Читать книгу Die gelbe Mafia - Will Berthold - Страница 5

2

Оглавление

Während der Mann aus Pullach, zeitraubend eingeschleust, sich dem Schauplatz der Operation näherte, behielt ihn die Zentrale im Isartal – Camp genannt – nicht zuletzt zu seinem eigenen Schutz ständig unter Kontrolle. Auch bei den drei gescheiterten Vorgängern des Kamikaze war diese alte Untergrundregel beachtet worden, aber offensichtlich nicht gründlich genug oder von untauglichen Bewachern. Jedenfalls war das die einzige Erklärung, die es vorerst für die verheerende Panne gab, von dem Betriebsunfall mit Latzke gar nicht zu reden.

Während der Schönwetterlage glich das Hauptquartier im Isartal in diesen Dezembertagen mehr einem idyllischen Erholungsheim als einer hektischen Spionagefabrik. Vieles hatte sich seit den Zeiten des legendären Generals Gehlen geändert. Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes fuhr nicht mehr mit Schlapphut, einer getönten Brille und falschem Bart als angeblicher Dr. Schneider nach Bonn, um durch sein Verschwörungsgehabe dem Bundeskanzler zu imponieren.

Auch seine Mitarbeiter brauchten im Dienst keine falschen Namen mehr tragen wie Narrenkappen bei einer Karnevalsveranstaltung. Sie wurden auch nicht mehr mit Zigarettenstangen, Bohnenkaffee und Carepaketen bezahlt, so daß man – wie in den ersten Zeiten der Organisation – bereits aus der Zigarettensorte, die ein Geheimagent rauchte, auf seine Auftraggeber schließen konnte. Die militärischen Ränge, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammten, waren durch Beamtentitel ersetzt worden: die Skala reichte vom Regierungsrat bis zum Präsidenten im Rang eines Staatssekretärs. Besoldung, Beförderungschance, Streikverbot und Krankheitszuschüsse waren beamtenrechtlich geregelt. Erstmals gab es Spione mit Pensionsberechtigung.

Die Technik mit ihren elektronischen Möglichkeiten hatte Spionage, Gegenspionage und Desinformation von Grund auf verändert. Geblieben freilich waren die Versuche fast aller politischen Parteien, ihre Aufpasser in die Pullacher Zentrale zu setzen, wie Läuse in den Pelz. Natürlich geschah das hintenherum. Das Ansehen der Politiker rangierte nach Spendenaffären, Schmiergeldzuweisungen, Spielbankskandalen, Wahlkampfmanipulationen, Meineidsgeschichten, Selbstversorgung durch Diätenerhöhung tief im Keller. Aber der Proporz setzte sich schließlich durch, und je mächtiger eine Partei war, desto höher wurde auch ihr Horchposten im Rang angesiedelt, denn seine Information war nicht selten auch Munition.

Salewsky galt nicht als der einzige Politaufpasser in Pullach, wohl aber als der Mann, den man in die höchstrangige Stellung gehievt hatte. Der schlaue Berufspolitiker, der seine Karriere im Staatsministerium für Entwicklungshilfe begonnen hatte, galt als ein spezieller Günstling des Bayatollahs in München. Der ›schöne Maximilian‹, der Name mußte noch aus früheren Zeiten stammen, denn inzwischen hatte Salewsky Hängebacken, ein Doppelkinn, schütteren Haarwuchs und eine von einem erstklassigen Maßschneider nur noch mit großem Geschick verbergbare Körperfülle. Er war der geborene Gruftspion.

Man munkelte im Camp, daß der Haussegen mit seiner attraktiven, erheblich jüngeren Frau Lydia schief hing, aber das konnte auch nur ein hämisches Gerücht sein. Salewsky war häufiger Gast seiner Politfreunde in München, und man konnte annehmen, daß bei diesen Begegnungen nicht nur über die Qualität von Weißwürsten, Bier oder über das Wundertier Wolpertinger gesprochen wurde. Ein Mann seines Einflusses hatte seine Freunde und seine Feinde im Camp, letztere in der Überzahl, doch meistens aus durchaus unpolitischen Gründen. Man versuchte, den Azubi zu übergehen, wann immer es nur möglich war, aber wenn er dahinterkam, gab es jeweils beträchtlichen Wirbel.

