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Von Tirol nach Amerika Auf Wanderschaft mit dem Ziel Amerika.

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In Mayrhofen hatte Franz nur ein kleines Bündel geschnallt.

Er wollte Mutter und Bruder nicht auf der Tasche liegen und er hatte auch nicht sein Erbteil eingefordert.

Dafür hatte er den Bruder schwören lassen, die Mutter bis ans Ende auf dem Hof zu halten und zu pflegen.

Irgendwie werde ich schon durchkommen, hatte er leise vor sich hingesagt. Irgendwie.

Hatte er doch auch schon einige Male als Küfer gearbeitet. Tonnen, Bottiche, Bierfässer wurden allenthalben überall gebraucht.

Oft gingen sie schnell zu Bruch, und fleißige Handwerker, die sich mit dem Holz, den Reifen auskannten, eine ruhige und geschickte Hand hatten, Muse und Auge für solide Qualität mitbrachten und im zügigen Werken mehrere Kübel im Tageswerk fertigstellten, die gab es nicht so häufig, waren gefragt, und bekamen auch einen gerechten Lohn.

Bei etwas mehr Zeit und Geduld konnte er einem Bauern die Fertigung schmackhafter und gefragter Käsesorten zeigen, nur einige wenige, nicht alle Geheimnisse preisgeben, und, neben dem Lohn, sich auch noch einige Stücke als Prämie ausbedingen.

Mit diesen eigenen Produkten auf dem nächsten Markt die Palette an Käsesorten an die Händler verkauften oder vielleicht sogar kurz einen eigenen Stand mieten und die Waren selber feilbieten.

In München könnte er einige Gemälde von unbekannten Künstlern aufkaufen, die Bilder dann auf dem Land an wohlhabende Bauern und, in den Dörfern und Städten, an Händler, Apotheker, Pfarrer und Advokaten verkaufen.

In größeren Städten könnte er sich weiter mit Künstlern anfreunden, eine Staffelei ausleihen und dabei die früher erstandenen Farbkunstwerke dem staunenden Publikum anbieten.

Für den ersten Teil der Reise hatten er noch einige kleine Laibe rot behandelter Inntaler mitgenommen, um sie dann in Jenbach und Innsbruck zu verkaufen.

Es würde eine Sache von Argumenten sein. Die kleinen Stücke könnte man für oder gegen so allerlei gebrauchen. Je nach Kundschaft als Nahrungsmittel, als Medizin oder vielleicht, bei den gar so vielen Abergläubigen, als Heilmittel oder Stimulanz. Das würde natürlich auch den Preis stimulieren.

"Ja, irgendwie komme ich schon durch."

Gewiss es gab da noch zwei kleine Probleme, die er, wie ein Schulbub, mit sich herumtrug. Aber auch daran würde er zügig arbeiten und, im Laufe des weiteren Weges, würde er auch diese Lücken Zug um Zug schließen.

Zuerst wollte Franz nach Jenbach, um dort so viel wie möglich über die günstigste und billigste Reiseroute zu den Auswanderungshäfen in Erfahrung zu bringen.

Dann weiter nach Innsbruck, hier langsam die ersten Geschäftstätigkeiten starten, erstes Geld verdienen und weitere Informationen über die Tour bis zum Meer sammeln.

Danach wollte er über Mittenwald nach München.

Franz hatte ja so einiges von den Künstlern der Münchener Schule über das fesche Leben in der bayrischen Hauptstadt gehört und alles dieses in seinem Gedächtnis aufbewahrt.

Er war gespannt darauf, dieses alles mit eigenen Augen zu sehen, teilzuhaben an dem Treiben in der Metropole und dabei direkt mittendrin dieses pulsierende Geschehen mit zu erleben.

Ja, er war richtig aufgedreht und so gespannt auf das, was ihn in München erwarten würde.

Vielleicht würde er sich eine kleine Dachbude mieten, und beides versuchen, zu leben und zu sparen, bevor es auf die lange Reise geht.

Weiter wird es dann durch das Gewirr der tatsächlichen oder auch nur nominell selbstständigen kleinen und mittelgroßen Staaten im preußisch-deutschen Reich gehen.

Danach sich geduldig in der Masse der Ausreisewilligen einreihen, erste Kontakte mit Gleichgesinnten knüpfen, mit all den Einzelgängern und Familien, die da drüben in Amerika nach dem kleinen oder großen Glück suchen.

