Читать книгу Asche zu Asche, Sterne zu Staub - Wiebke Schmidt-Reyer - Страница 12
Оглавление3Vielleicht waren es die Nachwehen von Severins Hochzeit, vielleicht war es einfach der Lauf der Dinge, dass Mary Agnes entschied, ihre jüngste Tochter sollte auf einem englischen Mädcheninternat zu einer richtigen lady herangezogen werden. Es gab darüber keine Diskussionen mit Johann. Falls er eine Meinung dazu hatte, wurde sie nie gehört. Mary Agnes wählte Fenmoore School in den einsamen Cheviot Hills, ein hervorragend beleumundetes Institut für höhere Töchter, fernab der Verführungen der Großstadt. Sie traf alle notwendigen Vorbereitungen, ohne Auguste etwas davon zu sagen. Als ihre Mutter sie eines Tages von den Tatsachen in Kenntnis setzte, waren Ferien, und Auguste hatte noch nicht einmal Gelegenheit, sich von irgendjemandem zu verabschieden.
Gegen Ende des Sommers machten sich Mary Agnes und Auguste auf den Weg nach England. Es war das erste Mal, seit sie als kaum erwachsene Frau ihr Heimatland verlassen hatte, um zu heiraten, dass Mary Agnes zurückreiste. In umgekehrter Reihenfolge zog das Land nun wieder am Zugfenster vorbei, fielen die Berge ab zu sanften Hügeln und dann noch weiter zu flachem Land, versandete das Land an der französischen Küste, bis es gänzlich unter dem Meer verschwand, um sich jenseits des Kanals in die blendend weißen Cliffs of Dover aufzubäumen und sich dahinter in jene grüne, gütige Landschaft zu erstrecken, von der Mary Agnes so oft gesprochen hatte, dass Auguste gar nicht glauben konnte, dass sie sie nun erstmalig mit eigenen Augen sah.
In demselben Maße, in dem die Reise und die langen Stunden des Nachdenkens, denen sie Raum gab, Auguste einschüchterten, lebte Mary Agnes auf. Als sie in Dover von Bord gingen und sich von einer Droschke zum Bahnhof bringen ließen, war Mary Agnes nahezu ausgelassen. Sie schwatzte mit dem Gepäckträger und dem Kutscher, und obwohl Auguste nur das Englisch kannte, das ihre Mutter mit den Kindern sprach, verstand sie auf Anhieb, dass Mary Agnes mit den Engländern am Pier ganz anders sprach und dass diese Menschen ihr gehorchen mussten, auch wenn sie sie gar nicht kannten.
Von Dover ging es mit dem Zug nach London, wo sie zwei Tage bei Familienangehörigen verbrachten. Auguste hatte einige ihrer englischen Verwandtschaft bei Severins Hochzeit kennen gelernt; nun traf sie auf weiter entfernte Onkel und Tanten, die sie vor lauter neuen Eindrücken kaum wahrnehmen konnte – zu aufregend war das Leben, das ihre aristokratische Familie führte, zu grandios die weitläufige Londoner Stadtwohnung mit ihrem Heer an Bediensteten, zu erstaunlich die Roben und zu dramatisch die Hüte der feinen Damen, die ständig zu Besuch zu kommen schienen, um Tee aus hauchdünnen Tassen zu trinken und winzige, bleiche belegte Brote zu essen, die sich sandwiches nannten, und eine nie enden wollende Auswahl von würzigem, fruchtigem, süßem und staubigem Gebäck, das unter dem Begriff tea cake zusammengefasst wurde und das man mit Unmengen geschmolzener Butter aß. Auguste wohnte diesen gesellschaftlichen Zusammenkünften bei, trank schweigsam ihren Tee, antwortete auf gelegentlich an sie gerichtete Fragen und beobachtete fasziniert die Wandlung, die in dieser Gesellschaft mit ihrer Mutter vorging: Mary Agnes plauderte liebenswert und munter, wie es ihr unter Deutschen nie möglich war, lachte graziös über amüsante Anekdoten, die sie zu Hause nie recht verstand, und bewegte sich mit einer Anmut, die ihr das Landleben genommen hatte. Nichts hätte Auguste besser verdeutlichen können, was das genau war: eine lady, und sie verstand, was ihre Mutter von ihr erwartete, wenn sie sie auf dieses Internat schickte.
