Читать книгу HIPPIE TRAIL - Band 1 - Wolfgang Bendick - Страница 8
AUTOPUT
ОглавлениеJe weiter die Straße führte, desto schlechter wurde sie. Klar, es waren zu 90 % türkische Gastarbeiter, die diese benutzten. Warum sollten die Jugoslawen sie instand halten? Würde jeder heimfahrende Türke die Schubkarre auf dem Autodach voller Teer haben und diesen in die Löcher schütten, würde diese Straße, die auf den Karten als Autobahn ausgewiesen war, zumindest einer Schnellstraße gleichen! Aber die Schubkarren waren leer. Vielleicht war es das, was die Zöllner suchten: Teer für die perforierte Straße! All diese Löcher, das ging in die Arme! Das ging in die Federung! Nein, das überging die Federung. Sie schlug glatt durch! Ich versuchte, den tiefsten Löchern auszuweichen. Mit dem Erfolg, dafür in zwei andere zu geraten! Und jedes Ausweichmanöver war außer Lenken auch Bremsen und Gas geben. Je nachdem, wie herum man das Loch umfahren wollte. Da waren die Autos klar im Vorteil. Aber nicht immer. Hier und da standen welche hochbepackt am Straßenrand. Leute standen oder saßen darum herum und schauten auf das Beinpaar, das darunter herausragte. Willkommen im Land der Schrauber! Der Autoput, wie dieser Boulevard heißt, hatte es in sich. Bedeutet das auf Deutsch Autobahn oder heißt das ‚Auto (ka)putt‘? Er knackte selbst LKWs aus Kruppstahl! Es brauchte keine Markierungspfosten. Es säumten genügend Autowracks die Straße, überschlagen oder ausgebrannt. Erst fehlt nur ein Rad. Dann alle. Später verschwinden Sitze, Scheiben, der Motor. Wenn dann der Besitzer nach drei Tagen mit einem Abschleppwagen aus Istanbul zurückkommt, hat er die freie Wahl zwischen den hunderten von Gerippen. Aber auch Reste von Autobussen liegen da, Lastwagen, zumindest deren letzte unverwendbaren Reste. Je weiter man nach Osten kommt, umso mehr Wracks begrenzen die Straße. Hier ist der TÜV überflüssig. Ein paar hundert Kilometer auf dem Autoput zeigen, welches Fahrzeug verkehrstüchtig ist. Eine Mittellinie existierte meistens. Doch durch die vielen Schlaglöcher sah man nicht, ob sie durchgehend war oder unterbrochen. Überholen war auf jeden Fall unmöglich. Doch immer wieder wagten es einige Deprimierte. Meist endete das Manöver dann auf dem Dach in einer staubigen Wiese oder als komprimiertes Blechpaket. Die türkischen Fahrer hatten, um dem entgegenzuwirken, an ihren Innenspiegeln Fähnchen mit Koransuren hängen. Diese, wenn sie die Gefahr schon nicht bannen konnten, verdeckten sie zumindest vor dem Blick des Fahrers. „In’ch Allah!“
Je weiter man nach Osten kommt, desto mehr verändert sich auch die Landschaft. Es wird trockener, ab und zu liegt da auch ein Pferdegerippe oder ein toter Hund am Straßenrand. Die typischen Ziehbrunnen mit dem langen, himmelwärts weisenden Hebelbaum ragen aus der Ebene empor.
