Читать книгу Mysterium Blockchain - Wolfgang Dirnberger - Страница 13
ALLES NUR BANANE II
ОглавлениеDu und ich sitzen auf einer Wiese und wir genießen den Tag. Die Sonne scheint und ich zeige dir eine virtuelle Banane des Graffiti-Künstlers Banksy auf meinem Smartphone. Keine digitale Banane, kein Foto einer Banane, eine virtuelle Banane. Eine Idee einer Banane. Wie man eine virtuelle Banane zeigen kann, überlasse ich jetzt einmal deiner Phantasie. Du fragst mich freundlich um die Banane und ich gebe dir die Banane gerne. Nun hast Du die Banane und ich habe keine mehr.
Wirklich?
Hatte ich diese und genau diese Banane wirklich? Wurde diese Banane wirklich von Banksy geschaffen? Ist diese Banane nun wirklich deine, nur deine, also in deinem Besitz? Wie kannst Du wissen, dass ich diese Banane nicht auch schon gestern Angela und Donald gegeben habe oder anderen Freunden? Vielleicht habe ich auch ein paar Kopien gemacht oder sie auf einer Social-Media-Plattform gepostet und eine Million Menschen haben sich die Banane heruntergeladen und … gibt es in diesem Fall nur eine Banane und von dieser Millionen von Kopien oder Millionen von Bananen?
Die Identifizierung dieser einen virtuellen Banane und der Tausch, Verkauf oder die Schenkung dieser einzigartigen ganz bestimmten virtuellen Banane von Banksy scheint komplizierter als der Tausch, Verkauf oder die Schenkung einer physischen Banane. Phänomenale technische Errungenschaften wie die Digitalisierung werden bei diesem Beispiel kontraproduktiv.
Kim Kardashian nimmt das 36.857ste Foto von sich oder eines ihrer Körperteile auf, postet das Foto, meistens kombiniert mit grandiosem literarischen Text und Sekunden später können Millionen von begeisterten Followern kommentieren, kopieren, teilen, was auch immer. Toll. Bin auch begeistert. Doch bei unserer Banane von Banksy oder bei Geld oder anderen Werten wollen wir das eigentlich nicht. Doch wie soll das gehen? Die Digitalisierung ermöglicht das millionenfache Kopieren ein und derselben Datei, solange Speicherplatz vorhanden ist. Niemand auf dieser Erde kann genau sagen, wie viele Körperteil-Fotos von Kim in diesem Moment existieren. Diverse Social-Media-Plattformen wissen zwar ganz genau, ob Du dir diese Fotos ansiehst, wie lange Du dir diese Fotos ansiehst, ob Du diesen Fotos ein „like“ gibst, ob Du diese Fotos weiterleitest, doch als Store of Value, Wertespeicher oder Tauschobjekt sind diese „Kunstwerke“ eher ungeeignet. Warum reden wir an dieser Stelle von Bananen? … und Kim-Fotos?
Das schwierigste Problem bei der Kreation von digitalen Werten war in der Cyber-Welt immer die größte Herausforderung, bekannt unter der Bezeichnung „double spending problem“ (das Problem des doppelten Ausgeben oder Versenden). Wie kann ich in der virtuellen Welt sicher sein, ob ein digitaler/ virtueller Wert existiert, ein digitaler/virtueller Wert seinen Besitzer wechselt und /oder der gleiche Wert nicht unzählige Male verwendet wurde/ wird. Der Ausdruck „digitaler Wert“ wie „digitales Geld“ schafft in unserer heutigen Denke eine Art Oxymoron, eine Formulierung aus zwei sich widersprechenden Begriffen (wie: alter Knabe). Solltest Du mich jetzt nicht verstehen, kein Problem! Dazu ist dieses Buch da. Die Ungeduldigen unter euch können auch ein Körperteil-Foto von Kim aus dem Netz herunterladen, auf einem Stick speichern, in einem Supermarkt den Einkaufswagen mit Waren voll packen und versuchen den „Einkauf“ an der Kassa mit digitalen Kim-Fotos zu bezahlen.
Beim Wort „digital“ denken wir sofort an Fotos, Files, Filme, Programme, die man natürlich jederzeit laden, vervielfältigen, speichern, senden und streamen kann. Digitale Werte hingegen sollten das auch können, aber nicht jederzeit zu vervielfältigen sein, sonst sind es keine „Werte“!
Natürlich wissen wir alle zu Zeiten des Online Bankings, dass Geld auch in elektronischer Form, also digital existiert. Wenn unser Konto 1.000,– Euro aufweist, können wir jederzeit 1.000,– Euro an XY überweisen. Doch es braucht eine Art Aufpasser, es braucht Regeln, eine Bank, ein Konto, Buchhaltung, einen E-Banking Zugriff, Internetzugang, Benutzername und Passwort, IBAN-Nummer des Empfängers, es braucht eine Währung, die einen „Wert“ hat, eine Zentralbank, einen Staat, eine Regierung und so weiter.