Zusammen auswandern mit Männern, die, so wie er, das große Geld machen wollten, von heute auf gestern Handelsbarone oder Großgrundbesitzer werden, um, über das Vorgestern im dunklen engen Europa mit all seinen Adelhierarchien und festgefahrenen Strukturen, nur noch milde lächeln zu können.

Träumen darf man ja noch. Zeit dazu ist jetzt noch genug vorhanden. Illusionen, die sollte man sich nicht nehmen lassen.

Sollen doch diese Illusionen positive und erfolgreiche Wirklichkeit werden.

Positiv denken und selber alles schaffen. So wollte er sein Leben gestalten.

Nein, so wie es öfter geschah, das Erbteil einzuklagen, nein, das wollte Franz nicht.

Viele stellten Forderungen, meldeten Geldsummen an, nahmen sich das eine oder andere wertvolle Erbstück, eine Truhe oder ein teures Schmuckstück, um es bei einem raffgierigen Händler, weit unter Preis in bare Münze umzuwandeln.

Alles das, nur um einen genügenden Kapitalstock für die Bahnreise, die Schiffsüberfahrt und das Startgeld in Amerika zu haben.

Nein diesen Praktiken sollten andere frönen.

Er wollte diese Zeitgenossen nicht bewundern oder verdammen, das wäre deren Angelegenheit und sollte und wollte sein Ding nicht sein.

Es wird noch genügend Schlechtigkeit geben, der man nicht trauen darf. Sicherlich wird auch ihm unzählige Male das ganze und komplette Blatt von so vielen gezinkten Karten angeboten werden. Hoffentlich wird der gesunde Menschenverstand ihm vor dem Schlimmsten bewahren.

Zuerst geht es darum genügend Informationen über die Auswanderung zu erfahren, ohne dabei professionellen Menschenhändlern ausgeliefert zu sein.

Die Beamten der Sektion k.k.Nordtiroler Bahn der Südbahngesellschaft sind dafür sicherlich eine solide Adresse.

So steuerte Franz am zweiten Abend in Jenbach das Bahnhofsgebäude an.

Ein Kassenbeamter sollte eigentlich gut geschult sein und über Eisenbahntarife und Verkehrsverbindung auch einiges wissen.

"Was kostet heuer eine Fahrkarte nach Amerika?"

"Nach New York, Kaiser Ferdinand Nordbahnhof?"

Ein verschmitztes rundes Gesicht pariert breit grinsend die dämliche Frage und legt noch eins drauf.

"Oder soll es doch lieber der Anhalter Bahnhof in Boston sein?"

Der Halbstarke aus den hinteren Tälern hat sicherlich noch nie etwas von Boston gehört.

Heute war ein hektischer Tag gewesen, die Züge in beide Richtungen nach Innsbruck wie auch nach Kufstein waren längst abgefertigt, die Kassenbücher auf Kronen, Heller und Gulden korrekt und genau abgerechnet und der Schalterbetrieb eigentlich schon geschlossen.

Kassenbeamter Heiner Huber war in prächtiger Laune.

Auch Franz war in seinem Element.

"Welche von beiden Verbindungen ist die günstigste und welches ist die schnellste?"

So kamen die beide ins Gespräch, Franz opferte den ersten kleinen Inntaler, Heiner Huber lud ihn zu sich nach Hause ein.

Franz hatte ein Dach über den Kopf, und ein fröhlicher und informativer Abend konnte beginnen.

Für Heiner Huber war Franz nicht der Erste, der auswandern wollte.

Ihn hingegen hatte das Eisenbahnfieber gepackt, er kannte fast alle Lokomotivbaureihen, Spurweiten, Stellsystemen, Fahrpläne, Eisenbahngesellschaften und Streckenrouten.

Wie gerne hätte er sich mit Franz über Dampfrösser unterhalten.

Zur Freude von Irmgard, der Frau Huber, wurde der Abend dagegen zu einer fröhlichen und lockeren Runde ohne allzu viel Fachsimpelei über Eisenbahnen.

Die vielen Witze und spitzen Einwürfe verhalfen Heiner Huber aber schließlich doch über die traurige Einsicht hinweg, dass Franz nun wirklich nicht der Eisenbahnleidenschaft verfallen wolle.

So begnügte er sich mit dem Notwendigsten, das für Franz von Wichtigkeit sein könnte.

Der österreichische Auswandererhafen sei Triest. In Deutschland die Häfen Hamburg und Bremerhaven, in Holland Rotterdam und in Belgien Antwerpen.