Überraschend hatte der BND-Präsident ausgerechnet Salewsky als Stellvertreter des HOKO-Chefs Kudemann – neben Blaurock als ständigem Mitglied – delegiert. Man rätselte auf dem riesigen Areal hinter der langen Mauer, ob der schöne Maximilian nur von der Zentrale ferngehalten oder in eine Falle gelockt werden sollte, denn der dynamische HOKO-Leiter würde keine Dilettanten in seiner Nähe dulden. Außerdem war Kudemann bekannt dafür, daß ihn politische Querelen kalt ließen. Wenn einer der mächtigsten Politpaten hinter den Kulissen zugunsten seines Darlings intervenierte, konterte Kudemann notfalls mit beträchtlicher Zivilcourage in aller Öffentlichkeit mit Presse- und Fernsehinterviews. Protektion war für ihn gleichbedeutend mit Korruption.

Die Maschine des Bundesgrenzschutzes, die Blaurock und Salewsky zur Besprechung nach Wiesbaden brachte, startete schon am frühen Morgen bei prächtigem Flugwetter. Trotzdem war der Leiter des Fernost-Dezernats schlechter Laune, denn er konnte jetzt eine gute Stunde lang Salewsky nicht ausweichen. Er und andere Experten hatten sich angewöhnt, Meldungen an ihm vorbeizureichen und ihm wie einem Frühstücksdirektor die repräsentativen Aufgaben zuzuschieben, was häufig mißlang.

»Was Neues bei der ›Operation Taifun‹?« fragte Salewsky prompt.

»Der Einsatz läuft nach Plan«, erwiderte Blaurock abweisend. »Wir haben Parker ständig im Auge.«

»Das wird auch vonnöten sein«, antwortete der Azubi geschwätzig. Er merkte, daß sein Begleiter weiteren Erörterungen aus dem Weg ging, und suchte nach einem neuen Gesprächsansatz. Der Dezernent griff nach seiner Aktentasche mit der gewünschten Zusammenstellung aller Pullach bekannten Triaden-Aktivitäten: Mord, Folter, Erpressung von Schutzgeldern, internationaler Mädchenhandel, Geldwäscherei, Markenfälschungen, Schiffsversenkungen und Waffenhandel. Die Unterlagen erhoben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

Allein in Hongkong zählte die Bande mindestens hunderttausend Mitglieder. Noch nie war es der Polizei oder dem Staatsanwalt gelungen, einen Triaden-Komplizen zum Sprechen zu bringen, obwohl der gelbe Mob – im Gegensatz zur sizilianischen Mafia – seine Handschrift nicht unbedingt verwischte, sondern sie sogar überdeutlich machte. Wer aufmuckte, nicht jeden Auftrag erledigte oder gefährlich zu werden drohte, wurde verstümmelt, verlor seine Nase oder mußte sich selbst einen Finger abschneiden – als sichtbare Warnung für alle anderen Triaden: Sadismus als Treuegarantie.

»Und Sie glauben, daß der Kamikaze tatsächlich der richtige Mann ist?«

»Wenn es bei einem so schwierigen Auftrag überhaupt einen solchen gibt, dann ist Parker am ehesten dafür geeignet.« Der Fachmann wurde angriffig: »Außerdem stellen Sie Ihre Frage ziemlich spät, Herr Salewsky.«

»Wenn man Verantwortungsgefühl hat, denkt man auch noch über eine Entscheidung nach, wenn sie bereits getroffen worden ist«, schlug der schöne Maximilian zurück.

Sein Begleiter schwieg. Er malte sich genüßlich aus, wie auf Dr. Felix Kudemann, den Chef der Sonderkommission, solcherlei Phrasen wirken würden. Er kannte, duzte und bewunderte den hochkarätigen Spezialisten, dem ein glänzender Ruf vorausging, so daß man in ihm bereits den künftigen Chef des Bundeskriminalamts sah.

Als junger Kriminalrat war Kudemann vorübergehend an Pullach ausgeliehen worden. Er hatte mit Blaurock so effizient zusammengearbeitet, daß sie seitdem miteinander befreundet waren und der HOKO-Chef – inzwischen leitender Kriminaldirektor – ihn ausdrücklich als Kommissionsmitglied angefordert hatte. Salewsky war nur eine Art Zuwaage, der Knochen, den man beim Metzger zum Fleisch erhält.

