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Der Filter der Liebe

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Liebe zieht nicht nur positive Erfahrungen an, sie schützt uns gleichzeitig vor negativen Einflüssen. Sie ist wie ein Filter, der nur für positive Erfahrungen durchlässig ist. Negative Einflüsse werden wie der Kaffeesatz aufgefangen. Im Kleinen ebenso wie im Großen.

Ich erlebte diesen Filter (im Kleinen) gerade erst wieder vor einigen Wochen in einem Seminar. Kaum einmal habe ich während meiner über zehnjährigen Trainertätigkeit so massiven Widerstand erfahren wie in dieser Gruppe. Die ersten ein, zwei Stunden machte es mir keine Mühe, meinen powervollen inneren Zustand mehr zu lieben als die Wand der Ablehnung, die mir entgegenschlug, obwohl mich die unterkühlte Atmosphäre natürlich keineswegs unbeeindruckt ließ. Doch nach ein paar Stunden begann mich die Ignoranz und Sturheit der Teilnehmer mordsmäßig zu ärgern. Natürlich sagte ich mir: “Liebe sie einfach!” Doch das änderte nichts an meiner Antipathie ihnen gegenüber. Also liebte ich mein Nichtlieben-Wollen. Denn nur das war mir in dieser Situation ohne Anstrengung möglich. Erst gegen Nachmittag spürte ich eine deutliche Wandlung, und die Gesichter begannen sich mehr und mehr zu entspannen. Ab und zu zeigten sich bei einigen sogar so etwas wie Sympathiebezeugungen für mich. Was war nur geschehen?

In der nächsten Kaffeepause kam schließlich eines der Teammitglieder auf mich zu und erzählte mir grinsend, die Gruppe habe vor dem Seminar geplant, den Trainer fertig zu machen, weil ihnen durch ihre Firma ein Seminarthema vorgesetzt worden war, das sie für vollkommen entbehrlich gehalten hatten. “Und warum haben Sie nicht an Ihrem Vorsatz festgehalten?”, fragte ich ihn. Er zuckte mit den Schultern. “Wir wissen es selbst nicht genau. Normalerweise ziehen wir so was durch, aber irgendwie schien uns das plötzlich alles nicht mehr der Mühe wert.” Für mich war es ein Beweis für die Filterfunktion der Liebe. Und ich bin mir ziemlich sicher: Hätte ich mich auf die Schwingung meiner Antipathie eingelassen, hätten sie es womöglich geschafft, mich total aus dem Tritt zu bringen.

Nun magst du mir vorwerfen: Du willst uns etwas über Liebe erzählen und bist noch nicht einmal fähig, Menschen zu lieben, bei denen du nicht sofort offene Türen einrennst? Du wirst es nicht glauben, doch gerade deshalb fühle ich mich dazu qualifiziert! Denn ich bin kein Jünger der Liebe, der sich selbst und seine eigenen Interessen auf dem Altar radikaler Selbstverleugnung geopfert hat. Selbstaufopferung oder gar Askese liegen mir so fern wie einem Löwen der Vegetarismus. Meine Intention ist es, das Resonanzgesetz optimal zu nutzen. Und das hat nur insofern etwas mit Liebe zu tun, als sich unsere Schwingung durch Liebe am schnellsten erhöht. Sich zur Liebe zu zwingen würde in dieser Hinsicht sogar kontraproduktiv sein und wäre darüber hinaus keine Liebe, sondern lediglich die pflichtgemäße Erfüllung ethischer Normen.

Die sollten wir freilich haben und so gut es uns möglich ist nach ihnen leben, doch Liebe als Schwingung kann nur dann erzeugt werden, wenn wir keinen Widerstand empfinden. Und wenn wir für etwas oder jemanden keine Liebe empfinden, beginnen wir immer genau an dem Punkt, an dem Liebe möglich ist. Wenn nichts anderes als Antipathie vorhanden ist, dann umarme dich in diesem Zustand, und lass diese so erzeugte Liebe in dir dann zu denen fließen, die sich in einer ungünstigen Schwingung befinden. Das ist manchmal das Beste, was du für einen anderen Menschen tun kannst. Und ich habe nicht nur einmal erlebt, dass diese Energie ankommt und sichtbare Veränderungen bewirkt.

Angenommen, du beobachtest einen Zeitgenossen, der sich völlig daneben benimmt, und denkst: “So ein Blödmann!” dann tu bitte zwei Dinge nicht: Erstens: Mach dir keinen Vorwurf, dass du so lieblos oder respektlos über ihn denkst, denn Vorwürfe halten dich auf demselben niedrigen Schwingungsniveau. Zweitens: Investiere keine Energie in diese negative Beurteilung, sondern umschließe sie sofort mit Liebe. Das wird sie neutralisieren und dich zu einer respektvollen, liebevollen Haltung zurückbringen.