Ich musste mich derart auf die Straße konzentrieren, dass ich von der Landschaft nur Momentaufnahmen mitbekam. Ich war überreif für eine Pause. Doch musste ich zuerst einen geeigneten ‚Standort‘ finden, weit genug von der Straße entfernt, damit niemand in mich reinjagte, und auch mit Neigung in Abfahrrichtung. Und solche Plätze waren knapp in dieser Ebene! Endlich konnte ich weit genug rechts ranfahren und zog todesmutig den Schlüssel ab. Seit dem Losfahren hatte ich, soweit es die Fahrerei zugelassen hatte, über die nicht brennende Ladekontrollleuchte meditiert. Ich rannte zehn Mal um mein Gefährt herum, machte ein paar schmähliche Liegestütze. Ein Schluck Limo, dann eine gemütliche Pfeife, während nicht weit von mir die Motoren und Hupen dröhnten. Dann musste ich wieder den Tatsachen ins Auge sehen! Ich schraubte den Scheinwerfer auf. Wechselte das Kontrollbirnchen. Es war kaputt. Aber trotzdem hätte die Lichtmaschine die Batterie aufladen müssen! Also war entweder der Regler defekt oder die Lichtmaschine, oder beides. Ohne Licht kann ein Motor, nur auf Batterie, einige Stunden laufen. Ich könnte also noch bis Belgrad kommen. Auf jeden Fall darf ich mein Gespann nicht irgendwo an dieser Straße stehen lassen. Das wäre sein sicheres Ende! Ich leere den Kanister in den zu kleinen Tank. Dann lass ich langsam anrollen. Nach einer Reihe von Fehlzündungen, ein Elefant muss ja auch mal verdauen, setzt er sich in Bewegung. Weiter geht’s!
Beding durch die vielen Löcher wankt die Maschine hin und her. Der Lenker zerrt an meinen geschundenen Armen. Nie wieder Gespann und Autoput! Doch diese Gefahr besteht nicht, gibt es doch für mich kein Zurück. Ich drehe den Lenkungsdämpfer fester. Das mildert zwar etwas das Rucken. Nur bedarf es auch mehr Kraft zum Lenken und hindert an einem schnellen Reagieren. Dadurch, dass das Seitenwagenrad etwas vor dem Hinterrad des Motorrades lief, war es kein gleichmäßiges Durch-die-Löcher-Fahren, wie bei einem Auto, erst vorne, dann hinten. Es war ein erst Vorne, dann Seite, dann Hinten. Ging es rechts nach unten, ging es oft vorne schon wieder hoch, und wenn es dann hinten nach unten ging, war vielleicht vorne ein neues Loch und der Seitenwagen sprang hoch oder schlug voll durch. Es gab unendlich viele Varianten des Auf-und-Nieders, anders als auf dem Meer, wo eine Regelmäßigkeit vorherrscht. Die Straßenplaner hatten hier ohne Plan gearbeitet. Ich torkelte weiter, für Stunden. „Immer wieder auf und nieder, hammer‘s erst gestern gmacht, machmer‘s au heit“, sang ich dabei so laut ich konnte, und stellte mich auf und setzte mich je nach Text, um mein wundes Hinterteil zu entlasten und die Beine vorm Einschlafen zu bewahren. Wurde ich davon so heiser, dass ich fast die Stimme verlor, oder war es der feine Staub? Jedenfalls wickelte ich mir bald den Schal, den ich um den Hals trug, vor den Mund.
Mein Gespann ächzte in allen Nähten. Ich musste anhalten. Ich verzichtete sogar auf meine Pfeife. Ich hatte so schon genug Dreck im Mund. Ich zog alle sichtbaren Schrauben nach. Am meisten Spiel hatte die Seitenwagenbefestigung am Rahmen, eine Art Klauen, die um Kugeln fassten. Gelöst hatten sich die Schrauben nicht. Es war eine Ausweitung, eine Materialstreckung! Die Speichen prüfte ich erst gar nicht. Die sollten bis Belgrad durchhalten! Die Vorderradgabel machte sich anfangs gut. Ich tauschte regelmäßig meine improvisierten Ölabstreifer aus. Es roch nach Benzin. Der Kanister konnte es nicht sein, der war schon lange leer. Ich suchte an allen Leitungen und Vergasern nach einem Leck. Nichts! Doch dann sah ich es: wie ein dünner Film lag es beidseitig auf der Vorderseite des Tanks. Ich wollte es mit dem Taschentuch wegwischen. Es kam wieder. Ich schaute ganz genau hin. Nicht weit von der Tankbefestigung hatten sich Haarrisse gebildet. Ich leistete mir einen Kaugummi, spielte eine Weile Kuh. Soll außerdem gut sein, sich das Rauchen abzugewöhnen… vielleicht klappt’s? Dann putze ich schnell das Benzin von den Rissen und schmiere die Pampe drauf. Vorerst kann’s weitergehen!
