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4.2. Geschlossene Einrichtungen, Kinderkäfige

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Demokratische Normen sind tabu, es sei denn sie passten zufälligerweise in das kirchliche Normengefüge. Zudem ist Demokratie ja für viele Vorgesetzte nur unter Gleichen praktizierbar. Jeder schafft sich damit seine Welt, die Vorgesetzten, die Untergebenen, die Sozialarbeiter, die Erzieher. Wo bleiben die Kinder? Diese werden von den untersten Instanzen, den Erziehern, versorgt. Sie treffen auf Kinder, die superaktiv sind, zudem spontan, gefühlsbetont, egoistisch, unangepasst, wild, laut usw., Eigenschaften, die vielen Erwachsenen fremd geworden sind, bestenfalls mit Chaos vergleichbar. In diesem kindlichen Chaos müssen nun Erzieher Ordnung schaffen. Dies ist scheinbar nur möglich nach dem militärischen Grundsatz: Befehl und Gehorsam. Befehlen tun die Erzieher, zu gehorchen haben die Kinder. Und sind die Kinder nicht willig, wird Gewalt angewendet. Es hört ja niemand. Schließlich haben wir nicht umsonst hohe Mauern um uns herum. Und von Zeit zu Zeit überzeugen sich ja unsere Leitungsstellen, wenn auch nach Voranmeldung, von unseren „fröhlichen“ Kindern, die lustig singen und den Eindruck erwecken, als liebten sie die Ordnung über alles:

„Es ist … als ob wir mit Wissen und Willen Menschen werden sollten, die ‚Ordnung‘ brauchen und nichts als Ordnung, die nervös und feige werden, wenn diese Ordnung einen Augenblick wankt, und hilflos, wenn sie aus ihrer ausschließlichen Angepasstheit an diese Ordnung herausgerissen werden. Das die Welt nichts weiter als solche Ordnungsmenschen kennt - in dieser Entwicklung sind wir ohnedies begriffen, und die zentrale Frage ist also nicht, wie wir das noch weiter fördern und beschleunigen, sondern was wir dieser Maschinerie entgegenzusetzen haben, um einen Rest des Menschentums frei zu halten von dieser Parzellierung der Seele, von dieser Alleinherrschaft bürokratischer Lebensideale“

(Weber 1924 S. 414).

Das schrieb der bekannte deutsche Soziologe Max Weber im Jahre 1924. Lang ist es her. Geschlossene Einrichtungen fördern den Ordnungsmenschen. Das hat sich schon mancher Staatspräsident zu Nutze gemacht. Kinder, denen nichts mehr bleibt, als auf das Belohnungspotential des Staates zu reagieren, da dieser der einzige ist, der noch in Aussicht stellt, in materieller „Wohlordnung“ zu leben. Kinder in geschlossenen Einrichtungen zu halten bedeutet Kinder in Käfigen zu halten. Ab und zu öffnet sich das Türchen: zum Kirchgang, zum Schulbesuch, zum Arztbesuch, zu den Eltern - sofern vorhanden -. Dann irgendwann die große Freiheit, mit der man zunächst kaum etwas anzufangen weiß. Es begegnen uns vielerlei Symptome oder Syndrome, Erlebnisse, die das ehemalige Heimkind zwangsweise an die frühere Käfighaltung erinnern. Viele sehnen sich unbewusst an die frühere Käfighaltung zurück, müssen dafür kriminell werden, um in den Erwachsenenkäfig zu kommen. Für manche ist dies eine heilsame Lehre, denn der Erwachsenenkäfig bietet doch nicht das, was der Kinderkäfig bot. Und was ist jedoch, wenn sich der Erwachsenenkäfig als der „bessere“ darstellt? Da haben wir ihn dann wieder: den Teufelskreis.

Geschlossene Einrichtungen für Kinder gehören verboten.

Welche Alternativen - außer Pflegeeltern - es gibt, habe ich in meinem Erstlingswerk festgehalten, das jedoch nicht mehr verlegt wurde (Bösen 1990 S. 243). Inzwischen gibt es genügend andere Fachliteratur, die sich mit alternativen Erziehungsoptionen beschäftigen.

Entfremdung und Heimkehr

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