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1. Kapitel Die Chefin

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Im Kibbuz zum Mars

2083 Leben wegen des Klimawandels

Eine angespannte Mine zerstört für einen Augenblick das sonst so schöne Gesicht von Vera Himmel-Stern, als sie das elektronische Gespräch mit ihrem Partner beendet hat. Zwangsläufig schaut sie dabei auf ihr Telefon an ihrem linken Handgelenk, welches das Datum zeigt: 15. Oktober 2082.

„Und das vor meinem 45. Geburtstag!“, schoss automatisch die Erinnerung für dieses Datum in ihre Gedanken.

Mit Verwunderung hatte sie das Telefongespräch zunächst angenommen und dann beendet! Ihr Gesichtsausdruck zeigt nun wohl deshalb eine unruhige Neugier. Mit langsamen Schritten geht sie ans Fenster ihres Büros und schaut auf die blühende Landschaft unter sich.

„Wie geht es dir, Vera?“, hatte ihr Vertrauter am Telefon freundlich das Gespräch begonnen. „Gibt es bei dir etwas Neues? Hast du irgendetwas zu berichten?“

Das Gespräch war wie schon so oft in gewohnter Weise mit vielen belanglosen Sätzen dahin geplätschert. Vera Himmel-Stern hatte alle Möglichkeiten, die Welt draußen zu beobachten, was auch vonnöten war! Der fortschreitende Klimawandel brachte nicht nur Sturm und Überschwemmungen, sondern auch durch den Anstieg des Meeresspiegels häufige Erdbeben und Vulkanausbrüche. Das waren ja auch schließlich die Gründe dafür, dass sie im Gegensatz für die da draußen von ihrem Büro aus auf eine blühende Landschaft blicken konnte.

„Erinnerst du dich an unsere letzte Verabredung, Vera? Kannst du dich daran erinnern, wie lange ich damals auf dich gewartet habe!“, hatte ihr Partner draußen in der Welt sie dann am Ende des persönlich werdenden Gesprächs gefragt.

Und diese beiden Fragen hatte Vera in höchste Erregung versetzt. War es doch ihr beiderseitiger Code dafür, dass sie eine Mail mit höchst dringlicher Nachricht von ihrem Partner draußen in der Welt erhalten würde.

„Das muss eine wirklich dringende Nachricht sein, dass er mich zu dieser Maßnahme auffordert!“, denkt Vera Himmel-Stern also besorgt, aber auch gespannt.

Endlich kann sie sich aufraffen, um zu ihrem Schreibtisch an ihre Empfangseinheit zu gehen. Durch ihren roten, ledernen Overall kommt ihre sportliche Gestalt zur Geltung. Ihr langes blondes Haar bildet dazu einen interessanten Kontrast. Wie alle im Kibbuz trägt sie Kleidung, welche hier im Lebensbereich mit eigenen Mitteln hergestellt werden konnte.

Mit besonderer Sorgsamkeit schreibt sie zunächst einen Code auf der Tastatur und öffnet dann die angezeigte Mail.

„Das darf doch nicht wahr sein!“, murmelt sie dann mit irgendwie enttäuschter Stimme, als sie die Mail gelesen hat.

„Nun soll unsere langjährige Arbeit ohne Erfolg zu Ende gehen! Wie viele Jahre konnten wir unser Geheimnis, unsere wirkliche Absicht mit dem Kibbuz, verschleiern! Wir sind noch nicht so weit, um den letzten Schritt machen zu können! Und jetzt diese für uns schreckliche Nachricht!“

Bedachtsam löscht sie die Nachricht und lehnt sich weit auf ihren Stuhl zurück. Sie weiß, dass sie zunächst ihre Gedanken ordnen muss, bevor sie wegen der erhaltenen Information Maßnahmen ergreifen sollte.

„Wir haben einen Maulwurf in unseren Reihen!“, denkt sie sorgenvoll. „Eine Möglichkeit, über die wir zwar oft diskutiert haben, aber nicht wahrhaben wollten. Aber auf welchem Wege sonst konnten Nachrichten nach draußen dringen!“

Und dann huscht doch ein leichtes, irgendwie ironisches Lächeln über ihr Gesicht, als sie ihren Blick über die elektronischen Geräte in ihrem Büro schwenken lässt.

„Wie können wir uns über etwas beschweren, was wir draußen ebenfalls installiert haben!“

Vera Himmel-Stern lacht kurz auf, um nach einer kurzen Pause des Nachdenkens entschlossen auf eine der Tasten ihres elektronischen Gerätes zu drücken.

„Was ich nun benötige, sind die Informationen zu dem, was wir wirklich vorhaben!“

Ein Leben im Kibbuz

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