Eine Schafherde am Straßenrand. Wo ist der gute Hirte? Ich hupe beim Näherkommen. Was ist das? Die Hupe krächzt so eigenartig. Das kann nur heißen, dass die Batterie wieder leer ist, sagen wir mal lieber: fast leer! Man muss positiv bleiben. Also: „ganz schöne Scheiße!“ Mir ist elend zumute. Hoffentlich komme ich noch bis Belgrad! Nichts Schlimmeres könnte mir passieren, als auf dieser Höllenstrecke zu stranden! Ein schwacher Trost: die Straße wird besser. Ein Zeichen, dass ich mich der Hauptstadt nähere. Wenn mein Elefant wüsste, dass seine Schrittmacherbatterie dem Ende zugeht!
Und dann sehe ich sie vor mir, wie sie sich majestätisch auf ihrem Hügel erhebt, die vielbesungene Stadt Belgrad! Das Lied vom Prinz Eugen kommt mir in den Mund, als ich auf einer der vielen prächtigen Brücken die breite, behäbige Donau überquere. „Man sah zur Rechten und zur Linken je einen halben Türken niedersinken…“ Für all die herrlichen Bauwerke, Denkmäler und Plätze habe ich jetzt keinen Blick. Wonach ich Ausschau halte, ist ein unscheinbares weißes Schild mit der Aufschrift „Camping“. Denn hier am Fluss zu lagern, und ein Feuerle zu machen, war schon zu Eugens Zeiten gefährlich. Außerdem lösen sich meine Tankkaugummis langsam in Wohlgefallen auf. Zum Glück ist der Tank fast leer, als ich ankomme, und noch größeres Glück: der Campingplatz liegt auf einem Hügel!
Die Karre geht schier von selber aus. Mein Elefant ist ebenso erschöpft wie ich. Ich rolle das Zelt aus und lege mich erst mal so darauf. Es ist eh kaum jemand da. Mir klingelt es in den Ohren, mir ist, als bewege ich mich immer noch in der tosenden Brandung des Autoput…
Bei Laternenbeleuchtung stelle ich mein Zelt auf. Ich bin zu erledigt, um noch zu kochen. Nicht weit vom Zeltplatz finde ich eine Pizzeria. Mir brummt der Kopf. Vom Fahren und wegen des Motorrades. Wie soll das weitergehen? „Hätte ich nur die BMW behalten!“, sage ich mir - nicht zum ersten Mal. Aber wer weiß, was da alles passiert wäre… Nachher ist es leicht, schlauer zu sein. Vielleicht ist das mein Schicksal. Erst mal voll durch die Scheiße! Von jetzt an kann es ja nur noch besser werden! Bevor ich schlafen gehe, stecke ich noch das Ladegerät mit der leeren Batterie im Waschraum in die Dose. Und jetzt endgültig Feierabend!
Trotz aller Sorgen schlafe ich tief und lang. Ich nehme mir vor, mindestens zwei Tage hier zu bleiben. Oder länger, falls die Karre nicht richtig läuft. Nach dem Frühstück hänge ich die andere Batterie an, und beginne mit dem Schrauben. Als erstes baue ich den Regler aus und baue einen der Ersatzregler ein. Mit Schmirgelpapier schleife ich die Leckstellen im Tank und schmiere Kunstharz drauf. Zum Glück ist er leer genug und die Risse siffen nicht. Ich schaue mir den Unterbrecher an. Oje, völlig verbrannt! Ich will ihn tauschen, doch die Ersatzunterbrecher, obwohl in Originalschachtel, sind genauso hinüber. Ich nehme einen als Muster und suche einen Laden. Vorher muss ich erst noch Geld tauschen. Zum Glück gibt es den entsprechenden. Zugleich kaufe ich ganz feines Schmirgelpapier, um den alten Regler aufzumöbeln. Dann die Zündung einstellen. Gar nicht so einfach ganz alleine, ohne