Читать книгу Fühl´ Dich umarmt! - Werner Tiki Küstenmacher - Страница 22
Оглавление18 | DAS LEBEN IST LIEBENSWERT, weil wir Kerzen anzünden können |
Vor einiger Zeit saßen wir plötzlich im Stockdunkeln. Es war ein Dezemberabend und beim Blick aus dem Fenster hinaus war klar: Das Licht in sämtlichen Nachbarhäusern war gleichfalls erloschen, keine einzige Straßenlaterne brannte mehr. Wir hatten im ganzen Ort einen totalen Stromausfall. Schlagartig war da eine samtene Stille, die man so nicht kennt, wenn das Licht an ist. Zum Glück lag mein Handy in Griffweite neben mir. Ich konnte die Taschenlampe darin anschalten und mich auf die Suche nach der restlichen Familie machen. Die Idee hatten alle anderen auch, so ergab sich ein seltsam bleichgesichtiges Stelldichein im Flur. Anfangs waren wir leidlich „amused“ über die kleine Unterbrechung. Dann aber lasen wir auf den Displays die Nachricht des Netzbetreibers, dass die Reparatur frühestens in zwei Stunden behoben sein würde.
Es war der Moment, wo ich vom Handy auf die Kerze umstieg. Besser gesagt, auf alles, was an Kerzen und Teelichtern greifbar war. Zum Glück haben wir Deutschen gerade in der Vorweihnachtszeit diesen „Kerzenfimmel“, wie unsere amerikanischen Freunde es nennen. Kerzen sind bei mir definitiv immer vorrätig. Im Nu hatte sich unser Wohnzimmer in eine tröstliche Insel mit Licht verwandelt. Das warm schummrige Kerzenlicht kam unserem Teint sehr zugute. Der Stimmung auch. Es gab ein kaltes Abendessen, aber dafür eine herrlich ausgedehnte Gesprächsrunde, all die stromabhängigen Beschäftigungen mussten ja zwangspausieren. Die herbeigeschleppten Lichter verliehen unserem Esstisch etwas von der Noblesse einer Tafel aus dem 18. Jahrhundert. Einer Tafel, an der man sich alle Zeit der Welt füreinander nehmen konnte, weil es keine Ablenkungen gab. Es lohnt sich also wirklich, Kerzen zu Hause zu haben. Man sollte aber auch wissen, wo die Streichhölzer liegen.
MK