Eigentlich hatte die Südbahngesellschaft für Venedig kalkuliert. Aber durch den Deutschen Krieg, in dem Italien Verbündeter des siegreichen Preußens war, war Venetien und Friaul jetzt italienisch. Hinter Bozen, Trient und der Etsch endete nun die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.

So ging es im Zickzack von Innsbruck zum Hafen von Triest. Bis Franzensfeste nach Süden, dann bis Marburg an der Drau nach Osten und dann weiter wieder in Richtung Süden nach Triest

Das Gro der Auswanderwelle aus Mittel- und Osteuropa ging zwar über die deutschen Häfen Hamburg und Bremerhaven. Preußen, das ja im gleichen Krieg eine großes Stück Kuchen Mitteldeutschlands sich einverleibt hatte, war eher an Kanonenbahnen von Berlin nach Metz und Sternanbindungen nach und von Berlin interessiert und so gab es wenig Bewegung in neuen direkten Verbindungen von München nach Hamburg und Bremen.

Die Süddeutschen Staaten hatten wenigstens bei der Eisenbahn ihre Eigenständigkeit bewahrt und direkte Linien in schönen Staatsverträgen ausgehandelt.

So war, mit etwas über 700 km, die Eisenbahnroute ab München nach Antwerpen bald 300 km kürzer als die zur deutschen Nordseeküste.

Rechnet man ungefähr drei bis vier Pfennigen in den Bummelzügen der III Klasse und vier bis fünf Pfennige in den Schnellzügen der III Klasse je gefahrener Kilometer, spart man dreißig Prozent, wenn man sich für den Gastaufenthalt bei den Staatsbahnen des Königreiches Bayern, des Königreiches Württemberg, des Großherzogtums Baden, des Großherzogtums Hessen und schließlich der preußischen Rheinische Bahngesellschaft entscheidet.

Triest oder Antwerpen, Franz hätte ohnehin jetzt noch nicht eine Bahnfahrkarte finanzieren können, und über Antwerpen ist man schließlich einige Menge Tage weniger auf dem großen Wasser unterwegs. Also auf nach München.

Sollte er den Zug von Jenbach nach Innsbruck nehmen und so schon seine ersten Reserven anbrechen oder, per pedes, in aller Früh Jenbach, das Tor zum Zillertal, Adieu sagen und die 36 Kilometer bis Innsbruck durch die hoffentlich sonnige Natur laufen?

Irmgard, eine praktische Person, entschied, dass die Sonne scheinen und es keinen Regen geben würde. Sie musste sich auskennen, den ein Eisenbahninspektor und seine Familie ist für so viel im funktionierend Räderwerk eines kaiserlichen Transportwesens verantwortlich, das die richtige Wetterbeobachtung auch eines ihrer vornehmsten Aufgaben sein muss.

Nein durchmarschieren bis Innsbruck würde nichts bringen. Die Märkte wären dicht.

Es wäre die Zeit, wo die Reisenden kein Auge für die Angebote eines verschwitzen, abgehetzten müden Wanderers hätten.

Franz solle sich ohne Eile in Hall eine Scheune als Nachtlager suchen, er solle den Inn als Badewanne und zur Morgentoilette nutzen, und dann, frisch gestiefelt, die wohl noch zwei Stunden Wegstrecke dazu benutzen, einen duftenden Frühlingsstrass gelber und grüner Bergblumen zu sammeln, und so, unbekümmert den neuen Tag und den neuen Begegnungen entgegensehen.

Natürlich, Frau Huber wusste es ganz genau, auch übermorgen würde die Sonne scheinen und es würde nicht regnen.

Gerne hatte Franz Irmgard gehorcht, gab es doch noch eine gute Stärkung zu Frühstück. Auch fand sich in seinem Bündel noch Platz für die eine oder andere eingepackte Wegzehrung, die ihn Frau Huber mit auf den Weg gab.

Die ersten Schritte lief er zusammen mit Heiner Huber zu Bahnhof nach Jenbach.

Beide hielten sich den Bauch vor Lachen über die schnellen gegenseitig ausgetragenen bissigen und doch harmlosen Spitzfindigkeiten und Retouren.

Alle Leute, die sie trafen, erwachten aus ihrem Morgenmuffel und wussten nicht so recht, ob dies ein gutes Omen für einen erfolgreichen Tag sei, oder ein weiterer Grund war, die schon kochende Galle zum überlaufen zu bringen.