Nach zwei Tagen bestiegen Mary Agnes und Auguste wieder den Zug und fuhren weiter gen Norden. Als sie nach vielen Stunden an einem abgelegenen Bahnhof als einzige Passagiere ausstiegen, wartete eine Pferdekutsche auf sie, die sie eine weitere Stunde über holprige Wege durch eine baumleere Landschaft fuhr, deren bullige Hügel sich unter dem scharfen Wind, der die meiste Zeit des Jahres übers Land jagte, dahinduckten und nie eine Gelegenheit erhielten, sich aufzurichten. Zu Hause waren sie im Spätsommer abgereist und gerade mal seit einer knappen Woche unterwegs, aber hier hatte bereits der Herbst Einzug gehalten und überzog die Cheviot Hills mit Braun, Gold und Rot, ein Farbenspiel, das umso zauberhafter wirkte, als es direkt auf den Boden gemalt schien, denn Konturen in Form von Büschen und Bäumen waren in dieser rauen Gegend kaum zu sehen. Bis zum Horizont zogen sich die bunten Hügel, wo sie als graublaue Schemen abschlossen. Hoch aufgetürmt und tiefliegend zogen die Wolken darüber hinweg und pinselten verwirrende Schattenwürfe auf den bunten Bodenteppich. Auguste konnte sich nicht sattsehen an dieser fremdartigen Landschaft, deren Berge so anders und doch nicht minder schön waren als die heimatlichen Alpen. Sie hätte ewig so dahinfahren mögen und bedauerte, als die Fahrt vor einem herrschaftlichen, nur ganz leicht verfallenen Gebäude endete. Ihre zukünftige Schule lag in einem gewaltigen angelegten Park, der mit seinen strengen Konturen, seinem Blütenreichtum und seinen hoch gewachsenen Bäumen in dieser wogenden, kargen Landschaft deplatziert wirkte wie eine tropische Insel in der Nordsee. Von akkurat angelegten Buchsbaumlabyrinthen, makellosen Rasenflächen und üppigen Blumenbeeten über kalkuliert-romantischen Wildwuchs bis hin zu undurchdringlichem Dickicht, in das sich seit Generationen kein Mensch mehr hineingewagt hatte, gab es auf dem Gelände alles. Staunend fuhr Auguste die breite Auffahrt hinauf, deren großzügig geschwungene Kurven eigens angelegt waren, um dem Besucher noch länger und aus noch mehr Blickwinkeln die verschwenderische Pracht des Parks vor Augen zu führen. Noch nie hatte sie etwas Derartiges gesehen, und sie konnte sich nicht vorstellen, warum jemand das Interesse und die Zeit aufbringen sollte, ein derart riesiges Stück Land mit so viel Mühe zu bearbeiten und zu formen, ohne dass es irgendeinen praktischen Nutzen hatte. Auguste kannte die Bestellung von Land nur mit dem Ziel, Ertrag zu erwirtschaften. Land, das keinen praktischen Nutzen hatte, wurde so belassen, wie die Natur es geformt hatte. Die Leidenschaft der Engländer für angelegte Gärten musste sie erst noch entdecken.
Als sie vor Fenmoore hielten und die Flügeltüren sich öffneten und sie einließen, erschien das Gebäude Auguste kalt und enttäuschend leer. Sie hatte eine große Menge Schülerinnen erwartet und gehofft, in dem Getümmel unterzugehen. Stattdessen musste sie feststellen, dass erst wenige bereits für das neue Schuljahr angekommen waren. Nur selten klappte eine Türe oder erklang eine Stimme in den langen Fluren. Selbst Miss Hodges, die Direktorin, war noch nicht da, sodass Mary Agnes und Auguste von einer der Lehrerinnen in Empfang genommen wurden, die sie nur kurz und knapp mit den wichtigsten Regeln vertraut machte und sie zu dem Zimmer führte, das Auguste sich mit einer anderen Schülerin teilen würde. Dieser Zimmergenossin ist es zu verdanken, dass Augustes Namen nicht zu einem englischen Ogasta verkam. Mathilda, ein quirliges blondes Mädchen aus Shropshire, fragte Auguste zweimal nach ihrem Namen, als diese mit ihrem Köfferchen das Zimmer betrat. Auguste antwortete zweimal in bester deutscher Artikulation Auguste, denn noch nicht einmal Mary Agnes hatte sich je überwinden können, Ogasta zu sagen. Mathilda schüttelte nur verständnislos den Kopf. „Das kann ich nicht aussprechen“, befand sie. „Ich werde dich Charly nennen.“
So bekam Auguste, kaum dass sie eine halbe Stunde auf Fenmoore war, ihren ersehnten Spitznamen.
Mary Agnes verweilte sich nicht lange. Sie fuhr noch am selben Nachmittag wieder zurück ins Dorf, wo sie in einem Gasthof übernachten würde, um am Morgen mit dem ersten Zug zurück nach London zu fahren. Auguste blieb zurück in der Obhut der vergnügten Mathilda, die sich sofort mit herzlicher Begeisterung auf ihre Zimmergenossin stürzte und versprach, sie bis in die hintersten Winkel von Fenmoore zu führen und ihr alles zu zeigen, was sie über ihre neue Schule wissen musste. Schon bald läutete die Glocke zum Tee, und Auguste, die immer erst ein paar Momente brauchte, um sich von Mathildas Charly angesprochen zu fühlen, folgte dieser in den großen Ess-Saal, der an diesem Tag vor dem offiziellen Beginn des Schuljahres unterbesetzt und leer wirkte. Alle anwesenden Schülerinnen und Lehrerinnen saßen um einen großen Tisch. Die Lehrerin, die Auguste – Charly! – und Mary Agnes in Empfang genommen hatte, stand auf und stellte sie mit knappen Worte der Runde vor. „Wir nennen sie Charly“, rief Mathilda dazwischen, und damit geriet der Name Auguste für lange Zeit in Vergessenheit.