In seiner Pullacher Zeit hatte sich Kudemann besonders dafür interessiert, wie der Mensch in dieser Branche durch die Technik unterstützt, wenn nicht sogar ersetzt werden könnte. Die Knochenarbeit war schon weitgehend durch Kopfarbeit ersetzt worden.

Die wichtigsten Mitarbeiter bei den Geheimdiensten sind heute Aufklärungssatelliten und Abhörspezialisten, die sie überwachen und auswerten. Zwar kann keine Untergrundorganisation auf erfahrene Draufgänger wie den Kamikaze verzichten, aber bei der elektronischen Überwachung gibt es keine Doppelagenten, keine Leichtfertigkeiten, keine Zufälle, keine Überläufer, auch keine Verführten, die einer Mata Hari aufsitzen. Sie arbeiten Tag und Nacht, sonntags wie werktags, und man konnte ziemlich sicher sein vor Maulwürfen, vor gegnerischen Agenten im eigenen Lager, wie sie einst den Sturz des alten Generals verursacht hatten, weil sein besonderer Günstling Moskaus Mann in Pullach gewesen war.

»Ihr habt hoffentlich auch die Reisegesellschaft unter die Lupe genommen?« fragte Salewsky.

»Natürlich. Vor allem eine Mitreisende: Babs Deller, eine hübsche Dame aus Düsseldorf.«

»Verdächtig?« fragte der schöne Maximilian.

»Überführt«, erwiderte Blaurock grinsend, »mit unserem Mann ein Liebesverhältnis begonnen zu haben, beziehungsweise er mit ihr.«

»Ein Verhältnis?« fuhr Salewsky hoch. Hämischer Triumph lief wie Säure über die Fetthalde von Gesicht. »Und das erfahre ich erst jetzt?« beschwerte er sich.

»Es entspricht der Gepflogenheit der Firma, Informationen erst dann weiterzugeben, wenn sie hiebund stichfest sind«, ließ ihn der Berichterstatter ins leere laufen. »In Bali hat der Kamikaze mit dieser Reisegefährtin einen Flirt begonnen. In Singapur sah es aus, als käme ihm diese Deller entgegen. Sie ließ ihn nicht länger abblitzen, aber er verlor nicht den Kopf. Über unsere Residentur in Singapur ließ er die neue Bekannte überprüfen. Nichts Negatives. Dann schaltete Parker zum zweitenmal: Eine bessere Tarnung konnte sich unser Agent nicht wünschen und dann«, setzte Blaurock mit einem Lächeln hinzu, »Männer sind wir ja schließlich alle …« Er betrachtete Salewsky anzüglich und holte zu einem Tiefschlag aus: »Oder waren wir wenigstens einmal. Jedenfalls wissen wir seit Bangkok, daß die beiden die Nacht im selben Apartment miteinander verbracht hatten. Deshalb haben wir sicherheitshalber Zweibein als angeblichen Arzt aus Hamburg unter die geschlossene Gesellschaft gemischt.«

»Sehr umsichtig«, lobte der Halbamateur. »Aber so ein Schweinehund bumst auf unsere Kosten herum«, sabberte der Azubi in der Spitzenstellung. »Da sehen Sie mal, wie wichtig er seinen Auftrag nimmt. Stellen Sie sich vor, dieses geile Luder wäre von der Gegenseite auf ihn angesetzt worden.«

»Höchst unwahrscheinlich«, antwortete Blaurock fast verächtlich »Sie ist vierunddreißig Jahre alt, seit sechs Jahren geschieden, arbeitet in der Direktion einer Stahlfirma, ist dabei vorwiegend mit repräsentativen Aufgaben befaßt – Betreuung auswärtiger Gäste, Arrangements für Essen, Theaterkarten und so weiter. Sie verdient sehr gut, über siebentausend Mark monatlich, tritt als unnahbare Lady auf. Männern macht sie es schwer. Gelegentlich soll sie mit ihrem Chef schlafen, aber das ist wahrscheinlich nur ein Gerücht, das neidische Kolleginnen ausstreuen, weil sie auf ihren Job aus sind.«

»Und dieses Dekorationsstück läßt sich mit einem solchen Proleten ein?« höhnte Salewsky. »Die Prinzessin und der arme Schweinehirt.« Er holte Luft. »Glauben Sie eigentlich an Märchen, Blaurock?«

»Vielleicht hat Parker etwas, das anderen Männern fehlt«, konterte der Dezernent. »Noch hatten wir nicht viel Zeit für unsere Ermittlungen. Wir überprüfen Barbara Deller auch weiterhin. Dabei müssen wir äußerst behutsam vorgehen, speziell für den Fall, daß die Dame doch nicht ganz hasenrein wäre.« Es kotzte ihn an, einem Außenseiter Selbstverständlichkeiten erklären zu müssen.

