Читать книгу Entscheidung am Weltentor: Die Raumflotte von Axarabor - Band 214 - Wilfried A. Hary - Страница 7

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Es war im Grunde genommen sterbenslangweilig an Bord der DAROMER. Inzwischen waren Wochen vergangen, nachdem Eranore Selaski das Schiff gekapert hatte. Immerhin ein Schiff des gefürchteten Adakoni-Kartells. Nicht umsonst wurde das Kartell von vielen innerhalb des Sternenreiches von Axarabor „die Plage des Universums“ genannt.

Mit einem solchen Schiff machten die Adakonis Jagd auf Mutanten. Um sie einzufangen und auf einen geheimen Wissenschaftlerplaneten zu deponieren. Wo man mit Mutanten grausige Experimente anstellte. Damit aus mehreren Mutanten so etwas wie ein Supermutant entstehen konnte, indem man all ihre Fähigkeiten auf diesen einen übertrug.

Wie beispielsweise mit dem Supermutanten Derringer irgendwann geschehen. Der jetzt allerdings friedlich hinter Kapitän Erban stand und ihm scheinbar interessiert bei der Arbeit zusah.

Er war allerdings gar nicht mehr der originale Derringer mit einem Chip im Kopf, der ihn loyal bleiben ließ gegenüber dem Kartell, sondern nur eine perfekte Kopie desselben. Dieser Derringer hier hatte zwar sämtliche mächtigen Eigenschaften des Originals übernommen, aber er war alles andere als noch loyal gegenüber dem Kartell.

Dafür hatte Eranore gesorgt.

Eigentlich hatte Derringer sie ja einfangen und deponieren sollen. Doch sie hatte ihn ausgetrickst, ihn mit ihrer ganz besonderen Gabe der Materialisation kopiert und anschließend als Original entmaterialisiert.

Somit war die Derringer-Kopie kein selbständiges Wesen mehr, sondern ein Teil von ihr. Zwar konnte die Kopie dennoch wie ein selbständiges Wesen handeln, falls sie das so wollte, aber der neue Derringer existierte sowieso nur dank ihres Willens. Und auch nur so lange, wie sie es für nötig erachtete.

Und es war durchaus nötig, denn sie musste jeder Zeit befürchten, dass die Adakonis ihr auf die Spur kamen. Und dann benötigte sie dringend die geradezu gottähnlichen Fähigkeiten des Supermutanten Derringer.

Fähigkeiten, die dermaßen zerstörerisch waren, dass es sie schauderte. Außer der Fähigkeit zur Teleportation vielleicht. Die sie jedoch nur äußerst ungern nutzte, wie sämtliche anderen Fähigkeiten des Supermutanten sowieso.

Da schien es nämlich kaum eine Begrenzungen zu geben. Er konnte Hitze, Kälte, Blitz und Sturm und wirklich alles aufbieten, um zu zerstören. Mit diesen Fähigkeiten allein schon konnte er ganze Armeen auslöschen, gewissermaßen im Handumdrehen.

Und dann kamen auch noch zwei Fähigkeiten hinzu, die letztlich zu der gegenwärtigen Situation geführt hatten: Er konnte über unvorstellbare Entfernungen hinweg PSI-Aktivitäten orten.

Nur so war er auf sie aufmerksam geworden, um die zweite Fähigkeit anzuwenden, vor der ihr ebenfalls grauste: Er versetzte seine Opfer in einen Zustand, als wären sie in einer Art Dimensionsblase gefangen, jenseits von Raum und Zeit, in der sie nicht einmal über ihren Körper verfügten, geschweige denn über irgendwelche Fähigkeiten.

Sie wusste das, weil sie selbst ein solches Opfer geworden war. Das hatte sie zwar weitgehend aushebeln können, sonst hätte sie das alles nicht überstanden, geschweige denn dass es ihr gelungen wäre, ihn auszutricksen, aber es war ein wirklich schrecklicher Zustand gewesen.

Mit anderen Worten: Derringer war eine Art ultimative Waffe in ihren Händen, die ihr selber jedoch erhebliche Angst einflößte. Denn das war das Gegenteil von dem, was sie sich wünschte, und auch von dem, was sie selbst als Fähigkeit hatte.

Mit der Materialisation konnte sie praktisch alles kopieren. Bis zu einer gewissen Größe zumindest. Also auch Menschen, die in der Kopie sich in nichts vom Original unterschieden, falls sie das so wünschte.

Bei Derringer hieß das eben auch, dass jetzt der Chip fehlte. Derringer war nach wie vor loyal, allerdings ausschließlich ihr gegenüber. Weil sie gewissermaßen Derringer selbst geworden war. Um gleichzeitig Eranore Selaski zu bleiben.

Aber es war langweilig auf die Dauer. Denn sie konnte sich noch nicht einmal mit jemandem unterhalten. Weil sie sowieso schon alles von denen wusste.

Obwohl Kapitän Erban und die weiblichen Offiziere Schonhor und Folamon echte Menschen geblieben waren. Aber was sollte sie mit denen denn reden? Wenn sie bereits all ihre Gedanken und Erinnerungen kannte?

So wusste sie zumindest, dass sie nichts tun würden, was ihr hätte schaden können. Aus gutem Grund: Sie war hier immerhin die einzige, die sie jetzt noch vor dem Zorn des Kartells schützen konnte. Das Kartell verzieh keine Fehler dieser Größenordnung. Sie hatten versagt, weil es ihnen nicht gelungen war, das Schiff dem Zugriff Eranores zu entziehen. Also mussten sie jetzt zu Eranore stehen. Ob sie wollten oder nicht. Weil sie auf Gedeih und Verderb auf sie angewiesen waren.