Ja, aus Amerika würde er dem Herrn und der Frau Bahnvorstand in Jenbach/Tirol einen Gruß schreiben.

Am anderen Morgen in Innsbruck hätte seine Euphorie einen Knick bekommen können. Wie er schon befürchtet hatte, waren die Preise für seine Laibe Inntaler in Innsbruck alles andere als attraktiv.

Es kam eine Nostalgie auf, nun ging es endgültig hinaus aus seinem geliebten Tirol.

Für heuer entschied er, sollen die Geschäfte ruhen, die Seele soll zur Ruhe kommen, und, für den Abschied kredenzte er jeder jungen hübschen Tirolerin, der er an diesem sonnigen Morgen begegnete, eine der frisch gepflückten Bergblumen.

Servus Österreich oder bye bye Tirol, die Turmuhr hatte noch nicht die Mittagszeit geschlagen, als er schon wieder die Stadt verließ.

"Leb wohl mein geliebtes ..." Er suchte einen Kosenamen für Innsbruck, aber es fiel ihm so spontan keiner ein.

Bis Zirl würde er es heute schaffen. Der Himmel begann schon, sich zuzuziehen. Jetzt gibt es auch noch den Segen von oben. Sei es drum, auch das gehört mit zu einem Abschied.

Franz war es egal, ob es von oben schüttete, ob auf den Höhen der Wind blies. War die Luft wolkenbehangen, konnte man die Äste der Bäume kaum erkennen, hatte die Sonne alles Himmel und die Täler klar geputzt oder war die Landschaft in eine grandiose Fernsicht verzaubert, es war Franz einerlei.

Oft verweilte er in sentimentalen Augenblicken, schaute nach Süden und sah im geistigen Auge Mayrhofen und den heimischen Hof seiner Familie.

Es ging den Zirler Berg hoch, wann und wo in den Weiten Amerikas würde er eine ähnliche Landschaft finden.

Über den Seefelder Sattel, ins obere Isartal über den Scharnitzpass und hinüber nach Mittenwald. Jetzt hatte er auch noch Österreich verlassen. Auch am Walchensee hatte es noch geregnet, der Weg am See entlang und über den Kesselberg, ungemütlich, glitschig und nass.

"Ja, das habe ich verdient", stöhne er innerlich.

Der Kochelsee und Benediktbeuren, bald war München erreicht.

Wie viele Tage er von Innsbruck in die bayrische Hauptstadt unterwegs war? Das war ihm eigentlich gleichgültig.

Die Strecke, die noch vor ihm lag, würde ehr in Wochen, wenn nicht gar in Monaten, denn in Tagen zu messen sein.

Die Welt ist groß und riesig. Und Franz kannte in München eigentlich nur einen, den Maler Hans.

Es war Nachmittag als Franz den Marienplatz in München erreichte.

"Servus Hans. Wie geht es?"

"Hallo Franz, setzt sich und trink ein Bier."

Wie eine Selbstverständlichkeit lässt das Schicksal doch so oft zwei junge Menschen, die sich nur flüchtig kennen, im Gewirr einer Megametropole, genau zum gleichen Zeitpunkt, genau den gleichen angesagten Gastraum aufsuchen.

Franz hatte sich auf dem Weg bis hierher als Gehilfe bei der Fertigung von Küferfässern durchgeschlagen. Gewiss, er hatte den einen oder anderen Pfennig sparen können, aber es würde schwerlich für das Grundkapital der Auswanderung reichen.

Dagegen schienen Gemälde der Münchner Maler gute Preise bei betuchten Landwirten und hohen Offizieren zu erzielen.

"Was ist aus den Bildern mit den Motiven aus dem Zillertal geworden?"

Hans hatte andere Sorgen.

"Leider konnte ich Luise damit nicht gewinnen."

"Du weißt doch die Tochter des Kommerzienrates. Geflogen ist sie auf den Filou von Hauptmann, einem preußischen Offizier, der Beobachter eines bayrischen Manövers war. Jetzt lebt sie in Berlin und ihre Mutter sitzt Tag und Nacht im Schnellzug erster Klasse, um zwischen Berlin und München hin und her zu sausen. Aber wenigstens haben der Herr Kommerzienrat und der Hauptmann je einen schnell gemalten Schinken für teures Geld gekauft."

Hans schien Luise immer noch zu lieben.

