf Reisen bin, und wenn mich dann um die Mittagszeit der Hunger packt, dann schaue ich im Navi nach der nächstgelegenen Brauerei und hoffe, dass es dort einen Brauereigasthof gibt, in dem ich etwas Gutes zu Essen bekomme. »Ha, und dann hast Du gemerkt, dass der Märkl sonntags zu hat! Bist so weit von der A 6 weg, und dann: Nix! – Ha!«
»Nix, Ha! – hier beim Dotzler gibt es das doch auch, das Freudenberger Bier!«, erwidere ich und nehme einen Schluck aus meinem Pilsglas.
»Und warum trinkst Du dann aus einem Fingerhut?«, beäugt er kritisch die Größe meines Bierglases.
»Mann, weil ich noch fahren muss, ist doch logisch!«
»Ach was, wir sind hier in der Oberpfalz – zwei oder drei Halbe gehen da immer! Und sowieso, der Preisunterschied zwischen einem großen Bier und so einem Schnapsglas, wie Du es da hast, ist so gering, da bestellst Du einfach ein Großes und trinkst halt nur ein paar Schluck, dann sieht das nicht so peinlich aus. Sieh Dich mal um, die schauen alle auf Dich und Dein Schnapsglas!«
Ich blicke durch den Raum. Niemand guckt. Und wenn, dann höchstens auf meinen Tischnachbarn, der wohl ein wenig laut gesprochen hat. Aber er scheint hier bekannt zu sein, die Menschen grinsen, wenn sie sehen, wer da so rumkrakeelt, und essen gemütlich weiter.
Nein, ein großes Glas zu bestellen, wenn ich vorher doch schon weiß, dass ich nach ein paar Schlucken aufhören muss, das käme mir wie Verrat am Brauer vor. Das Glas nicht auszutrinken, kommt nur in Frage, wenn das Bier wirklich schlecht schmeckt. Und das ist hier definitiv nicht der Fall. Ein schönes, frisches und herbes Glas Pils steht vor mir. Ganz unbayerisch, aber sehr lecker. Dazu eine ordentliche Portion Schäuferla mit Kloß und viel Soße – alles passt.
Durch das Fenster des Landgasthofs Dotzler sehe ich auf die Brauerei Märkl genau gegenüber auf der anderen Straßenseite. »Die älteste Brauerei hier in der Region«, weiß mein Tischnachbar zu erzählen, und trägt jetzt doch noch etwas Sinnvolles zur Konversation bei. »Der Alwin, also der jetzige Braumeister, der hat die Brauerei vor 25 Jahren übernommen, aber eigentlich hat die Familie Märkl die Brauerei schon seit vielen hundert Jahren. Das geht von einer Generation auf die nächste über. – Echte Oberpfälzer Tradition halt!«, beschließt er seine Rede.
Und in der Tat: Die Privatbrauerei Alwin Märkle. K. wurde als Braustätte 1466 zum ersten Mal erwähnt und ist seit 1784 im Familienbesitz. Schade, dass ich heute, an einem Sonntagmittag, von der Brauerei nur das etwas trostlose Äußere sehen kann. Ein schmuckloser Zweckbau, nicht wirklich hässlich, aber eben auch nichts Besonderes. Ein paar Hinweisschilder, wann hier geöffnet ist und Rampenverkauf stattfindet, bergeweise Leergut, und natürlich ein Brauereischild: Holzbottich, Gerstenähren, Hopfendolden und ein paar Brauerutensilien. Das klassische Bild.
Die Liste der hier gebrauten Biere ist lang, beschränkt sich auf die klassischen Sorten: Hell, Dunkel, Pils, Hefeweizen, Festbier, Maibock und Merkator. Und zwei Leichtbiere, Hell und Weizen. Wenn die anderen Sorten auch so solide schmecken wie das Freudenberger Pils, dann braucht sich die Brauerei um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen – solides, leckeres Bier. Keine Extravaganzen, aber die sind hier in der Region vermutlich auch nicht angebracht – hier zählt, ganz im Sinne meines Tischnachbarn, die uralte Tradition!
Die Privatbrauerei Alwin Märkle. K. hat ihren Rampenverkauf montags bis freitags von 07:00 bis 12:00 Uhr und von 13:00 bis 18:00 Uhr geöffnet; sonnabends von 08:30 bis 12:00 Uhr. Ausgeschenkt werden die Biere im Landgasthof Dotzler gegenüber, der großzügige Öffnungszeiten hat: Täglich ab 09:00 Uhr morgens durchgehend bis Mitternacht; mittwochs nur bis 13:30 Uhr, und donnerstags ist Ruhetag. Brauerei und Landgasthof liegen zentral in der Ortsmitte von Freudenberg, etwas abseits von der Welt und eigentlich nur mit dem Auto gut erreichbar. Parken kann man problemlos direkt vor der Brauerei.
Privatbrauerei Alwin Märkl
Hauptstraße 11
92 272 Freudenberg
Bayern
Deutschland
+49 9627 912 40