Manche der Mädchen lächelten freundlich und sagten ihren eigenen Namen, andere nickten kurz und knapp und wandten sich dann wieder ihrem Gespräch zu. Mathilda und Charly nahmen nebeneinander Platz und bedienten sich von den Sandwiches und Teekuchen auf dem Tisch. Charly erfuhr, dass es eine Schultradition war, dass diejenigen Schülerinnen und Lehrerinnen, die einen Tag vor allen anderen eintrafen, an diesem einen Abend alle gemeinsam an einem Tisch saßen, dass Schülerinnen und Lehrerinnen sonst aber immer an getrennten Tischen aßen. Die Lehrerinnen, die meisten sahen recht jung aus, unterhielten sich zwanglos und scherzend mit den Mädchen. An ihrer alten Schule hatte Charly es noch nie erlebt, dass die Lehrerin derart ungezwungen mit den Schülern sprach. Auch wenn man ihr im Kaufladen, sonntags in der Kirche oder beim Spazierengehen begegnete, musst man immer respektvoll wie in der Schule mit ihr sprechen, und sie konnte einen jederzeit auch außerhalb des Klassenzimmers nach den Hausaufgaben fragen oder einen wegen irgendetwas tadeln, egal ob es mit der Schule zu tun hatte oder nicht. Der lockere Umgang zwischen Mädchen und Lehrerinnen verwunderte Charly über die Maße, und aus lauter Neugierde vertiefte sie sich derart darein, die Gespräche zu belauschen, dass sie vor Schreck fast hochsprang, als Mathilda sie ansprach. Schon am nächsten Tag, dem offiziellen Anreisetag für das neue Schuljahr, war der Zauber vorbei. Die Lehrerinnen hatten schon beim Frühstück ihren eigenen Tisch und wurden von den Schülerinnen mit respektvoll gesenkten Augen und Ma’am angesprochen. Mit den Jahren lernte Charly den Vorabend des Anreisetages schätzen und lieben und war immer bemüht, einen Tag zu früh in Fenmoore einzutreffen, so sehr genoss sie das entspannte Zusammensein zwischen Lehrerinnen und Schülerinnen und das aufregende Geheimnis, das man dann für den Rest des Semesters mit sich herumtrug, wenn alle so taten, als hätte dieser Abend nie stattgefunden.
Am nächsten Tag füllte Fenmoore sich rasch mit Schülerinnen. Manche waren allein gekommen, andere reisten in Begleitung wenigstens eines Elternteils an, und auf den Gängen und durch offene Zimmertüren erklangen freudige Hallos ebenso wie wehmütige, ungeduldige und gleichgültige Verabschiedungen. Mathilda, Charly immer im Schlepptau, ging von Zimmer zu Zimmer, um zurückkehrende Freundinnen zu begrüßen. Nie verpasste sie es, ihnen Charly vorzustellen. Schon nach kurzer Zeit schwirrte Charly der Kopf; es kam ihr vor, als habe sie innerhalb eines halben Tages mehr neue Menschen kennen gelernt als in ihrem ganz vorherigen Leben. Und alle waren so attraktiv, schlank, groß und mit ebenmäßigen Gesichtszügen und gepflegten Haaren. Sie alle sahen nach Geld aus. Allmählich dämmerte Charly, dass dies die so genannte Aristokratie war, der auch ihre Mutter angehörte. Und selbstbewusst waren sie. Sie sprachen gelassen mit ihr, stellten unverfängliche Fragen und hörten sich höflich ihre Antworten darauf an, wie Erwachsene es taten, wenn sie mit jemandem sprachen, die kein Kind mehr war, aber auch noch nicht erwachsen. Sie schüchterten Charly ein, und sie war hin- und hergerissen zwischen dem sehnlichen Wunsch, genauso zu sein wie diese klugen, schönen, wohlerzogenen Mädchen und dem Drang, umgehend und für alle Zeiten von diesem Ort zu verschwinden, an dem sie ihre eigenen Unzulänglichkeiten geradezu schmerzhaft empfand.