Zusammengefasst braucht es eine Institution, einen Schiedsrichter, eine obere Instanz, welche die Regeln festlegt.
Cypherpunks und Kryptographen haben sich über Jahre damit beschäftigt, dieses Problem zu lösen. Keine der Lösungen konnte sich durchsetzen. Bis zum 3. Jänner 2009.
Doch machen wir an dieser Stelle einmal weiter mit unserer Geschichte, um zu sehen, wo die uns hinführt:
Nehmen wir an, Banksy sprayt eine Banane auf einen Karton, fotografiert die Banane digital, verbrennt den Karton danach und die einzige existierende Bilddatei der Banane wird in einem Journal/Kassabuch vermerkt/ gespeichert. Dieses Journal/Kassabuch ist nichts anderes als eine digitale Datenbank. Eine Datenbank mit einer Datei.
Gleichzeitig legt der Künstler ein Reglement fest, welches mit der virtuellen Bananengeschichte in der digitalen Datei fest verbunden ist. In diesem Reglement (white paper) von Banksy legt der Künstler fest, ob und wie Bananen entstehen, praktisch geschöpft werden. Wieviele dieser Bananen in Zukunft insgesamt existieren werden, wie das Netzwerk funktioniert, wer teilnimmt usw. Banksy entscheidet in unserem Gedankenmodell, es wird auf immer und ewig 1000 Stück dieser Banane geben (ähnlich einer Auflage eines Drucks oder einer Skulptur). Aber Achtung: nicht eintausend Dateien, nicht eintausend Jpegs, nicht eintausend Files, nicht eintausend Dateien mit jeweils einer Banane! Es gibt nur eine Datei, ein Journal mit der Information: hier ist ein Konzept mit 1.000 Bananen, welches über die Zeit und unter bestimmten Bedingungen und mit einem bestimmten Aufwand 1000 Bananen erschafft.
Banksy legt in seinem Reglement (white paper) fest, ob eine Banane geteilt werden darf, in wie viele Teile, wie die Banane oder Teile davon weitergegeben werden und wie alle zukünftigen Transaktionen zwischen allen zukünftig interessierten Parteien in dieser Bananengeschichte funktionieren werden. Und alles wird immer in dieser einen Datei, in diesem einen Journal gespeichert. Eine Datei, ein Journal, welches immer in Echtzeit auf den neuesten Stand gebracht wird, versehen mit einem Einverständnismechanismus, den Konsens. So hat jeder Teilnehmer des Netzwerks immer die gleiche Information.
(an die kopfschüttelnden Expertinnen und Experten: das ist eine Geschichte, verwirrende technische Details folgen später).
Da wir hier an einer ersten Schlüsselstelle sind, möchte ich ganz bewusst verschiedene Gedanken anmerken. Banksy und die Bananen sind nur ein Beispiel, eine Denkkonstruktion, um sich ein inneres Bild zu machen. Wir könnten auch René Magritte’s Bild „Der Sohn des Menschen“ nehmen (aufrechtstehender Mann mit Mantel, roter Krawatte, Melone auf dem Kopf und grünem Apfel im Gesicht, na?). Wir könnten auch Raffaels „Sixtinische Madonna“ nehmen, die im Zwinger in Dresden zu Hause ist oder die viel berühmteren beiden Engel, die am unteren Ende des Bildes so herrlich gelangweilt nach oben blicken und auf Millionen von Tassen, Teller, Poster und T-Shirts gedruckt wurden, na? Wir könnten auch einen Hund nehmen (ach nein, das gibt es bereits in Form von Dogecoin) oder wir nennen das Projekt Solidus, wie die römische Münze, welche mehr als tausend Jahre als Leitwährung im Mittelmeerraum und ganz Europa galt und deswegen auch als „Euro“ des Mittelalters bezeichnet wurde. Oder wir nennen unser Konzept BitCoin, aus Bits und Bytes und Coin für Münze. Der Name ist nicht wichtig. Es ist und bleibt immer nur ein Konzept, eine Geschichte, ein White Paper und eine Datei.
Im Falle von Bitcoin wurde diese Geschichte allerdings zum am schnellsten wachsenden Wert in der Geschichte der Menschheit!
Wie wird diese Initiative nun gestartet? Wie entsteht das Netzwerk? Wer nimmt daran teil und wozu?
Wie ist es möglich, dass innerhalb von 9 Jahren für eine einzige solche Banane, wie BITCOIN fast 20.000,– Dollar bezahlt wurden. Und wir reden hier nicht von einem Gemälde von Michelangelo, wir reden von einem real nicht existierenden virtuellen Bitcoin. Einem von 21 Millionen.
Echt jetzt!
Jetzt brauchen wir Blockchain!