Stoboskoplampe, nur mit Draht und Glühbirne, frei nach Daumen und Schwungradmarkierung. Dann Probelauf. Wider Erwarten springt die Maschine an. Doch die Ladekontrolle erlischt nicht. Ich fahre gleich Tanken. Zurück am Camping, der Motor noch warm, lasse ich alle Öle ablaufen. Der letzte Wechsel liegt zwar erst 1300 Kilometer zurück, aber der Zustand der Öle gefällt mir nicht. Vorsichtshalber baue ich die Ölwanne weg und reinige die Siebe und Filter. In der Wanne ist in den Ecken ein silbriger Bodensatz. Ich checke das Ventilspiel. Stimmt soweit. Ich baue den alten Regler wieder ein, nachdem ich die Kontaktflächen leicht geschmirgelt habe. Erneuter Probelauf. Jetzt geht alles. Also ist der Ersatzregler auch kaputt. Soll ich ihn gleich wegwerfen, oder versuchen, ihn funktionsfähig zu machen? Auf die 300 Gramm kommt es jetzt auch nicht mehr an…
Die zwei Tage Pause erweisen sich fast als zu kurz. Das Hinterrad ist so hinüber, dass ich beschließe, ein anderes einzubauen, und die paar noch heilen Speichen auszubauen, um wieder Ersatzspeichen zu haben. Mit einer Feile mache ich eine Kerbe in den Hinterradantrieb, damit das austretende ÖL besser abläuft und nicht so leicht in die Bremse gelangen kann. Die Hinterachsfederung hat auch Spiel bekommen. Hoffentlich schlägt sie nicht weiter aus! Mit Entsetzen sehe ich, dass die Kugelköpfe der Seitenwagen-befestigung am Motorradrahmen Risse zeigen. Sind diese hart angelötet oder geschweißt? Das kann ich alleine nicht beheben. Im Moment versuche ich mir lieber einzureden, dass das noch lange halten kann. Ach ja, auch die Scheinwerferbefestigung an der Gabel ist bis zur Hälfte eingerissen, wohl durch die Vibrationen im Laufe der Jahrzehnte. Das, was ich da vor mir stehen habe, ist kein Elefant, das ist ein Mammut! Und die Lenkerbefestigung hat so viel Spiel bekommen, dass der Lenker sich dreht. Zum Glück habe ich das feine Schmirgelpapier zum unterlegen! Fast noch hätte ich die gebrochene Tachowelle vergessen. Aber die ist ja nicht unbedingt nötig zum Vorwärtskommen. Höchstens um in 1 ½ Jahren den Kumpels die 50.000 zurückgelegten Kilometer zu beweisen. Da wiehert sogar mein treues Mammut!
Die Straße hat uns wieder. Man kann das ohne Lüge Straße nennen. Um Belgrad herum ist alles neu, richtig europäisch. Mein Muskelkater ist weg. Meine Arme sind wieder geschrumpft. Der Motor blubbert. Was noch? Ach ja, die Sonne scheint! Die Welt ist (fast) wieder in Ordnung. Den letzten kleinen Zweifel habe ich in die hinterste Schublade meines Hirnkasterls verbannt. Ich fahre nicht sehr schnell. Bisweilen ist die Straße als Autobahn ausgebaut oder als Schnellstraße. Der Verkehr ist deshalb flüssig. Ich entdecke eine völlig neue Landschaft mit den Ziehbrunnen darin, hier und da weiden Ziegenherden oder eine Herde Schafe. Manchmal überquert eine wie eine flutende Welle die Straße, mehr oder weniger getrieben von Kindern, die mit Steinwürfen den Tierstrom zu lenken versuchen. Manchmal verfehlt ein Stein die Richtung und fliegt in Richtung Autos. Wenn diese dann hupen oder wegen der kaputten Scheibe anhalten, sind die lachenden Kinder schon weit weg, und langsam folgt ihnen die Herde.
