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DAS DILEMMA DER FACHHOCHSCHULEN UND UNIS
ОглавлениеNachholen lässt sich das in der Schulzeit versäumte Wissen an Unis und Fachhochschulen auch nicht mehr so einfach. Wenn wir deren Absolventen bei uns in Graz zu Bewerbungsgesprächen einladen, tun sich Abgründe auf. Sie können philosophische Abhandlungen über Medienethik halten, aber wie sich mit den sozialen Medien Geld verdienen lässt, wissen sie nicht ansatzweise.
Zudem ist ihr Wissen meist drei bis fünf Jahre alt. In einem sich dynamisch entwickelnden Bereich wie dem der sozialen Medien sind drei bis fünf Jahre eine Ewigkeit. Ich habe Lehrbücher gesehen, mit Screenshots, die es so schon lange nicht mehr geben kann. Das ist etwa so, als würden Schüler an Landwirtschaftsschulen heute lernen, wie sich Felder mit Holzpflügen bestellen lassen.
Ich unterstelle den Universitäten und Fachhochschulen weder Ignoranz noch Unfähigkeit. Den meisten ist das Problem mangelnder Aktualität und Praxisbezogenheit ihrer Ausbildungen bewusst und sie versuchen ihr Bestes, es zu lösen. Sie kommen zu Unternehmern wie mir und laden sie als Vortragende ein.
Ich habe einige dieser Einladungen angenommen, bin aber zurückhaltend geworden. Der Zeitaufwand ist groß, die Stundensätze sind niedrig und das ganze Bildungssystem ist so aufgesetzt, dass auch ausgeprägtes unternehmerisches Sendungs- und Verantwortungsbewusstsein kaum auf fruchtbaren Boden fällt.
Der Grundfehler besteht darin, digitale Studienrichtungen genauso aufzusetzen wie ein Studium der Rechtswissenschaften oder der Betriebswirtschaftslehre. Bei letzteren beiden Studienrichtungen funktioniert das System. Hier ändern sich die Inhalte nur langsam und auf vorhersehbare Weise. Es hat deshalb Sinn, theoriebezogen zu lehren.
Doch Facebook, Instagram, YouTube oder Pinterest brauchen nur ihren Algorithmus zu ändern, und schon müssen alle Lehrbücher über Social-Media-Marketing neu geschrieben werden. Die Ausbildungen hier müssen deshalb viel flexibler, dynamischer und vor allem viel praxisbezogener sein.
Wir haben inzwischen notgedrungen unser eigenes dreimonatiges Trainee-Programm in Form einer Akademie entwickelt, mit Kursen, die vor Ort bei uns in Graz und online stattfinden. Wir bilden damit nicht nur unsere eigenen Leute aus und fort, sondern auch die Social-Media-Manager der Unternehmen, die wir betreuen.
In Zukunft werden wir diesen Kurs und die damit verbundene Ausbildung zum Social-Media-Manager auch entgeltlich anbieten. Das ist für mich eine bessere Art, unternehmerisches Sendungs- und Verantwortungsbewusstsein auszuleben, als an etablierten Bildungseinrichtungen zu lehren. Außerdem habe ich dabei immer die Perspektive, die alle Unternehmer im Social-Media-Bereich bei all ihren Projekten haben: Wer weiß, was aus unserer kleinen Akademie noch alles wird.