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Was zählt?

Mit dieser Frage hatte sich die Gemeinde an den Apostel Paulus gewandt. Manche von ihnen meinten: Vor Gott zählt nur das ganz Besondere, das offensichtliche Wunder. Nicht die Fähigkeiten sind entscheidend, die wir durch unsere Gene oder im Elternhaus erhalten oder die wir uns selbst angeeignet haben, sondern allein die, die uns ohne unser Zutun, gewissermaßen senkrecht von oben, geschenkt worden sind. Nur sie sind Gaben des Geistes Gottes. Und nur die Christen, die besondere Fähigkeiten wie das Reden in „Sprachen“ oder „Zungen“ aufweisen können, haben wirklich den Heiligen Geist.

Paulus nimmt diese Anfrage sehr ernst. Drei Kapitel widmet er ihr in seinem ersten Brief an die Korinther (Kap. 12–14) und das berühmte Kapitel 13 steht mitten in dieser Auseinandersetzung.

Was sagt der Apostel zu dieser Frage? Zunächst macht er die Korinther darauf aufmerksam, dass ekstatische Erscheinungen als solche noch lange kein Beweis dafür sind, dass dabei der Heilige Geist am Werk ist. Auch in heidnischen Religionen kommen solche Phänomene vor. Entscheidend ist der Inhalt. An einem extremen Beispiel wird das gezeigt: Wenn jemand sagte sollte: „Verflucht sei Jesus!“, dann hätte das sicher nicht der Heilige Geist eingegeben, so eindrucksvoll die Begleitumstände sein mögen: Umgekehrt: Wenn jemand aus vollem Herzen bekennen kann: „Jesus Christus ist mein Herr!“, dann ist dieses Bekenntnis von Gottes Geist gewirkt (Kap. 12,1-3).

Paulus führt ein weiteres Argument an: Gott schenkt den Menschen, die zur Gemeinde gehören, ganz unterschiedliche Begabungen. Er hat auch sehr verschiedene Aufgaben für sie und stattet sie dafür mit ganz unterschiedlichen Arten der Kraft aus, die er seinen Leuten verleiht. Im Grunde ist jeder Christ von Gott begabt. Aber jede Begabung soll so genutzt werden, dass sie auch anderen hilft (Kap. 12,4-11).

Das führt Paulus zu seinem entscheidenden Einwand gegen die Ansicht, nur Leute mit ganz besonderen Gaben hätten Gottes Geist. Er vergleicht die Gemeinde mit einem Organismus. Für ihn sind Kirche und Gemeinde nicht nur ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten. Durch das Miteinander der Menschen in der Gemeinde wirkt Christus selbst in die Welt hinein. Die Gemeinde ist gewissermaßen sein Leib, durch den er in dieser Welt gegenwärtig ist und den Menschen innerhalb und außerhalb der Gemeinde begegnet. Die einzelnen Christen sind nicht als Einzelkämpfer an ihre Aufgabe gestellt und in die Welt gesandt. Sie gehören zusammen wie Glieder und Organe eines Leibes und können ihre Aufgabe nur miteinander erfüllen (Kap. 12,12-13).

Dieser Vergleich von Kirche und Gemeinde mit einem lebendigen Organismus gibt Paulus das Anschauungsmaterial für das, was er den Christen in Korinth als Antwort auf ihre Frage sagen möchte. Da ist zunächst die Feststellung, dass ein Organismus nur lebensfähig ist, wenn er unterschiedliche Organe hat. Hier wäre Gleichmacherei tödlich. Klar ist weiter, dass kein Glied oder Organ allein existieren kann; alle sind aufeinander angewiesen. Und das führt zum letzten wichtigen Argument: So groß die Unterschiede zwischen den Gliedern sein mögen, muss man sich doch hüten zu meinen, die Unscheinbaren unter ihnen seien unwichtig. Alle werden gebraucht (Kap. 12,14-26).

Was das für die Anfrage der Korinther bedeutet, leuchtet unmittelbar ein: Alle Begabungen in der Gemeinde sind wichtig, die spektakulären ebenso wie die unansehnlichen. Gott gibt sie nicht, damit sich Leute vor anderen großmachen, sondern um durch sie in der Gemeinde Hilfe und Halt füreinander zu bieten. Gerade dafür sind unterschiedliche Gaben nötig.

Auf die Liebe kommt es an

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