In meinen Pausen (ich schraube nicht immer) sitze ich seitlich auf der Sitzbank, schmauche meine Pfeife, höre Musik auf meinem Weltempfänger. Diese klingt mit jedem Tag orientalischer. Deutsche Sender gibt es nur noch auf Kurzwelle. Nicht weit von mir sehe ich ein Zigeunercamp. Öfters schon hatte ich welche am Straßenrand gesehen, mit ihren kleinen Wägelchen, von kleinen Pferdchen oder Eseln gezogen. Diese hier haben ihr Lager aufgeschlagen. Bunte, kleine, einachsige Planwagen. Töpfe hängen seitlich daran, Werkzeuge, Bündel. Es sieht aus, als sei es ein miniaturisierter Wanderzirkus. Planen sind aufgespannt, ein paar Schafe suchen in der spärlich bewachsenen Landschaft ihre Nahrung, die Pferde weiden, mit einer langen Leine angepflockt. Ich beobachte ihr Treiben. Doch sie beobachten mich auch. Schon bin ich von einer Schar in bunte Lumpen gehüllter, halbnackter Kinder umgeben, die mich mit ihren großen Augen anschauen! Braune Gesichter, wirre schwarze Haare, die der Mädchen oft zu vielen kleinen Zöpfchen, mit bunten Perlen darin, geflochten. Alle laufen barfuß. Die Größeren tragen die Kleinen auf dem Rücken. Sie lächeln mir zu, flüstern lachend miteinander. Wie sind die schön! Ein paar magere Hunde sind ihnen gefolgt und beäugen mich misstrauisch. Ein größerer Junge löst sich aus der Gruppe und kommt etwas näher. „Inglish?“, fragt er. „German, Alman!“, antworte ich. Er dreht sich um und erklärt den Kleineren stolz, was er erfahren hat.
Von den Feuern im Camp steigt leichter Rauch auf. Es muss auf Mittag zu gehen. Langsam trauen sie sich etwas näher. Bald stehen sie im Kreis um mich herum. Die Mutigsten fassen das Motorrad an. „Stanbul?“, fragt der Große. „India“, antworte ich. Er versteht nicht ganz. Ich stehe auf und zeige auf die Weltkarte auf dem Seitenwagen. „Alemania“. Ich zeige mit dem Finger dahin, wo ich herkomme. Dann „Beograd“, von wo ich heute weggefahren bin. Dann auf Istanbul und Indien und Australien, Amerika und nenne die Namen. Verstehen sie? Jedenfalls drängen sie sich um die Weltkarte und der Größere versucht ihnen zu erklären, wo Istanbul liegt und Indien. Ich sollte weiter. Ich sage „good bye!“, und winke mit meiner Hand. Sie verstehen und machen etwas Platz. Ich will starten. Nichts rührt sich. Der Motor streikt. Bevor ich wieder ins Schwitzen komme, haben sie kapiert. Sie haben nur Pferdewagen, merken aber gleich, dass hier ein Problem vorliegt. Unter Anweisung des Großen stellen sich alle hinten an und schieben mit voller Kraft. Das Gefälle macht den Rest. „bye bye!“, rufen sie und rennen mir hinterher. „Thank you!“, rufe ich. „Thank you! Thank you!“, hallt ihr Echo hinter mir nach. Sie winken, die Kleineren hüpfen vor Spaß. Der Motor wacht auf und übernimmt den Antrieb. Am liebsten würde ich diese fröhliche Meute in den Seitenwagen laden. Sie wären mir nützlicher als ein Anlasser…
Am Nachmittag passiere ich Nis. Hier verlasse ich den Autoput, die Transitstrecke, die über Sofia nach Istanbul führt, und biege südlich in Richtung Skopje ab. Plötzlich ist kaum noch Verkehr. Das tut gut! Aber die Straße ist in weniger gutem Zustand. Ich habe diese Route gewählt, weil für Bulgarien ein Transitvisum nötig ist, welches 30 Mark kostet. Auch habe ich gehört, dass man mit langen Haaren nicht einreisen kann. Reisende, die in Sofia den Zug verlassen hatten, um sich etwas auf dem Bahnsteig die Füße zu vertreten, wurden von der Polizei verhaftet und mit Gewalt geschoren. Typisch Ostblock, mit Gewalt eine Gruppe Andersgesinnte, diesmal die Hippie- und Antikriegsbewegung, zu unterdrücken. Ich kenne viele in Deutschland, die es gerne ebenso machen würden…
Ich hatte in Belgrad erfahren, dass zwischen der Türkei und Griechenland wieder einmal Krieg war. Diesmal ging es um Zypern, die Mittelmeerinsel, die halb griechisch und halb türkisch war. Jeder wollte die ganze Insel für sich, obwohl die Bevölkerung wohl lieber unabhängig gewesen wäre. Es könnte sein, dass die Grenze bei Edirne zur Türkei zu ist. Auf jeden Fall für Türken. Und für Deutsche? Man würde ja sehen… Erst mal nach Thessaloniki.