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5. Kapitel

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Als Helmut Hinterstober am nächsten Morgen zuhause in sein Auto steigt, fällt sein Blick sofort auf den offenbar kostbaren Sekretär. Helmut spürt nicht nur, sondern er weiß auch, dass ihm da endlich wieder einmal ein guter Fang gelungen ist.

In der Kreisstadt, in der Firma, zeigt er sofort voller Stolz das Möbel seinem Vater.

„Das ist wirklich einmal ein kostbares, altes Stück, Helmut!“, lobt der Vater auch sofort den Kauf. Dabei lacht er, so dass sich seine Lachfalten an den Augen wie breite Balken ausbilden.

„Aber du wirst dir mit der Renovierung ein paar Tage Zeit nehmen müssen. Es gibt Arbeit für uns!“

Und nach einer kurzen Pause fragt er weiter: „Was hast du sonst noch dort im Wald erlebt?“

„Na, Fußball haben wir gespielt. Das Spiel haben wir gewonnen, habe einen prima Kerl kennen gelernt und habe erfahren, dass dort in der Gegend, zum Böhmischen rüber, offensichtlich schon immer sonderbare Heilige gelebt haben!“

„Ja“, geht der Vater sofort auf das Thema ein: „Das ist die Gegend vom bayerischen Hiasl! Na und weiter? Ein Madel hast nicht kennen gelernt?“

„Nein, Papa! Oder schon.... Das ging alles viel zu schnell...!“

Helmut sieht kurz, wie sein Vater ihn schief angrinst.

Er weiß ja, dass sein Vater es gerne sehen würde, wenn er endlich einmal ein festes Madel mit nach Hause bringen würde.

„Die Firma würde einen Enkel gut vertragen“, sagt die Mutter von Helmut immer dann, wenn sie Hoffnung hat, dass der Sohn eine feste Bindung eingehen könnte.

Vorsichtig transportieren die beiden Männer dann den Sekretär in die Werkstatt.

Dorthin, wo Helmut nach Feierabend seinem Hobby, der Restaurierung alter Möbelstücke, nachgeht.

Auch während der Arbeit geht der Sekretär Helmut nicht aus den Gedanken.

„Wenn ich zurück bin, werde ich ihn mir wenigstens einmal richtig ansehen!“, denkt er immer wieder.

Und dann am Abend - endlich - steht er voller Tatendrang vor dem Möbelstück und streicht immer wieder liebevoll über das Holz. Wie oft hatte er sich vorgestellt, so ein wunderbares altes Stück Holz sein Eigen nennen zu können.

Endlich nimmt er sich das Vergnügen, jede Schublade zu öffnen. Und in jeder Schublade ist irgendetwas zu finden.

Einmal scheint es sich um Broschüren für eine alte Kapelle zu handeln und dann um irgendwelche, unleserliche Aufzeichnungen.

„Na ja“, denkt Helmut etwas enttäuscht. „Aufregendes oder Geheimnisvolles scheint das alles nicht zu sein!“

Er macht schon eine Handbewegung, um die Papiere achtlos in den Abfall zu werfen, als er sich besinnt: „Anschauen sollte ich das Zeug vielleicht doch“, und steckt alles in seine lederne Aktentasche, die schon mancherlei Kuriositäten beherbergt hat.

Mit sich und der Welt zufrieden, fährt er am frühen Abend in seine Wohnung. Es ist ja nur ein Katzensprung…

Wenn es ihm irgendwie möglich war, nahm er sowieso sein Fahrrad. Mit dem neuen Fahrradweg am Fluss entlang und der Stiftung für Behinderte, war es nicht nur gesund, sondern auch ein Vergnügen, zur Arbeit zu fahren. Und bei besonders schönem Wetter nahm er sich ab und zu die Zeit, auf der nahen Alm eine Pause einzulegen. Ein altes, uriges und gemütliches Wirtshaus am Rande der Straße mit einem herrlichen Ausblick auf die Berge.

Als Junggeselle ist es Helmut gewohnt, sich sein Abendessen schnell zuzubereiten. So wie heute Abend sind es sowieso nur ein paar belegte Brote mit Tomaten und Gurken. Dazu wechselweise mit einem Bier oder einem Glas Wein.

Zur Feier des Tages will er sich heute ein gutes Glas Wein gönnen. Einen Gewürztraminer. Er liebt diesen vollen Geschmack dieses Weines, den er sich von Zeit zu Zeit aus Südtirol mitbringt, wenn er dort ein langes Wochenende mit seinen Freunden verbringt.

Zufrieden legt er sich in seinen Sessel zurück und muss sich aber sofort erneut aufrichten, als das Telefon klingelt.

Mit seinem üblichen: „Ja, Helmut!“, meldet er sich gelangweilt am Telefon, wer sollt ihn zu dieser Zeit denn noch sprechen wollen! Er springt aber sofort auf, als sich der Anrufer an der anderen Seite vorstellt.

„Du! Du bist es, Werner! Das ist aber eine Überraschung!“

Helmuts Stimme klingt freudig und gleichzeitig erstaunt.

Doch schnell ändert sich seine Stimmlage in Entsetzen, als ihm Werner mitteilt, dass man den Alten erhängt im Wald aufgefunden hat.

„Ich dachte, dass dich das interessieren würde“, meint Werner am anderen Ende der Leitung.

„Ja, danke, natürlich. Welch schreckliche Neuigkeit...!“

Helmut muss sich kurz unterbrechen, bis er bestätigend fragt: „Der Alte war doch der Onkel von dieser Daniela?“

„Ich wusste, dass du dich an ihn erinnern würdest. Deshalb habe ich dich auch angerufen.“

„Kennt man denn irgendwelche Gründe für diese Tat? War es Mord...?“, fragt Helmut sorgenvoll.

„Nichts weiß man bis jetzt. Aber bei dem Alten wusste niemand so genau, was er eigentlich gemacht hat. Wer weiß, was er diesmal angestellt hat.“

Die beiden Freunde wechseln nun noch ein paar Sätze zu anderen Themen, ehe Helmut das Telefonat mit den Worten beendet: „Danke, Werner, dass du mich informiert hast“ und lehnt sich nachdenklich wieder in seinen Stuhl zurück.

„Gestern noch kaufe ich dem Alten seinen Sekretär ab und heute ist er tot!“, denkt er voller Ironie.

Und Helmut Hinterstober ist gar nicht überrascht, dass er auch an diese Daniela denkt.

„Eine schöne Frau“, sind die erstaunten Gedanken. „Aber ich kann doch nicht einfach dort hinfahren und sie fragen, ob man sich näher kennen lernen will…!“

Was bleibt, ist ein leichtes ironisches Lächeln…

Der geheimnisvolle Sekretär

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