An diesem Abend wirkte der Speisesaal nicht mehr leer und zu groß. Er schwirrte und summte von dem Stimmengewirr mehrerer hundert Schülerinnen, und als endlich die Lichter ausgingen und Bettruhe befohlen wurde, war es Charly in ihrem Kopf, als würde das Schwatzen und Lachen anhalten, aber ohne Ton, so sehr vibrierte ihr Hirn noch immer von den vielen Stimmen.
Als Charly am nächsten Tag, dem ersten Unterrichtstag, aufstand und zum ersten Mal ihre Schuluniform anlegte, fühlte sie sich sofort sicherer. Obwohl sie nie zuvor eine Uniform getragen hatte und im ersten Moment Mathilda die einzige im Raum war, die das gleiche trug wie sie, verspürte sie sofort das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe und das beruhigende Ebenmaß, das die Uniform vermittelte. Die Sicherheit währte nur kurz. Bereits auf dem Weg zum Frühstück wurde ihr klar, dass sie die einzige war, die die Uniform so trug, wie sie ihr ausgehändigt worden war. Alle anderen gaben ihrem Äußeren eine wie auch immer geartete persönliche Note. Viele Mädchen, vor allem die älteren, trugen Schmuck, was Auguste überhaupt noch nie an Mädchen in ihrem Alter gesehen hatte. Sie war sich nicht sicher, ob Mary Agnes davon wusste und wenn ja, ob sie es gutgeheißen hätte. Manche hatten die Ärmel der Bluse über die Ärmel des Blazers hochgeschlagen, sodass der dunkelgrüne Blazer eine weiße Manschette bekam. Manche trugen statt der großen Sicherheitsnadel, die den Kilt-artigen Rock vorne zusammenhielt, eine Brosche oder hatten Perlen und klirrende kleine Medaillons auf die Nadel aufgezogen. Andere hatten Einstecktücher in den unterschiedlichsten Farben in der Brusttasche ihres Blazers, und die ganz besonders eleganten trugen die obersten Knöpfe der Bluse offen und dazu ein geknotetes Halstuch im Kragen. Auch lange, feine Schals, die die Trägerin entweder um den Hals gewickelt, ein Ende vorne, eins hinten herunterhängend, oder wie eine Schärpe über die Schulter drapiert trug, waren zu sehen. Diese versetzten Auguste in besonderes Erstaunen; sie hatte noch nie gesehen, dass ein Schal zu einem anderen Zweck als zu wärmen getragen wurde. Im Haus trug man ihn ohnehin nur, wenn man krank oder alt war. Die Variationsmöglichkeiten der Schuluniformen schienen unendlich, und offenbar gab es keinerlei verbindliche Regeln, solange Bluse, Rock, Blazer, Strümpfe und Schuhe gemäß Vorschrift getragen wurden.
Auguste erkannte, dass Mary Agnes’ Erklärung zur Schuluniform – everybody is wearing the same – nur ein Teil der Wahrheit war, und sie bereitete sich darauf vor, dass auch noch andere Dinge ganz anders sein würden, als ihre Mutter behauptet hatte. Eingeschüchtert und doch gespannt folgte sie nach dem Frühstück Mathilda durch die verwirrend langen Gänge zu ihrem Klassenzimmer für die erste Unterrichtsstunde.
„Französisch haben wir dieses Jahr bei Miss John“, sagte Mathilda zu Charly, als sie durch die Gänge gingen.
Charly nickte stumm und unverbindlich und hoffte, dass man ihr nicht ansah, dass ihr allein der Gedanke an Französischunterricht Panik bereitete. Sie hatte noch nie Französisch gelernt, und so, wie Mathilda es sagte, klang Französischunterricht nach etwas, womit ihre neue Freundin seit Jahren vertraut war.
Mathilda sprach weiter. „Miss John ist schon ewig hier. Sie war hier die erste Lesbierin.“
Charly nickte noch einmal unverbindlich und fragte nicht nach dem Wort, dessen Bedeutung sie nicht kannte. Sie vermutete, dass es etwas mit dem Französischunterricht zu tun hatte, der ihr schon so genug Angst machte.
Miss John war eine knochige Frau mit herben Gesichtszügen und großen Ohren. Ihre Kleidung entsprach der einfachsten, bescheidensten Auslegung der Schulvorschriften. Wo andere Lehrerinnen, ebenso wie die Schülerinnen, sehr erfinderisch waren, den schlichten Bekleidungsrichtlinien individuellen Chic abzugewinnen und sie durch kleine Accessoires adretter zu gestalten, trug Miss John explizit derbe Schuhe und warf die Schultern zurück, was das Kantige ihres männlich geschnittenen Blazers besonders hervorstrich. Sie blickte streng durch eine schmucklose Brille, aber wenn man nicht sofort den Blick senkte und ihr in die Augen schaute, sah man, dass sie warme, rehbraune Augen, umrandet von tiefschwarzen, unwahrscheinlich langen, sanft gebogenen Wimpern hatte. Sie sah blass aus, aber nicht ungesund, und ihre Haut war überaus fein und ohne Falten. Sie war unvergleichlich viel jünger und frischer, als ihr altjüngferliches Äußeres vorgab und wäre wohl sogar recht hübsch gewesen, wenn sie ihr Haar nicht so streng zurückgebunden und sich eleganter gekleidet hätte. Sie erinnerte Charly an Hontamilia, und instinktiv fasste sie Zuneigung zu Miss John.
