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3. Kapitel Das Kabinett

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In der Hauptstadt des Landes tagt das Kabinett der Regierung. Trotz intensiver Anstrengungen vieler Länder war es nicht gelungen, dem gesamten Europa die Regierungsmacht zentral zu übertragen. Die europäische Gemeinschaft war zu groß geworden, als dass man alle Länder wirklich unter einen Hut bringen konnte.

Die zunehmenden Probleme aus dem Klimawandel taten ein Übriges dazu. Auch die zunehmende Islamisierung, verbunden mit einer Klimabedingten Völkerwanderung, verhinderte ein weiteres Zusammenwachsen im europäischen Bereich.

„So, meine Damen, meine Herren. Noch ein wenig Geduld!“, sagt die Kanzlerin am Ende der Versammlung. „Bevor ich unsere heutige Sitzung schließe, habe ich noch einige Fragen zu diesem Kibbuz 2083.“

Die Kanzlerin, Frau Hertha Feiler, schaut ihre Kabinettsmitglieder in ihrer bekannten, ruhigen Art an und ihre Blicke verweilen dabei auf ihre Kollegen Heiner Brandt als Minister für Wirtschaft und Energie, Fritz Schmid, dem Innenminister und Karl Schober, den Minister für Landwirtschaft und Versorgung.

„Aber im Grunde brauche ich nur diese drei Herren!“, dabei auf die genannten Personen zeigend.

Die meisten der Kabinettsmitglieder nehmen diese Feststellung als Aufforderung, den kleinen Saal zu verlassen. Es fällt auf, dass der Verteidigungs- und der Außenminister in Uniform erschienen sind. Auf eine entsprechende Frage seitens der Kollegen meinten sie: „Im Grunde wissen wir nicht ob ein Krieg angefangen hat oder ob der schon wieder vorbei ist. Die Zeiten sind vorbei, dass sich Länder den Krieg erklärt haben. Man lässt terroristische Gruppen für sich den Krieg führen. Vertreterkriege sozusagen. Dabei braucht doch jedes Land ihre Soldaten dazu, um den Unwetterschäden Herr zu werden.“

„Das sehen wir auch so. Als ob wir nicht bereits Probleme genug hätten, mit dem Wetter, bzw. dem Klimawandel!“, war die Antwort gewesen.

Nachdem die meisten der Kabinettsmitglieder den Raum verlassen haben, wendet sich die Kanzlerin zunächst an Heiner Brandt.

„Heiner, meinst du, dass dieser Kibbuz zur festgelegten Zeit sein Ziel, eine Autonomie, erreichen kann?“

„Mir liegen keine gegenteiligen Informationen vor. Wenn die dort meinen, autonom leben zu können, also ihr so genanntes Ziel erreicht zu haben, besteht Meldepflicht! Man muss uns ja benachrichtigen! Und wir wissen eben nur, was man uns gemeldet hat.“

„Gut Heiner. Da bin ich für die nächste Zeit sehr gespannt. Bei Änderungen erwarte ich Informationen!“

„Wie sollen wir denn an Informationen kommen. Wir haben weder Möglichkeiten an ihr Intranet zu kommen, noch stellen sie irgendwelche Begebenheiten aus dem Kibbuz ins Internet.“

Die Kanzlerin wendet sich nun ihrem Innenminister zu: „Fritz, gibt es etwas zur Sicherheit des Kibbuz zu sagen?“

„Im Grunde eine ganze Menge. Aber das meiste ist ja bekannt. Dieser Kibbuz wird in der nächsten Zeit offensichtlich sein Ziel erreicht haben. Die Arbeiten zur Sicherung nach Außen – also zu uns - sind dort weit fortgeschritten. Verbrechen sind so gut wie keine bekannt. Es ist kaum mehr möglich, diesen Kibbuz einfach so zu betreten. Im Gegensatz zu den Kibbuzim, die noch nicht so weit sind und auf die immer wieder Überfälle von der Bevölkerung verübt werden. Mir macht nur eines Sorge: Die Muslimen drängen mit immer schärferer Form darauf, diesen Lebensbereiche betreten zu dürfen.“

„Darauf gehen wir gar nicht ein. Diese Lebensbereiche wurden von den Menschen dort ja auch wegen der Erhaltung des christlichen Glaubens und der abendländischen Kultur eingerichtet.“

Der Innenminister macht eine kurze Pause und meint dann: „Ich bitte zu bemerken, dass die Islamisten Partei bereits bei 20% liegt“, und wechselt dann seinen Blick auf seinen Kollegen Heiner: „Und wie ich weiß Heiner, ist deine geschiedene Frau in den Kibbuz 2083 übergewechselt.“

Das Gesicht des Angesprochenen ist versteinert, als er nur kurz antwortet: „Danke für die Information, Fritz!“

„Liefern diese Kibbuzim denn tatsächlich so viel Nahrungsmittel?“, will die Kanzlerin dann von ihrem Kollegen Karl Schober erfahren, der sofort darauf antwortet.