Wenn du im Büro das Gefühl hast: “Könnte ich doch Urlaub machen, anstatt vor diesem doofen Bildschirm zu sitzen und langweilige Tabellen zu erstellen!”, dann lass den Gedanken einfach so stehen und liebe dich dafür, dass du so negativ denkst. Nicht mehr.

Angenommen, du bist auf 180, weil dir ein unverschämter Autofahrer den Vogel zeigt, dann lass in diesen Zustand des “Kurz-vor-dem-Ausrasten-Seins” Liebe fließen. Angenommen, du stehst im Stau und bist nervös, weil du einen wichtigen Termin verpasst, wenn sich der Stau nicht auflöst, dann liebe dich in deiner Nervosität. Wenn du ein Verkäufer oder Berater bist und einem unsympathischen oder cholerischen Kunden begegnest, dann liebe dich für deinen inneren Widerstand oder in deinen Befürchtungen ihm gegenüber. Wenn irgend möglich, geh noch einen Schritt weiter und sage ihm, natürlich nur in Gedanken, dass du ihn liebst. Denk dran: Nicht ER ist das Objekt deiner Liebe, sondern DEIN emotionaler Zustand, dein Schwingungsniveau, das durch Liebe ansteigt und verhindert, dass du seine negativen Schwingungen wie ein Staubsauger in dich hineinziehst und dich entsprechend verunreinigt fühlst. Ich könnte dir eine ganze Reihe von Verkäufern aufzählen, die dieser Übung äußerst skeptisch gegenüberstanden und heute aus eigener Erfahrung auf sie schwören.

Wenn du ein visueller Mensch bist, kannst du dir Liebe als eine fließende Lichtsubstanz vorstellen, aber das ist nicht unbedingt erforderlich. Sobald du dich für die Liebe entscheidest, wird es dir gelingen. Probiere es aus, um zu erleben, was diese Übung in deiner Haltung und deinen Emotionen zu bewirken vermag.

Je länger du auf diesem Übungsweg bist, desto mehr erhöht sich dein Schwingungsniveau, und dann wird es dir immer öfter gelingen, Situationen und Menschen zu lieben, selbst wenn sie dir nicht sonderlich sympathisch erscheinen. Doch solange dies nicht der Fall ist, umgib sie einfach mit Liebe, indem du dir bewusst machst, dass es dir damit am besten geht.

Du wirst nicht verhindern können, dass du immer wieder einmal von niedrigen Schwingungseinflüssen heruntergezogen wirst. Deine Entscheidung, in alles, was du denkst oder tust, ein wenig Liebe zu bringen, erzeugt lediglich eine nahezu unmerkliche Schwingung, ähnlich dem Flügelschlag eines Falters. Doch ebenso, wie dieser geringe Energieaufwand unter bestimmten Umständen einen Hurrikan begünstigt, wird die Schwingung der Liebe jede negative Anwandlung in dir sofort überlagern, sodass du in Harmonie mit dir selbst bleiben kannst.

Sobald du das nächste Mal ein negatives Gefühl oder Bild in dir wahrnimmst, entscheide dich einfach, dich eben dafür zu lieben. Ohne Anstrengung, nur so viel, wie du kannst. Verweigere dich dem negativen Gefühl oder Bild nicht, verdränge es nicht, sondern öffne dich dafür, sieh es dir sogar genau an und sage dir: “Ich liebe mich dafür, dass ich das denke (fühle, wahrnehme)!” Einfach so, als Test sozusagen. Die Wirkung wird dich verblüffen. Es ist, als ob du Wasser ins Feuer gießt: Der Brand ist meistens sofort oder wenig später gelöscht.

Wo steht geschrieben, dass du nur das lieben darfst oder kannst, was du liebenswert oder sympathisch findest? Wer hat dich dazu verpflichtet? Steht es etwa in unserer Verfassung? Musst du ein Bußgeld dafür bezahlen, wenn du einfach liebst, weil du dich dabei besser fühlst? Natürlich nicht. Du und nur du entscheidest darüber, aus welchem Motiv heraus du etwas oder jemanden lieben willst. Selbst deinen Hass kannst du mit Liebe umgeben. Selbst Langeweile und Missmut. Selbst deinen Brummschädel nach einer durchzechten Nacht. Selbst einen Verkäufer im Baumarkt, der auf deine Frage, wo du etwas Bestimmtes findest, so sauer reagiert, als hättest du dich eines Verbrechens schuldig gemacht. Selbst einen Kellner, der auf deine Reklamation mit Ignoranz reagiert und entgegnet: “Bisher hat es allen Gästen geschmeckt!” Selbst einen sturen Beamten, der auf einem völlig sinnlosen Stück Papier beharrt, das du nicht dabei hast, kannst du mit Liebe umgeben. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Das gilt auch für die Entscheidung, in alles Liebe zu bringen.

Leide nicht - liebe

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