Читать книгу Die Corona-Falle - Walter Sonnleitner - Страница 9
1.1.4 Abgestufte Kommunikations-Portionen
ОглавлениеDie Aufteilung der einzelnen Verbots-Abschnitte im Lockdown-Prozess der Nation konnte mehrere Botschaften transportieren: Man konnte vermitteln, dass immer kurzfristig und situationsbedingt auf die neuen Notwendigkeiten mit neuen Maßnahmen reagiert wurde. Ein Zwei-Wochen-Rhythmus bei den Grundsatz-Auftritten der Regierungsspitze ließ erwarten, dass es auch mittel- und kurzfristig wieder Änderungen bei den erlassenen Verordnungen geben könnte. Und dass man sie in spätestens 2 Wochen erwarten durfte. An den 2-Wochen-Rhythmus sollte man sich gewöhnen.
Konsequent wurde bei der Bekanntgabe von neuen Verboten oder Verhaltensregeln darauf geachtet, dass Bestimmungen für das private und persönliche Umfeld der Menschen, wie beispielsweise Ausgehverbote oder das Tragen von Mund- und Nasenschutz-Masken grundsätzlich von Regelungen getrennt wurden, die ausschließlich die unternehmerischen Belange – etwa Betriebsschließungen oder Maßnahmen im Arbeitnehmerschutz betroffen haben. Das sollte Transparenz schaffen.
Daneben gab es aber stets – und quer über alle Medien – einfache Verhaltensregeln für den Alltag. Man möge das Händeschütteln vermeiden, solle in die Armbeuge husten oder niesen, und sich regelmäßig die Hände waschen und desinfizieren. Und es gab das Elefantenbaby, das an das Abstandhalten erinnern sollte.
Dieses Prinzip der abgestuften Kommunikations-Portionen wurde auch beibehalten, als es darum gegangen ist, die verschärften Verordnungen wieder zurückzunehmen – auch wieder in Abständen von zwei Wochen: Für Anfang Mai, Mitte Mai, Ende Mai, Mitte Juni, Anfang Juli und August sind dann auch jeweils neue Regelungen verlautbart worden. Auch hier hat man wieder ganz konkrete Daten und Anlässe gewählt, um Dinge, die verboten waren, wieder zu erlauben. So war es auch mit der stufenweisen Öffnung der Betriebe und Geschäfte, der Öffnung der Gastronomie, der Anzahl von Personen, die sich in Open-air-Veranstaltungen und innerhalb von geschlossenen Räumen versammeln durften, oder schließlich mit der weitgehenden Befreiung von der Mund- und Nasen-Schutzmasken-Pflicht.
Es gab immer fixe Stichtage und fixe Verlautbarungs-Pressekonferenzen. Und es gab immer den Hinweis, dass es auch jederzeit wieder eine Rücknahme der Erleichterungen geben könnte, sobald ein Wiederaufleben der Corona-Pandemie dies erforderlich machen würde. Damit konnte die Bevölkerung unter Spannung und Aufmerksamkeit gehalten werden – es könnte ja wieder schlimmer werden. Niemand war daher auch wirklich überrascht, als die Regierung Mitte Juli vollzählig zu einer tagelang angekündigten Pressekonferenz antrat, um eine Reihe von neuerlichen Verordnungen und Beschränkungen anzukündigen, mit denen man ein Wiederansteigen der Corona-Infektions-Zahlen entgegentreten und einem Wieder-Aufleben der Pandemie im Herbst wirkungsvoll vorbeugen wollte. Auch hier wurden die Maßnahmen nicht schon im gesamten Umfang und erst recht nicht im Detail preisgegeben. Die Dramaturgie war streng vorgegeben. Nach dem Motto „so viel Freiheit wie möglich, und so wenig Einschränkung wie möglich“ sollte sich die Strenge der gesetzten Maßnahmen nach den epidemologischen Erfordernissen richten. „Eine Entwicklung wie bei einer Ziehharmonika“, wie es der Bundeskanzler volksnah zu erklären suchte – oder eine neue Formel für eine „Fast-Normalität“?