Читать книгу Personalberatung nach allen Regeln der Kunst - Vsevolod Rychagov - Страница 7
ОглавлениеEINLEITUNG
Meiner Auffassung nach sollte ein guter Personalberater alle Phasen des Geschäftes beherrschen, angefangen mit der Akquisition eines Auftrages über die Suche nach einem geeigneten Kandidaten bis hin zur Besetzung der Position. Nur derjenige, der alle Schritte im Personalberatungsprozess gut kennt, ist imstande, stets eine gute Qualität der Dienstleistung zu gewährleisten, weil er aufgrund der vorhandenen Erfahrungswerte aus unterschiedlichen Bereichen die aktuelle Projektlage objektiv einschätzen und die Prozesse dementsprechend steuern kann. Er ist mit der Klientenbetreuung gut vertraut, weiß, wie die Prozesse bei der Suche und der Identifikation des passenden Kandidaten ablaufen, kennt sich mit der Führung von Bewerbungsgesprächen aus und hat dementsprechend ein gutes Urteilsvermögen. Ein guter Personalberater ist imstande, den gesamten Prozess bis zum Schluss zu betreuen, das macht ihn gleichzeitig flexibel und weniger abhängig von anderen Gegebenheiten, sei es die Zusammenarbeit mit internen Researchern oder Herausforderungen auf der Klientenseite.
Definitionen
Bevor wir zu den einzelnen Aspekten des Personalgeschäftes übergehen, ist es sinnvoll, den Geschäftsbereich Personalberatung zu definieren.
In der Fachliteratur finden Sie keine einheitliche Definition der Personalberatung, denn unter diesen Begriff fallen verschiedene Bereiche, die teilweise mit der eigentlichen Suche und Besetzung des Kandidaten nur am Rande zu tun haben. Das Gabler Lexikon bezeichnet die Personalberatung als Teil der Managementberatung, bei der ein Personalberater einen Personalsuchauftrag für eine bestimmte zu besetzende Position erhält. Dabei wird der Begriff Executive Search zum einem mit der Personalberatung gleichgestellt, bezieht sich jedoch hauptsächlich auf die Besetzung von gehobenen Positionen auf Executive-Ebene. Das sind meistens die Vorstände, Geschäftsführer, Partner und andere leitenden Angestellten. An dieser Stelle geht aber das Gabler Lexikon weiter und definiert das Headhunting als die Suche und Auswahl von qualifizierten und oft sehr spezialisierten Fach- und Führungskräften mit der Kontaktaufnahme mittels Direktansprache (Direct Search) per Telefon oder E-Mail. Das sind meistens die Kandidaten, die sich nicht direkt auf eine Stelle bewerben würden. (vgl. Gabler Lexikon1).
Folgende Abbildung soll das veranschaulichen:
Die oben genannte Darstellung der Zusammenhänge in Bezug auf die Definition der Begriffe Personalberatung, Executive Search und Headhunting erscheint mir als richtig und die Begriffe sind, meiner Auffassung nach, Synonyme. Im weiteren Verlauf des Buches konzentrieren wir uns auf die Personalberatung im Sinne der eigentlichen Suche, Auswahl und der Besetzung der Positionen.
Viel mehr Aufmerksamkeit erfordert die Abgrenzung des Begriffes Personalvermittler von dem Begriff Personalberater.
Viele Teilnehmer des wirtschaftlichen Geschehens verstehen diese Begriffe als gleichwertig. Es ist jedoch bei Weitem nicht so. Der Unterschied besteht darin, dass die Personalvermittler öfters als Makler agieren, sie haben keinen fixen Auftrag, investieren relativ wenig Zeit in die Suche und Auswahl von Kandidaten (keine großen Suchinitiativen und Kandidateninterviews) und arbeiten überwiegend auf Erfolgsbasis (Contingency). Das ist eher ein Low-Budget-Service mit entsprechenden Low-Quality-Ergebnissen.
Im Gegensatz zu einem Personalvermittler hat ein Personalberater einen Klientenauftrag, führt Briefinggespräche mit dem Klienten, erstellt ein Anforderungsprofil, implementiert eine passende Suchstrategie mit dem Fokus auf Direktansprache und berät den Klienten während des gesamten Such- und Auswahlprozesses (inkl. Beschaffung der notwendigen Unterlagen, Informationen und Referenzen) bis hin zur Besetzung der Stelle inklusive Nachbetreuung in der Probephase. Ein richtiger Personalberater ist ein Sparringpartner des Klienten. Das ist eine gehobene Dienstleistung und erfordert viel Kraft, Geschick und Zeit. In diesem Zusammenhang wird ein Personalberater nicht nur für das Endergebnis, eine Besetzung der Position vergütet, sondern für den gesamten Beratungsprozess, und arbeitet nur mit der Anzahlung. Man spricht in so einem Fall von einem Vertrag auf Retainerbasis oder einem Retainer.
Hier ist eine Zusammenfassung der Businessmodelle einer Executive Search oder einer echten Personalberatungsfirma und eines Personalvermittlers aus der Sicht der AESC (Association of Executive Search and Leadership Consultants):
Executive Search:
Executive-Search-Unternehmen sind spezialisierte Unternehmensberater, die vom Klienten in einer beratenden Funktion eingesetzt werden. Executive-Search-Unternehmen arbeiten mit einem Klienten zusammen, um den bestmöglichen Kandidaten zu identifizieren, zu bewerten und auszuwählen. Executive-Search-Unternehmen arbeiten auf einer exklusiven kundenzentrierten Basis und bearbeiten eine begrenzte Anzahl von Aufträgen gleichzeitig. Sie sind an allen Aspekten des Prozesses beteiligt, von der Definition der Suche bis zur Integration der Kandidaten. Sie finden häufig Kandidaten mit unterschiedlichem Hintergrund und haben Zugang zu Kandidaten, die nicht aktiv nach einer neuen Position suchen. Sie erheben für den Auftrag eine Beratungsgebühr (Selbstbehalt), die mit ihrer eingehenden Beratungstätigkeit vereinbar ist.2
Personalvermittler:
Personalvermittler werden beauftragt, einen Pool von Kandidaten vorzustellen, die bestimmte Kriterien erfüllen. Personalvermittler arbeiten im Allgemeinen im Vorfeld des Prozesses und überlassen die Bewertungs- und Auswahlarbeit dem Kunden. Personalvermittler sind bestrebt, so viele Kandidaten wie möglich in kürzester Zeit zu platzieren und neigen dazu, mit vielen Unternehmen gleichzeitig zu arbeiten. Wenn ein bestimmter Auftrag keine Wirkung zeigt, haben die Personalvermittler nur einen geringen Anreiz, diesen Auftrag dann tatsächlich bis zum Ende zu bringen. Personalvermittler bieten ihren Service ohne Vorauszahlung an und werden für Bewerber bezahlt, die aus ihren vorgelegten Lebensläufen angestellt werden. Die Gebühren sind in der Regel niedriger und spiegeln ihren begrenzten Arbeitsumfang wider.3
In diesem Buch lernen Sie die Prozesse aus der Sicht eines echten Personalberaters bzw. einer Executive-Search-Company kennen.
1 Gabler Wirtschaftslexikon: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/personalberatung.html
2 https://www.aesc.org/profession/understand-landscape
3 https://www.aesc.org/profession/understand-landscape