»Und der geschiedene Mann?« fragte der Azubi.

»Sie hat kaum mehr Kontakt mit ihm.«

»Trotzdem«, ereiferte sich Salewsky, »was und wer ist der Mann?«

»Ein Rechtsanwalt«, antwortete Blaurock. »Tüchtig, erfolgreich. Befaßt sich mehr mit Strafverteidigungen als mit wirtschaftlichen Fällen. Übrigens ist er wieder verheiratet und hat zwei Kinder.«

»Und wen verteidigt dieser Rechtsanwalt?«

»Quer durchs Gemüsebeet«, berichtete der Referent.

»Auch Demonstranten, Atomkraftgegner und …«

»… und Umweltschützer«, ergänzte der Erfahrene mit einer Andeutung von Spott. »Ebenso Autodiebe, Verkehrsrowdies, Abzahlungsschwindler, Einbrecher und Strolche aller Art.«

»Schön«, schloß Salewsky das Gespräch. »Vielleicht halten Sie es für übertrieben, aber ich möchte trotzdem, daß über den Verfassungsschutz weitere Auskünfte über diesen Rechtsanwalt eingeholt werden.«

»Auch das ist bereits veranlaßt«, erwiderte Blaurock mit deutlicher Genugtuung. »Kein Befund. Kein Vermerk in den Akten. Sie können beruhigt sein, wir schlafen nicht.«

Die Maschine erreichte Wiesbaden acht Minuten vor der errechneten Landezeit. Ein Wagen stand bereit, um Salewsky und Blaurock zum Bundeskriminalamt zu bringen.

Der Chef der HOKO erwartete die beiden in seinem Büro. Kudemann war von durchschnittlicher Größe, in mittlerem Alter, wendig, intelligent, alles andere als ein Beamtentyp. Er trug ein Sportsakko, wirkte leger und alert; er haßte Papierkrieg und Umständlichkeit, er war eine Autorität, jedoch nicht autoritär.

Kudemann waren – zumindest inoffiziell – Vollmachten erteilt worden, wie sie ihm eigentlich gar nicht gegeben werden durften. »… Sie nehmen sich ja ohnedies heraus, was Sie wollen, Kudemann«, hatte der Chef des Bundeskanzleramts resignierend nachgegeben. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Wir geben Ihnen Rückendeckung, doch wenn etwas schiefläuft, haben wir damit nichts zu tun. Ich komme auch Ihren finanziellen Wünschen entgegen«, hatte er ihn verabschiedet, »aber ich muß auf strengste Abschirmung nach außen bestehen.«

»Nehmen Sie Platz, meine Herren«, sagte Kudemann nach einer knappen Begrüßung. »Kaffee, Tee, Zigarette? Wie geht’s dir, Roland?«

»Danke, Doktor«, erwiderte Blaurock.

»Also Taifun II ist inzwischen angelaufen«, preschte Salewsky vor.

Kudemann nickte. »Hoffentlich nicht zu früh«, bemerkte er dann. »Ich hätte den Start gerne noch etwas hinausgeschoben, aber er war wohl nicht mehr aufzuhalten.«

»Warum wollten Sie den zweiten Anlauf verschieben?« fragte Salewsky. »Ich dachte, die Zeit drängt.«

»Weil für mich die Fehlerquelle von Taifun I noch nicht gefunden worden ist.«

»Aber ich habe Ihnen doch den Bericht über die Vorgänge zukommen lassen«, entgegnete der schöne Maximilian.