Natürlich konnte sie am Unterricht nicht teilnehmen. Die anderen Mädchen hatten schon ein Jahr Französisch gelernt und bildeten leidlich korrekte Sätze. In dieser Stunde mussten sie von ihren Sommerferien erzählen, wohin sie gereist waren, mit wem, und was sie dort gemacht hatten. Um Charly nicht gänzlich auszuschließen, ließ Miss John die Mädchen reihum die Erzählungen der Mitschülerinnen für sie übersetzen, was zu einigen Lachern führte, wenn sich herausstellte, dass etwas völlig anders verstanden worden war oder wenn diejenige, die die Geschichte erzählt hatte, plötzlich fröhlich dazwischenrief das hatte ich gar nicht gemeint. Ich wollte das ganz anders erzählen, aber ich wusste die richtigen Wörter nicht. Charly staunte, nicht nur darüber, wie viele Mädchen mit ihren Familien in den Ferien verreist waren – an die Südküste, in den Lake District oder sogar nach Frankreich, Schottland, Dänemark und Irland –, sondern auch über den Umgangston in der Klasse. Man meldete sich freiwillig, man rief dazwischen und half aus, wenn einer Mitschülerin die Worte fehlten, und man lachte gemeinsam über drollige Fehler, ohne dass die Lehrerin ungeduldig und mit strengen Worten wieder Ruhe herstellte. Zu Hause hatte Charly noch nie eine derart lockere Unterrichtsstunde erlebt, ohne die bedrückte Ruhe, die ständige Angst vor Fehlern und den innigen Wunsch, lieber ganz woanders zu sein.
Zum Abschluss der Stunde forderte Miss John Charly auf, von ihren Ferien zu erzählen, und ihre Mitschülerinnen mussten gemeinschaftlich ihren Bericht ins Französische übersetzen. Wenn sie ein Wort nicht wussten, sagte Miss John es vor und schrieb es an die Tafel für alle zur Wiederholung. Charly fühlte sich erst beklommen, von ihrem ereignislosen Landleben zu erzählen, wo die anderen in den Ferien am Meer gewesen oder durch die Highlands gewandert waren und in Hotels übernachtet hatten. Aber bald merkte sie, dass sie ihrem Bericht gespannt lauschten. Das Leben auf einem Bauernhof, auf dem es Tiere zu versorgen, Heu einzubringen und Felder zu bestellen gab, wo ein drohendes Sommergewitter jeden, vom Kleinkind bis zum Greis, aufs Feld holte, um die Ernte zu retten, wo man auf den ungesattelten Ackergäulen zum Weiher ritt, um nach einem heißen Tag die Pferde zu erfrischen und sich das piksende Heu abzuwaschen, war für ihre gepflegten Mitschülerinnen genau so exotisch wie deren Badeferien für Charly. Je mehr sie das Interesse der anderen verspürte, desto mehr Freude empfand sie beim Erzählen, und noch besser gefiel ihr, wie ihre Geschichte auf Französisch klang. Fast war sie traurig, als die Glocke das Ende der Stunde ankündigte und Miss John sie beiseite nahm, um ihr zu erklären, sie würde mit der Lehrerin der Jahrgangsstufe unter ihr vereinbaren, dass Charly dort am Französischunterricht teilnehmen könnte. Sie mochte sich nicht von ihrer Klasse trennen und schon gar nicht von Miss John, die sich ihr so freundlich zugewandt hatte und darauf geachtet hatte, dass sie sich nicht gänzlich verloren und dumm vorgekommen war.
In der darauf folgenden Mathematikstunde kam sie wesentlich besser mit und konnte sogar ein paar Aufgaben lösen, auf die ihre Mitschülerinnen keine Antwort hatten. Mathematik hatte ihr stets gefallen, und sie überraschte sich selbst, als sie sich in das Schweigen der Klasse hinein meldete, sich neben ihren Tisch stellte, wie die Form es erforderte, und fast ohne zu stocken die richtige Antwort gab. Die anderen lauschten wohlwollend und gaben ihr nicht das Gefühl, sie würden sie nach der Stunde wegen ihres zur Schau gestellten Wissens hänseln, wie es zu Hause mit Sicherheit passiert wäre.
