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Bernd Schuster war mehr als unzufrieden. Es wollte ihm einfach nicht gelingen, Reinhold Lange irgendwie etwas nachzuweisen. Er tanzte ihm und der Polizei buchstäblich auf der Nase herum.

Bernd war von der Immobilienfirma Winter und Sohn offiziell beauftragt worden, dem skrupellosen Erpresser das Handwerk zu legen. Der Firmenchef selbst war unter Druck gesetzt worden. Hunderttausend Mark sollte er zahlen. Der Übergabeort und die genaue Zeit waren vereinbart gewesen, und er, Bernd Schuster, hatte endlich zugreifen wollen. Aber Lange, um keinen anderen handelte sich nach der festen Überzeugung des Privatdetektivs, musste den Braten gerochen haben. Jedenfalls war er nicht aufgekreuzt und hatte den Termin platzen lassen.

Dass Bernd in verdächtiger Nähe des Abfallkorbs, in dem Winter die Tasche mit dem Geld hatte deponieren sollen, einen windigen Taschendieb aufgegriffen hatte, mochte Zufall sein. Jan Peters schwor jedenfalls Stein und Bein, noch nie etwas mit einer Erpressung zu tun gehabt zu haben. Dass er sich für eine fast neue, weggeworfene Aktentasche interessierte, war schließlich kein Verbrechen. So dick hatte er es nicht, dass er an solchen Schätzen achtlos vorbeigehen konnte.

Bernd kannte Jan Peters als einen geschickten, wendigen Halunken und eiskalten Lügner. Vor einiger Zeit hatte er ihm mal kräftig auf die langen Finger klopfen müssen. Franziska hatte von ihm sogar, wie von allen Gaunern, mit denen sie zu tun bekamen, eine Karteikarte angelegt, in der die wichtigsten Daten festgehalten wurden, aber schließlich konnte er nicht alle Karteikarten auswendig kennen.

Er hegte die stille Hoffnung, dass vielleicht irgendwelche Verbindungen vermerkt waren, die über ein paar Umwege zu Reinhold Lange führten. Deshalb rief er Franziska im Büro an, damit sie nachsah, aber seine Mitarbeiterin meldete sich nicht. Bernd hatte Franziska mit einem Berg Arbeit zurückgelassen, der gut und gerne für zwei Tage reichte. Wieso war sie nicht im Büro? Und schließlich war Franziska schon seit langer Zeit mehr für ihn. Sie war nicht nur seine rechte Hand, sondern seine Lebensgefährtin. Aber die beiden versuchten stets, das Private vom Geschäftlichen strikt zu trennen.

Er überlegte, dass selbst eine so pflichtbewusste Sekretärin wie Franziska Jahn einmal für fünf Minuten verschwinden musste und dann nicht in der Lage war, den Telefonhörer abzunehmen. Deshalb versuchte er sein Glück nach einer Weile erneut, aber mit dem gleichen negativen Ergebnis.

Das wirkte sich auf ihn nicht gerade erheiternd aus. Er fasste Jan Peters ziemlich grob an, doch der kannte seine Rechte und warnte ihn vor Konsequenzen.

Bernd knirschte hörbar mit den Zähnen. Aber das half alles nichts. Er konnte Jan, der bei seiner harmlosen Version blieb, nichts anhaben. Wohl oder übel musste er ihn laufenlassen.

„Na warte, Bürschchen!“, murmelte er. „Ich werde dich im Auge behalten. Und wenn du in deinem ganzen verkorksten Leben auch nur ein Wort mit Lange gewechselt hast, bist du dran. Das verspreche ich dir.“

Um dieses Versprechen möglichst rasch einlösen zu können, setzte Bernd sich in seinen Mercedes und fuhr zum Büro zurück. Es kam nicht oft vor, dass er auf Franziska sauer war, aber diesmal gab er ihr die Schuld, dass er einen Fisch vom Haken hatte springen lassen müssen.

Seine Meinung änderte sich schlagartig, als er sein Büro betrat.

Im Vorzimmer, in dem Franziska Jahn residierte, traf ihn fast der Schlag. Sie lag über ihrem Schreibtisch, die Augen geschlossen. An der Stirn hatte sie eine Wunde, aus der Blut getropft war, die aber inzwischen verschorfte. In der Hand hielt sie krampfhaft den Telefonhörer.

Ihre Kleidung war arg in Unordnung geraten. Der enge, zitronengelbe Rock mit dem Seitenschlitz war in die Höhe gerutscht und gab ein paar klasse Beine frei. Die luftige, blaue Bluse war zerrissen.

Bernd fühlte voller Sorge ihren Puls und stellte erleichtert fest, dass er, wenn auch schwach, funktionierte.

Er untersuchte sie auf weitere Verletzungen und fand an ihrem Hinterkopf zwei ansehnliche Beulen. Jemand hatte sie niedergeschlagen.

Auch sonst sah es in dem Raum aus, als hätte eine wilde Horde gewütet. Sämtliche Aktenordner waren aus den Regalen gerissen und auf dem Fußboden verstreut worden. Papierfetzen lagen überall herum. Jemand hatte offensichtlich etwas gesucht.

Bernd hielt längst seine Pistole in der Hand. Noch wusste er nicht, ob sich die ungebetenen Besucher irgendwo versteckt hielten und nur darauf warteten, auch ihm eins überzubraten.

Er behielt die Verbindungstür zu seinem Büro im Auge, um vor unliebsamen Überraschungen sicher zu sein. Dann hob er Franziska vom Schreibtisch und bettete sie dahinter auf den Teppich. So lag sie, falls es zu einer Schießerei kam, in leidlicher Deckung.

Franziska stöhnte leise. Wahrscheinlich kam sie bald wieder zu sich.

Bernd näherte sich der Verbindungstür und entsicherte die Pistole. Lautlos drückte er die Klinke herunter, doch er gab sich keinen Illusionen hin. Wer auch immer für dieses Chaos verantwortlich war, er hatte ihn längst gehört, falls er sich nicht inzwischen wieder verdrückt hatte.

Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt und sah sofort, dass auch hier ein heilloses Durcheinander herrschte. Kein Blatt Papier lag mehr auf dem anderen. Der Wandsafe allerdings schien unberührt zu sein, obwohl er zweifellos entdeckt worden war.

Bernd nahm die Pistole in beide Hände, stieß die Tür mit dem Fuß auf und sprang in Combatstellung in den Raum, dabei kreiselte er herum, jeden Winkel wenigstens flüchtig in Augenschein nehmend.

Den Mann am Schreibtisch entdeckte er sofort. Der Kerl saß auf seinem Stuhl und beachtete ihn überhaupt nicht. Er schien sich ziemlich sicher zu fühlen.

Außer ihm befand sich niemand im Büro.

Bernd trat mit raschen Schritten an den Halunken heran. Dessen Revolver lag neben ihm, aber er griff nicht danach. Der Unbekannte war tot. Da gab es keinen Zweifel.

Tödlicher Gin: Berlin 1968 Kriminalroman Band 31

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