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2.2.2.5 Panikstörung

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Der 17-jährige Max kam alleine und auf Empfehlung seiner Hausärztin zum Erstgespräch. Seit einiger Zeit verspüre er immer wieder plötzliche Angstzustände, die ihn in seinem Alltag sehr beeinträchtigen würden. Er habe dann Kreislaufprobleme, sein Herz fange an zu rasen, er schwitze, habe Atemnot und ein Erstickungsgefühl. Zum ersten Mal habe er die Symptome vor einem Jahr gehabt, sodass er mit dem Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung ins Krankenhaus gekommen sei. Dort habe man aber bis auf einen leicht erhöhten Blutdruck keine körperlichen Auffälligkeiten feststellen können. Auch nachdem er beim Boxen – den Sport betreibe er intensiv seit mehreren Jahren – auf der Matte fast zusammengebrochen wäre, habe man keine körperlichen Ursachen feststellen können. Er glaube nun auch, dass er körperlich gesund sei; er habe aber auch keine Vorstellung, wie genau seine Psyche diese Symptome auslösen könne. Sie würden für ihn völlig unvermittelt kommen, und es fühle sich so heftig an, dass er Angst habe zu sterben. Er habe Angst vor erneuten derartigen Attacken, und es sei wichtig für ihn, dass er nachts nicht allein sei. Er nehme bei sich eine schnellere Ermüdbarkeit wahr und fühle sich durch seinen Körper »wie ausgebremst« und überhaupt sehr verunsichert. Viele Entscheidungen traue er sich nicht mehr zu.


Das Wort »Panik« geht zurück auf Pan – gemäß der bekanntesten mythologischen Version Sohn des Hermes und der Eichennymphe Dryops. Er wird stets mit Hirtenflöte, Bocksfüßen, struppigem Haar und Hörnern dargestellt. Als seine Mutter ihn nach der Geburt erblickte, erschrak sie so sehr, dass sie ihn aussetzte. Pan hat Freude an Musik, Tanz und Fröhlichkeit. Die Mittagsstunde ist ihm jedoch heilig, und er kann sehr ungehalten werden, wenn man ihn zu dieser Zeit stört. Durch sein garstiges Aussehen und laute Schreie versetzt er dann die Hirten in »panischen Schrecken«, während die Herde von jähem Massenfluchttrieb – eben von »Panik« – erfasst wird. Griechen und Römer hielten dann auch das häufig unerklärliche Fluchtverhalten von Tierherden für ein Ergebnis seines plötzlichen Erscheinens. Dieser »panische Schrecken« (terror panicus) wurde auch für eine überstürzte Flucht von Menschen verantwortlich gemacht. In der Schlacht von Marathon 490 v. Chr. soll Pan den Athenern durch sein Erscheinen geholfen haben, die Perser in die Flucht zu schlagen, indem er bei den Angreifern eine »panische Angst« auslöste. Daraufhin wurde ihm ein Heiligtum auf der Akropolis errichtet, das heute noch zu sehen ist.

Als Panikstörung werden zeitlich begrenzte Episoden akuter Angst bezeichnet. Charakteristisch ist das plötzliche, oft als nicht vorhersehbar erlebte Auftreten von Herzklopfen, Schwitzen, Atemnot und Erstickungsgefühl, Schwindel, Durchfall und abdominellen Schmerzen, Übelkeit, Zittern, Furcht zu sterben und Angst, verrückt zu werden oder die Kontrolle zu verlieren – dies die häufigsten Symptome bei Jugendlichen. Die Symptome erreichen typischerweise innerhalb von zehn Minuten ihren Höhepunkt und gehen dann im Laufe der nächsten 30 Minuten langsam zurück. Ein weiteres Kriterium ist die Erwartungsangst, also die Angst, eine erneute Panikattacke zu bekommen, welche den Patienten nicht selten in einen Teufelskreis aus Angst und Angst vor der Angst treibt. Über 90 % der ersten Panikanfälle treten an einem öffentlichen Ort auf, beispielsweise in Kaufhäusern, Kinos, öffentlichen Verkehrsmitteln oder bei Autofahrten. Die Jugendlichen vermeiden im weiteren Verlauf oft die Orte, an denen sie zuvor eine Panikattacke gehabt haben oder von denen sie fürchten, eine Panikattacke könnte dort auftreten. Sie vermeiden auch Situationen, in denen möglicherweise keine Hilfe verfügbar wäre. Sie schränken ihre Aktivitäten ein oder geben sie ganz auf. In schweren Fällen zeigen sie eine immer stärker werdende Tendenz, Alltagssituationen auszuweichen, bis sie sich schließlich weigern, das Haus überhaupt noch zu verlassen. Die meisten der Betroffenen fühlen sich nach einer Panikattacke müde, abgeschlagen und depressiv.

Die Panikstörung tritt selten vor der Adoleszenz auf. Es scheint jedoch eine enge Verbindung zwischen der Störung mit Trennungsangst im Kindesalter und der Panikstörung zu geben. Die Panikstörung beeinträchtigt das Leben der Jugendlichen meist in erheblichem Maße. Entsprechend oft suchen sie nach therapeutischer Hilfe. Kurz vor Beginn der Panikstörung ist bei vielen Patienten (bei rund 80 %) ein schwerwiegendes Lebensereignis wie der Tod oder eine plötzliche, schwere Erkrankung von nahen Angehörigen oder Freunden sowie eine Erkrankung des Patienten selbst festzustellen.

Ängste von Kindern und Jugendlichen

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