Bald begann Charly zu erahnen, wie viel Spaß es machen konnte zu lernen und dass man sein Wissen nicht den schwächsten Schülern anpassen musste, um nicht unangenehm aufzufallen. Von da an war sie voller Vorfreude auf jede neue Unterrichtsstunde. Zur englischen Geschichte konnte sie natürlich nichts beitragen, aber sie verstand die Wichtigkeit der Königshäuser, die man auch in Bayern gerne mochte, und den Rest lernte sie schnell. In Hauswirtschaftslehre steuerte sie ein paar von Tante Annas Haushaltstricks bei, die sogar die Lehrerin beeindruckten. Im Turnen war sie geschickt, weil das Leben auf dem Lande sie gelenkig und kräftig hatte werden lassen. Biologie fiel ihr leicht; das Wichtigste, was es über Pflanzen und Tiere zu wissen gab, war ihr in die Wiege gelegt worden, und der Rest ließ sich leicht ableiten. Charly sog alles Wissen, das man ihr anbot, wie ein Schwamm in sich auf. Von je her aufgeweckt und intelligent, hätte sie eigentlich schon immer Freude am Lernen gehabt, wenn der Unterricht in ihrer Dorfschule nicht so eine ermüdende, monotone, einfallslose Angelegenheit gewesen wäre.
Mit Mathilda verband sie bald eine innige Mädchenfreundschaft, als hätten sie einander schon ihr ganzes Leben lang gekannt, und auch mit anderen Mädchen aus ihrem Jahrgang schloss sie enge Freundschaften. Wenn sie in ihrer Freizeit nicht auf dem einen oder anderen Zimmer oder im Gemeinschaftsraum zusammenhockten und tuschelten und kicherten, streifte Charly gerne durch den Schulpark, das umliegende Hochmoor und die Hügel. Sie entdeckte in sich die überaus englische Leidenschaft für Naturbeobachtungen und walking; gehen nicht als Mittel zum Zweck, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, sondern um seiner selbst willen, nur mit dem Ziel, in der freien Natur unterwegs zu sein. Sie fand großen Gefallen daran, Tiere aufzuspüren und zu beobachten, insbesondere die unzähligen Vögel, die sich im Hochmoor tummelten und sich in den Erdtönen in der Landschaft verbargen, sich aber stets durch ihre Rufe verrieten. In der Schulbibliothek schlug sie sie in den Bestimmungsbüchern nach, lernte über ihr Brutverhalten, ihre Ernährung, ihre Verbreitung, ihre Verwandtschaft mit anderen Vögeln und worin sich das Männchen vom Weibchen unterschied. In ihren Briefen nach Hause schrieb Charly lange Passagen über ihre Naturbeobachtungen und erörterte die Besonderheiten ihrer Sichtungen, wohl wissend, dass es zu Hause niemanden interessieren würde. Ihr Vater, der Landwirt, wusste durchaus viel über die Natur, aber er beobachtete das Land und die Tiere, um Nutzen daraus zu ziehen, nicht um ihrer Schönheit willen. Für Mary Agnes lag die größte Freude dieser Informationen in der Tatsache, dass ihre Tochter eine sehr englische Freizeitbeschäftigung für sich entdeckt hatte.
Briefe nach Hause zu schreiben, war etwas, was Charly erst lernen musste. In ihrem bisherigen Leben, dem Leben, das sie als Auguste geführt hatte, hatte sie kaum je Gelegenheit gehabt, irgendetwas zu tun, ohne dass ihre Eltern davon wussten. Die plötzliche Freiheit, selbst zu bestimmen, was ihre Eltern von ihr wussten und was sie für sich behalten wollte, war aufregend und verwirrend zugleich. Instinktiv wusste sie, dass Mary Agnes nicht alles wissen sollte, was auf Fenmoore geschah, aber was genau das war, konnte sie oft nur schwer beurteilen. Am einfachsten waren die klaren Verbote: Wenn die Mädchen es vor den Lehrerinnen versteckten, hatte es in den Briefen nach Hause nichts zu suchen. Dazu gehörten die Flaschen mit klebrigen Likören, die einige in ihren Koffern hereingeschmuggelt hatten, die kichernd und verstohlen herumgereicht wurden und als bloße Tatsache mehr Aufregung verursachten als der darin enthaltene Alkohol, eine halb leere Packung Zigaretten, die irgendjemandes Bruder organisiert hatte und die für einen kurzen Moment weltmännische Gefühle und ansonsten reichlich Übelkeit verursachte, sowie ein paar zerlesene Bücher, von denen es orakelhaft hieß, dass es darin richtig zur Sache gehe, die aber nur innerhalb einer kleinen, verschworenen Gemeinschaft weitergegeben wurden, zu der weder Charly noch Mathilda gehörte.
