Читать книгу Der geheimnisvolle Sekretär - Wilotte Wiegand - Страница 3
1. Kapitel
ОглавлениеDer Alte aus dem Wald, wie er in der Umgebung der Bucha-Kapelle nur genannt wurde, ist mit Geld in der Jacke in seine Stamm-Wirtschaft gegangen. Schließlich hat er endlich Bargeld in der Tasche und das kam nicht oft vor! Der Alte war irgendwie verwahrlost oder sogar etwas schmuddelig gekleidet. Sein Bart scheint seit Wochen kein Messer mehr gespürt zu haben. Aber der abgegriffene aber breitkrempige, lederne Hut schien irgendwie zu dem Alten zu passen.
Schnell sind an der Bar ein paar Bier getrunken und dem Alten überkommt eine wohlige Stimmung, als der Alkohol langsam von seinem Verstand Besitz ergreift.
Der Wirt kennt seine Kundschaft und beäugelt den Alten mit vorsichtigen Blicken. Er weiß natürlich, dass der Alte normalerweise Schwierigkeiten hat, sein Bier zu bezahlen. Und dann mit einem Anflug von Erstaunen sieht der Wirt, wie der Alte Geld aus seiner Jacke zieht.
Mit einem gewissen Ansatz von Stolz legt zum Erstaunen des Wirtes der Alte einen 20 Euro Schein auf die Theke, um sein Bier zu bezahlen. Das Wechselgeld wird mit einer gewissen Lässigkeit auf der Bar zurückgelassen.
Leicht betrunken, aber erhobenen Hauptes verlässt der Alte dann das Lokal, nicht bemerkend, wie der Wirt mit erstaunten Blicken ihn hinterher schaut.
Der Heimweg des Alten führt ihn in den Wald, vorbei an der Bucha-Kapelle. Eine kleine Kapelle am Rande des Waldes, zu der er mit seinen Eltern oft Wallfahrten gegangen ist und für die er nun eine bedeutungsvolle Verantwortung trägt. Aber heute scheut er sich, diese Kapelle zu betreten.
Mit eiligen Schritten will er sich vorbeimogeln. Er fühlt sich trotz der leichten Bierlaune nicht gut. Aber es gelingt ihm nicht, die Kapelle zu ignorieren.
Irgendetwas treibt ihm, in die Kapelle hineinzugehen und sich vor dem Kreuz niederzuknien.
Und wie ein gewaltiger Blitz, begleitet von einem mächtigen Donnerschlag, fällt ihm der frevelhafte Verkauf des Sekretärs aus seiner Kapelle in sein vom Bier vernebeltes Hirn.
„Mein Gott!“, murmelt er. „Mein Gott, was habe ich getan?“ und traut sich dabei nicht, den Herrgott am Kreuze ins Gesicht zu schauen!
Die Erinnerungen der letzten Nacht fallen in seine Gedanken wie Hammerschläge.
„Mein Gott!“, murmelt er ein ums andere Mal, „ich hab` unsern Sekretär verscherbelt…!“
Der Alte senkt sein Haupt von aufkommender Scham und spricht mit stotternden Worten zu seinem Gott: „Mein Gott! Ich woaß dass i di a sehn ko...!“
Und weiter: „Gott…, die Handschrift der Alten...!“
Und plötzlich reißt es den Alten von seiner Bank und mit einem lauten, verzweifelten Schrei rennt er aus der kleinen Kapelle und ist schnell in dem nahen Wald verschwunden.
Irgendwann reißt er seinen Gürtel aus der Hose und bleibt unter einem Baum stehen.
Mit wilden Blicken schaut er rechts und links und meint, in Richtung der Kapelle drei dunkel gekleidete Männer stehen zu sehen. Aber nicht, dass diese Männer sein verzweifeltes Treiben unter dem Baum beobachten können.
„Mein Gott!“, stöhnt der Alte verzweifelt auf. „Jetzt will mich der Teifi hol´n!“