Ein Grund für Eranore, sie nicht kopieren zu müssen, um weiterhin das Schiff benutzen zu können. Sie selbst hätte es ja nicht führen können. Sie hätte die Fähigkeiten der drei dafür benötigt. Aber sie hätte nach dem Kopieren alle drei entmaterialisieren müssen. Was ihr erheblich gegen die Natur gegangen wäre. Weil Eranore das krasse Gegenteil eines wahnsinnigen, gewaltbereiten Supermutanten war.

Seufzend wandte sie sich ab und ging zu Fuß in ihr Quartier. Sie hätte sich auch mit der Fähigkeit Derringers dorthin teleportieren können, was ihr aber niemals in den Sinn gekommen wäre.

In ihrem Quartier streckte sie sich auf die Liege nieder und schloss die Augen.

Nicht etwa um zu ruhen. Dafür war sie innerlich viel zu aufgewühlt. Und außerdem hätte sowieso nur der Körper geruht, während ihr Geist weiterhin als Derringer wach geblieben wäre. Ein Zustand, der ihr stets und ständig Unbehagen bereitete.

Am liebsten hätte sie den Supermutanten einfach verschwinden lassen, aber seine Fähigkeiten waren dermaßen speziell, dass sie ohne das Original keine weitere Kopie mehr hätte entstehen lassen können. Deshalb musste die Kopie bestehen bleiben. Unter allen Umständen. Als einzig wichtige Vorlage auch, falls sie einen weiteren Derringer benötigen sollte.

Inzwischen hatte sie reichlich Gelegenheit gehabt, an Bord ihre Fähigkeiten zur Materialisation noch weiter zu trainieren. Allein nur, um sich die Zeit zu vertreiben, solange es kein konkretes Ziel gab und sie bereits alles wusste über das Adakoni-Kartell und auch alles, was dieses über das Sternenreich von Axarabor wusste.

Sie befand sich ja sozusagen auf der Dauerflucht vor dem Kartell. Wobei sie keine Ahnung hatte, ob sie jemals der Raumflotte von Axarabor würde trauen können. Immerhin an Bord eines Kartellschiffes. Woher sollten die denn auch nur ahnen, dass sie von ihnen wirklich Hilfe benötigte und es sich nicht etwa um einen weiteren fiesen Trick des Kartells handelte?

Also floh sie eigentlich vor allem und jedem, mit unbestimmbarem Ziel.

Jedenfalls hatte sie herausgefunden, wie das so funktionierte mit den Verdoppelungen und wo dabei das Limit war. Denn mit jeder Kopie wurde es naturgemäß schwieriger für sie. Als würden zu den beiden Armen, die man bereits hatte, weitere Arme hinzukommen, die man koordinieren musste. Das hatte zwangsläufig ein Limit. Schon bei mehr als drei Körpern begann das. Dabei musste sie die Körper weitgehend selbständig agieren lassen und durfte sich nicht allzu sehr auf sie konzentrieren, um dabei nicht die anderen zu vernachlässigen.

Das eigentliche Limit war dann definitiv bei insgesamt acht Körpern erreicht. Das hatte sie sich selbst demonstriert, indem sie insgesamt sieben Derringer materialisiert hatte. Mit ihrem eigenen Körper waren das dann eben acht gewesen.

Als sie dann auch noch einen neunten Körper hatte entstehen lassen, war der wie ein lebender Toter erschienen. Ohne Geist eben. Weil sie nicht gleichzeitig neun Körper beseelen konnte.

Ideal waren und blieben zwei Körper. Und genau das war ja permanent der Fall hier an Bord: Derringer und sie, als Eranore Selaski.

Nachdem ihr das alles mal wieder durch den Kopf gegangen war, wollte sie sich wieder von der Liege erheben, doch da erreichte sie das Signal.

Sie nannte es so: Signal. Dabei war es eher eine außersinnliche Wahrnehmung, die jeglicher Beschreibung trotzte.

Sie dachte als Derringer:

Nein, das ist keine PSI-Signatur, und es ist mir auch nicht möglich, die Entfernung zum Ursprung abzuschätzen!

Als Eranore dachte sie:

Es ist etwas anderes, und es scheint, als sei es wie ein Chor. Als würde es sich um mehr als nur um eine einzelne Ursache handeln. Auch eine Art Disharmonie. Eben vielstimmig. Signale aus unterschiedlichen Quelle gewissermaßen, die ziemlich dicht beieinander sich befinden. Relativ dicht vielmehr im kosmischen Maßstab.

Die Erkenntnis:

Als würden sich die Ursprünge des Gesamtsignales alle gemeinsam auf einem Planeten befinden irgendwo in der Weite des Universums.

Die Richtung dabei erschien klar. Nur nicht die Entfernung. Aber vielleicht musste sie nur nah genug heran kommen, um eine bessere Ortsbestimmung vornehmen zu können?

Endlich hatte sie damit ein einigermaßen konkretes Ziel, das sie sogleich telepathisch der Besatzung mitteilte. Sie wussten jetzt, was sie wusste, kannten die Richtung und würden gemeinsam mit dem Bordgehirn den Weg finden.

Entscheidung am Weltentor: Die Raumflotte von Axarabor - Band 214

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