Über alles, was im Unterricht passierte, konnte sie schreiben, und um ihre Briefe zu füllen, schrieb sie viel über den Stoff, den sie durchnahmen, die Prüfungen, für die sie lernte, und wie sie darin abschnitt. Aber dann war da die große Menge all der Dinge, die auf Fenmoore anders waren als zu Hause, und die noch viel größere Menge der Dinge, von denen sie überhaupt noch nie etwas gehört hatte und von denen Charly nicht wusste, ob sie zu den Dingen gehörten, deretwegen Mary Agnes sie hierher geschickt hatte, oder ob sie lieber unerwähnt blieben. Sie tastete sich vorsichtig heran: Sie mochte angelegentlich von etwas berichten, das eine Klassenkameradin getan hatte, und wenn Mary Agnes in ihrem Antwortbrief ihrem Unverständnis darüber, dass das Mädchen nicht bestraft worden war, Ausdruck verlieh, zog Charly ihre Lehre für sich selbst daraus. Manchmal täuschte sie sich; so konnte sie voller Begeisterung etwas über die Familie einer anderen erzählen, das ihr grandios und nobel erschien, nur um dann zu erfahren, dass Mary Agnes die politische Gesinnung der Familie, die darin zum Ausdruck kam, nicht guthieß. Charly wusste nichts von Politik. Zu Hause wurde darüber nur insoweit gesprochen, als they are talking politics Mary Agnes’ abfälliges Urteil über Johanns Stammtischgespräche war. Das Ganze wurde noch verwirrender dadurch, dass Mary Agnes in ihren Antworten nie preisgab, welches Wort, welcher Hinweis, welche Ansicht es gewesen war, die sie so erregt hatte. Charly erschien alles immer gleich harmlos, aber sie lernte, dass englische Politik wohl etwas war, das ihre Mutter ebenso unermesslich und erschöpfend beherrschte wie gesellschaftliche Konventionen und das kein Raum und keine Zeit ihr entfremden konnten. Sie wurde vorsichtiger, berichtete nur noch Banalitäten aus dem Leben der anderen Mädchen und behielt alles, was sie für wirklich bemerkenswert hielt, für sich.
In große Ratlosigkeit stürzte sie der vertraute Umgang der Mädchen untereinander. Sie umarmten sich zur Begrüßung und zum Abschied, gingen untergehakt spazieren, kämmten und flochten einander die Haare, tauschten Kleidung untereinander aus, saßen oder lagen aneinandergekuschelt, wenn sie sich im Gemeinschaftsraum oder in einem der Zimmer zum Lernen, Lesen oder Reden trafen, verschränkten ihre Beine und legten die Arme umeinander. Charly kam aus einer Familie, in der man einander nicht umarmte. Sie wusste, dass Liebespaare einander küssten; das stand auch in den erlaubten Romanen, in denen es nicht richtig zur Sache ging. Sie wusste sogar – ohne dass Mary Agnes etwas davon ahnte –, was der Stier mit der Kuh und der Eber mit der Sau machte, damit Kälber und Ferkel geboren werden konnten; Tante Anna hatte sie mit in den Stall genommen und es ihr erklärt, bevor sie alt genug war, sich davor zu ekeln. Aber ein einziges Mal nur hatte sie zwei Menschen einander an den Händen halten gesehen; das waren Severin und Smarri gewesen, als der Bischof sie vermählt hatte. Es erschien ihr daher als die intimste aller Gesten und sie glaubte, sie sei ausschließlich erhabenen Momenten wie diesem vorbehalten. Sie ahnte, dass die Freigiebigkeit, mit der ihre Freundinnen ihre Zuneigung ausdrückten, etwas war, das Mary Agnes nicht gutheißen würde, aber sie hätte nicht bestimmt zu sagen gewusst, was daran verwerflich war, denn niemand auf Fenmoore schien sich daran zu stören: Keines der Mädchen beeilte sich, ihre Hände von der anderen zu nehmen, keine rückte von einer Freundin ab, wenn eine der Lehrerinnen oder sogar die Direktorin Miss Hodges den Raum betrat, und manchmal sah sie auch Lehrerinnen einander an den Händen halten, ohne dass jemand dem Beachtung geschenkt hätte.
Eine Erklärung erhielt sie nach ein paar Monaten durch reinen Zufall: Miss John hatte ihr versprochen, ihr für eine Hausaufgabe ein Lehrbuch zu leihen und sie aufgefordert, am Nachmittag bei ihr vorbeizukommen. Als Charly an Miss Johns Tür klopfte und diese sich von innen öffnete, fand sie sich zu ihrem Erstaunen Miss Delaney, der Krankenschwester, gegenüber. „Oh, verzeihen Sie“, setzte Charly an, „ich dachte, dies sei Miss Johns Zimmer.“
Miss Delaney lächelte freundlich. „Du bist schon richtig“, antwortete sie, „ich hol sie gleich.“ Dann rief sie nach hinten in den Raum hinein: „Florence? Charly ist hier für dich.“
„Ich komme gleich“, rief Miss John, und als sie nach kurzer Zeit zur Tür kam, hatte sie das Buch in den Händen und übergab es Charly.