"Hallo ich bin der Max. Grüß Dich."

Max muss wohl ein guter Freund von Hans sein, er zog einen leeren Stuhl an den Tisch und ließ sich häuslich nieder.

"Hallo ich bin der Franz. Lange nicht gesehen."

Max stutzte. "Kennen wir uns."

"Wir waren zusammen bei den bayrischen Gebirgsjägern in Kempten."

"Franz kommt aus Österreich, aus dem Zillertal."

Noch bevor Hans die Profession von Max verraten konnte, schob Franz eine weitere Visitenkarte nach. Max könnte vielleicht ein interessanter Kontakt sein.

"Und will über München und Antwerpen nach Amerika auswandern."

So kamen die drei jungen Leute ins Gespräch.

Max war so etwas wie ein Manager für die Künstler, kannte sich gut in Scene- und Offizierskreisen aus und würde in Amerika sicherlich sein Vermögen machen.

Franz überlegte, wie er die beiden überreden könne, mit ihm die Bahnreise nach Antwerpen zu finanzieren und durchzuziehen.

Gemeinsam würden sie sicherlich auch in Amerika Erfolg haben.

Auch Amerika war ein Land, in dem angesagte Künstler einen guten und klingenden Ruf haben.

Langsam freundeten sie sich an, trafen sich mit allen Arten junger Künstler, Studenten, Alpenforschern, Klosterschülerinnen, Offizierstöchtern, Militärs, Beamten, Reisenden.

Manches Fest ging über mehrere Tage und Nächte. Manche Diskussion, die am frühen Nachmittag begann, endete erst bei vollem Sonnenlicht des nächsten Morgens.

Einmal ging es sogar nur zum Gaudi für einen Nachmittag nach Salzburg und zurück.

So lernte Franz die Weltstadt und viele interessante Leute kennen.

Und er begann etwas von dem zu lernen, das er noch nicht kannte. Er würde es schaffen, auch das zu lernen. Und bisher hatte noch keiner gemerkt, was er an Elementaren nicht konnte.

Nach einem Monat hatte Franz sein Ziel erreicht, er hatte erreicht, dass auch Max und Hans ihr Glück in Amerika versuchen wollten.

Max hatte sich einen günstigen Stock an gut verkäuflichen Gemälden von einigen aufstrebenden, noch wenig bekannten Künstlern, zugelegt.

Auch Hans hatte sein Bestes gegeben.

Jetzt begann der Abverkauf der Werke, zuerst in der feinen Münchener Gesellschaft. Offiziere, Adel, Geldadel, Referenzen.

Max war wirklich ein Profi auf dem Gebiet, Künstler in die Gesellschaft einzuführen, sie vorzustellen, ihren Wert zu zeichnen und nebenher, natürlich, den Wert der Kunstwerke zu steigern.

Bald waren auch Hans und seine Werke allseits bekannt und begehrt.

Die Reise nach Antwerpen, von München aus, konnte beginnen. Und es kam der Tag, da saßen alle drei Freunde im Zug nach Augsburg.

Die nächsten Ziele waren Ulm und Stuttgart und das XIII Armeekorps in den Garnisonen der Württemberger.

Was für die Gattin eines hochrangigen Würdenträges bayrischer Farben ein Statussymbol ist, damit wollen sicherlich auch die Gattinnen der Generäle, Stabsoffiziere und Hauptleute all der übrigen deutschen Teilstaaten als Zierde ihre Salons und Wände schmücken.

Selbst der eine oder andere Subalternoffizier zeigte Interesse und leistete sich das Werk eines weniger bekannten Künstlers, eines Künstlers, der noch nicht ganz den Durchbruch geschafft hatte.

Bruchsal, sie fuhren nun schon mit der dritten Staatsbahn und waren im Bereich von Baden und dem XIV Armeekorps von Karlsruhe.

Schlagartig häuften sich die Garnisonen, überall Militär, überall preußische Offiziere und Mannschaften.

Alleine in Mannheim war in den knapp 25 Jahren seit Sedan die Bevölkerung von unter 40.000 auf bald 100.000 gestiegen, und, wenn man auf die Karten im Dreieck von Metz, Mainz und Freiburg schaut, sieht man nur Fähnchen von Regimentern und Bataillonen.

Ein günstiger Absatzmarkt für unser Trio.

Hans, Max und Franz hatten ihren Kapitalstock für Amerika zusammen.

Das Reichsnährstandsgesetz

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