„Das ist schon erstaunlich, was so ein Kibbuz an Nahrungsmitteln hervorbringt. Die vertraglichen Lieferungen, also deren Überschüsse an landwirtschaftlichen Erzeugnissen, sind immer pünktlich. Da können wir bei dem vorherrschenden Klima nur froh sein, dass sich diese Kibbuzim gebildet haben. Auf irgendeine Art haben wir ja bekannter weise jedes Jahr mit einer Wetterkatastrophe zu kämpfen. Einmal sind es die Überschwemmungen, dann ist es die Dürre oder es sind die Stürme. Da sind wir schon sehr froh, dass wir diese so genannten autonomen Gebiete zur Unterstützung haben. Wir sind ja entweder damit beschäftigt Sturm und/oder Wasserschäden zu beseitigen oder im anderen Extrem, die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen.“

„Ja, danke. Ich denke, diese Kibbuzim waren damals eine vorausschauende und gute Idee, im Klimawandel ein wetterunabhängiges Leben führen zu können“, fügt die Kanzlerin hinzu, was den Minister Schober zur Äußerung veranlasst: „Mir wäre es am liebsten, wenn alle Kibbuzim bei uns im Lande zugänglich bleiben würden. Wir haben schließlich wegen des steigenden Meeresspiegels bisher bereits bis zu 20 km Land an den Küsten verloren!“

„Ich weiß“, seufzt die Kanzlerin. „Aber wir haben mit dem Kibbuz 2083 einen Vertrag zu deren Autonomie, den auch wir einhalten wollen. Schließlich haben wir meines Wissens von deren Technik und der landwirtschaftlichen Versorgung sehr profitiert!“

„Mir wäre es auch lieber, wenn dieser Kibbuz unter unserer Kontrolle bleiben würde! Wie jene in Asien, die tatsächlich ein Leben in den unwirtlichen Regionen erlauben. Warum die Kuh schlachten, wenn man sie melken kann?“, meint Heiner Brandt im Glauben, bei seinen Kollegen Zustimmung zu finden.

„Ich denke das reicht! Es ist alles gesagt. Vielen Dank meine Herren!“ Die Kanzlerin steht auf. Ein Zeichen für die noch anwesenden Minister: Die Sitzung ist beendet.

In seinem Büro angekommen greift der Minister Brandt hektisch zum DigiCom, als müsse er ein Gespräch führen, welches nicht für fremde Ohren gedacht wäre. Als sich nach kurzer Zeit der gewünschte Gesprächsteilnehmer meldet, redet der Minister sofort mit scharfer Stimme auf diesen ein: „Ist es wahr, dass meine Frau bei Ihnen im Kibbuz eingezogen ist?“

Die kurze Antwort ist nur: „Ja!“

„Warum melden Sie mir das nicht! Oder wollen Sie, dass ich mich wieder einmal um ihre Kinder kümmern soll?!“

Am anderen Ende der Leitung wird keine Antwort gegeben. Nur ein tiefes Einatmen ist zu hören.

„Sie melden mir in Zukunft jede Veränderung aus ihrem Bereich. Besonders solche, die mit dem Ziel und dem dazugehörigen Datum zu tun haben!“

Der Minister hat gerade hektisch die Verbindung unterbrochen, als sein Kollege Karl Schober sein Büro betritt.

„Wer hat dich denn rein gelassen…?“, zischt Heiner Brandt seinen Kollegen an.

„Na, na! Begrüßt man so einen guten Freund...?“, gibt der lachend zurück.

Die beiden Männer schauen sich etwas zu lange an, bevor Brandt fragt: „Was kann ich für dich tun?“

„Ich denke, wir sitzen im gleichen Boot. Wir beide wollen nicht, dass dieser Kibbuz sein Ziel erreicht. Ich kann dir dabei helfen!“

„Dann sitzen wir tatsächlich im gleichen Boot!“, grinst Brandt seinen Kollegen Schober an. „Da bin ich ja wirklich gespannt, was du mir da anbieten kannst!“

„Mich interessiert deren Technologie nicht. Dafür bist du zuständig. Mich interessieren nur die landwirtschaftlichen Produkte, die dieser Kibbuz zu liefern in der Lage ist. Wenn die mal ihre so genannte Autonomie erreicht haben, dann werden die wohl nur mehr für ihre eigenen Leute Nahrungsmittel erzeugen. Das halte ich für einen Blödsinn. Und deshalb muss dieser Kibbuz Bestandteil unseres Landes bleiben.“

„Sage ich doch! Wir sitzen im gleichen Boot. Ich will deren Technologie und du willst ihre Nahrungsmittel!“

Ein Leben im Kibbuz

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