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Im Gefängnis unserer Erkenntnis

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Nehmen wir an, jemand müsste seit seiner Geburt völlig isoliert in einem fensterlosen Raum leben, dürfte sein Gefängnis nie verlassen und sein einziger Kontakt zur Außenwelt wäre eine Person, die ihm täglich Essen, Kleidung und andere notwendige Dinge bringt. Was passiert, wenn ebendiese Person eines Tages erzählt, sie habe mehrere Stunden im Wald verbracht?

Wald, was ist ein Wald? Der Eingesperrte hat keine Ahnung, fragt danach und erhält zur Antwort: „eine Ansammlung von vielen Bäumen“. Aber was ist ein Baum? Er beginnt nachzudenken, muss sich in seinem Gehirn ein Modell zusammenzimmern, das den Informationen von „Wald“ entspricht, die seine Kontaktperson ihm geliefert hat. Wald besteht aus Bäumen. Ein Baum hat Zweige und Blätter. All diesen Dingen muss der isoliert Lebende ein Bild aus der eigenen Erlebniswelt zuordnen. Bloß wie sieht diese Erlebniswelt aus? Vier Wände, einige Möbel, Tapetenmuster, Teller, Besteck, Kleidung und Dinge, die man essen oder mit denen man sich waschen kann und so weiter. Mehr kennt er nicht, mehr hat er nie zu Gesicht bekommen. Folglich ist „Wald“ für ihn eine Ansammlung von Dingen, die sich zum Beispiel im Tapetenmuster, in Gemüse oder Salaten, die man ihm vorsetzt, widerspiegeln. Er versucht, den Schilderungen, wie ein Wald aussieht, möglichst nahe zu kommen, doch seine imaginierten Bilder sind weit von der Realität entfernt und sehr rudimentär.

Wenngleich zwischen ihnen ein logischer Zusammenhang besteht, der sich aus den Schilderungen der Kontaktperson sowie aus eigener Denkarbeit herleitet, ist es unmöglich, mit dieser begrenzten „Weltanschauung“ die Welt draußen hinreichend zu erklären. Genauso unmöglich, wie einem Blinden die Farbe Grün begreifbar machen zu wollen.

Leben wir eventuell auch in einem solchen fensterlosen Raum?

Die Wände dieses Zimmers sind Raum und Zeit – Raumzeit nennen die Physiker dieses Gebilde, aus dem wir nicht herauskönnen, wovon bereits die Rede war. Hier geht es nun um einen anderen Aspekt: Wenn unsere Bilder raumzeitlich sind, dann sind es die Elemente unserer Weltanschauung, unserer Sicht auf die Welt ebenfalls – wir vermögen uns einfach keine Gegebenheiten vorzustellen, die außerhalb von Raum und Zeit liegen. Unsere Zimmersicht und Zimmerlogik kann höchstens sehr unvollständige Bilder liefern.

Oder um es beispielhaft zu formulieren: Aus einfachen Holzklötzchen eines Kinderbaukastens kann man kein Auto mit Verbrennungsmotor bauen, weil die Grundelemente – die Klötzchen – einfach zu rudimentär sind. Und es steht zu vermuten, dass es sich mit den raumzeitabhängigen Bildern in unserem Gehirn ebenso verhält. Zumindest weisen Berichte über Nahtoderfahrungen darauf hin und scheinen zu bestätigen, dass wir in einer reduzierten Welt leben.

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