„Hast du dein Buch bekommen?“ fragte Mathilda, die lesend auf ihrem Bett lag, als Charly zurück in ihr gemeinsames Zimmer kam.
„Ja“, gab Charly knapp zur Antwort, und einer spontanen Eingebung folgend, sagte sie: „Ich wusste gar nicht, dass die Lehrerinnen sich auch ein Zimmer teilen müssen.“
Mathilda sah nicht von ihrem Buch auf. „Wie meinst du das?“ fragte sie nebensächlich.
„Als ich gerade bei Miss John geklopft habe, hat Miss Delaney die Tür geöffnet. Sie wohnen offenbar im selben Zimmer.“
Blitzschnell huschten Mathildas Augen von ihrem Buch zu Charly und wieder zurück. Sie las bis zum Ende der Seite und blätterte um, ehe sie sagte: „Ja, die beiden wohnen zusammen.“
„Müssen sie sich ein Zimmer teilen?“ fragte Charly weiter. „Ich hätte gedacht, dass genug Platz ist, dass jede ihr eigenes bekommt.“
„Sie müssen nicht“, antwortete Mathilda. Sie sagte es beiläufig, aber etwas in ihrem Tonfall sagte Charly, dass es noch mehr zu wissen gab. Sie wartete ab, ob Mathilda weitersprechen würde.
„Die beiden wohnen seit letztem Jahr zusammen“, ergänzte Mathilda nach einer kurzen Pause. „Vorher hat Miss John mit Miss Davies zusammengewohnt, aber dann haben sie sich getrennt.“
Charly wusste, dass irgendetwas an diesem Satz bemerkenswert war, aber sie wusste nicht wirklich zu sagen was. „Getrennt?“ echote sie.
Mathilda klappte ihr Buch zu, legte es neben sich auf die Matratze, stützte sich auf einen Arm und schaute zu Charly herüber. „Ich habe es dir doch gesagt“, sagte sie mit leicht ungeduldigem Unterton in der Stimme.
„Was gesagt?“ gab Charly ehrlich verblüfft zurück. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass Mathilda je über Miss Johns Wohnsituation gesprochen hatte.
„Dass Miss John Lesbierin ist.“
Charly blickte Mathilda erst mit großen Augen an und senkte dann den Blick betreten zu Boden. Sie verstand, dass sie irgendetwas verpasst hatte, aber sie hatte keine Ahnung, was das sein könnte.
Für einen Moment sah Mathilda sie an, als erwartete sie, dass bei Charly gleich der Groschen fallen würde. Als das nicht geschah, hellte sich ihre Miene plötzlich auf. „Du weißt nicht, was eine Lesbierin ist, nicht wahr?“
Charly nickte und schüttelte den Kopf, unsicher, was wohl die richtige Antwort auf die negativ formulierte Frage wäre.
Mathilda lachte. „Ach, Charly, was hast du dir denn gedacht, als ich es dir erzählt habe?“
Charly tat so, als überlege sie ein bisschen, und zuckte dann die Achseln. „Ich habe eigentlich gar nichts gedacht. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht.“
Also erzählte Mathilda Charly alles, was sie über Miss John und ihre Freundinnen wusste und auch über einige der anderen Lehrerinnen auf Fenmoore. Charly machte runde Augen. „Und Miss Hodges erlaubt das?“ fragte sie ungläubig.
Mathilda machte pffff und eine wegwerfende Handbewegung. „Die freut sich doch immer, wenn Miss John wieder mit einer Schluss macht. Dann kommen sie zu ihr, um sich trösten zu lassen.“
Charlys Mund stand mittlerweile ebenso weit offen, wie ihre Augen aufgerissen waren. So, wie Mathilda sprach, war es etwas ganz Selbstverständliches, aber Charly wusste instinktiv, dass Mary Agnes nie etwas davon erfahren durfte, ansonsten hätte sie sie umgehend wieder von hier abgeholt. Obwohl sie erst wenige Monate auf Fenmoore verbracht hatte, wollte sie um jeden Preis hierbleiben, wenigstens so lange, bis die Schulzeit mit dem Abschluss unwiderruflich zu Ende gehen würde. Sie würde nichts tun, was ihre Mutter dazu bringen könnte, sie vor der Zeit von hier abzuholen. Um ganz sicherzugehen, klammerte sie von nun aus ihren Briefen alles aus, was Mary Agnes auch nur entfernt hätte beunruhigen können. Ihre Briefe wurden seltener und gleichförmiger, weil sie nur von dem schrieb, was das Mädchen Auguste nicht erstaunte. Das Mädchen Charly dagegen blühte von Tag zu Tag mehr auf und sog alles Neue umso gieriger und vorbehaltloser in sich auf, als sie sich von der Verpflichtung befreit hatte, ihrer Familie von allem, was geschah, zu berichten.