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2. Kapitel

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Zwei Tage zuvor erhält ihrem Büro Daniela Geiger, die für die Verwaltung der kleinen Gemeinde im Bayerischen Wald zuständig ist, dort, wo der Wald in den Böhmerwald übergeht, Besuch von Guido Montana. Die junge Frau schaut lächelnd auf den Besucher. Natürlich kennt Daniela alle Bewohner des kleinen Ortes und weiß, dass Guido 68 Jahre alt ist und seit etwa 30 Jahren in diesem kleinen Ort lebt.

„Grüß dich, Guido! Was führt dich zu mir?“

Der so freundlich Angesprochene grüßt ebenso liebenswürdig zurück und setzt sich auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch. Daniela hat das Gefühl, dass ihr Besucher ein wenig zu lange zögert, um den Grund seines Besuches vorzubringen.

„Du schaust so ernst drein, Guido! Was ist los?“, dringt sie deshalb auf den Bewohner, der Name verrät die italienische Abstammung, des kleinen Ortes ein.

Aber zuvor dieser das Gespräch beginnt, schaut Guido nun etwas freundlicher auf die Frau vor ihm, die mit einem blauen Jeans-Anzug gekleidet ist und sagt dann: „Ich möchte mit dir über deinen Großonkel sprechen.“

Nun ist es an Daniela, ihr Gegenüber erstaunt anzuschauen. Ihre graublauen Augen ziehen sich dabei ein wenig zusammen.

Offensichtlich ist es ihr unangenehm, über ihren Onkel zu sprechen.

„Gibt es irgendeinen Grund? Hat er wieder einmal zu viel geredet?“, ist deshalb die vorsichtige Frage.

Die junge Frau macht nun kurz eine Pause und fährt dann mit festerer Stimme fort: „Er leidet doch sehr darunter, dass er sich nicht zu unserer Gemeinschaft zugehörig fühlen kann.“

„Wir finden es auch sehr bedauerlich, dass er nicht in unsere Reihen aufgenommen werden kann!“, stimmt Guido der jungen Frau zu. „Aber du weißt ja auch, warum!“

Bei seinen Worten schaut Guido, der frühere Mönch, Daniela mit unendlich traurigen Augen an. Man kennt sich schon seit langem. Daniela hatte mit 23 Jahren die Verwaltung der kleinen Gemeinde übernommen und das war jetzt 7 Jahre her.

Und Daniela antwortet nun mit gleicher Trauer in der Stimme: „Warum ist ausgerechnet er nicht in der Lage zu sehen?“

„Du weißt, Daniela, dass jeder Mensch in der Lage ist zu sehen...! Wenn er es will…!“

„Ja, natürlich!“, unterbricht Daniela ihren Besucher mit ungeduldiger Stimme. „Aber warum gerade er nicht?“

„Wir denken, dass er einfach Angst vor dieser Wahrheit hat! Er will nicht glauben, was er sieht.“

Guido hat dabei die Betonung auf das Wort will gelegt. Nach einer kurzen Pause fährt Guido dann fort: „Jeder Mensch hat seine Bestimmung innerhalb einer Gemeinschaft oder der Menschheit. Man nennt es Schicksal. Also wird auch dein Onkel seine Bestimmung haben.“

Und der Besucher bei Daniela Geiger fährt fort: „Heute Abend findet ja im Vereinsheim der Fußballer oben in Schönwald ein geselliges Beisammensein statt. Dort sind natürlich dann auch die Besucher aus der Hauptstadt anwesend. Wir wollen hoffen, dass dein Onkel in einer seiner Bierlaune dort nichts Unrechtes erzählt.“

„Ich bin ja auch anwesend!“, antwortet Daniela mit beruhigender Stimme. „Ich helfe als Bedienung aus. Dabei kann ich ein Auge auf ihn werfen.“

„Das ist gut so, Daniela“, antwortet Guido offensichtlich beruhigt.

Nun hat auch die Stimme von Guido wieder seine gewöhnliche, beruhigende Tonlage angenommen. „Wir alle wissen, was für uns auf dem Spiel steht…“

Mit diesen bedeutungsvoll gesprochenen Worten erhebt sich der Besucher, gibt Daniela die Hand und strebt auf die Türe zu, von der er sich noch einmal der jungen Frau zuwendet: „Nichts für ungut, Daniela…“

„Ist schon in Ordnung, Guido. Ich weiß, wie du es gemeint hast. Du kannst dich auf mich verlassen.“

„Wir wissen das, Daniela! Und das ist gut so…!“

Damit ist Guido Montana, der frühere italienische Mönch, durch der Tür nach draußen entschwunden. Daniela Geiger lässt sich gedankenvoll auf ihren Arbeitsstuhl zurücksinken. Ihre graublauen Augen blicken dabei nachdenklich.

Der geheimnisvolle Sekretär

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