»Wer hat ihn eigentlich zusammengestellt?«

»Unsere hauseigene Sicherungsgruppe«, erklärte Salewsky. »In Zusammenarbeit mit mir.«

»Schön«, antwortete der HOKO-Chef. »Gehen wir also gleich in medias res: Sie und ich, wir arbeiten das erste Mal zusammen. Wer mich kennt, weiß, daß ich für rückhaltlose und notfalls auch verletzende Offenheit bin. Gerade bei Pannen. Unter uns wird nichts vertuscht, abgeschwächt oder gar beschönigt.« Er sah, daß der ihm aufgedrängte Stellvertreter ärgerlich wurde. Es war dem Starkriminalisten gleichgültig. »Ich habe Pullachs Zusammenstellung gelesen und analysiert, aber ich kann Ihnen das nicht abnehmen. Wesentliche Einzelheiten fehlen offensichtlich.«

»Schließlich sind auch wir nicht allwissend«, erwiderte Salewsky patzig.

»Du kennst den Bericht, Roland?« fragte der Mann im Sportsakko.

»Ich hab’ ihn überflogen«, erwiderte Blaurock: »Man überließ ihn mir nur zehn Minuten.«

»Haben dich die Schlußfolgerungen zufriedengestellt?«

»Keineswegs«, erklärte der Dezernent. »Entscheidende Zusammenhänge liegen noch im Dunkeln.« Er fuhrt fort: »Ich kann mir einfach nicht erklären, Warum drei so gerissene Burschen wie Babinsky, Latzke und Liebkind – unabhängig voneinander – wie blutige Anfänger blindlings in eine Falle laufen.«

»Richtig«, bestätigte Kudemann. »Ich kann nur hoffen, daß es dem Kamikaze nicht genauso ergeht.«

»Wir haben einschneidende Maßnahmen und umfangreiche Absicherungen getroffen«, erklärte der unerwünschte Stellvertreter. »Nach einem minutiösen Plan, der bei Verschiebung völlig durcheinandergeraten würde. Wir können Parker jetzt nicht mehr zurückpfeifen.«

»Aber wir könnten ihn durch gründlichere Ermittlungen vor Fehlern warnen, die dem Camp offensichtlich unterlaufen sind«, rührte Kudemann in der Wunde. »Übernimm das bitte, Roland«, ordnete er, Salewsky übergehend, an. »Neben vielen Lücken vermisse ich unter anderem eine detaillierte Aussage des einzigen Überlebenden von Taifun I.«

»Latzke?« fragte Salewsky. »Er ist ein psychisches Wrack, und deshalb kaum ansprechbar. Der behandelnde Arzt hat uns nur ein paar Minuten genehmigt und uns dann aus dem Krankenzimmer fast hinausgeworfen.«

»Vielleicht hat sich sein psychischer Status inzwischen gebessert«, entgegnete Dr. Kudemann trocken und wandte sich wieder direkt an Blaurock: »Reden wir nicht lange um den Brei herum: Ich möchte einfach wissen, ob die Sicherungsgruppe Pullach nachlässig gearbeitet oder wichtige Informationen absichtlich zurückgehalten hat.«

»Das verbitte ich mir aber ganz energisch«, erwiderte Salewsky. »Auf dieser Basis können wir nicht Zusammenarbeiten, Herr Kudemann.« Sein Kopf schwoll an. Blaurock wartete nur darauf, daß der Karrierist jetzt mit seinen Politpaten in München drohen würde. »Ich bin auch für Offenheit«, hielt sich der schöne Maximilian jedoch noch zurück. »Ich denke, daß wir im Camp ohnedies den größten Teil der Arbeit verrichten müssen – und schließlich haben wir nicht nur Flops vorzuweisen.«

Ein Telefonanruf stoppte den ersten massiven Zusammenstoß zwischen Chef und Stellvertreter. Kudemann hörte konzentriert zu. »Verstanden, Müllner«, kappte er das Gespräch. »Ich komme so rasch wie möglich.« Er legte auf. »Sorry«, wandte er sich an seine Besucher und erhob sich. »Wir haben den nächsten Fall in der Handschrift der Triaden.«

»Wo?« fragte Salewsky.

»Hier, in Frankfurt. Am besten kommt ihr gleich mit und seht euch diese Sauerei vor Ort an.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte Kudemann voraus, die beiden Besucher folgten ihm. Blaurock hatte begriffen, daß Kudemann seinen unebenbürtigen Stellvertreter mit der Wirklichkeit konfrontieren wollte.

Die gelbe Mafia

Подняться наверх