Читать книгу Nomade im Speck - Wiglaf Droste - Страница 13

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ES WAR IM WINTER 1979 in der schottischen Stadt Perth. Ich war 18 Jahre alt, schlank wie ein Nagel, hatte lange Korkenzieherlocken, auf die ich im Pub von ein paar taffen jungen Schotten von der Seite angesprochen wurde, bis wir bei diversen Pints auf ergiebigere Themen als die Länge und Beschaffenheit meines Haupthaars zu sprechen kamen. Ich genoss den Abend mit Fremden, die zur »Last Order« allesamt noch drei Halbe bestellten und zügig wegzoschten. Aus Respekt vor den landesüblichen Sitten tat ich es ihnen gleich, ging mit ihnen noch Fish and Chips mit schwarzem Essig essen, was mich tief in die Mysterien der britischen Kochkunst eintauchen ließ, verabschiedete mich und eierte meiner Schlaf­statt entgegen.

Die Schlagseite, die ich im Laufe des Abends erworben hatte, muss man mir angesehen haben; jedenfalls wurde ich von einem mir entgegen kommenden Polizisten gestoppt, der mich in jenem harten Schottisch, das zu lieben ich gelernt hatte, ansprach: »Whats yar neem, son?«, fragte er nicht einmal unfreundlich. Mir fiel ein, dass es eine Ordnungswidrigkeit namens »drunken dis­orderly« gab, unerlaubte öffentliche Trunkenheit, versuchte, einigermaßen nüchtern zu wirken, was den Uniformierten aber allenfalls amüsiert haben dürfte, und dachte verzweifelt daran, dass in meinem ohnehin sehr schmalen Reisebudget ein Bußgeld nicht vorgesehen war.

Was sollte, konnte ich tun, um ein klaffendes Loch in meinem Brustbeutel zu vermeiden? Plötz­lich fiel mir mit der Intuition des von Bier und Panik befeuerten Hirns ein, dass nicht wenige schottische Könige Duncan hießen, und so sah ich den Polizisten an und sagte, so schottisch klingend ich es vermochte: »Me neem is Duncan Dis­orderly, Serr!«

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, dann wurde er wieder ernst, legte mir eine Hand auf die Schulter und sprach in ermahnendem Ton: »Alright, son. And now you go streeght home, will ya?«

»I promise, Serr«, antwortete ich, er ließ mich laufen beziehungsweise tapern, ich hielt mein Versprechen, und als ich in meinem leicht Karussell fahrenden Bettchen lag, dachte ich, wie segensreich es doch sei, in einer Fremdsprache kalauern zu können und gelobte, am nächsten Tag in einer schönen Kirche eine Kerze für diesen gütigen Mann anzuzünden. Was ich dann auch tat, aus Dankbarkeit, und weil ich wusste, dass mich sonst ein biblischer Zorn getroffen hätte, und das völlig zu Recht.

Nomade im Speck

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