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Zum Weiterdenken: Materialien, Arbeitsanregungen, Literatur Sokrates

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Er hätte als Sohn einer der führenden Familien Athens hohe Ämter bekleiden können. Aber der griechische Philosoph Platon ging schon früh bei dem geradezu plebejischen Sokrates in eine Lehre des Denkens und beschäftigte sich mit der Philosophie, um schließlich selbst einer ihrer herausragenden Vertreter zu werden. Sokrates selbst hat nichts geschrieben. Platon ist es, der ihn in seinen Dialogen auftreten lässt. In seiner Schrift „Symposion“ („Das Gastmahl“) findet sich eine der schönsten Antworten auf die Frage, was das Philosophieren denn eigentlich ausmacht.

Der Dialog ist wohl zwischen 384 und 379 v. Chr. verfasst worden; sein Untertitel lautet übrigens: „Von der Liebe“. Eingeladen hat der Dichter Agathon. Unter den Gästen ist auch Sokrates. Die Teilnehmer der fröhlichen und heiteren Runde beschließen auf Vorschlag des Arztes Eryximachos, den Abend mit einem philosophischen Gespräch zu verbringen (und deshalb nicht allzu viel zu trinken). Thema des Gesprächs soll der Eros sein. Der Reihe nach werden dann Lobreden auf den Gott der Liebe gehalten. Seine Schönheit, seine Macht usw. werden gepriesen.

Sokrates freilich gibt, statt eine solche Rede zu halten, ein Gespräch wieder, das zwischen ihm und einer gewissen Diotima stattgefunden habe. Der Kern dessen, was Sokrates (Platon) zu sagen hat, ist in den längeren Ausführungen der Diotima enthalten. Diese „gottgeweihte“ Diotima, Seherin aus Mantineia, eine wohl von Platon erfundene Figur, macht deutlich: Wirkliche Philosophen sind nicht die, die – gottgleich müssten sie ja sein! – alles wissen. Und die, die sich nicht für Wissen interessieren – die sind erst recht keine Philosophen. Philosophen sind gerade die, nicht wissen, aber zu wissen verlangen. Hierfür steht der „Eros des Denkens“.

Der strebend-verlangende „Eros“, Namensgeber unserer, auch im Symposion zunächst durchaus sexuell verstandenen „Erotik“, kann darüber hinaus zugleich als eine Würdigung des Sokrates verstanden werden, der bekanntermaßen von äußerer Gestalt (nicht nur wegen der berühmten aufgeworfenen Nase) nicht eben gut aussehend gewesen sein soll. Eros erweist sich nämlich im „Symposion“ gerade nicht als die schöne und ideal-jugendliche Gestalt, als die er in der Kunst häufig dargestellt wird. Er ist kein Engel, kein überirdischer Liebesgott, der seine Pfeile verschießt und so die Liebe zwischen den Getroffenen entfacht. Sondern Eros ist, der Diotima zufolge, ein unansehnliches und „struppiges“ Zwischenwesen, das doch zugleich dem Schönen, Weisen und Guten verfallen ist und ihm unaufhörlich nachstellt. „Gerade durch seinen Mangel“ so hat man formuliert, „ist dieser Eros reich: Anders als die Götter, die Weisheit und Schönheit besitzen, und anders als die Törichten, die beides nicht vermissen, kann Eros nach Weisheit und Schönheit streben, kann philosophieren – und lieben“. 9

Die großen Themen der Philosophie

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